Название: Abenddämmerung im Westen
Автор: Wieland Becker
Издательство: Автор
Жанр: Философия
isbn: 9783957448095
isbn:
Da ohne Russland künftige Friedensbemühungen kaum Aussicht auf Erfolg haben, wäre es Aufgabe auch und gerade deutscher Politik, die Beziehungen zu Russland in diesem Sinne zu gestalten. Was nur möglich sein wird, wenn man Putin, ohne Verzicht auf eine kritische Sicht, als politischen Repräsentanten Russland ernst nimmt.
Ein historisch gebildeter chinesischer Politiker wird sich bei typisch deutschen „Einlassungen“ zu Demokratie und Menschenrechten wahrscheinlich denken: Ihr habt gut reden. Wir müssen über eine Milliarde Menschen regieren, die noch nie Erfahrungen mit Demokratie gemacht haben. Auf die Kaiserzeit folgte die japanische Besetzung im II. Weltkrieg, nach der Befreiung die Revolution mit Maos Diktatur, bis schließlich mit Deng Xiao Ping Reformen – von oben – begonnen wurden, die China zur Weltmacht aufsteigen ließen. Und wie endete Euer erster Versuch in Demokratie? Mit einer verbrecherischen Diktatur und dem größten aller bisherigen Kriege.
*
Ohne eine Neugestaltung der Verhältnisse zwischen den westlichen Staaten zum Islam werden die globalen Probleme und Konflikte nicht zu lösen sein. Da die Beziehungen historisch belastet sind, auch und gerade im 20. Jahrhundert, machen die besonderen Schwierigkeiten und bislang nicht zu lösenden Gegensätze dies zu einer immensen Herausforderung.
Um überhaupt eine Ebene für eine sinnvolle Kommunikation zu schaffen, müssten der Islam und die Millionen Muslime nicht mit den Maßstäben des einst christlichen Abendlandes gemessen werden. Zum anderen wäre die allzu oft dominierende Fokussierung auf terroristische oder radikale islamistische Gruppierungen insofern zu korrigieren, dass die in der Mehrzahl ihren Glauben lebenden Muslime, die ihrer Arbeit nachgehen und ihre Kinder großziehen, in ihrer Religiosität als weitaus größter Teil des Ganzen wahr- und ernst genommen werden.
Wie bereits dargelegt ist der Islam Staatsreligion und keinesfalls homogen (Sunniten, Schiiten, Salafisten, Alawiten…) und besitzt keine Machtzentrale. Auch wenn es durchaus Kräfte gibt, die für mehr Demokratie, Aufhebung der traditionellen Frauenrolle u. a. eintreten, bleiben solche Entwicklungen regional beschränkt. Im Nachbarland können durchaus die so genannten „Gotteskrieger“ ihr Reich geschaffen haben. Im Kern geht es um die Einsicht, dass der Weg der islamischen Staaten zu demokratischen Strukturen ihr eigener ganz spezifisch auch von der Realität des Islam beeinflusster Weg sein wird; die wohlfeile, unrealistische Forderung des Westens – wie in der Zeit des „Arabischen Frühlings“ erhoben – möglichst umgehend Demokratie durchzusetzen, wird aber denen am meisten schaden, die sich dort dafür engagieren.. Nur ein der Realität aus ideologischen Gründen völlig Entrückter, konnte solche Erwartungen bzw. Forderungen formulieren. Es war doch von Beginn dieses „Frühlings“ an völlig klar, dass anstelle der lange vom Westen unterstützten Diktatoren die organisierten muslimischen Kräfte die Macht übernehmen würden.
Von besonderer Einfalt – und für jede strategische Planung „tödlich“ – ist das Prinzip, stets und ständig in „Gut“ und „Böse“ einzuteilen. Dabei reicht es, um als „Gut“ zu gelten, schon aus, dass man gegen einen – aus westlicher Sicht - als „Böse“ Eingeordneten auftritt.
Weitere Aufgaben für gemeinsames Handeln wären auch der Kampf gegen Drogenkartelle und andere Formen global vernetzter organisierter Kriminalität, insbesondere der Handel mit Waffen, Piraterie und seit jüngerer Zeit die Ausbreitung von Cyberkriminalität und -spionage.
Wofür das alles? Die Antwort verweist auf das Kernproblem der Menschheit. Milliarden Menschen, die täglich hart und oft für einen kargen Lohn arbeiten, die ihre Kinder ebenso oft in armseligen Behausungen und unsäglicher Armut großziehen, die sich sozial und kulturell engagieren, auch wenn ihnen vielerorts keine Chancen auf Bildung gegeben sind, deren Existenz durch Hungersnöte und Naturkatastrophen ebenso bedroht ist, wie durch mordende Marodeure und andere meist paramilitärische Verbände, durch Vertreibung, durch Millionen Landminen und Seuchen …
Sie alle haben ein Recht auf ein menschenwürdiges Dasein, ein Leben ohne ständige existentielle Ängste. Ist das zu viel verlangt?
Es geht – man kann es so nennen – um ein Jahrtausendprojekt, dessen Möglichkeiten für einen erfolgreichen Verlauf nur dann zunehmen können, wenn es bald in Angriff genommen wird. Die Alternativen bleiben furchtbar in ihren Folgen.
Was aber wäre möglich, wenn etwa das transatlantische Bündnis und weitere Industriestaaten nur ein Jahr lang ganze 5% ihrer Rüstungsausgaben für ein Welternährungsprogramm zur Verfügung stellen würden – und die notwendigen Fachleute, die alle notwendigen Projekte mit entwickeln und umsetzen würden?
Täglich reden und schreiben Politik und Medien über die Menschenrechte, verurteilen Organisationen deren weltweite Verletzung.
Wenn man das zuletzt aufgeführte auf einen Punkt bringen will, geht es im Kern ausschließlich darum, für alle Menschen zumindest ihre elementaren Menschenrechte durchzusetzen.
‚Träum schön weiter’ dürfte wahrscheinlich freundlichste Kommentar sein, mit dem ich rechnen dürfte, falls dieser Text überhaupt in der Öffentlichkeit wahrgenommen würde. Schließlich dominieren bis heute – zumindest in Deutschland – die Apologeten, gleich ob Theoretiker des Neoliberalismus, Publizisten in Presse und Fernsehen die öffentliche Meinung ganz im Sinne der Herrschenden in Wirtschaft, Finanzwesen und Politik.
Wer Veränderungen erhofft oder fordert und sich realitätsfremd auf die Wirkungsmöglichkeiten utopischer Entwürfe stützt, darf heutzutage nicht darauf hoffen, Gehör zu finden – obwohl es für die Gesellschaft eigentlich noch immer gelten sollte, was dem Einzelnen zumindest rhetorisch zugestanden wird: „Seinem Traum zu folgen.“
In der UN-Charta der Menschenrechte steht seit Jahrzehnten der Leitsatz: „Jeder Mensch hat das Recht, im Land seiner Wahl zu leben.“
In Deutschland und anderswo sind also „Armutsflüchtlinge“ – wie sie zur Vermeidung der eigentlichen Bezeichnung „Sozialschmarotzer“ jetzt genannt werden – demnach keine Menschen die ihrem Recht Gebrauch machen, im Land ihrer Wahl leben und in der Mehrzahl arbeiten wollen, selbst in unterbezahlten, schweren Jobs.
Aber dafür wissen deutsche Politiker und die „Herolde“ von Kapital und Politik in atemberaubender Selbstgefälligkeit ganz genau, was andere Länder eigentlich zu tun hätten oder müssen sollten. Wer dem nicht folgt, den trifft der Bannstrahl. Wie konnte man darauf hoffen, dass jener unheilvolle Satz: ‚Am deutschen Wesen soll die Welt genesen’ aus der Welt sei.
VI. Schluss-Punkt
Gesetzt den Fall, irgendwann hätte eine bekannte Persönlichkeit, ein Schriftsteller oder Friedensforscher beispielsweise, folgende Gedanken entwickelt und öffentlich gemacht:
Angesichts der Milliarden Notleidenden, Ausgeplünderten, dem Hungertod preisgegebenen, gäbe es eine Lösung, um diesen Zustand СКАЧАТЬ