Название: Trilogie des Mordens
Автор: Ulrich W. Gaertner
Издательство: Автор
Жанр: Короткие любовные романы
isbn: 9783954889563
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Zusammen stellen sie die Mannschaft des 1. Fachkommissariats dar, die mit gleich bleibend hoher Motivation versucht, den schweren Sexualdelikten, Brandstiftungen und Tötungsverbrechen in Stadt und Landkreis Lüneburg, Herr zu werden. Zur Motivation trägt die hohe Aufklärungsquote in diesen Deliktgruppen bei, die im Gegensatz zu Raub- und Diebstahl Delikten zwischen 65% und 95 % beträgt. Aber diese Ergebnisse müssen in mühseliger, zeitraubender und hartnäckiger Art und Weise erarbeitet werden. Die Kaffeetassen scheppern, als Kluge seinem Vertreter Kriminalhauptkommissar Scharnhorst das Wort erteilt.
„Fang’ bitte an, Winfred. Der Tag ist schon alt genug.“
Dieser greift zu den Aufzeichnungen von der Obduktion.
„Schöne Grüße von den Hamburger Gerichtsmedizinern. Sie bedanken sich für den Auftrag und würden dich gern mal wieder sehen …“
Kluge grinst abwartend, und schon erfolgt die spontane Reaktion von Mike Gebert, einem jüngeren Oberkommissar mit scharfem Mundwerk.
„Liegend oder stehend? Wenn ich mir das so vorstelle, Bernhard nackt auf dem kalten Metalltisch, brrr…“
Die aufgebaute Spannung und der vorhandene Frust über ein zu erwartendes, arbeitsreiches Wochenende, entladen sich in fröhlichem Gelächter. Nachdem sich der Lärm gelegt hat, setzt Scharnhorst nochmals an.
„Todesursache: Intoxikation nach Inhalation von Cyan, also Blausäure.“ Er macht eine bedeutungsvolle Pause.
„Als der Doktor den Mageninhalt freilegte, konnte man den typischen Bittermandelgeruch wahrnehmen. Ganz schwach zwar, aber immerhin Ähnlich war es bei der noch in den Lungenflügeln vorhandenen Luft. Als der Doc den Brustkorb zusammendrückte und die Rippen knackten, strömte aus Mund und Nase ein ähnlicher Geruch.“
„Na klar, du musstest ja wie üblich deine Nase wieder in alles rein stecken.“
Das ist er wieder, der vorlaute Mike. Doch dieses Mal lacht keiner. Es klopft an der Tür. Auf Kluges „Herein!“ erscheint der Spurensicherer vom 4. Kommissariat. Ein blonder junger Mann, Angestellter, bekannt für seine Zuverlässigkeit. Auch er war bei der Obduktion dabei. Kluge schiebt ihm einen Stuhl hin. Gleichmütig setzt Scharnhorst seine zum zweiten Male unterbrochene Erläuterung fort.
„Am gesamten Körper keine äußeren Merkmale von Gewaltanwendung. Der Tod muss innerhalb von Sekunden eingetreten sein“, leiert er herunter.
Die seit einem Jahr im Kommissariat arbeitende Polizeioberkommissarin Jutta Schneider wendet sich an den Vorleser.
„Winfried, könntest du mir bitte zum besseren Verständnis den physikalischen Ablauf nach der Giftaufnahme erklären?“
„Na gut, wenn’s sein muss. Im Organismus wird nach der Inhalation – also nach dem Einatmen der freigewordenen Cyan-Verbindung – das toxisch wirkende Zyanid freigesetzt. Das führt zu einer sofortigen Blockierung der Zellatmung, die eine Sauerstoffverwertung im Gewebe verhindert. Dadurch kommt es zur inneren Erstickung. Das ist doch richtig, Bernhard, oder?“
„Total, dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Oder ist jemand anderer Meinung?“
Jutta Schneider ist zufrieden mit der Erklärung und fährt sich mit den Händen durch ihre dunkelblonde Lockenmähne.
„Die beiden Doktors haben die erforderlichen Proben an Körperflüssigkeiten aus Magen-Darm-Inhalt und Nieren sowie Blut entnommen und in besonders dichten Behältnissen asserviert. Der Gasinhalt in den Flüssigkeiten darf vor der Untersuchung nicht verlorengehen.“
„Und haben die beiden eine Vermutung, wie das Gift verabreicht worden sein könnte?“
„Beide halten es für möglich, das sich die Blausäure, also Cyanwasserstoff in einer kleinen Kapsel befunden hat und nach deren Zerstörung frei wurde, also bei Körper- oder Raumtemperatur verdampft ist.“
„Das würde implizieren, dass der Tote die Kapsel in den Mund genommen und zerbissen haben hat, wenn er denn Suizid begehen wollte.“
„So wie die Nazi-Größen nach dem Krieg“, wirft Jens Ehlers ein, der dunkelhaarige Hauptkommissar, der ein ruhiger und sehr zuverlässiger Ermittler ist.
Das Schrillen des Telefons unterbricht die Unterhaltung.
„Kripo Lüneburg, Erstes Fachkommissariat, Kluge.“
Die Stimme eines unbekannten Sprechers ist leise zu hören. Kluge deckt die Sprechmuschel ab.
„Die Zeitung, unser Starreporter“, flüstert er.
„Ich grüße Sie, Herr Meierhof.“
Dann können die Ermittler an Hand der Antworten ihres Leiters mit verfolgen, was die örtliche Presse interessiert.
„Wir stehen noch am Anfang, Herr Meierhof, und wir müssen erst das Obduktionsergebnis vorliegen haben, bevor ich zur Todesursache etwas sagen kann.“
Das ist der abschließende Satz, bevor Kluge mit höflichem Abschiedsgruß auflegt. Die Zuhörer grinsen, als Kluge den Faden wieder aufnimmt und sich an Gebert wendet.
„Ich glaube, für heute ist dein Redebedarf gedeckelt, mein lieber Mike. Hilf uns jetzt lieber bei der Syllogistik, was den möglichen Handlungs- oder Tatablauf angeht. Ihr habt mit bekommen, dass Meierhof am Ball ist. Der fragt morgen früh wieder nach.“
Der Angesprochene hat den Rüffel seines Chefs verstanden.
„Davon ausgehend, was unser K-Leiter schlussfolgert, hätten im Mund der Leiche Rückstände oder Spuren zu finden sein müssen. Oder auch in der Speiseröhre. Soviel ich über diese Form der Vergiftung weiß, vergehen bis zum Todeseintritt und völliger Reaktionslosigkeit doch noch einige Sekunden.“
„Mit anderen Worten“, schaltet sich Ehlers ein, „würde das für Schlucken oder Inhalation von kleinsten Teilchen, angenommen Glassplittern, völlig ausreichen.“
Alle blicken gespannt auf Scharnhorst.
„Tatsache ist, dass bei der ersten Untersuchung von Mundhöhle, Rachenraum, Speise- und Luftröhre keinerlei Fremdkörper gefunden wurden.“
Kluge fasst den Vortrag zusammen.
„Das macht das Ganze nicht leichter. Fakt ist jedoch, dass die Todesursache in der Inhalation des Cyangases zu suchen ist. Natürlich gibt es auch noch andere Möglichkeiten der Zerstörung eines Behältnisses. Heutzutage müssen solche Minibehälter auch nicht mehr aus Glas sein. Mir fallen da die Kapseln für Infarktgefährdete ein, die nach dem Zerbeißen Nitroglyzerin freisetzen.“ Kluge blickt Scharnhorst fragend an.
„Auch so etwas konnten die beiden Obduzenten in den Verdauungsorganen nicht nachweisen. Und ihr wisst, die Doktoren sind sehr genau und wissen, wonach sie suchen müssen. Ich sag mal so: Wenn irgendwelche körperfremden Rückstände vorhanden gewesen wären, unsere Gerichtsmediziner hätten sie gefunden.“
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