Die Fischerkinder. Im Auge des Sturms. Melissa C. Feurer
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Название: Die Fischerkinder. Im Auge des Sturms

Автор: Melissa C. Feurer

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn: 9783961400911

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СКАЧАТЬ sich Biene tatsächlich und ging neben ihr in die Hocke. „Aus dem Weg“, herrschte sie Urs an, unternahm aber nichts, um diesen Befehl auch durchzusetzen. Urs blieb wie angewurzelt an Bienes Seite. Mira konnte sich nicht vorstellen, dass er sich auch nur im Geringsten anders verhalten würde, wenn all das hier echt gewesen wäre.

      „Sie ist einfach ohnmächtig geworden. Bitte! Bitte tun sie etwas!“ Er umklammerte das Handgelenk der Wachfrau, ließ sich jedoch allzu leicht abschütteln.

      Mira sah zu, wie die Wachfrau sich über Biene beugte und ihren Puls suchte. Urs hätte die zierliche Frau leicht überwältigen können. Aber stattdessen sah Mira im Zwielicht, wie er seine Hand langsam und unauffällig in Richtung des kleinen, tragbaren Scanners schob, der am Gürtel der Wachfrau baumelte. Sie dachte, er wolle ihn an sich nehmen, doch er streckte nur den Arm aus. Das blaue Licht des Scanners fiel auf seine sonnengebräunte Haut, eine kleine zackige Narbe am Handgelenk und schließlich für den Bruchteil einer Sekunde auf das weiße Armband. Kaum hörbar ertönte ein Klicken.

      „Sie atmet“, stellte die Wachfrau fest, die nichts von alledem bemerkt hatte. Sie schien es nicht erwarten zu können, von Biene wegzukommen. Hastig richtete sie sich auf. „Ich bringe euch Wasser. Sie kommt schon wieder zu sich.“

      Urs beugte sich wortlos über Biene, Haltung und Miene immer noch die eines Menschen, der Todesängste aussteht.

      Die Wachfrau brachte ihm Wasser, verschwand dann aber hastig und ließ Urs, Mira und die immer noch regungslos auf dem Fußboden liegende Biene allein zurück.

       Kapitel 3

       Die Flucht

      Mira spürte, wie Enttäuschung sich in ihr breitmachte, während die Tür ins Schloss fiel und das Licht aus dem Vorraum bis auf einen schmalen Streifen auf dem Fußboden reduzierte. Im Dunkel ihrer Zelle sah sie, wie Biene sich aufrichtete.

      „Das war unsere Chance!“ Mira konnte den vorwurfsvollen Unterton nicht aus ihrer Stimme verbannen.

      Urs schüttelte sachte den Kopf. „Es wäre nicht gut gegangen.“

      Das kurze Gefühl der Hoffnung, das in ihr aufgeflackert war, machte erneut der unkontrollierten Angst Platz, die eben noch in ihrem Inneren gewütet hatte. „Aber … Chas! Ich muss zu ihm. Er braucht Hilfe!“

      „Mira …“ Biene berührte ihre Hand. „Du verstehst nicht …“

      „Nein, ihr versteht nicht!“ Mira zog ihre Hand weg. Gar nichts verstanden sie. Wenn niemand Chas Medikamente brachte, niemand sich um ihn kümmerte, dann würde er sterben. Ohne dass jemand auch nur ahnte, dass er sich auf dem Autofriedhof befand. Ohne dass es jemanden interessierte. Und ohne dass Mira ihm je gesagt hatte …

      „Es war nicht der richtige Zeitpunkt“, sagte Urs sanft, aber bestimmt. „Der richtige Moment kommt noch. Du wirst sehen.“

      Mira konnte die Nähe und leeren Worte der beiden nicht länger ertragen. Sie stand auf und schleppte ihren sich wund anfühlenden Körper hinüber zur Tür. Es tat gut, sich dort auf den Boden sinken zu lassen und die Stirn gegen den kühlen Stein zu drücken. Die Kälte stand im scharfen Kontrast zur Hitze der Tränen, die über ihre Wangen zu rinnen begannen.

      „Mira …“, setze Biene abermals an, doch Urs unterbrach sie: „Da! Hört zu!“

      Nicht einmal Mira, die sich direkt neben der Tür befand, hatte die Schritte und Stimmen im Vorraum gehört, ehe Urs sie darauf hingewiesen hatte.

      „… in dringender Angelegenheit.“ Das war nicht die Stimme der Wachfrau, sondern die eines Mannes. „Ich fürchte, diese Sache duldet keinen Verzug. So lange soll ich hier übernehmen.“

      „Und das fällt denen jetzt ein?“, fauchte die Wachfrau. Das Rascheln von Unterlagen und das Scharren von Stuhlbeinen über den Boden war zu vernehmen. „Vorhin war ich noch dort. Und der nächste Weg ist es auch nicht gerade.“

      „Wenn es Ihnen lieber ist, gehe ich zurück und melde, dass Ihnen nicht danach ist.“ Die Stimme des Mannes hatte einen unverkennbar höhnischen Klang angenommen. „In Valda überlegen wir nicht zweimal, wenn unser Vorgesetzter uns etwas befiehlt. Aber das mag hier anders sein.“

      „Natürlich gehe ich.“ Die Stiefel der Frau polterten Richtung Eingangstür. „Es gibt hier nicht mehr viel zu tun. Die Akten sind meine Aufgabe.“

      „Dann warte ich einfach und halte die Stellung.“

      Die Tür wurde geöffnet und fiel wieder ins Schloss. Mira hob den Kopf und lauschte angestrengt. Würde der fremde Wachmann die Zellentür öffnen und einen Blick hineinwerfen? Wäre das der richtige Moment, würde Urs dann etwas tun?

      Sie wartete. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Doch schließlich näherten sich tatsächlich Schritte, und die Tür wurde geräuschvoll aufgeschlossen. Sekunden später blinzelte Mira abermals in das grelle Licht des Vorraums.

      Im Gegenlicht konnte sie nicht mehr als die Umrisse des Wachmanns erkennen, der dort stand und sie musterte. „Drei Gefangene“, stellte er fest, und Urs nickte, obwohl es nicht gerade nach einer Frage geklungen hatte.

      „Lasst eure Bändchen sehen!“

      Er beugte sich über Urs’ Handgelenk, als wolle er kontrollieren, ob sein Bändchen auch echt war, und warf auch einen kurzen Blick auf die der beiden Mädchen. Mira konnte nur davon ausgehen, dass es ihm lediglich darum ging, zu wissen, ob sie überhaupt ein ID-Band hatten, denn ohne Scanner gaben ihm die weißen Plastikstreifen keinerlei Informationen. Doch er schien zufrieden, nickte ihnen knapp zu und trat wieder aus der Zelle. Die Tür zog er hinter sich ins Schloss.

      „Glaubt ihr, wir können …“, setzte Mira an, aber Urs fiel ihr ins Wort: „Warte!“ Er lauschte angestrengt, und Mira tat es ihm gleich. Die Schritte des Wachmannes entfernten sich, etwas klickte, und schließlich knallte eine Tür zu.

      „Ist er weg?“ Mira konzentrierte sich mit aller Kraft auf die Geräusche vor der Zellentür, konnte aber nichts mehr ausmachen. „Er kann doch nicht einfach seinen Posten verlassen!“ Sie spürte Aufregung in sich aufwallen. Aufregung und einen Funken Hoffnung. „Habt ihr eine Nadel? Oder … eine Gabel oder so! Es ist ein ziemlich altes und großes Schloss! Vielleicht können wir …“

      „Nicht nötig.“ Urs hielt etwas in die Höhe, das Mira im Halbdunkel nur an seinem metallischen Klirren sicher erkennen konnte. Einen Schlüsselbund.

      „Sag bloß, den hattest du schon die ganze Zeit!“

      „Nein.“ In Urs’ Stimme lag unverkennbar ein Grinsen. „Erst seit der Bändchenkontrolle gerade eben.“ Er erhob sich, und binnen Sekunden hatte er die Zellentür aufgeschlossen. Erneut fiel Licht zu ihnen herein, und es dauerte einige Augenblicke, bis Mira genug sehen konnte, um sicher zu sein, dass der Wachmann tatsächlich verschwunden war.

      Sie konnte es nicht fassen. In Leonardsburg waren die Wachen äußerst gewissenhafte Leute. Pflichtversessen und exakt – wie Filip. In einer Stadt wie Cem hätte sie eine mindestens genauso gründliche, wenn nicht sogar noch korrektere Arbeitsweise erwartet.

      Urs ging zum verlassenen Schreibtisch. Das Gehen schien ihm schwerzufallen; er hinkte ein wenig, zumindest bei den ersten Schritten. Doch nachdem er den Schlüssel sorgfältig СКАЧАТЬ