Das Tal der Untoten. Matthias Albrecht
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Название: Das Tal der Untoten

Автор: Matthias Albrecht

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежная классика

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isbn: 9783961455720

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СКАЧАТЬ letzte Bemerkung hätte ich mir verkneifen können, das wurde mir gerade bewusst. Sie klang irgendwie kindisch. Nein, eher wie eine Drohung. Wie etwas nicht Umkehrbares. Und darüberhinaus wirklich reichlich albern. Was sollte sie an einer Auszeit – wie lange diese auch währen möge – bereuen? Sie hatte sie ja selbst gewollt. Ja, wenn ich vorhätte, niemals zu ihr zurückzukehren, dann bekäme dieser Zusatz immerhin einen gewissen …

      … Sinn?!

      Hundegebell riss mich aus dieser verzweifelten Rückbetrachtung. Ich war irgendwie dankbar dafür. Zunächst gewahrte ich Harris, der vorausrannte, sich wie toll gebärdete und an der Fahrertür hochsprang. Dann Patty mit einer Tüte in der Hand. Und schließlich ihren Begleiter.

      Komische Konstellation der Gefühle: Eigentlich hätte ich mich mehr vor ihr als vor ihm genieren müssen, und doch wäre es mir lieber gewesen, wenn ich es nach wie vor mit ihr allein zu tun gehabt hätte. Und meinetwegen mit Harris.

      „Ich hab hier was zum Anziehen. Nischt Besonderes, aber bis heim zu uns wird’s gehen. In der Mühle sehen wir dann zu, dass Ihre Sachen trocken werden.“ Sie schob mir die Tüte durch den Türspalt.

      „Ich dachte schon, Sie hätten mich vergessen.“

      „Ach woher denn. Aber ohne Harris hätt ich net mehr hergefunden. Und der war für einige Zeit net auffindbar.“

      „Er war nicht – auffindbar?“, staunte ich.

      „Na, Harris is nu mal kein Schoßhündchen. Der kann sich frei bewegen im Tal. Und wann er auf ’n interessantes Wild trifft oder Hunde, die er net leiden kann, da is er nu mal hin und weg. Ich hab ’ne Zeitlang gebraucht, ihn zu finden. Was glauben Sie, wo er war?“

      „Ich denke, das entzieht sich meiner Kenntnis.“

      „An den Fischteichen!“

      „Ach was.“

      „Ja, wirklich. Er hatte wohl gerade ’ne Spur verfolgt, die …“

      „Patty!“

      „Ja?“

      „Das ist ja alles sehr interessant, aber Sie werden verstehen, dass ich jetzt andere Sorgen habe, als zu erfahren, was Harris bewegte, sich …“

      „Oh, natürlich. Sorry. Da rede ich und rede und vergesse dabei …“

      „Patty!“

      „Hm?“

      Ich nickte in Richtung des Mannes, der ein paar Meter vor dem Sprinter stehengeblieben war und die Szene misstrauisch und zugleich neugierig betrachtete.

      „Ach – eh – mein Bruder“, lächelte sie. „Der war ganz begierig, den Typen kennenzulernen, der da nackt und mit ’nem Lieferwagen aus’m Nichts kommend einfach so im Wald rumsteht.“ Und flüsternd setzte sie hinzu: „Mello is’ ganz harmlos, es sei denn, dass er denkt, man würde ihn verarschen woll’n. Also überlegen Sie, was Sie sagen.“

      Na toll, dachte ich, während ich eine verblichene, doch wenigstens saubere, graue Freizeithose und ein ebenso farbenfrohes T-Shirt aus dem Beutel zog – Unterwäsche war nicht dabei – und mir diesen Mello nebenbei betrachtete. Er war, wie seine Schwester, keine Schönheit, um es gelinde auszudrücken. Mit seinem Bullterrier-Gesicht, der plattgedrückten Nase und dem leicht vorgeschobenen Unterkiefer, vermittelte er keinen vertrauenserweckenden Eindruck. Auch schien er von Ordnung und Sauberkeit nicht allzu viel zu halten. Insgeheim vermutete ich eine heimliche, Jahrzehnte zurückliegende, Liaison seiner Vorfahren mit denen des allerliebsten Harris.

      So schmuddelig er auch aussah – auf ein Accessoire schien er stolz zu sein, und das war seine auffällige Gürtelschnalle, über welche seine Linke liebevoll strich: Ein handtellergroßes Oval mit ineinander verschlungenen Schlangenreliefs aus matter Bronze. Die tiefer gelegenen Stellen schimmerten wie schwarzer Onyx.

      „Wenn Sie soweit sann, können wir los“, sagte Patty und setzte schmunzelnd hinzu: „Den Transporter müssen Sie allerdings hierlassen.“

      „Kann ihn mir ja auch schlecht untern Arm klemmen“.

      Ich hatte mich „in Schale“ geworfen und stieg aus. „Eigentlich müsste ich hierbleiben. Ich hab da jede Menge Pakete drin, und wenn jemand kommt und den Sprinter ausräumt, kann ich mich frischmachen.“

      „Dann schließen Sie ihn doch ab.“

      Ich musste angesichts ihrer Naivität lachen. „Das werde ich auch, aber wenn ihn jemand findet, hat er alle Zeit der Welt, ihn aufzubrechen und leerzuräumen.“

      „Was ist denn so Wertvolles in den Paketen?“

      „Keine Ahnung, ich liefre nur aus. Jedenfalls nichts, das wir nicht befördern dürften. Aber es geht ums Prinzip. Und wenn da nur Altpapier drin wäre – ich bin meinen Job los, wenn am Ende was fehlt.“ Und still bei mir dachte ich, dass mein Job wohl schon jetzt keinen Pfifferling mehr wert war.

      „Wer sollte hier schon herkommen?“

      Ich nahm meine Unterlippe zwischen die Zähne, zog die Brauen empor und sah sie mit schiefgehaltenen Kopf fragend an. Sie kam jedoch nicht auf das Naheliegende.

      „Was denn?“, fragte sie.

      „Na was wohl. Sie haben doch auch hierher gefunden.“

      „Oh“, lachte sie. „Das lag nur an Harris. Der hatte wohl ’n Reh oder so was aufgescheucht und ist ihm nach. Ich kam kaum hinterher. Na, und dann standen wir vor Ihrem Fluggerät.“

      „Fluggerät?“

      „Wenn das Ding …“, sie zeigte auf den Sprinter, „… net fliegen kann, wie sann Sie dann hier gelandet? Oder hat Sie ’n Hubschrauber abgesetzt?“

      Ich lächelte gequält. „Die Frage haben wir bereits unbeantwortet bleiben lassen müssen. Denken Sie, ich habe inzwischen eine Erklärung dafür? Sagen Sie mir lieber, wo die Mühlenstraße ist.“

      Sie deutete über die Schulter hinweg schräg hinter sich, ohne den Blick von mir zu lassen. „Irgendwo dort hinten. Is aber ’n ganzes Stück weg.“

      Ich folgte ihrer Geste und schüttelte gedankenverloren den Kopf.

      „Na“, meinte sie, „vielleicht klärt sich ja später alles auf. Hierbleiben können Sie jedenfalls net.“

      „Nein“, gab ich zu. „Warten Sie noch ’ne Minute, ja? Mir ist da gerade ’ne Idee gekommen.“

      Ich riss ein Blatt aus meinem Notizblock, schrieb ein paar Zeilen darauf und heftete den Zettel gut sichtbar an die innere Seite der Frontscheibe. Dann kramte ich meine nassen Sachen zusammen, steckte Handy und Brieftasche ein und verschloss die Türen.

      Patty trat näher an das Fahrzeug heran und reckte den Kopf. „Nicht berühren – Polizei ist informiert!“, las sie und ließ ihr allerliebstes Glucksen hören. „Alter Schwede! Wenn die Karre jetzt jemand findet, macht er bestimmt ’nen großen Bogen drum rum.“

      Ich runzelte die Stirn. „Haben Sie ’ne bessre Idee?“

      Patty wurde schnell wieder СКАЧАТЬ