Название: Der Lustmörder
Автор: Horst Bosetzky
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783955520052
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«Nein, es war ja im Flur alles dunkel. Nur im Schlafzimmer brannte Licht. Also, stämmig war er, Borstenhaare hatte er, und sah so aus wie ein Soldat. Er hatte wohl eine Uniformjacke an.»
«Det is ja schon ’ne janze Menge», sagte Galgenberg. «Und möglicherweise det berühmte Licht am Ende des Tunnels.»
«Sie haben sicherlich gehört, dass es schon vier ähnliche Taten oben im Norden gegeben hat», sagte Kappe.
«Ja, meine Frau und ich, wir trauen uns ja kaum noch, Hand in Hand durch ’n Wald zu gehen, wir …»
Der Oberarzt riss Kappe geradezu vom Stuhl und drängte ihn zur Tür. «Jetzt ist aber endgültig Schluss hier! Keine Plauderei mehr!»
Kappe bedankte sich sowohl bei Schulz als auch bei dem Mediziner und verließ die Charité auf dem schnellsten Wege. Galgenberg war kaum in der Lage, ihm zu folgen.
«Immer sachte mit die jungen Pferde!», keuchte er. «Und wat nu?»
«Wir sind doch noch am Dohnensteig mit Dr. Kniehase verabredet.» Der war mit seinen Leuten draußen, um zu sehen, ob sich bei Tage etwas finden ließ, das sie weiterbrachte.
«Det hat doch inzwischen wieda jeschneit», wandte Galgenberg ein, in der Hoffnung, damit der Weltreise nach Hermsdorf zu entgehen.
Kappe lachte. «Denn es ist Drang, und so ist’s Pflicht.»
«Ick kenne nur: ‹Dicker Drank macht fette Schweine›», sagte Galgenberg. «Aba wat den jeistigen Nährwert anbetrifft, so läuft et wohl uffs Jleiche raus.»
Die Frage, wie man vom Bahnhof Friedrichstraße am besten nach Hermsdorf kam, war nicht leicht zu beantworten, denn der Dohnensteig lag nach Kappes Ortskenntnis etwa in der Mitte zwischen den Bahnhöfen Tegel (Kremmener Bahn) und Hermsdorf
(Nordbahn). Wie auch immer, auf jeden Fall mussten sie zum Stettiner Bahnhof laufen. Die Fahrkartenverkäuferin dort riet ihnen zur Nordbahn, und so setzten sie sich in den Zug nach Oranienburg.
Als sie am Dohnensteig ankamen, hielt ihnen Dr. Kniehase einen Orden entgegen.
«Gratuliere!», rief Kappe. «Sie haben also für Ihre Verdienste den Schwarzen Adlerorden bekommen. Aber gibt’s den denn noch?»
«Das ist das Randow- oder Deutschritter-Kreuz», erklärte ihnen Dr. Kniehase. «Und das habe ich nicht verliehen bekommen – da hätte ich mich vorher auch entleibt –, das haben wir hier im Flur gefunden.»
«Der Soldat!», rief Kappe und erzählte Dr. Kniehase von der Aussage, die der Elektriker Schulz gemacht hatte. «Das passt doch alles wunderbar zusammen.»
«Randow, wat war’n det für eena?», fragte Galgenberg.
Dr. Kniehase hatte sich schon kundig gemacht. «Oberst Alfred von Randow, Befehlshaber des Detachements von Randow im Baltikum.»
«Ein Freikorps-Angehöriger also», murmelte Kappe. «Mörderbande.»
«Das Detachement von Randow ist 1919 in die Reichswehr eingegliedert worden», sagte Dr. Kniehase.
«Genau das ist es ja, was mich einiges befürchten lässt.» Man hörte überall munkeln, dass die ultrarechten Offiziere an einen Putsch dachten.
«Ach, die Republik steht!», rief Dr. Kniehase.
Kappe nahm das Randowkreuz vorsichtig mit einem Taschentuch in die Hand. «Haben Sie schon Fingerabdrücke entdecken können?»
«Nein. Es scheint jemandem bei einem Handgemenge abgerissen worden zu sein.»
«Dem … dem … dem …?» Galgenberg kam nicht sofort auf den Namen des Ermordeten. «Dem Kittlitz kann et nich jehört ham?»
«Möglich ist das schon, aber … das müssen wir noch herausbekommen.»
«Was hat denn Ihre Spurensuche im Neuschnee ergeben?», fragte Kappe.
«Nicht viel», bedauerte Dr. Kniehase. «Nur dass der Täter tatsächlich vom Wald her auf das Grundstück gekommen ist.»
Kappe nickte. «Das deckt sich ebenfalls mit der Wahrnehmung von Schulz. Das Werkzeug, mit dem er Schulz fast erschlagen hätte, haben Sie aber nicht finden können?»
«Nein.»
«Keen Wunda», sagte Galgenberg. «Der wird doch mit seiner Waffe auf Schulz einjeschlagen ham. Zu schießen hat er sich ja nich mehr jetraut - oda er hatte keene Kugel mehr.»
«Gut …» Kappe überlegte einen Augenblick. «Dann gehen wir noch einmal von Haus zu Haus und fragen die Leute, ob sie einen Soldaten gesehen haben.»
Doch auch diese Befragung blieb ohne Erfolg. Als sie bei Siegfried Kruse klingelten, fiel Kappe ein, dass Schulz bei diesem Nachbarn seine Sachen vergessen hatte.
«Sind die noch da?», fragte er Kruse.
«Ja, ich dachte, der kommt noch mal.»
«So schnell wird er nicht können.» Kappe informierte den Nachbarn über das Schicksal des Elektrikers.
«Der Arme! Ich bringe ihm sein Zeug mal in den Laden, wenn ich in der Roonstraße zu tun habe.»
Am Tatort zurück, fragte Dr. Kniehase Kappe und Galgenberg, ob sie schon mit dem Mann gesprochen hatten, der Friedrich Schulz halbtot auf der Bismarckstraße gefunden hatte.
«Nein, das haben wir in der Eile vergessen.»
«Vielleicht hat der noch etwas beobachtet, was uns weiterbringen könnte.»
Kappe suchte schon in seinen Notizen. «Hier: ein gewisser Erich Priepert, Forststraße … Das muss doch gleich hier um die Ecke sein. Also, nichts wie hin.»
Zu Hause war aber nur Frau Priepert, die von besonderen Wahrnehmungen ihres Mannes nichts wusste.
«Wenn Sie den selber sprechen möchten, müssen Sie nach Tegel in unseren Lebensmittelladen.»
«Könn wa nicht anrufen?», fragte Galgenberg, der weitere Fußmärsche fürchtete.
«Ja, gerne.» Zum Glück besaßen die Prieperts zu Hause wie im Laden einen Fernsprechanschluss.
Als Kappe Erich Priepert am Apparat hatte, erklärte er ihm kurz, worum es ging.
«Wer ist Ihnen denn alles begegnet, bevor Sie Schulz entdeckt haben?»
«Niemand!», rief Priepert, um aber schnell hinzuzufügen:
«Warten Sie mal …» Endlich konnte er sich erinnern. «Ja, da war tatsächlich noch einer … ein Soldat … Der ist die Bismarckstraße lang, nach Tegel hin … Erkannt habe ich aber nichts, trotz des Schnees … Ohne den hätte man bei der Dunkelheit gar nichts sehen können.»
«Danke, Herr Priepert, das reicht uns schon.» Kappe hängte wieder ein.
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