Auf Wiedersehen, Bastard! (Proshchay, ublyudok!) 2 - Die Stimmen von Moskau. Tino Hemmann
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Название: Auf Wiedersehen, Bastard! (Proshchay, ublyudok!) 2 - Die Stimmen von Moskau

Автор: Tino Hemmann

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783954888993

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СКАЧАТЬ des Vaters – recht weltfremd. Er hatte völlig andere Interessen, gehörte als Bassist und Sänger einer studentischen Rockband an und vernachlässigte das Studium, wann immer es ging.

      »Papa?«, fragte der Junge.

      Jerchow ahnte, worauf der Besuch hinauslaufen würde. »Was willst du, Ignascha?«

      »Morgen findet eine wichtige Feier statt. Und ich bin völlig pleite. Könntest du ...?« Der Junge lächelte.

      Jerchows Reaktion zauberte das Lächeln aus Ignatijs Gesicht. Der Vater griff ihm derb an den Hals und sein Daumen drückte schmerzhaft und unangenehm auf Ignatijs Gurgel. Aus Jerchows Mund zischte es: »Gerade eben habe ich fünfhunderttausend Euro in unsere Zukunft investiert. Auch für dich, Ignat. Also such dir gefälligst einen bezahlten Job, wenn du mit dem Studium nicht fertig wirst. – Meine Antwort lautet: Nein!« Erst jetzt lockerte er den Griff.

      Der nach Luft schnappende Junge brachte kein Wort heraus, röchelte nur und warf, während er rückwärts zur Tür ging und sich den Hals rieb, dem Vater einen hasserfüllten Blick zu.

      »V sem’ye ne bez uroda!«, rief Jerchow dem Jungen höhnisch nach, bevor die Tür zuschlug. »Das Sprichwort bewahrheitet sich leider immer wieder«, flüsterte er.

      Keine Familie ohne Missgeburt.

      Fedor, der vierzehnjährige Sohn von Anatolij Sorokin, saß still vor seinem Personalcomputer, die Ohrstöpsel in den Ohren, und lauschte der Stimme seiner Mutter. Die Lippen des Jungen bewegten sich, als würde er jedes Wort selbst sprechen, das in seinen Ohren erklang. Längst kannte er das Gesagte auswendig.

      »Tolik? Hier ist Galina. Was sag ich nur, du hast es längst bemerkt. Also ... Ich hoffe, du findest den Stick nie. Du sollst ihn nur dann finden, wenn mir etwas zustößt. Ich wollte dich nicht zusätzlich belasten, doch irgendwie ... Es ist Wladislaw Komsomolzev. Er betrügt den Betrieb und die Föderation. Er zweigt Unmengen von Platin ab. Ich weiß von Beginn an davon. Viele wissen davon, doch niemand macht den Mund auf. Ich habe heute mit Moskau gesprochen, es war so ein Typ von der Regierung. Sein Name ist Boris Jerchow. Mein Gott, ich habe ihm alles berichtet, was ich weiß! Und jetzt, jetzt habe ich das Gefühl, dieser Jerchow steckt in der ganzen Korruption mit drin. Ich habe Angst – um dich. Und ich habe Angst um mein Baby. Meine Kollegen aus Abteilung 3, die bei diesem obskuren Unfall vergangene Woche starben ... ich glaube, sie wurden alle ermordet. Ich habe so schreckliche Angst! – Bitte, Tolik, also ... also wenn mir etwas zustößt, dann verlasst bitte, bitte dieses Land. Du und unser Baby. Räche dich nicht, mach auf keinen Fall diesen Fehler! Du darfst dich niemals auf deren Niveau herablassen. Es sind herzlose, geldgierige Giganten. Es sind gottlose Tiere. Bitte hör auf mich. Tust du das, Tolik? Und gib meinem Zuckernäschen jeden Tag Küsse von mir. Versprich es! Ich ... ich liebe euch so sehr.« Ein Weinen war zu hören und brach ganz plötzlich ab.

      Eine Erschütterung ging durch den Körper des Jungen, der seine Mutter nie wirklich kennengelernt hatte, denn sie war vor knapp vierzehn Jahren in Magnitogorsk heimtückisch ermordet worden. Die Tonaufnahme mit ihrer Stimme war die einzig verbliebene Erinnerung. Sein Vater – damals Angehöriger einer OMON-Spezialeinheit, auch bekannt unter dem Namen »Schwarze Barette«, und heute fest in einem SEK der Polizei in Deutschland integriert – war mit Baby Fedor aus Magnitogorsk in die Bundesrepublik geflüchtet, denn niemand hatte den Mord an seiner Frau Galina Andrejewna tatsächlich aufklären wollen. Eine korrupte Gruppe des Metallurgiewerkes in Magnitogorsk verschleierte den Fund großer Mengen gediegenen Platins und bereicherte sich daran. Involviert waren über verschiedene Wege Iwan Solowjow, der wegen seiner Loyalität gegenüber Mütterchen Russland für immer verschwand, zuvor Direktor des halbstaatlichen Unternehmens Russkoye Gorno-Promysh-lennaya Kompaniya war, in dem Galina Sorokina bis zur Jahrtausendwende arbeitete und schließlich ums Leben kam. Dann gab es diesen Wladislaw Komsomolzev. Der war der Vater von Alexander Komsomolzev, einem Schulfreund von Galina und Anatolij Sorokin. Ein knappes Jahr zuvor hatte Alexander, der meist Sascha gerufen wurde und mittlerweile beim russischen Inlandsgeheimdienst FSB beschäftigt war, dafür Sorge getragen, dass Sorokin, dessen Codename »Ameise« lautete, den Vater Wladislaw in Magnitogorsk vernichten konnte. Anatolij Sorokin wurde nicht verfolgt, der Einfluss von Alexander reichte dazu aus. Die gleichsam in das Platin-Projekt involvierte Valeria Solowjowa – Ehefrau des ehemaligen Direktors von RGPK Magnitogorsk oder zu Deutsch »Russische Montanindustrielle Gesellschaft Magnitogorsk« – ließ Sorokin leben. Die alte Lady erzählte ihm damals von all den unglaublichen Dingen, von denen er bis dahin nur eine vage Ahnung gehabt hatte.

      »... Und dann, als sie diese neuen Bohrkerne eingeführt hatten«, erklärte sie, »fand Galina Andrejewna im Kern gediegenes Platin mit einem unglaublichen Marktwert. Mein Gatte und auch Wladislaw erfuhren zuerst davon. Das Vorkommen schien gigantisch, größer als jedes bislang bekannte Platinvorkommen der Welt. Mein Gatte wollte den Fund sogleich nach Moskau melden, doch Wladislaw hielt ihn zunächst davon ab. Auch machte er Galina Andrejewna klar, dass sie mit absolut niemandem über den Fund zu reden habe. Sie erzählte allerdings ihrer gesamten Abteilung 3 davon, zudem sprach sie dem Direktor ins Gewissen, der schließlich in der gleichen Nacht den spektakulären Fund nach Moskau meldete. Dort nahm Boris Jerchow, schon damals enger Berater des Präsidenten, die Meldung entgegen und erklärte den Fund zum Staatsgeheimnis. Am nächsten Tag war er bereits vor Ort und bestellte Wladislaw Komsomolzev, meinen Gatten Direktor Iwan Solowjow, Galina Andrejewna Sorokina und mich zum Rapport. Ihm war längst klar, dass mein Mann mit mir über diesen Fund geredet hatte, zudem überwachte ich damals die gesamte Logistik der Russkoye Gorno-Promyshlennaya Kompaniya. Es kam zu einem heftigen Disput und es bildeten sich klare Fronten. Auf der einen Seite deine Frau und der Direktor, auf der anderen die restlichen Beteiligten, ich irgendwo in der Mitte. Am gleichen Abend kam es zu einem weiteren Treffen in der alten Wohnung von Wladislaw Komsomolzev, allerdings ohne deine Galina, jedoch mit Grigorij Schurawljow aus der Abteilung 3, der fortan in speziellem Lohn und Brot von Wladislaw Komsomolzev stand. Bei jenem Treffen in der alten Wohnung von Wladislaw Komsomolzev kamen erstmalig auch Waffen ins Spiel, denn Wladislaw hatte seinen Geheimdienstsohn Alexander beauftragt, mich und meinen Gatten auf das Ärgste einzuschüchtern. Der hörige Sohn brachte das ganz gut. Seit jener Nacht habe ich in Furcht gelebt – bis zum heutigen Tage. Ich liebte meinen Gatten zeit seines Lebens, das ist die reine Wahrheit. Am Morgen des nächsten Tages entschied er, das Spiel mitzuspielen. Platin wurde gefördert und an den Büchern vorbei deutlich unter dem Weltmarktpreis an gut zahlende Abnehmer verkauft. Bezahlt wurde in Dollar über Banken der merkwürdigsten Inselstaaten, die man sich nur vorstellen kann, von dort wurden offiziell hochwertige Waren, Grundstücke, Betriebsanteile, Gold, Aktien und auch wieder Platin gekauft. Das Geld also wurde reingewaschen. Boris Jerchow übernahm das Heft des Handelns, war aber wieder meistens in Moskau. Projektverantwortlicher wurde Wladislaw Komsomolzev. Bald schon schwieg sich herum, dass einige der Mitarbeiter der Abteilung 3 mehr wussten, als es Wladislaw Komsomolzev lieb war. Erst Jahre später erfuhr ich über meinen Gatten von diesen Vorkommnissen im Jahr 2000. Wladislaw hatte eine OMON-Einheit unter Kontrolle, die den Auftrag erhielt, diese Mitarbeiter zu eliminieren. Dazu holte er seinen Sohn aus Moskau, der damals im seit 1995 bestehenden FSB Blut geleckt hatte. Sie nannten das Projekt Platinovaya Solovey, warum auch immer. Dieser Name entsprang der Fantasie von Wladislaw. Auf einer Kontrollfahrt in den Bergen verschwand die Gruppentransportraupe der Abteilung 3 mit vier Besatzungsmitgliedern und einem Fahrer. Es hieß, sie sei in einen unerreichbaren Abgrund gestürzt. Obwohl sie die Anweisung dazu gehabt hatte, nahm Galina Andrejewna an dem tödlichen Ausflug nicht teil. Wladislaw beauftragte seinen Sohn, sich um die junge Frau zu kümmern. Doch Alexander verweigerte den Befehl des Vaters – wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben. Wladislaw soll gesagt haben, dass er seinem Sohn das riesige Erbe vorenthalten würde, wenn er sich lächerlich und nicht die Finger schmutzig machte. Er selbst bestach mit zwei Flaschen billigen Wodkas den stadtbekannten Säufer Gawriil Gennadij Gromow, einen Kran zu bedienen, zeigte ihm, wo der Container hängen müsste und auf welches Zeichen Gawriil Gennadij die Kette lösen sollte. Gemeinsam mit Grigorij Schurawljow, dem СКАЧАТЬ