Das Mitternachtsschiff. Wilfried Schneider
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Название: Das Mitternachtsschiff

Автор: Wilfried Schneider

Издательство: Автор

Жанр: Исторические любовные романы

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isbn: 9783957440839

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СКАЧАТЬ dem Honig in dein Glas. Er schenkt dir Ruhe.« Die Frau blickte zur Tür. Die Katze kam und legte sich der Herrin zu Füßen. »Chain«, flüsterte die Frau zärtlich, »meine Chain.« Merit-Re brachte einen neuen Leuchter. Neferheres erhob sich. „Es ist spät. Morgen erwartet dich der Göttergleiche. Wir aber werden noch viele gemeinsame Abende haben.«

      Abdi-ashirta floh der Schlaf. Das Lager war ungewohnt weich, die Schnüre des Holzrahmens und die federgefüllte Auflage gaben jeder Bewegung nach. Er betastete die geschnitzte Katzengöttin der Kopfstütze und berührte die Wand. »Schön ist ihr Antlitz« schrieb er Neferheres Namen in seiner Sprache. Er strich über den Kalk, der glatt war wie zuvor.

      »Du wirst kein Preis sein. Meine Fahrt für den Pharao wird deine Liebe gewinnen.« Er sprach aus, was er dachte, eine Gewohnheit von Kindheit an. Die fremde Welt vor dem Fenster war in die Nacht gesunken. Die Gebete für den neuen Tag in Menfe waren gesprochen. Der Mondgott ließ sein Licht hinter Schleiern, die der Wind der Lotosblüte zum nubischen Haus schickte. Ein Lufthauch bauschte das Fensterleinen, der Atem des Hapi mischte sich mit Neferheres Seerosenduft. Die Eindrücke der im Lichte Res gleißenden Königsgräber, der Palastfeuer und der Weingärten an Menfes Hängen wichen den Erinnerungen des Sidoners an die Farben des Wassers hinter den Säulen des Melkart, als eine starke Strömung sein Schiff auf einen langen Weg in das Abendhaus gerissen hatte. Er sah sich wieder an den milden Ufern jenseits der nördlichen Meerengen, dessen ferne Wälder den Himmel berührten. Er sah das Gesicht Hir-Rectars in jener stürmischen Nacht von Zor und hörte dessen Worte: Niemand fährt nach so einer Fahrt noch einmal auf das Meer.

      »Morgen liege ich vor dir. Wohin schickst du mich, Göttergleicher?« Noch während er die Worte zum dunklen Geviert des Südfensters sprach, ahnte er, dass es kein Auftrag war, den Menschen je ausgeführt hatten. In dieser Stunde vor dem Schlaf spürte er in seinem Inneren etwas, das er so stark noch nie erfahren hatte. Es war die Sorge, für eine fremde Welt nicht stark genug zu sein. Endlich gab ihm der Wein Ruhe, er sah im Traum Neferheres Gesicht und hörte ihre Worte.

      »Ich kenne deinen Auftrag, Phenesch!«

      Er schreckte hoch und wusste nicht, ob sie es in den letzten Stunden so gesagt hatte. Ma’at war an diesem Tag, den Nut nun beendete, eine gütige Göttin, die eine erschreckende Wahrheit verschwieg.

      »Beruhige dich!« mahnte der Offizier. Abdi-ashirta lief von Fackel zu Fackel und schlug gegen die Halterungen. Geisterhaft tanzten die Schatten der Wachen an den Wänden. Das gedankenlose Spiel füllte die leere Zeit.

      »Zum dritten Mal! Folge mir! Hat ein Gott dich mit Taubheit geschlagen?« Der Sidoner erschrak, er hatte den Ruf des Priesters erst jetzt gehört.

      Die Fenster des Audienzsaales waren mit gelb-blauen Stoffen verhängt. Trompeten verkündeten das Nahen des Herrschers, dann unterbrach allein noch das Knistern der Öllampen die Stille. Die Portalwächter schwenkten ihre Hellebarden zur Seite. Licht füllte den Raum, als trete Gott Re selbst durch die Mauern. Der Oberste Rat warf sich zu Boden. Als Abdi-ashirta zögerte, drückte ihn Kerifer-Neiths Hand nach unten.

      »Der Göttliche will eure Augen sehen, und ihr sollt die Ohren öffnen. Das sagt euch Ptah-hotep, Oberster Priester des Ptah und Mund des Stadtgottes von Menfe. Ptah-hotep, der neben dem Herrn steht.«

      Der rote Zeremonialmantel hob den Göttergleichen aus der Kahlheit des Raums, sein Kopf war verhüllt, wie Neferheres es gesagt hatte. Er öffnete den Mund, noch bevor er zu sprechen begann, bewegten sich die Hände in heftigen Gesten. Lobpreisungen Kemets folgte die Schmähung Babylons, Worte schufen Bilder in den Farben des Hasses. Die Stimme wurde laut, schrie beschwörend auf die Herren des Rates ein.

      »Da nun Re im Sternbild des Hundes wanderte, ward Hor, dem Seher, die Gnade eines göttlichen Traumes zuteil. Am Ufer eines Wassers, das nicht Meer war und nicht Fluss, reifte der Emmer auf fruchtbarer Erde. Bauern schnitten die Ähren, bereiteten Mehl, die Heimat zu ernähren. Im Wind der wogenden Felder tanzten Frauen zu klingenden Harfen. Doch jäh stiegen Vögel auf. Ihre Schatten fielen auf das Land und versetzten die Menschen in Schrecken. Schiffe mit krummnasigen Männern teilten das Wasser, an ihrem Bug die Zeichen von Sidon und Zor. Sie hatten Mäuler! Mäuler wie Tore, größer als Häuser, groß wie der Schlund von Abdju. Die Schiffe fraßen den Emmer Korn um Korn in unersättlicher Gier. Den Feldern folgten Menschen, den Menschen alles, was Kemet ist. Alles! Alles!«

      Speichel rann Necho über das Kinn. Der mächtige Leib zuckte, in den Schläfen pulsierte das Blut. Die Schnabelschuhe traten den Stein.

      »Ich habe den Stier geschlagen. Ich habe Ptah geopfert. Ich habe das Orakel der Priester gehört. Ich gebe dem Obersten Rat der Stadt Menfe und beiden Kemet bekannt: Der Kanal nützt unseren Feinden. Sein Bau wird eingestellt. Aber Osiris hat mich auserwählt, Kemets Ruhm in alle vier Häuser zu tragen. Eine Gesandtschaft wird unbekannte Meere befahren. Ihr Admiral wird Abdi-ashirta sein. Abdi-ashirta aus Zor, Seefahrer dieser Stadt. Sidonien wird Kemet dienen, an uns gebunden und nicht an die Feinde.«

      »Ein Traum! Nur ein schrecklicher Traum!« Der Mann neben Abdi-ashirta kniete nicht wie die anderen. Er hatte die Stirn auf den Granit gelegt. »Es ist zu Ende. Mein Geschäft! Ich habe Knoblauch an den Kanal geliefert. Osiris!«

      Sandalen scharrten über den Steinboden. Hinter Ptah-hotep bewegte sich ein Vorhang. Papyrusrollen fielen zu Boden. Die zitternden Hände des Beamten griffen dreimal danach.

      »Osiris!« ächzte wieder der Kaufmann. »Es ist vorbei, vorbei, vorbei …« Er reihte das Wort bis Pharao sein Zepter auf den Thronsockel stieß. Jeder Laut erstarb.

      »Verkündet eure Meinung!«

      Die Männer wiesen mit offenen Händen auf ihren Herrn, den gottgleichen Necho, der sich verächtlich abwandte.

      »Euer Denken ist Kemet würdig«, sprach Ptah-hotep und entbot einen Gruß. Die Männer verließen den Saal. Der letzte von ihnen verhielt den Schritt, als könne eine Fügung der Götter sie zurück rufen. Dann fiel das eichene Tor zu. Sie liefen den Weg, den sie gekommen waren. Worte brachen sich Bahn. Erstaunt blickten die Wachen zu den Erregten, deren Gesten die gewohnte Vornehmheit fehlte. Die den Kanal verteidigten, verstummten unter den Reden der Mehrheit.

      Abdi-ashirta bemerkte nicht Kerifer-Neiths Zeichen, er hörte die Stimme Sin-hos, Vorsteher des Seefahrtsamtes in Zor und Hir-Rectars Vertrauter, der den Kanal als Straße nach Punt bezeichnet hatte, dessen Wasser die Truhen der Stadt füllen wird. Sin-ho, was für eine Nachricht wird dich bald erreichen! Der Sidoner fror in der Kühle des Palastes, die Nischen beunruhigten ihn, hinter den Vorhängen standen Gardisten.

      »Phenesch!« drohte Ptah-hoteps Stimme. Abdi-ashirta warf sich vor die Thronstufen. Nach dem dritten Befehl erhob er sich, wie es Neferheres ihn gelehrt hatte.

      Necho zog die Lippen zwischen die Zähne, wischte sich über den Mund und roch an den Fingern. An seinem rechten Auge kroch eine Fliege über den Tränensack, er spürte es nicht, die Haut war tot. Seine Hand rieb das Gewand zwischen den Beinen. Die Sinne schienen in die Ferne zu schweben, er bewegte sich, als wäre er allein.

      »Was fühlst du, Phenesch?« schrie er plötzlich. »Du schweigst? Hat man dich auf diese Frage nicht vorbereitet?« Die Schuhspitzen wippten, eine Kokosmatte dämpfte die Geräusche.

      »Göttergleicher, du erhebst meine Seele … aus dem Staub, du … du bist der Wind der vier Häuser. Du bist …«

      Der Pharao riss an den Bordüren seines Sessels. »Sprach ich zu einem Weib? Küsse mir nicht die Füße, Phenesch! Ich will den Mann hören, СКАЧАТЬ