Название: Trilogie des Mordens
Автор: Ulrich W. Gaertner
Издательство: Автор
Жанр: Короткие любовные романы
isbn: 9783954889563
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Die Fahrt mit Streicheln und heißen Blicken von Giovanni hatte nicht lange gedauert und sie hatten für den Rest der Nacht einen Betrag von fünfhundert Mark ausgehandelt. Die anschließende Fahrt mit dem Taxi vom Bahnhof zu einer Reihenhaussiedlung hatte sie zu einem gepflegt wirkenden Mittelreihenhaus gebracht. Auch das Innere hatte diesen Eindruck wiedergegeben. Giovanni hatte mehrere starke Grappas serviert und war schnell im Bad verschwunden gewesen.
Treffer, hatte er, Fred zu dem Zeitpunkt gedacht. Der Typ hat Knete ohne Ende. Auch oder vielleicht gerade, weil er Italiener ist. Eigentlich waren Ausländer nicht sein Ding. Das hatte ihm seine konservative Familie eingeimpft. Aber drauf geschissen, Geld stinkt nicht. Und dann war Giovanni in einem schwarzen Lacklederbody, penetrant nach schwülstigem Parfüm riechend zurückgekommen. Voller Erregung hatte er Fred in das große, französische Bett unter dem riesigen Deckenspiegel gezerrt. Wohl oder übel hatte der das Spiel mitgemacht und sich bis auf den roten Seidenslip ausgezogen. Dann musste er sich auf Giovannis Wunsch zu den Klängen einer CD mit Opernarien hin – und her wälzen und Fickbewegungen machen, bis der kleine Italiener einen Steifen bekam. Na gut, was soll’s. In zehn Minuten ist es vorbei, ich habe die Kohle und verschwinde, hatte er gedacht. Er hatte sich auf den Bauch gelegt, seinen Slip heruntergezogen, und Giovanni hatte versuchte, seinen mickerigen Ständer in seinem Arsch unterzubringen. Das war aber nicht gelungen, und zum Schluss hatte er die erträumte Nummer laut fluchend aufgegeben.
„Blas mir sofort einen, du blondes deutsches Schwein oder du kriegst keine einzige Mark von mir“, hatte er völlig besoffen geschrien. Fred hatte das Gefühl, einen Schlag auf den Kopf bekommen zu haben.
„Du verfickter Makkaroni, das war so nicht abgemacht“, hatte er wütend geschimpft.
Was dann passierte, war im Nebel seines alkoholisierten Bewusstseins untergegangen. Plötzlich hatte Giovanni schreiend und blutüberströmt vor ihm gestanden und ihn mit seinem Messer bedroht. Mühelos konnte er an dem Verletzten vorbei laufen. Im Hausflur hatte er noch dessen schwarze Handgelenktasche an sich gerissen. Hastig hatte er sich im Laufen angezogen und war gerannt so schnell er konnte. Nur weg von dem blutigen Finale. Ziellos irgendwohin, in den Schatten der Nacht hinein. Die gurgelnde Stimme des Italieners hatte ihn nicht losgelassen. Die weitere Flucht war wie in Trance verlaufen. Unter einer trüben Laterne, in der Nähe von Lagerhäusern hatte er die Herrentasche untersucht. Fast zweitausend Mark. Eilig riss er das Geld heraus und schleuderte das leere Behältnis in den Straßengraben. Schließlich war er an den Stadtrand gelangt und las auf einem buntem Übersichtsplan den Namen der Stadt, – Winsen/Luhe. Betont gelassen konnte er an einem Taxi-Stand in der Nähe einer Kneipe ein Fahrzeug anheuern. Fahrtziel Hamburg – Reeperbahn. Dort konnte er mühelos untertauchen und mit einem weiteren Taxi in die Nähe ihrer Wohnung gelangen. Er hatte in solchen Dingen genügend Erfahrung gesammelt. Alex war längst im Schlaf, als er sich unter die Dusche gestellt hatte.
Am anderen Morgen war alles wie sonst gewesen. Er hatte Alex nur die Kohle gezeigt und gemeint, dass sie am Abend so richtig einen drauf machen würden. Sein Kumpel hatte sich an dem Bündel Scheine nicht satt sehen können und immer wieder wissen wollen, wie Fred dazu gekommen war. Später vielleicht mal, aber heute Abend lassen wir richtig die Sau raus.
Fred stöhnt leise vor sich hin und zermartert sein Gehirn. Aber es will ihm nicht einfallen, was im Schlafzimmer des Italieners passiert war.
„Ich brauche einen Kaffee. He Alex, du alter Fickfrosch. Setz’ mal einen auf.“
Doch Alex nebenan grunzt nur.
Mühsam wälzt Fred sich hoch und quält sich in die kleine Küche. Schrank auf, Kaffeedose her, Deckel auf: Leer.
„Verdammter Mist. Alex, du faule Bazille. Du solltest doch vorgestern Espresso mitbringen.“
Doch Alex ist das in seinem Rausch egal.
„Dann mache ich mir eben einen starken Tee. Der wird mir gut tun – und dir auch.“
Alex reagiert auch weiterhin nicht erkennbar, sondern gibt nur eine akustische Antwort.
„Oh nee, nicht das auch noch. Wie kann ein Mensch nur so stinken?“
Er flüchtet zurück in den Wohnraum. Leise fluchend beginnt er die leeren Sektflaschen aufzusammeln. Dann bemerkt er ihn plötzlich und wird beinahe starr vor Schreck. Unter dem zweiten Stuhl liegt ein einsamer Blauer, ein Hundertmarkschein. Das Blut schießt in den Kopf. Mit einem Sprung ist an er an der kleinen Vitrine, in sich die Kassetten stapeln. Mit einer wilden Handbewegung schleudert er die beiden Reihen auf den Fußboden und greift dahinter ins Leere. Kein einziger Schein ist mehr in seinem Versteck. Alles weg. Runde tausend Mark waren übrig nach dem Absturz mit den beiden Nutten. Siedend heiß wird ihm plötzlich.
„Alex, die beschissenen Nutten haben uns abgezogen. Unsere Kohle ist weg.“
Die wütenden Schreie und nachfolgenden Flüche erreichen endlich auch seinen Kumpel. Ein zweites Mal erscheint er im Türrahmen. Doch jetzt mit weit aufgerissenen, erschrockenen Augen.
„Was sagst du? Ich höre immer, die Nutten haben uns beklaut?“
„So ist es.“ Freds Augen sprühen vor Wut.
„Wir halten die hier aus, schieben denen die Sektpullen in den Arsch – und die ziehen uns ab! Ich fass’ es nicht.“ Stumm und vor Wut zitternd starrt er seinen Mitbewohner an.
„Die Kohle holen wir uns wieder, darauf kannst dich verlassen. Nicht umsonst wurde ich im Knast in Landsberg Fred Feuerstein gerufen.“
Am Nachmittag, als KHK Kluge der agilen Ronda Kubitzke den Sachstandbericht für die Kollegen des LKA 41 in Hamburg diktiert, klopft es kräftig an der Tür. Unwillig blickt Kluge auf. In der Tür steht ein junger Schutzmann von der Wache und deutet auf eine dunkel gekleidete, jüngere Frau hinter ihm.
„Das ist Frau Lindholm aus Hann. Münden.
„Ja, das ist richtig, Herr Kollege. Wir erwarten Sie schon.“ Kluge erhebt sich.
„Willkommen, Frau Lindholm. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Fahrt.“
Dann fällt ihm das in diesem Fall Unpassende der Situation auf.
„Entschuldigung. Wenn Sie mir bitte folgen wollen. Gehen wir in mein Dienstzimmer.“
Bislang hat Karin Lindholm keine Gelegenheit gefunden, etwas zu erwidern. Mit ernster Miene folgt sie.
„Ronda, ich möchte die nächste halbe Stunde nicht gestört werden. Auch nicht am Telefon.“
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