Das Kreuz. Astrid Seehaus
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Название: Das Kreuz

Автор: Astrid Seehaus

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783940002419

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СКАЧАТЬ es dem Team überhaupt nützen, wenn er dabei wäre? Würde es ihm den Zugang zu Sture Bäcker erleichtern? Würde sein Kommen überhaupt einen besseren Teamplayer aus ihm machen? Grundsätzlich war das gemeinsame Feierabendbier immer gut und richtig. Nicht nur ein gemeinsam gelöster Fall schweißte zusammen und machte aus einem Haufen unterschiedlicher Persönlichkeiten ein Team, auch gemeinsamer Humor oder gemeinsam erlebte Freizeit, gemeinsame Erfahrungen, wie eben auch das ab und zu gemeinsam gestemmte Bier, konnten einem die Kollegen näher bringen. Sie waren noch kein richtiges Team. Jedenfalls kein vergleichbares zu den Erfurter Kollegen, die er Knall auf Fall hinter sich gelassen hatte. Bereute er seinen Weggang aus Erfurt? Bisher hatte Rothe Neureiters Anläufe, ihn auf den Fußballplatz mitzunehmen, wegen seiner Tochter ausgeschlagen. Sie brauchte ihren Vater, mehr als der Heiligenstädter SC einen weiteren Zuschauer. Aber Sture Bäcker war ein Problem. Er wirkte wie ein Monolith in einer zerklüfteten Landschaft. Rothe war vor einem Jahr wie ein Meteorit in der Kreisstadt aufgeschlagen und versuchte seitdem, seine Persönlichkeit zu entfalten und seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, was manchmal enorm erschwert wurde. Schon allein auch wegen Hauptmeister Simone Nolte, Pressesprecherin der Heiligenstädter Polizei. Er war in sie verliebt. Dachte er zumindest. Bisher war er davon ausgegangen, sie würde das Gleiche für ihn empfinden. Aber es schien komplizierter. Sie war die Venus und er der kleine Sputnik. Auf Dauer war das ziemlich anstrengend. Gedankenverloren polierte er den Sheriffstern. Wäre er doch besser als James Bond gegangen!

      Die Musik im Haus wurde plötzlich lauter. Er konnte nicht beurteilen, wie viele Menschen schon vor ihm gekommen waren, die Straße war jedenfalls auffallend leer.

      War er überhaupt richtig?

      Er trat einen Schritt zurück und überprüfte die Hausnummer. Sie stimmte. Es musste noch einen Hintereingang geben. Er wollte sich schon abwenden, um danach zu suchen, als die Haustür aufsprang und er in die Dunkelheit des Flures gezerrt wurde.

      „Da bist du ja endlich“, schnaufte eine Stimme an seinem rechten Ohr.

      Ausdünstungen von Kirschlikör und einem schweren Parfüm raubten ihm den Atem. Ein feuchter Mund suchte seinen Hals, und eine kräftige Hand presste sich auf seine Brust.

      „Oh, ein Orden?“, gurrte sie.

      „Ein Sheriffstern“, entgegnete er dümmlich.

      Der Versuch, die Frau von sich zu schieben, scheiterte an ihrem Alkoholpegel. Sie schien völlig enthemmt. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass es nicht Simone war.

      „Lassen Sie das! Ich bin Polizist!“ Diese Argumentation kam ihm ebenso wenig intelligent vor wie seine Erläuterung zum Sheriffstern. Wo war er nur hineingeraten?

      „Ich denke, du bist Sheriff? Wie originell, sich für unser erstes heißes Date zu verkleiden.“

      Eine flusige Boa umschlang seinen Hals und der Geruch von Mottenkugeln reizte ihn zum Niesen. Der Hut rutschte ihm vom Kopf.

      Während er den Niesreiz zu unterdrücken versuchte, fummelte sie weiter an ihm herum. Was für eine absurde Situation, dachte er und musste sie daran hindern, den Reißverschluss seiner Hose zu öffnen.

      „Wo sind die anderen?“, wollte er wissen.

      „Welche anderen?“, grunzte sie.

      Er stutzte. Sie hatte Recht. Welche anderen? Ganz offensichtlich waren sie allein. Er war im falschen Haus! Aber das konnte doch nicht sein! Straße und Hausnummer hatte er mehrmals überprüft.

      Neureiter und seine Scherze!

      Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren, während er sich ihren fleischigen Armen entwand.

      „Wo wolltest du denn hin, schöner Mann?“, lallte sie und ließ sich schwer atmend auf die nächstbeste Sitzgelegenheit sinken: eine Chaiselongue. Einladend klopfte sie auf die freie Stelle neben sich. „Möchtest du mir nicht Gesellschaft leisten?“

      Rothe überging die Frage und besorgte ihr ein Glas Wasser aus der Küche.

      „Trinken Sie, dann wird es Ihnen besser gehen“, setzte er an, als er ins Zimmer zurückkehrte, doch sie war in der Zwischenzeit eingeschlafen.

      Das Glas stellte er auf das Beistelltischchen, bedeckte ihren leicht bekleideten Körper mit einer Decke und zog die roten Seidentücher von den Lampen, um einen Zimmerbrand zu vermeiden. Er nahm den Hut vom Boden und setzte ihn sich auf. An der Haustür stieß er auf einen jungen Mann.

      Instinktiv zog Rothe die Tür hinter sich ins Schloss. „Wer sind Sie?“

      Der junge Mann stellte sich als Ramon Fernandez vor.

      „Ein Freund?“, fragte Rothe misstrauisch, ganz Polizist.

      „Wie man’s nimmt“, war die ausweichende Antwort und reichte nicht, Rothes Vertrauen zu gewinnen.

      Fernandez wollte sich an Rothe vorbeischieben, doch der verstellte ihm den Weg. Fernandez zögerte. Rothes verschlossenes Gesicht machte klar, dass er wenig ausrichten konnte.

      „Und wer sind Sie?“, fragte Fernandez schließlich.

      „Sehen Sie doch“, entgegnete Rothe trocken und zeigte auf den blechernen Sheriffstern. „Der Sheriff von Heiligenstadt.“ Zum Abschied tippte er an die Krempe seines Cowboyhutes und verschwand in die Nacht.

      ***

      „Wir haben Sie vermisst. Wo waren Sie denn?“, krähte Neureiter, kaum dass Rothe in frostiger Laune den Raum betreten hatte. Sein freier Dienstag war von einem Wasserrohrbruch bestimmt gewesen und den vergeblichen Versuchen, Simone zu erreichen. Fasching hätte er am liebsten aus dem Gedächtnis gestrichen.

      Als er Neureiter sah, stand ihm der verpatzte Rosenmontag wieder lebhaft vor Augen.

      „Ich hatte zu tun“, knurrte er unfreundlich.

      Mit schnellen Schritten ging er zum Schreibtisch und stürzte sich aufs Telefon, um Arbeitseifer vorzutäuschen. Aber Neureiter konnte ein ausgemachter Sturkopf sein. Sein bohrender Blick klebte an Rothe wie Kaugummi. Bei Vernehmungen war das nicht die schlechteste Taktik. Rothe knirschte mit den Zähnen, als auch das Telefon ihm nicht half, einem Gespräch zu entgehen. Das Besetztzeichen tutete laut und deutlich durch den Raum.

      Genervt knallte er den Hörer auf die Gabel und herrschte: „Ich war da. Nur war da, wo ich war, keine Feier.“ Die Frau zu erwähnen, die Neureiter auf ihn angesetzt hatte, war unter seiner Würde.

      „Sondern?“, fragte Neureiter neugierig.

      „Sondern was?“, entgegnete Rothe und spießte seinen jungen Kollegen mit einem eiskalten Blick auf.

      „Wer war denn da, wenn nicht wir?“, fragte dieser unerschrocken.

      Rothe antwortete nicht, und Neureiter platzte heraus: „Niemand? Und wann ist Ihnen das aufgefallen? Kann es sein, dass Sie uns nicht gefunden haben?“

      „Sie selbst haben mir doch die Straße genannt, warum sollte ich Sie da nicht finden?“, entgegnete Rothe.

      „In Kallmerode?“

      „Wieso Kallmerode?“, fragte Rothe.

      Neureiter zuckte die Achseln und sah ihn abwartend an.

      „In СКАЧАТЬ