Das Mitternachtsschiff. Wilfried Schneider
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Название: Das Mitternachtsschiff

Автор: Wilfried Schneider

Издательство: Автор

Жанр: Исторические любовные романы

Серия:

isbn: 9783957440839

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СКАЧАТЬ Männer gleichzeitig Mast und Segel auf. Der Priester wunderte sich darüber, wehrte aber Erklärungen des Admirals ab. »Ich bin ein Lernender, ich habe nun drei Jahre Zeit, die Geheimnisse des Schiffsbaus kennenzulernen. Auch wir Kemeten haben unsere Erfahrungen damit. Die Masten deiner Schiffe stehen auf zwei Beinen, so verteilen sie das Gewicht besser auf den Rumpf. Sie sind auch niedriger als die auf den Schiffen der Göttergleichen in jener Zeit, die lange vergangen ist. Eure Segel sind breiter. Deine Kajüte ist klein, nicht zu vergleichen mit den Kabinen unserer Königsboote. Ihr liebt den Prunk nicht, der den Männern den Platz nimmt. Die Rah hat Stangen, die miteinander verbunden sind. Deine Kemet trägt den Wasservorrat und die Nahrung für alle. Sie hat einen dicken Bauch, bei ihrer Rückkehr wird die Hälfte der Ruderer ins Wasser springen müssen, damit sie nicht im Hapi aufläuft. Du hörst, ich kann diese Schiffe höchstens ein Zehntel der Stunde lang beschreiben, alles andere wird deine Aufgabe sein, wenn wir in drei Jahren gemeinsam beginnen, Träume zu verwirklichen. Schiffe im Lazurwasser! So wie hier mag das Bild gewesen sein, da in alter Zeit, den heutigen Kemeten unbekannt, Schiffe nach Punt aufbrachen, in das Reich, das den Weihrauch in seinen Bäumen birgt. Punt – wir haben den Namen übernommen aus dem Land der Götter, das es für uns war. Punt – ein heiliger Ort, dessen Harze uns mit den Herren des Himmels verbinden. Unsere Garnisonen am Lazurwasser, die wir verstärken, werden die von Räuberbanden beherrschte östliche Wüste reinigen und den Künftigen eine sichere Seefahrt ermöglichen.« Kerifer-Neith wandte die Augen nach Süden, kreuzte die Arme und genoss Bilder, die nur er sah. »Einst lehrte mich ein weiser Mann aus dem Osten, da war ich noch ein Kind. Er berichtete mir eine uralte Geschichte aus den Städten zwischen den großen Strömen. Ich habe die Namen vergessen, sie wurden für Kemet nicht wichtig, die Zeit hat sie in mir verschüttet wie der Sand den Heiligen Wächter, der Chufus Gesicht trägt. Ich sprach die Worte, als ich unter Pharaos Haus zu den geweihten Räumen ging, allein mit einer Fackel, um zum ersten Mal die Überlieferungen der Alten zu sehen.

       Wirbelnde Winde trugen den Adler

       Durch die Wolken in die Nachtwelt der Götter.

       Das Meer ward zum See,

       der See zum Wassertropfen.

      Auf dem Rücken des Adlers saß der Held des Epos. Wer es auch immer war, was er sah, prägte mich. Unsere Erde war eine winzige Kugel, ein Stern unter Sternen. Ich will forschen, Admiral, ich will alles wissen, was den Göttern eigen ist, ich will zu ihnen gehören, ich will ein Gott werden in der neuen Welt. Ich werde durch das Portal gehen und unsterblich sein.«

      Abdi-ashirta sah in das Gesicht des Priesters, das die fanatischen Gedanken des Mannes widerspiegelte. Über Kerifer-Neiths Wangen liefen Tränen, es waren Tränen der Zorns, dass er die Zeit nicht zu beschleunigen vermochte, die ihn von der Erfüllung seiner Träume trennte. So hatte er ihn schon einmal erlebt, als Ptah-hotep Andeutungen über eine künftige kemetische Flotte mit einem verächtlichen Lächeln quittiert hatte. Er hatte den Hass gespürt, den Hass eines Mannes, dessen große Gedanken durch die Alltäglichkeit von Höflingen getötet wurden, die nicht fähig waren, Gewohntes zu verlassen. Der Priester stöhnte auf, als der Admiral ihn in die Welt des heutigen Tages zurückholte und mit beruhigender Stimme auf ihn einsprach.

      »Sieh doch zu den Schiffen, wie schräg die Menfe im Wasser liegt!«

      »Ist sie eher in Gefahr, weil sie kleiner ist?«, fragte der Priester.

      »Nein. Der Ballast ist noch nicht ausgewogen verteilt. Ich werde dir berichten, welches der Schiffe sich am besten verhielt. Nicht immer ist die Größe entscheidend. Das Meer wird uns die Antwort geben.«

      Der Priester nickte. »Nach deiner Rückkehr besprechen wir meinen Plan, Schiffe durch die Säulen des Melkart zu schicken. Warte an der Westküste nicht auf Ped-Osiris. Der Verblendete wird den Tod finden, auf einem Weg, der für Kemet sinnlos ist. Sein Marsch vom Hapi in Seths Land war gut für uns. Er fand mit seinen dreihundert Eseln die alten Wasserdepots im Feuermeer und Chufus Namen im Fels. Einst, in alter Zeit, als man die Jahre noch nach den Zählungen der Rinderherden berechnete, brachen die Ahnen auf, um aus Libyens Innerem den Farbstoff für die Tempel zu holen. Das war noch, ehe die Boten mit Krummstäben unter trockener Erde das rettende Wasser suchten und die dortigen Völker in der Hitze regenloser Jahre vor der beginnenden Herrschaft des Sanddrachens zum göttlichen Hapi flohen. In unseren Jahren blieben dort grüne Inseln, Unterschlupf für Schmuggler und Verbrecher, die schlimmere Piraten sind als Pheneschs. Diese Berichte des Wanderers waren nützlich, doch sein kommendes Ende stiehlt dir Zeit.«

      Sie gingen über die Werft, deren Zimmerleute schon vor Tagen die Werkzeuge geordnet hatten. Neben den Gerüsten lagen noch Reste der Beplankung. Männer trugen Pinnen für die Ersatzruder zu den Booten und legten sie neben die Tafeln mit den Schiffsnamen. Einem der Arbeiter fielen Holznägel zu Boden, fluchend scharrte er sie aus dem feuchten Sand. Necho hatte gefordert, die Bauteile an Land zu fertigen und auf dem Wasser zusammenzufügen. Neferheres hatte, so sagte es Kerifer-Neith noch in Menfe, dem Göttergleichen alte Berichte vorgelesen, in denen einst die Kemeten bei ihren Flussfahrten in den Süden die Großboote an den Katarakten zerlegt und über das Land getragen hatten. Abdi-ashirta hatte geschwiegen, so wurden die Schiffe auch in Sidonien gebaut.

      »Wer gab den Schiffen ihre Namen?«, fragte er plötzlich. Bisher war das für ihn nicht wichtig gewesen, doch die Tafeln hatten ihn auf diesen Gedanken gebracht.

      »Der Göttergleiche, Neferheres und ich. Necho schickt seine alte Stadt in die Welt, Neferheres gab ihr geliebtes Kemet als Namen für dein Schiff, und ich hatte das große Ziel vor Augen, als ich Libyen vorschlug.« Der Priester verfolgte die Bewegungen der Schiffe, auf der Menfe richteten Männer zur Probe das Segel gegen den Wind. Kerifer-Neith dachte an Abdiashirtas Erklärungen. »Manchmal sind die Schiffe schnell wie die Pferde, manchmal könnte Amasis, der dicke Wirt sie überholen, der von der Schankstube zum Weinlager mehr als das Zehntel einer Stunde braucht. Strömung und Wind sind die Gesellen der Seeleute, sind treue Kameraden und üble Burschen zugleich.«

      Lastträger baten, den Weg frei zu halten. Sie brachten getrocknetes Fleischpulver zur Kemet. Die Säcke rutschten ihnen auf den Schultern hin und her, bis sie endlich neben den Wasserfässern in den Transportbooten verstaut waren und die Gefährte zum Admiralsschiff aufbrachen. Kerifer-Neith richtete seinen gefleckten Umhang. Mich interessieren nicht die Pinnen und Rahen und Brassen, dachte er, nicht das Gewirr von Tauen. Mein Geist gebiert eine große Aufgabe, du aber, Admiral, du wirst ihren Alltag formen. Mögen dich die Götter beschützen auf deiner Reise. Sie ist der Sprung in eine neue Zeit, in der Kemet die Welt beherrscht, unsere neue Welt, die wir entdecken. Der kranke Träumer in seinem Palast ging mit seinem Befehl den ersten Schritt in dieses neue Haus.

      Sie verließen die Werft und liefen zu den Siedlungshäusern zurück. Zwei Neugierige mit erst kürzlich geschorenen Stirnlocken folgten ihnen in zu kurzem Abstand. Uliliya stieß ihre Köpfe zusammen und warf die Jammernden beiseite. Der Priester wandte sich um, im leicht wechselnden Wind hatten die Schiffe sich gedreht, als wären sie lebendige Wesen, die ihren Herren nachblickten.

      In diesem Augenblick, da nun der Abschied begann, stiegen noch einmal die Zweifel früherer Tage auf. Niemand in den Tempeln glaubte an das Gelingen des Staatsunternehmens. Kerifer-Neith sah auf den Admiral, der von Neferheres sprach, die dieser Stunde fernblieb. Der Priester brauchte diesen Mann, der ihm vertraut geworden war wie ein Freund. Er brauchte ihn vor allem in der Zeit nach dieser Umsegelung einer unbekannten Welt.

      Schwer lag der Himmel über dem Land, dessen Mitternachtshorizont dunkle Wolken entstiegen und über die Küste nach Süden jagten. Die Häuser duckten sich unter plötzlichen Regenfällen. Ihren Bewohnern troff die Nässe aus den Umhängen. Gegen Mittag erstarb die Unruhe zwischen Behausungen und Marktständen. Von Soldaten geschützt, ging der Admiral zum Ufer. Die Krämpfe in seinem Leib waren СКАЧАТЬ