Название: Trilogie des Mordens
Автор: Ulrich W. Gaertner
Издательство: Автор
Жанр: Короткие любовные романы
isbn: 9783954889563
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Nachdenklich blickt der Grollende seine Frau an. Eine kluge Frau hast du. Im Prinzip hat sie ja Recht … aber nicht immer.
„Zu Befehl, Madame General“, lacht er. „Wenn also mein Chef anruft, bist du mich für heute los.“
Es gilt nun, die Einsatztasche zu packen.
„Schmier’ mir bitte zwei Scheiben Brot mit der guten Landleberwurst. Ich habe das Gefühl, es könnte wieder mal spät werden.“
Ein Blick auf die antike Dielenuhr. 10.15 Uhr. Sonntag, ade, denkt er abschließend, als er nach oben ins Bad eilt, um sich fertig anzukleiden.
Einen Tag später, annähernd zur gleichen Zeit, findet der jüngere der beiden WG-Bewohner und Mieter im hohen, alten Stadthauses im Hamburger Stadtteil Stellingen zurück in den nüchternen Alltag. Der Kopf schmerzt und ihm ist speiübel, als er im Garderobenspiegel mit Mühe sein verquollenes Gesicht erkennt. Gaumen und Mund sind wie ausgetrocknet. Nur mit einem Slip bekleidet stolpert er an die großen Fenster und zerrt die einfachen Vorhänge zurück.
Ungewohnter Sonnenschein blendet ihn. Verdammt, stinkt das hier immer noch nach Nuttendiesel! Frische Luft muss rein. Dann zum Kühlschrank, die Mineralwasserflasche herausziehen und das kalte Getränk in die Kehle laufen lassen. Die Reaktion ist zunächst hilfreich. Entspannt lässt er sich in den alten zerschlissenen Sessel plumpsen. Noch einen langen Schluck. Als sich wenig später die aufgestaute Kohlensäure einen Ausgang sucht, zerstört ein gewaltiger Rülpser die sonntägliche Stille. So laut, dass nebenan aus dem Zimmer seines Kumpels ähnliche Geräusche erkennen lassen, dass auch dieser wieder ins Leben zurückfindet.
Der Mann, Hans-Frieder, genannt Fred, blickt sich abwesend im Raum um. Mühsam registriert er das Chaos, entstanden durch herumliegende leere Sekt- und Bierflaschen und umgekippte Gläser. Mit leerem Blick betrachtet er das Ganze, bis seine Gedanken langsam ihren Weg finden. Krampfhaft versucht er sich an die vergangene Nacht zu erinnern. Aber die bohrenden Kopfschmerzen lassen das nur eingeschränkt zu. Wie war das bloß noch? Ach ja. Alex und er waren am frühen Abend mit dem Taxi zur Reeperbahn gefahren. Ganz lässig. In seiner Gesäßtasche hatte er reichlich Patte, den verdienten Lohn für eine Nacht außerhalb Hamburgs.
Damit hatten beide in den Kneipen und Clubs so richtig die Sau raus gelassen. Lange hatte es nicht gedauert, bis sich zwei Schnallen aus dem Club „Ritze“ oder ähnlich, bei ihnen eingehängt haben, um Billigsekt zu teuren Preisen loszuwerden. Zwischendurch heizten sich beide so richtig an den Tanzkünsten der scharfen Tussys auf.
Alex, der andere Mann, groß geworden in einer stillen Region des Bayerischen Waldes und der so etwas bisher nur aus Pornoillustrierten kannte, war rattenscharf wie ein Terrier. Deshalb war es naheliegend, dass sie sich in den frühen Morgenstunden in ein Taxi pflanzten und dem Fahrer den Auftrag gaben, zwei geile Bräute aufzureißen.
Er, Fred, hatte dem Driver einen „Hunni“ rübergeschoben, sodass es nicht lange dauerte, bis jeder eine Braut vom Strich an der Kastanienallee auf dem Schoß hatte. Die Fummelei und Knutscherei war schon im Großraumtaxi losgegangen. Dem Fahrer hat das nichts ausgemacht; der kannte das schon. In der Wohnung im dritten Stock ging es dann richtig zur Sache. Die Klamotten flogen quer durch die Zimmer, und der Penny-Sekt aus dem Kühlschrank floss in Strömen. Die beiden Bordsteinschwalben hatten längst gecheckt, mit wem sie es zu tun haben. Sie wechselten von einem zum anderen, bis die beiden WG – Bewohner nicht mehr auf die Beine kamen und er auf seiner Babsi eingeschlafen war.
Verdammt, hoffentlich hatten die beiden Nutten kein Aids. Die letzten Nummern waren ohne Gummi, weil auch die Bräute mächtig abgefüllt waren.
„Alex“, grölt er. „Kommst du auch mal wieder ans Tageslicht, alte Socke?“
Grunzende Geräusche, ein Poltern. Dann ein erneuter Furz und ein schwerfälliges Tappen. Im offenen Türrahmen steht schwankend, nur mit seinem T-Shirt bekleidet und unten völlig frei, sein Kumpel.
„He, was is’ Alter? Haste noch zu saufen oder was?“
Mit stierem und immer noch trunkenem Blick versucht Alex, in den Tag zurückzufinden.
„Wo iss’n Manuela, die geile Taube?“
Dabei greift er sich an das Geschlechtsteil und bemerkt sein schlaffes Glied. Er betrachtet es nachdenklich und schüttelt verständnislos den Kopf.
„Mich so im Stich zu lassen, Johannes, schäme dich.“
„Mann, das kann doch keiner mit ansehen. Zieh dir endlich deine Unterhose an. Die Party ist vorbei, Kumpel.“ Freds Stimme zeigt Wirkung.
„Nur, wenn du mir was zu saufen gibst. Ich fühle mich ausgetrocknet wie ein Stockfisch.“
Der Angesprochene wirft ihm lässig die halbvolle Flasche Wasser zu. Grinsend sieht er, wie sich sein Kumpel das kühle Nass in die Gurgel schüttet. Danach versucht er schwerfällig eine Kehrtwendung wie bei der Bundeswehr. Das bringt ihn aber nur heftig zum Stolpern.
„Verdammter Scheißteppich, das.“ Mit blankem Gesäß schwankt Alex zurück in sein Zimmer.
„Verdammt, wo ist mein Slip? Den hatte ich doch gestern noch“, hört ihn Fred fluchen. Und wenig später ist das gewohnte Schnarchen zu hören.
Das wäre wohl für mich auch das Beste, so lange zu pennen, bis die Birne richtig klar ist. Er zieht sich mit den Füßen den zweiten Sessel heran und macht es sich bequem. Der Kopfschmerz hat nachgelassen. Nachher koch’ ich mir einen doppelten Espresso, der wird das wieder richten. Erneut schlagen seine Gedanken unkontrolliert den Bogen zum Abend und zur Nacht zuvor. Bildfetzen tauchen in seinem benebelten Bewusstsein auf. Die Fahrt mit dem Zug zu zweit, mit dem kleineren, aber älterem Mann, den er zuvor auf dem Hamburger Hauptbahnhof kennengelernt hatte. Schon auf den ersten Blick hatte er erkannt, dass Giovanni Gay war. Genau der Typ Mann, auf den Alex und er sich eingestimmt hatten, nachdem sie mehr als zwei Monate arbeitslos gewesen waren und die letzten Reserven verbraucht hatten. In einer Stehkneipe in der Steinstraße hatten sie das Treiben der Drogennutten und der Schwulen genau beobachtet, die für eine schnelle Nummer immer gut waren.
Aber das war nicht das, was sie wollten. Im Gay-Klub auf St. Pauli hatten erfahren, dass die große Bahnhofshalle ein Treffpunkt für zahlungskräftige Schwuchteln und ihre Freier war. Es gab nur ein Problem dabei. Fred und Alex waren nicht schwul und auch nicht bi. Für sie stand die Kohle im Vordergrund, die von den Tunten zu holen war.
„Schwulenklatschen“ heißt das bei Insidern: Der Freier geht zum Schein auf das Angebot eines erwartungsvollen Gay ein und fährt mit ihm in eine Steige. Zur Enttäuschung des Schwulen kommt es aber nicht zu dem erwünschten sexuellen Kontakt, sondern zu Gewalthandlungen mit erheblichen Körperverletzungen und dem nachfolgenden Ausrauben der Überraschten. So war es bisher immer mit Erfolg für die beiden Männer gelaufen. Die erbeutete Kohle hatte für Miete und Lebensunterhalt gereicht, zumal das Risiko, erwischt zu werden, sehr gering war, da die „gerupften“ Schwulen nie zu den Bullen gingen.
Alex hatte anfangs noch Bedenken, doch Fred ist von einem anderen Schlag. Er empfand für Schwule keine besondere Sympathie. Er nutzte deren meist körperliche Unterlegenheit und das immer noch geächtete Triebleben aus, Menschen die am Rande der Gesellschaft leben. Mittlerweile hatten sich beide auf die sprudelnde Einnahmequelle eingestellt und sich von der Kohle nach und nach ordentliche Kleidung beschafft. Damit spielten sie in einer Liga, in der Schwulen anspruchsvoller sind und sich nicht auf dem Straßenstrich oder Pissoirs anbieten.
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