Der Lustmörder. Horst Bosetzky
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Название: Der Lustmörder

Автор: Horst Bosetzky

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783955520052

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СКАЧАТЬ der Firma Siemens & Halske. Auch der Tatablauf war klar: Der Täter war über die Terrasse ins Haus eingedrungen und hatte das Paar im Bett überrascht.

      «Dann muss alles so abgelaufen sein wie bei den vier Fällen zuvor», sagte Dr. Kniehase. «Erst erschießt er den Mann, dann vergeht er sich an der Frau, die er zum Schluss auch erschießt, um der Gefahr zu entgehen, später von ihr identifiziert zu werden.»

      Dr.-Ing. Konrad Kniehase hatte als Ingenieur im kaiserlichen Heer gedient und dann lange Jahre an der Artillerie- und Ingenieurschule gelehrt, bevor man ihn gezwungen hatte, wegen einer Liebesaffäre mit der Frau eines Vorgesetzten den Militärdienst zu quittieren. Nach einigem Hin und Her war er zur Kriminalpolizei gestoßen, wo man langsam aber sicher daranging, sich bei der Aufklärung von Verbrechen auch naturwissenschaftlicher Methoden zu bedienen. Er war ein Tüftler, der mit seinen kriminaltechnischen Untersuchungsergebnissen seinen Kollegen immer wieder weiterhelfen konnte. In letzter Zeit hatte er versucht, sich auch Kenntnisse auf dem Gebiet der forensischen Medizin anzueignen.

      Das Bild, das sich ihnen in dem kleinen Einfamilienhaus bot, konnte nicht anders als grausig genannt werden. Den Mann hatte die Kugel mitten in den Mund getroffen, den er wahrscheinlich zum Schrei aufgerissen hatte. Er lag inmitten einer riesigen Blutlache lang ausgestreckt auf dem Fußboden des Flures, seine Verlobte gekrümmt auf dem zerwühlten Bett, dessen Bezüge und Laken in den bizarrsten Mustern blutgetränkt waren.

      Dr. Kniehase wurde später in den Zeitungen mit dem Ausspruch zitiert, ohne seine Erfahrungen an der Westfront hätte er einen solchen Anblick gar nicht ertragen können. Der Tatablauf ließ sich ohne Mühe rekonstruieren: Das Paar liegt im Bett und liebt sich, als der Täter die Tür aufreißt. Kittlitz fährt hoch, sieht ihn und stürzt ihm entgegen. Auf dem kleinen Teppich am Fußende des Bettes wird er getroffen und bricht zusammen. Der Täter schleift ihn auf die Diele hinaus und lässt ihn dort liegen. Dann kehrt er ins Schlafzimmer zurück, vergewaltigt die Frau und jagt ihr danach eine Kugel in die rechte Schläfe.

      Inzwischen war auch Ernst Gennat eingetroffen, der zwar mit anderen Fällen beschäftigt war und Kappe die Federführung bei der Fahndung nach dem Nordberliner Liebespaarmörder übertragen hatte, sich aber trotzdem einen Überblick verschaffen wollte.

      «Die Frau hatte gerade eine Torte gebacken», sagte er und leckte sich ostentativ die Lippen. «Aber es ist doch sicher Leichenfledderei, wenn ich mir jetzt ein Stück davon nehme und es esse?» Kappe suchte ihn zu beruhigen. «Nein, auf keinen Fall. Es muss doch geprüft werden, ob sie nicht vergiftet war.»

      «Sie sagen es, junger Mann! Aber es bleibt doch irgendwie pietätlos …»

      «Ach was!» Auch Galgenberg wollte Gennats Bedenken zerstreuen. «Wie hat meine Mutta imma jesagt? ‹Spaß muss sein bei der Leiche, sonst jeht keena mit.›»

      Derart mit einem reinen Gewissen versorgt, machte sich Gennat daran, die Torte zu probieren. Gleichzeitig sprach er mit den Beamten über den anliegenden Fall.

      «Der Doppelmord hier am Drohnensteig unterscheidet sich ein wenig von den vorangegangenen», begann er.

      «Ohne R», korrigierte ihn Dr. Kniehase.

      «Was denn, es war doch ein Mord und kein Mod?»

      «Eine Drohne, eigentlich: ein Drohn, ist eine männliche Biene, eine Dohne jedoch eine Schlinge zum Vogelfang, gefertigt aus Pferdehaar, befestigt an einem gebogenen Zweig. Oft hat man Dohnen in großer Zahl an Waldpfaden befestigt, das waren dann die Dohnensteige.»

      «Hier jehts aba ums Vögeln und nich um Vögel», brummte Galgenberg.

      «Heben wir mal ein bisschen das Niveau», rügte Gennat, während er sich an seiner Torte gütlich tat. «Noch einmal von vorn: Fällt Ihnen auf, meine Herren, worin sich der letzte Fall ein wenig von den anderen unterscheidet?»

      Dr. Kniehase war etwas aufgefallen. «Ja, die Abstände zwischen den Taten werden immer kürzer. Betrugen sie anfangs noch ein Jahr und mehr, so sind von Oktober letzten Jahres bis heute gerade einmal drei Monate vergangen. Aber das wird von Serienmördern öfter berichtet, dass sie die Zufuhr an höchster Erregung in immer kürzeren Abständen benötigen, weil bei ihnen ein gewisser Abstumpfungseffekt eingesetzt hat. Das ist etwa so wie bei der Trunksucht.»

      «Dem würde ich voll zustimmen», sagte Gennat. «Aber noch etwas …»

      «Ja, der Täter ist hier am Dohnensteig zum ersten Mal nicht im Freien aktiv geworden ist, sondern hat ein Paar in seinem Haus überfallen.»

      «Welche Frau liegt denn ooch jerne mitm nackten Arsch im Schnee!», rief Galgenberg. «Aba bis zum Mai hat er ja nich mehr warten können, wie der Doktor eben ausjeführt hat.»

      «Galgenberg, denken Sie immer daran, woher Ihr Name kommt!», mahnte Gennat. «Können Sie auch einmal was Vernünftiges von sich geben?»

      «Zu Befehl! Allet spricht dafür, det der Täter aus einer der Ortschaften kommt, die hier ringsum liegen: Tegel, Heiligensee, Sandhausen, Schulzendorf, Hermsdorf, Stolpe, Frohnau, Waidmannslust, Lübars … Da sollten wa uns mal umhören.»

      «Zunächst einmal müssen hier überall Mordplakate kleben, damit die Leute auf alles achten. Die Anwohner hier am Dohnensteig befragen wir gleich jetzt, bei der Aufregung können die heute sowieso nicht schlafen.»

      Kappe zog los, um mit den Nachbarn der Ermordeten zu reden. Trotz der Kälte standen sie an den Gartenzäunen oder hatten die Haustüren geöffnet, um miteinander zu reden, Dampf abzulassen und sich gegenseitig Mut zuzusprechen.

      «Haben Sie denn keine Schüsse gehört?», war Kappes erste Frage.

      Nein. Die einen hatten Karten gespielt und dabei ziemlichen Lärm gemacht, die anderen vierhändig auf dem Klavier gespielt.

      «Sind Ihnen heute oder in den vergangenen Tagen irgendwie verdächtige Personen aufgefallen?»

      Nein, niemand hatte Beobachtungen gemacht, die ihnen weiterhelfen konnten.

      «Der Mörder wird sich von hinten durch den Wald angeschlichen haben», meinte Kittlitz’ Nachbar zur Linken. «Auf der Straße fällt man zu sehr auf, so einsam, wie das abends hier draußen ist.» Seine Frau begann, auf die Polizei zu schimpfen. «Das geht nun seit bald drei Jahren so, dass bei uns die Liebespaare ermordet werden. Was machen Sie eigentlich am Alexanderplatz? Wahrscheinlich pausenlos Torte essen.»

      Kappe nahm es gelassen hin, er konnte die Wut der Leute verstehen. Aber sollte er zugeben, dass sie im Falle des Liebespaarmörders im Moment wirklich hilflos waren? Irgendwann würde der Täter einen Fehler machen, irgendwann würde der Zufall ihnen helfen. Aber wann? Erst nach der zehnten Tat?

      «Was sollen wir machen? Wir können nur die Leute ermahnen, Vorsicht walten zu lassen …»

      «Nun hören Sie mal!», rief die Frau. «Der Kittlitz und die Reczyn haben schließlich nicht im Wald und auf der Heide dran glauben müssen, sondern bei sich zu Hause im Schlafzimmer. Wo ist man denn hier seines Lebens noch sicher?»

      «Es gibt ganz einfache Schutzmaßnahmen», sagte Kappe mit dem drastischen Humor, den er sich von Galgenberg abgeguckt hatte. «Man unterlässt jeden Geschlechtsverkehr oder ruft, wenn es denn unbedingt sein muss, vorher bei uns an, damit wir einen Beamten vorbeischicken.»

      «Dann kommen Se ma jleich zu mir rüber!», rief einer der jüngeren Nachbarn von gegenüber. «Wir wollten jerade …»

      «Hau СКАЧАТЬ