Название: Trilogie des Mordens
Автор: Ulrich W. Gaertner
Издательство: Автор
Жанр: Короткие любовные романы
isbn: 9783954889563
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Scharnhorst legt eine Atempause ein.
„Wir unterscheiden bei der Polizei sehr genau zwischen Vermisst-Werden und einer Veränderung des Aufenthaltsortes. Will damit sagen, dass bei Kindern, alten, kranken Menschen oder hilfsbedürftigen Personen, die einer Gefährdung ausgesetzt sind, sofortige polizeiliche Maßnahmen greifen.“
Schwerdtfeger blickt sein Gegenüber prüfend an.
„Haben Sie das so weit verstanden, Frau Lindholm?“
„Aber ich spüre, dass meinem Mann etwas passiert sein muss. Soweit ich weiß, wollte er eine größere Summe Bargeld mitbringen.“
Panik ist plötzlich in ihrer Stimme. Der Beamte betrachtet die Frau vor sich sehr aufmerksam.
„Davon haben Sie bisher noch gar nichts gesagt, Frau Lindholm.“
Diese ist blass geworden.
„Meinen Sie, es könnte sein, dass Geld eine Rolle beim Verschwinden meines Mannes spielt?“
„Gegenfrage, Frau Lindholm. Um wie viel Geld geht es denn?“
„Das weiß ich nicht genau“, erfolgt die leise Antwort. Tränen treten ihr in die Augen.
„Am Telefon hat er gesagt, dass wir uns nun wegen unserer Schulden keine Sorgen machen müssen.“
Der Kriminalbeamte schluckt. Verdammt noch mal, was verschweigt die Frau denn noch?
„Wir haben eine Hypothek von 150.000 DM auf unser, mein Haus aufgenommen, um seine Schulden zu bezahlen.“
Ehe Schwerdtfeger sie unterbrechen kann, folgt die Erklärung.
„Es waren Spielschulden und Behandlungskosten in zwei Psychiatrischen Einrichtungen in Niedersachsen und Hamburg“
In Erinnerung daran fängt Lindholm an zu zittern und tupft sich den Schweiß von der Stirn. Nachdenklich betrachtet der Ermittler sie. Die Frau tut ihm leid. Vorsichtig und mit ruhiger Stimme stellt er die letzten Fragen.
„Frau Lindholm, bevor wir unterbrechen, würde ich gern wissen, von wem ihr Mann das Geld bekommen hat?
„Das weiß ich eben nicht. Das Geld sollte die Provision für einen Großauftrag meines Mannes sein, den er für seinen Chef erledigt hat.“
„Kennen Sie den Mann oder wissen Sie, wo er wohnt?“
„Das ist es ja, ich weiß es nicht. Hans-Georg spricht immer voll Bewunderung von seinem Chef, den er „Captain“ nennt. Ich weiß nur, dass mein Mann sich mit ihm in einem Hotel treffen wollte. Den Namen hatte er mir nicht gesagt, nur erklärt, Den brauchst du nicht wissen, wegen der Steuer und so.“
Der Beamte wird plötzlich sehr aufmerksam.
„Mit anderen Worten, Frau Lindholm. Es wurde vermutlich Schwarzgeld übergeben. Das müssten Sie als Kanzleivorsteherin doch wohl einschätzen können.“
Diese erstarrt.
„Woher wissen Sie das, ich meine von meiner Tätigkeit?“
„Von meinem Chef. Die Kanzlei Schubert & Schubert kennt doch hier jeder.“
Der Beamte legt seine Unterlagen auf den Schreibtisch.
„Ich hol’ uns noch mal Kaffee. Ich glaube, den haben wir beide nötig, Frau Lindholm.“
Er verlässt das Zimmer; die Tür bleibt halb geöffnet. Um Karin Lindholm herum beginnt sich alles zu drehen. Sie greift in die Handtasche und steckt sich ein Pfefferminzbonbon in den Mund. Der scharfe Geschmack hilft. Wenig später ist der Beamte mit Kaffee und einem Glas Wasser zurück.
„Bitte, bedienen Sie sich.“
Hastig greift sie zum Glas.
„Besser so? Also, ich mache Ihnen folgenden Vorschlag. Ich nehme jetzt eine Vermisstenanzeige auf, mit den Daten Ihres Mannes sowie seiner Personenbeschreibung. Dann speichere ich alles in einer bundesweiten Fahndungsdatei zur Aufenthaltsermittlung.“ Schwerdtfeger hält ein, damit sein Gegenüber folgen kann.
„Mehr kann ich im Moment nicht für Sie tun. Und ich muss Ihnen sagen, dass ich auch damit gezögert hätte, wenn Sie mir nicht das mit dem Geld gesagt hätten.“
„Und wenn mein Mann gefunden wird, bringt ihn die Polizei nach Hause?“
„Nein. Nach Dienstanweisung werden Sie von seinem Aufenthalt in Kenntnis gesetzt und müssen selbst die Initiative ergreifen, ich meine, Kontakt zu ihm aufnehmen. Nur, wenn Ihr Mann aus irgendwelchen Gründen bei seinem Aufgreifen hilflos wäre, müssten sich die Behörden um ihn kümmern.“
Der Kriminaloberkommissar steht auf und geht zu einem Schreibtisch, auf dem ein Bildschirm matt grün leuchtet.
„Setzen Sie Sie doch bitte hier herüber. Dann brauchen wir beide nicht so laut sprechen.“
Lindholm nimmt den neuen Platz ein. Sie hat sich wieder gefangen und bemüht sich, stark zu sein.
„Wichtige Frage, bevor ich anfange: Haben Sie zufällig ein Lichtbild von Ihrem Mannes dabei, Frau Lindholm?“
Diese entnimmt ihrer Handtasche ein farbiges Passbild ihres Mannes. Ein schlankes Gesicht mit einem sympathischen Lächeln blickt Schwerdtfeger an.
„Ich habe mir schon gedacht, dass Sie danach fragen werden.“
Chefermittler Bernhard Kluge legt müde, aber zufrieden den Hörer auf. Es ist Abend geworden und bereits dunkel an diesem grau gebliebenen Apriltag. Kluges Uhr zeigt 20.22 Uhr. Die Bürotür ist geöffnet, aber vom Flur dringen kaum Geräusche herein. Die vier noch anwesenden KollegenInnen haben mit laufenden Ermittlungen zu tun. Kluge fährt sich durch das lichter gewordene Haar, das schon begonnen hat, an den Seiten grau zu werden. Vor ihm, auf dem Schreibtisch, liegt die Eiltmeldung , die er immer wieder zur Hand nimmt. Was steckt hinter dem Tod des noch unbekannten Mannes? Die Spurensicherer haben im Abteil zwar eine teure, lederne Akten-Reisetasche gefunden, darin aber keinerlei Hinweis auf den Besitzer. Die Unterlagen, Prospekte, Vertragsvordrucke ließen bei einer ersten Durchsicht den Hinweis auf eine Tätigkeit im pharmazeutischen Bereich zu. Von draußen sind Schritte zu hören. Kluge schreckt hoch.
„Bist du etwa müde, Chef? Der Tag hat doch gerade erst angefangen.“
Sein jüngerer Vertreter wedelt mit einem Blatt Papier.
„Du hast gut reden, Winfred. Mir fehlen ein paar Stunden Schlaf. Aber das kennst du ja. Unsere letzte Moko liegt nicht allzu lange zurück. Der Russe, der das Fliegen lernen sollte, aus dem zehnten Stock, weißt du noch?“
„Natürlich, erinner’ mich bloß nicht daran. Das war eine Katastrophe mit den abgefüllten Typen, die nicht mal mehr piep sagen konnten ohne zu kotzen. Ekelhaft.“
„Setz’ dich Winfred. Apropos Staatsanwalt. Ich habe gerade mein Gespräch mit ihm beendet. Die Staatsanwaltschaft Hamburg wird den Vorgang übernehmen. So, wie er ist.“
Kluge СКАЧАТЬ