Auf Wiedersehen, Bastard! (Proshchay, ublyudok!) 2 - Die Stimmen von Moskau. Tino Hemmann
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Название: Auf Wiedersehen, Bastard! (Proshchay, ublyudok!) 2 - Die Stimmen von Moskau

Автор: Tino Hemmann

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783954888993

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СКАЧАТЬ Haustür und schloss sie von innen auf.

      Rattner trat sofort ein, schüttelte sich, zog den Mantel aus, hängte ihn auf, legte den Hut auf die darüber befindliche Ablage, stellte eine Einkaufstüte ab, zog die Schuhe an den Hacken aus, schlüpfte mit den Füßen in die Gästepantoffeln, die Fedor vor ihn auf den Boden geworfen hatte und drückte den Jungen herzlich. »Na, mein Junge, wohin willst du noch wachsen? Mich hast du ja längst eingeholt. Du kannst mir bequem auf den Kopf spucken.«

      »Soll ich denn?«, fragte Fedor und griff nach der rechten Hand des Kommissars.

      Der griff mit der anderen Hand nach seiner Tüte und ließ sich von dem Jungen durch den Flur ins Wohnzimmer führen. »Untersteh dich!«, raunte er. Dann drückte Rattner Sorokin ebenso herzlich wie zuvor den Jungen. »Ich musste mich doch noch mal bei euch sehen lassen, bevor ihr mich verlasst.«

      »Wir werden nicht für immer weg sein, Hans. Nur für ein paar Tage.«

      Rattner räumte seine Einkaufstüte aus, stellte eine Flasche Wodka auf den Tisch und nahm ein Paket heraus, das er unter einem Sofakissen versteckte, nachdem er sich im Zimmer umgeschaut hatte. »Nun such mal, Fedor. Der Osterhase war schon da für dich«, sprach er anschließend. »Der ist gerade aus dem Haus gehoppelt, als du mich reingelassen hast.« Gespannt beobachtete er das Gesicht des Jungen, das deutlich freundlicher wirkte, seitdem Rattner das Haus betreten hatte.

      Mit drei Schritten ging Fedor grinsend auf das Sofa zu, legte das Kissen zur Seite und nahm das Paket zur Hand. Er setzte sich und begann damit, das Geschenkpapier zu entfernen. Ein eckiger Karton kam zum Vorschein, dazu eine Tüte mit einem großen Schokoladenosterhasen und mehreren Schokoladeneiern. »Spasibo!«, rief Fedor, der bis eben mit seinem Vater noch Russisch gesprochen hatte, und wechselte nun wieder die Sprache. »Danke, Onkel Hans.« Er tastete die Verpackung des Kartons ab. »Was ist denn da drin?«

      »Ehrlich gesagt, das Ding ist ein Werbegeschenk. Aber ich dachte, dass du es in Moskau vielleicht gut gebrauchen kannst.«

      Sorokin erstarrte, während Fedor staunend in die Richtung blickte, aus der Rattners Stimme kam. »Hast du ›Moskau‹ gesagt?« Der Junge sprang auf, hielt die Arme nach vorn und lief klickend auf den Vater zu, um ihn zu umarmen. »Papa! Wir fliegen wirklich nach Moskau?«

      »Hans!«, gab Sorokin von sich. »Es sollte doch eine Osterüberraschung für den Jungen werden. Jetzt hast du alles versaut!«

      »Oh ...« Rattner schaute Sorokin bedauernd an. »Das wusste ich Dummkopf doch nicht.«

      »Was genau machen wir in Moskau?«, fragte Fedor. »Besuchen wir auch Anton, Natascha und Jekaterina? Wohnen wir wieder in dem kleinen Hotel am Fili-Park? Gehört es immer noch Piotr Gussew, der zum Frühstück die leckere Honigmilch macht? Treffen wir auch deinen Freund Sascha?«

      »Nun sieh doch, was du mit deiner Geschwätzigkeit angerichtet hast. Er wird mich mit seinen vielen Fragen töten.« Durch Sorokins Gesicht fuhr ein Lächeln, während er Vorwürfe hageln ließ, wusste er nun doch endlich, dass Fedor das Reiseziel Moskau mit großer Vorfreude aufnahm, wovon er, Sorokin, bislang nicht ganz überzeugt gewesen war.

      »Ach was ...« Hans Rattner setzte sich an den Tisch. »Du hast genügend Zeit, ihm seine Fragen zu beantworten.«

      Sorokin erhob sich. Mit mehr als zwei Metern Größe und einem unglaublich breiten Kreuz wirkte sein muskulöser Körper wie ein Kleiderschrank. »Was ist, Hans, hast du dich bei deiner Hannelore abgemeldet?«, fragte er.

      »Habe ich. Morgen muss ich aber früh aufstehen, die Enkel kommen mit geballter Kraft zum Mittagessen.«

      Damit war die Frage nach der Anzahl der Gläser geklärt. Sorokin stellte zwei Sto-Gramm-Gläser auf den Tisch, öffnete die Wodka-Flasche und goss reichlich ein.

      Währenddessen hatte Fedor den Geschenkkarton auseinandergenommen und hielt ein merkwürdiges Teil in den Händen. Die Oberfläche war glatt und es gab einen einzigen Knopf, den er zum Glück noch nicht drückte, und einen kleinen Hebel. »Was ist das?«

      »Vorsichtig, mein Junge. Das ist ein Elektroschocker. Ein ganz moderner, der unserer Dienststelle gerade erst vorgestellt wurde. Damit kannst du Angreifer – aber bitte nur im Notfall – bewegungsunfähig machen. Er wird mit einem Hochleistungsakku geladen, wenn du willst, sogar per USB-Stick an einem Rechner. Ich dachte, dir könnte er vielleicht dienen. Aber du kennst das Prinzip deines Vaters ...«

      »Kenne ich. Keine Frauen und Kinder«, sagte Fedor rasch.

      »Und keine Tiere, es sei denn, du wirst angegriffen«, verbesserte der Kommissar. Er nahm das kleine Gerät, legte es richtig in Fedors rechte Hand und führte Fedors Daumen zu dem winzigen Hebel. »Links ist die Waffe gesichert, rechts ist sie ungesichert. Abgesehen von einer Gefahrensituation muss das Ding immer gesichert sein. Verstanden? Zum Auslösen drückst du auf den Knopf. Dann wird am oberen Ende ein Elektroschock mit hoher Spannung ausgelöst.« Er drehte den Jungen von sich und Sorokin weg und sagte: »Jetzt probier ihn aus. Du brauchst nur ganz kurz zu drücken.«

      Zischende Blitze durchzuckten das Zimmer. Fedor gab einen deutlichen Ton des Staunens von sich.

      »Günstig ist es, wenn du die blanke Haut deines Gegners erwischst. Den Hals, die Hände oder die Arme. Dann geht der Gegner zu Boden und du kannst flüchten. Aber denke immer dran, ein Elektroschocker ist auch eine Waffe. Zielst du auf die Augen des Gegners, dann kann er erblinden. Und was das heißt, weißt du gut genug. Du musst also immer die Verhältnismäßigkeit deines Handelns überdenken. Kapiert?«

      Fedor sicherte den Elektroschocker und verstaute ihn in seiner rechten Hosenbeintasche. »Das habe ich alles kapiert«, sagte er mit Stolz in der Stimme. »Vielen Dank, Onkel Hans. Jetzt habe ich auch eine richtige Waffe. So wie Papa.«

      Sorokin und Rattner stießen mit den Wodkagläsern an und auch Fedor hielt seinen Limobecher hoch, als er das Klirren hörte. »Na zdorov’ye! Auf Moskau!

      »Musste das sein?«, fragte Sorokin später und spielte auf das merkwürdige Geschenke für seinen Sohn an.

      Rattner, dessen Nase sich längst rot gefärbt hatte, lallte: »Er hat nicht viele Möglichkeiten, sich zu wehren. Und wenn ich von einem Menschen erwarte, dass er so ein Ding nur im Notfall einsetzt, dann ist es Fedor, glaube mir, du riesige Waldameise. Und bei deinem Umgang ist es mit Sicherheit besser für ihn, wenn er ...«

      »Lass gut sein, Hans. – Wie laufen die Geschäfte?«

      »Schlecht. Was gut ist. Manchmal ist schlecht eben gut. Nur ein einziger vermutlicher Mord in sechs Wochen. Aber viele Brände gab es. Viele, viele Brände. Die können einen auch mächtig beschäftigen.«

      Fedor lag derweil im Bett, der Elektroschocker ruhte unter seinem Kopfkissen. Im Traum vernahm er bereits die Stimmen Moskaus.

      Der knapp vierjährige Pechvogel der kleinen Wolkow-Fami-lie, dem an jenem Tag – wie an jedem anderen – mehrere kleine Unglücke geschahen, hatte im simpel eingerichteten Wohnzimmer seinen Suppenlöffel unter dem Tisch aufgeklaubt, der ihm infolge seiner immensen Müdigkeit aus der Hand geglitten und auf den Boden gefallen war. Das Verlorengehen eines seiner geliebten Gegenstände löste das Herunterklappen seiner Unterlippe aus. Ein fragender Blick zur Mama folgte, die mit dem sanften Satz »Heb ihn auf, mein Schatz« das folgende Unglück auslöste. Anton glitt vom Sofa unter den Tisch, ergriff den Löffel und wollte sich erheben. Dabei stieß er deutlich vernehmbar mit dem Kopf an der Tischkante an. СКАЧАТЬ