Das Kreuz. Astrid Seehaus
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Kreuz - Astrid Seehaus страница 5

Название: Das Kreuz

Автор: Astrid Seehaus

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783940002419

isbn:

СКАЧАТЬ schlecht“, fühlte Lizzy sich gedrängt zu sagen. Sie befürchtete endlose Tiraden über Peter Green, den Mann, der sie geheiratet und binnen Wochen unglücklich gemacht hatte.

      Aber Percy ließ sich nicht davon abbringen. „Das tut mir leid, Liebes, aber du musst doch endlich mal darüber hinwegkommen.“

      „Percy, ich bin darüber hinweg.“

      „Bist du nicht. Peter ist immer noch in deinem Kopf. Und wenn du ihn nicht bald aus deinem Leben streichst, kann ich auch nicht mehr für die Verkaufszahlen deiner Bücher garantieren.“

      „Percy“, versuchte Lizzy den Redeschwall ihrer Agentin zu unterbrechen, was ihr nicht gelang. Percys Worte fegten über sie hinweg, bis Lizzy die Geduld verlor. „Ich möchte doch nur, dass sich mein Kommissar verliebt.“

      „NO!“, entgegnete die Agentin. „Er ist ein Mann. Männer verlieben sich nicht. Männer haben Sex. Die kennen so was wie Liebe gar nicht.“

      Lizzy wusste, dass Percy sich erst vor kurzem von ihrem Mann getrennt hatte, weil er sie betrogen hatte, und wollte sich in keine Diskussion verwickeln lassen. Doch das „Ach, das ist doch Quatsch!“ rutschte ihr schneller heraus, als sie ihren Mund wieder schließen konnte.

      „Ist es nicht, sondern Realität, Süße. Lass ihn so oder mach ihn härter. Wie wäre es mit einem Ritualmord an Kindern?“

      „Percy, du kotzt mich an!“, stieß Lizzy genervt aus.

      Percy, Persephone McDermott, ihres Zeichens die beste Agentin, mit der die Literaturszene in Amerika momentan aufwarten konnte, hielt zum ersten Mal während dieses Bildschirmtelefonates den Mund.

      Lizzy war während des Gespräches sehr wohl aufgefallen, dass sich ihre Agentin von ihr distanzierte. Dass sie nicht mehr hinter ihr stand und Lizzys Ansichten dem Verlag gegenüber verteidigte, sondern umgekehrt versuchte, die Ansichten des Verlages durchzusetzen. Percy war noch nie mit derlei Vorschlägen an sie herangetreten. Im Gegenteil, Lizzy hatte bisher schreiben können, was sie wollte. Es gab nur eine einzige Bedingung: das Buch musste ein Erfolg werden. Und genau der blieb seit einiger Zeit aus.

      Lizzy vergewisserte sich, dass die Tür geschlossen war. Sie würde sich in den nächsten Tagen um eine neue Unterkunft bemühen. Natürlich war es nett, dass man ihr Gastfreundschaft gewährte, aber sie empfand schon seit einigen Tagen wieder diese Unruhe. Sie wünschte sich, allein zu sein. Einfach nur sie selbst: traurig und einsam. Die Lesereise würde sie absagen. Sie müsste es nur noch Percy beibringen. Aber dieser Moment war dafür der denkbar schlechteste, und so ließ sie es.

      „Einen weiteren Flop kannst du dir nicht erlauben“, unterbrach Percy ihre Gedanken.

      „Ich weiß“, sagte Lizzy und stellte sich vor, wie ihre Agentin und ihr Verlag reagieren würden, wenn sie von ihrem Plan erführen. Eine Absage der Lesereise zusätzlich zu den Flops der letzten Jahre würde wahrscheinlich die Kündigung des Vertrages nach sich ziehen.

      Wenn doch die Wirtschaftskrise nicht so zugeschlagen hätte! Auch Lizzy war davon nicht verschont geblieben, nur wusste noch niemand davon. Das Haus in Miami Beach hatte sie verkauft. Die Bodyguards entlassen, wie auch alle anderen Angestellten. Das Haus in den Rockies war nach dem Brand eine Ruine, und die Versicherung wollte nicht zahlen. Das andere Haus hatte sich Peter unter den Nagel gerissen. Peter! Sie wollte nicht an ihn denken, und schon dachte sie an ihn. Als Schauspieler ohne Engagement hatte er das Leben an ihrer Seite sehr genossen. Ein Leben wie die sprichwörtliche Made im Speck.

      Natürlich hatte sie mit Zähnen und Klauen um ihr Geld gekämpft, als die Trennung absehbar war. Und um ihr Ansehen. Nach nur wenigen Wochen glich ihre Ehe einem Scherbenhaufen. Und dann kamen die schlechten Besprechungen ihrer Bücher. Eine vernichtende Kritik jagte die andere.

       Rebecca K. Connolly: Diese Frau könnte niemals über die Liebe schreiben, da sie ihr Herz erst suchen müsse. Aber wo soll man suchen, wenn man kein Herz hat?

      Kati Miller, die Giftspritze unter den Kolumnisten und verhinderte Autorin. Ihr Debüt war auf der Liste der hundert besten Romanveröffentlichungen auf dem letzten Platz gelandet. Auf der gleichen Liste stand Lizzys Roman Schneesturm über Alaska an erster Stelle. Natürlich hätte Lizzy sich in einem Live-Interview nicht darüber äußern sollen. – Kati Miller verspüre zwar den Wunsch zu schreiben, könne es aber nicht. – Es war ein Fehler. Vielleicht sogar der größte in Lizzys Karriere. Kati Miller war aufgrund ihrer wöchentlichen Kolumne bekannt wie ein bunter Hund und der Liebling der Nation, und sie, die Ausländerin, hatte sich kritisch geäußert. Hella Lemkowsky, ihre Interviewerin, hatte gefeixt, danach einen Karrieresprung gemacht und war seitdem der neue Star im Frühstücksfernsehen. Lizzy hätte es nicht ungeschickter anstellen können. Und es hatte doch alles so verheißungsvoll angefangen …

      Nach ihrer traumhaften Hochzeit hatte sie sich eine traumhafte Ehe vorgestellt. Das Haus, das sie als Liebesnest gekauft hatte, war nicht weniger traumhaft. Die besten Innenarchitekten hatten ihre Fantasie von Licht, Luft und Leichtigkeit umgesetzt. Es war nicht naiv gewesen zu meinen, sie könnte es besser machen als all die anderen. Aber sie war eben leider doch vor lauter Liebe ziemlich blind gewesen.

      „Was ist? Hörst du mir überhaupt zu?“, fragte Percy kurz angebunden.

      Automatisch nickte Lizzy. „Ist in Ordnung, ich werde dir ein neues Exposé schicken“

      „Bis morgen Abend.“

      „Ja, sicher.“

      „Und denk daran, was ich dir gesagt habe. Keine Romantik, sondern Sexszenen. Denk an Shades of Grey! Und mit jedem Kapitel muss eine Wendung her. Das wollen deine Leser.“

      Lizzy unterdrückte ihre Ungeduld und beließ es bei einem wiederholten Nicken.

      „Du musst den Stoff in sechs Wochen liefern. Die Frage, wie du das schaffst, lasse ich jetzt mal unter den Tisch fallen. Du musst es schaffen. Es ist deine letzte Chance. Danach kann ich nichts mehr für dich tun.“

      Percy war wie eine Katze um den heißen Brei geschlichen, und nun war es heraus: Sie würde sie fallen lassen, wenn es soweit war.

      Ein frostiger Abschied und Lizzy ging offline, klappte ihr Notebook zu und steckte es in ihre weite Umhängetasche. Es wäre besser, das Gerät mitzunehmen. Zwar war alles passwortgeschützt, aber sie hatte sich durch die jahrelange Erfahrung als Prominente angewöhnt, gerade in Amerika, wo der Klatsch über Promis ganze Armeen an Journalisten beschäftigte, stets auf Nummer sicher zu gehen. Unbemerkt verließ Lizzy das Haus ihrer Gastgeber, bestieg den gemieteten silbergrauen A4 und nahm den Weg nach Norden. Während sie Heiligenstadt verließ und die Autobahn querte, ließ sie ihre Gedanken wie Treibgut kommen und gehen.

      Sie war sich nicht sicher, ob der Schritt von Boston zurück ins Eichsfeld wirklich der richtige war. Und dann auch noch nach Seeburg. Sie hatte den frühmorgendlichen Blick über den See immer geliebt – das Auge des Eichsfeldes –, wenn der Morgendunst tief über dem Wasser hing. Weder der Charles River noch der Neponset River in Boston konnten diesen schmerzlich vermissten Anblick heimatlicher Schönheit ersetzen. Bei manchen Morgenstimmungen hätte es der Fall sein können, wenn sie den Verkehrslärm hätte ausblenden können (oder den Geruch). Dass man seine Heimat im Herzen trug und mitnahm, war eine romantische Verbrämung für Heimweh. Sie war niemals wirklich in Boston angekommen. Das wusste sie jetzt. Nur war die Frage, ob sie aus freien Stücken zurückkehrte oder dazu getrieben wurde.

      Sie hatte es nicht eilig. Solange es keinen Schneeregen geben würde, fühlte sie sich СКАЧАТЬ