Nicht alltäglich. Thomas Klappstein (Hrsg.)
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Название: Nicht alltäglich

Автор: Thomas Klappstein (Hrsg.)

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783865066084

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СКАЧАТЬ die gleiche wie im Glauben: Was investieren wir, um uns immer neu zu verlieben? Verliebtsein kann man nicht einfach machen – das weiß ich. Aber wer sich Zeit nimmt, wer seinen Ellenbogen wund werden lässt, weil er den anderen intensiv wahrnehmen will, der wird den »Zauber« wieder erleben. Verliebtsein ist herrlich. Ja, es ist auch anstrengend, aber wer eine frische Liebe erlebt, der merkt die Mühe gar nicht. Für den ist jede Investition ein Genuss. Leben Sie frisch verliebt.

       Fabian Vogt

      18 | Sie spielen unser Lied

      Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem

      Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt.

      MATTHÄUS 22,37 (LUTHER 1984)

      Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob.

      OFFENBARUNG 5,12 (LUTHER 1984)

      Die ersten Töne erklingen, sie sehen sich an, und beide wissen Bescheid. Da ist es wieder, »ihr Lied«. Manche Paare verbindet ein besonderes Lied. Vielleicht haben sie es bei ihrer ersten Begegnung gehört, der eine hat es dem anderen gewidmet, oder es erinnert sie einfach an einen traumhaften Moment. Wenn dieses Lied aus dem Lautsprecher klingt, wandern die Gedanken zum anderen, und das ist einfach ein gutes Gefühl. Es ist nicht überraschend, wenn es sich dabei um Liebeslieder handelt. Sie sollen ausdrücken: »Das fühle ich auch. Das möchte ich dir sagen. So sehe ich uns beide jetzt.«

      Es war spätabends auf einer Autofahrt nach Hause. Tagsüber hatte ich mehrere Vorträge gehalten und war entsprechend erledigt. Ich hatte keine Lust, Nachrichten zu hören, eine Hörerdiskussion zu verfolgen oder eine Predigt-CD reinzuschieben. Es sollte einfach ein bisschen Musik aus den Lautsprechern rieseln, und da kam mir »Lovesongs vor 12« gerade recht. Während ich das eine oder andere Stück mitsummte, fiel mir auf, dass so manches Liebeslied das Gegenüber so idealisiert beschreibt, dass kaum jemand diesem Anspruch gerecht werden kann. Oder es werden Versprechen abgegeben, die, nüchtern betrachtet, nie eingelöst werden können.

      Eine Liebe, die niemals endet …? Ich werde immer für dich da sein …? »So was gibt’s doch nur bei Jesus«, schoss es mir durch den Kopf, und ich begann, die Liebeslieder mitzusingen. Meine Gedanken drehten sich dabei nicht um meine Frau, sondern um Jesus. Das war eine interessante Erfahrung. Schon mal »You’re simply the best« für Jesus gesungen? Das ist klasse, denn er ist wirklich der Beste, der Allerbeste. Wenn heute dieses Lied aus irgendeinem Lautsprecher dröhnt, dann muss ich lächeln und denke: »Hey Jesus, sie spielen unser Lied.«

       Andreas Bürgin

      19 | Liebe und Hass

      Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und bittet für die, die euch verfolgen.

      MATTHÄUS 5,44 (LUTHER 1984)

      Wenn zwei sich streiten, dann freut sich keiner. So ist es doch, oder? Vor allem, weil es in der Regel nicht bei Sachfragen bleibt, sondern ganz schnell persönliche Betroffenheit und emotionale Befindlichkeit mit ins Spiel kommen. Haben Sie schon einmal einen ernsthaften Streit erlebt, bei dem die Beteiligten nicht irgendwann anstatt über das eigentliche Problem über die Rechtschaffenheit des jeweils anderen gesprochen hätten? Da, wo einem die Argumente ausgehen, fängt man an, seinen Gegner in den Schmutz zu ziehen!

      Wenn man die heutige Beschimpfungskultur betrachtet, hat man das Gefühl, man wäre ins Mittelalter zurückversetzt, in dem der »Grobianismus« gepflegt wurde. Und das Allerschlimmste dabei ist: Durch persönliche Angriffe wird auch der, der recht hat, zum Rechthaber; zu einem, der andere verletzt, anstatt seine Sache zu verteidigen.

      Kultiviert wird die Kunst des Niedermachens übrigens auch in christlichen Kreisen. Weil da jede Meinungsverschiedenheit überirdische Dimensionen bekommt. Da wird die Frage, ob die neuen Sitzkissen im Gemeindehaus rot oder grün sein sollen, zum theologischen Disput und das Ausprobieren neuer Gottesdienstformen zur Entscheidung über das Heil der Welt.

      Auf einmal wird mir bewusst, welche Herausforderung Jesus ausgesprochen hat: »Liebet eure Feinde!« Jemanden lieben heißt doch, ihn freundlich behandeln. Wir würden in einer anderen Welt leben, wenn sich mehr Menschen dieses An-Gebot Gottes zu eigen machen würden. Könnten Sie sich vorstellen, Ihre Widersacher einfach lieb zu haben?

      Neulich ist mir das passiert. Jemand schrieb mir einen bitterbösen Brief, weil er gehört habe, ich hätte dieses und jenes getan. Der Text war nicht nur voller Unrichtigkeiten, sondern vor allem eine große Beleidigung. Mit einem Sprung war ich am Schreibtisch und fand sofort ein halbes Dutzend passender Antworten. Ich wollte dem Schreiber auf subtile, aber deutliche Art sagen, was ich von seinen Bemerkungen hielt. Bald machte mir das Ganze richtig Spaß. Ich stellte mir vor, wie er sich ärgern würde, wie ich ihn am besten treffen könnte – und wurde dabei immer härter. Bis mir der Ausspruch Jesu einfiel: »Segnet, die euch fluchen.« Und das tat ich dann. Ich wünschte dem Mann Gottes Segen. Und spürte plötzlich, wie meine eigene Wut verschwand.

       Fabian Vogt

      20 | Das Schwierigste auf der Welt

      Seid aber untereinander freundlich und herzlich, und vergebt einer dem anderen, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.

      EPHESER 4,32 (LUTHER 1984)

      Es ist der Ort, wo Liebe und Gerechtigkeit sich endlich vereinen können,« so beschreibt der Autor Tony Kushner in seiner brillanten Mini-Serie »Angels in America« das Thema Vergebung. Es ist das Schwierigste, was es auf dieser Welt gibt. Und Gott scheint das ganz ähnlich zu sehen. Er hat es uns nicht umsonst ins Vaterunser geschrieben.

      Ich habe im letzten Jahr auch viel über Vergebung nachgedacht, weil es mir extrem schwergefallen ist, einer bestimmten Person (nun gut, einem jungen Mann) zu vergeben. So oft hatte ich das Gefühl: Endlich hab ich’s geschafft, es tut nicht mehr weh, daran zu denken, ich habe keine Rachegefühle mehr … Aber früher oder später holten mich die alten Gedanken wieder ein. Die versöhnlichen Gefühle waren dahin, das Herz wieder hart. Es ist ohne Zweifel der schwerste Kampf gewesen, den ich bisher gekämpft habe.

      Ich habe mir so gewünscht, dass ich ihm einfach vergeben könnte. Ohne seine Mithilfe. Ich habe bestimmt Hunderte von Stunden (so kommt es mir jedenfalls vor) dafür gebetet, dass mein Leben wieder leicht wird. Vielleicht kennen Sie das: Da steht etwas unüberwindlich zwischen Ihnen und jemand anderem, eine Enttäuschung, eine Respektlosigkeit, eine Lüge, vielleicht sogar Gewalt. Und der Verstand, das Herz und die Seele sind darin gefangen wie in einem Spinnennetz.

      Anderthalb Jahre habe ich gewartet und immer wieder um ein Gespräch gebeten. Viele Tage des Wartens, manchmal zornig, manchmal verzweifelt, manchmal trotzig. Und Gott stand scheinbar irgendwo in der Ferne und guckte wortlos zu.

      Als ich schon fast aufgeben wollte, kam das Gespräch dann doch noch zustande. Und mir waren mittlerweile einige Dinge eingefallen, für die auch ich um Vergebung bitten musste. Wer hätte das gedacht? Das Gespräch war eine Befreiung, wie ich sie selten erlebt habe. Es steckt eine Kraft dahinter, zu jemandem zu sagen: Vergibst du mir das? Und der antwortet: Ja, ich vergebe dir. Das sind nicht einfach nur Worte. Und ich bin einmal mehr ein Fan von meinem Gott geworden, der für unsere Versöhnung, Vergebung und Wiedergutmachung bis in den Tod gegangen ist. Es gibt keinen besseren Grund zu leiden.

       Freddi Gralle

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