Название: Das Lebenselixier
Автор: Эдвард Бульвер-Литтон
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783946433408
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Abbey Hill war nicht übermäßig reich; aber durch eine Konzentration seiner Ressourcen mächtig genug, in allen Arten der Gönnerschaft maßgebend zu sein. Abbey Hill hatte seine eigene Modistin, seine eigene Textilhandlung, seinen eigenen Konditor, Metzger, Bäcker und Teehändler. Die Schirmherrschaft des Abbey Hill war der eines Königshauses vergleichbar – an sich wenig lukrativ, vielmehr ein feierliches Zeugnis des allgemeinen Verdienstes. Die Läden, die Abbey Hill zu ihrem Kundenkreis zählen durften, gehörten sicher nicht zu den günstigsten, wahrscheinlich nicht einmal zu den besten, waren jedoch unbestreitbar eindrucksvoll. Die Eigentümer waren auf anständige Weise prunkvoll, die Angestellten auf hochmütige Art höflich. Es schien ganz so, als ob es sich um Staatsbedienstete handelte, die verächtlich auf diejenigen herab blickten, denen sie dienen sollten. Die Damenwelt der Low Town, (die am Fuße des Hills liegende Stadt war nach dem Vorbild einer weit zurückliegenden Feudalzeit entworfen worden), betraten diese Läden mit einer ehrfurchtsvollen Scheu und verließen sie wieder mit einer gewissen Art Stolz. Sie hatten eine Erfahrung gemacht, die der Hill anerkannte; sie hatten gekauft, was sich der Hill leisten konnte. Es bedeutet viel im Leben sich bewusst zu sein, das Rechte getan zu haben, was immer diese Überzeugung uns auch kosten mag.
Abbey Hill pflegte unter anderem auch seinen eigenen Arzt zu konsultieren. Aber diese Gewohnheit war in den späteren Jahren der Praxis meines Vorgängers etwas außer Brauch geraten. Seine Überlegenheit über alle anderen Ärzte der Stadt stand derart unbestritten fest, dass der Berg, welcher gelegentlich auch den physischen Gebrechen der einfachen Sterblichen unterworfen war - obwohl Dr. Faber den städtischen Krankenhäusern und Kliniken vorstand und auch seiner Herkunft nach ausdrücklich zuständiger Arzt der Unterstadt war - die Frage der Ehre nicht so weit betrieb, in der Sache ein Opfer an Menschenleben zu riskieren. Da die untere Stadt einen der berühmtesten Ärzte Englands besaß, entschloss sich der Abbey Hill großmütig, ihn nicht durch einen Rivalen in Bedrängnis zu bringen. Abbey Hill ließ sich gnädig von ihm den Puls fühlen.
Als mein Vorgänger in den Ruhestand ging, hatte ich in überheblicher Weise vorausgesetzt, der Hill werde fortfahren, sich seines normalen Rechts an einem eigenen Arzt zu erinnern und mir dieselbe großmütige Gunst zu Teil werden lassen, die er ihm, der mich für würdig befunden hatte seinen Ehren nachzufolgen, erwiesen hatte. Ich hatte Anlass für diese Vermessenheit, da der Hill mir bereits zugestanden hatte, eine nennenswerte Anzahl seiner Patienten behandeln zu dürfen, mir einige gnädige Dinge über das große Ansehen der Familie Fenwick gesagt und mich hin und wieder zum Dinner und viel häufiger noch zum Tee eingeladen hatte.
Doch mein Dünkel erlitt einen bemerkenswerten Rückschlag. Abbey Hill erklärte, dass die Zeit gekommen sei, das im Dornröschenschlaf liegende Privileg wieder ins Leben zu rufen, einen Doktor seiner eigenen Wahl zu berufen, einen Doktor, dem man wohl gestatten konnte, aus Gründen der Menschlichkeit oder des Gewinns die Unterstadt zu besuchen, der aber seine besondere Lehenstreue gegen Abbey Hill nachdrücklich dadurch bekundete, seine Wohnung auf dieser ehrwürdigen Anhöhe zu nehmen. Miss Brabazon, eine unverheiratete Dame ungewissen Alters, aber unzweifelhafter Abstammung, mit einem kleinen Vermögen und einer großen Nase – die sie selbst scherzhaft als Beweis ihrer Abstammung von Humphrey, Duke of Gloucester (mit dem sie, ungeachtet der Zeitrechnung, tatsächlich oft diniert haben mag) erklärte – wurde beauftragt, mich, ohne den Hill durch die Anfrage in irgendeiner Weise bloßzustellen, diplomatisch zu befragen, ob ich geneigt sei, ein am Rande des Hills gelegenes, großes, altertümliches Herrenhaus zu beziehen, das vor vielen Jahrhunderten von Äbten bewohnt worden sein soll und von der Bevölkerung immer noch „Abbots´ House“ genannt wurde. Sollte ich mich hierzu entschließen können, werde der Berg an mich denken.
„Es handelt sich allerdings um ein großes Haus für einen alleinstehenden Mann,“ sagte Miss Brabazon offen und fügte mit einem Seitenblick von alarmierender Süße hinzu, „aber sobald Dr. Fenwick die seiner Abstammung entsprechende Stellung unter uns eingenommen hat, braucht er nicht lange alleine zu leben, es sei denn, er zieht diesen Zustand vor.“
Ich antwortete mit größerer Derbheit, als der Anlass gerechtfertigt hätte, dass ich zur Zeit nicht daran denke, meine Wohnung zu verlegen und dass der Hill eben nach mir schicken solle, wenn er mich brauche.
Zwei Tage danach mietete sich Dr. Lloyd in Abbots´ House ein und kaum eine Woche später war er der erklärte medizinische Ratgeber des Hills. Die Wahl wurde durch den Richtspruch einer großen Dame entschieden, die unter dem Namen einer Mrs. Colonel Poyntz auf der heiligen Anhöhe als Alleinherrscherin gebot.
„Dr. Fenwick,“ sagte diese Dame, „ist wohl ein kluger junger Mann und Gentleman, aber bildet sich doch ein wenig zu viel darauf ein – der Berg duldet keine Anmaßung außer der eigenen. Hinzu kommt, dass es sich um einen Neuankömmling handelt: der Widerstand gegen Neuankömmlinge, überhaupt gegen alles Neue, ausgenommen Hüte und Romane, stellt eines der wichtigsten Bande dar, welche alteingesessene Gesellschaften zusammenhalten. Aus diesem Grunde hat Dr. Lloyd auf meinen Rat hin Abbots´House bezogen; die Kosten hierfür würden jedoch seine Mittel übersteigen, wenn der Hill sich nicht verpflichtet fühlte, das in seine Protektion gelegte Vertrauen zu rechtfertigen. Ich versicherte ihm, dass alle meine Freunde nach ihm schicken würden, sobald ein Krankheitsfall auftritt, und wer sich zu meinen Freunden rechnet, wird mich nicht Lügen strafen. Was der Hill tut, wird viele Nachahmer bei denen dort unten finden – damit ist die Angelegenheit geregelt!“ Und sie war geregelt.
Dr. Lloyd, in solcher Weise an der Hand genommen, dehnte den Bereich seiner Besuche bald über die Grenzen des Hills aus, der für einen Arzt nicht unbedingt gleichbedeutend mit einem Berg aus Gold war und teilte sich mit mir, wenn auch zu einem geringen Anteil, die viel einträglichere Praxis in der Low Town.
Ich hatte keinen Grund, ihm seinen Erfolg zu missgönnen und tat es auch nicht. Aber nach meiner Ansicht über Heilkunst war seine Diagnose nur oberflächlich und seine Rezeptur veraltet. Wurden wir zusammen zu einem Ärztekonzil berufen, konnten wir uns nur selten auf eine Behandlungsweise verständigen. Ohne Zweifel war er der Ansicht, ich müsse in Anbetracht seiner Jahre Respekt zeigen; aber ich hielt es mit der Auffassung, welche die Jugend für die Wahrheit und die Alten für ein Paradox halten: nämlich, dass in Bezug auf wahre Wissenschaft in Wirklichkeit die Jüngeren die Erfahreneren - mit den neuesten Errungenschaften vertraut - seien, während die Senioren stur an den Lehrsätzen festhielten, die ihnen beigebracht worden waren als die Welt noch einige Jahrzehnte jünger war.
Inzwischen breitete sich mein Ruf rasch aus, auch über meinen derzeitigen Wirkungskreis hinaus; mein Rat wurde sogar von Patienten aus der Hauptstadt eingeholt. Das Streben, das mir schon in früher Jugend meine Karriere vorgezeichnet und all meine Mühen versüßt hatte – der Ehrgeiz meinen Platz unter den großen Ärzten einzunehmen, denen die Menschheit eine dankbare, wenn auch prunklose Anerkennung zollt – sah sich vor freiem Feld und einem sicheren Ziel.
Ich weiß nicht, ob ein weit vor der dafür vorgesehenen Zeit errungener Erfolg dazu berechtigt, aber er rechtfertigte meiner Ansicht nach den Hauptzug meiner moralischen Organisation – intellektuellen Stolz.
Trotz aller Milde und Sanftheit gegenüber den meiner Obhut anvertrauten Patienten, ein notwendiges Element meines Berufes, neigte ich zu Intoleranz gegenüber Kollegen, die meinen Ansichten widersprachen – ja selbst meine Lieblingstheorien anzweifelten.
Die Grundsätze meiner medizinischen Ausbildung richteten sich streng nach den Prinzipien der induktiven Logik aus. Mein Glaubensbekenntnis war ein strenger Materialismus. Ich zeigte tiefe Verachtung für all jene, die gläubig hinnahmen, was durch Vernunft nicht erklärt werden konnte. Meine Lieblingsphrase war „gesunder Menschenverstand“. Gleichzeitig hatte ich keinerlei Vorurteile gegenüber kühnen Entdeckungen, da Entdeckungen Forschung voraussetzen, verwarf aber alle Hypothesen, die nicht durch einen praktischen Test bestätigt werden konnten.
Als Mediziner war ich Schüler von Broussai´s, auf metaphysischem Gebiet СКАЧАТЬ