Auf Wiedersehen, Bastard! (Proshchay, ublyudok!) 2 - Die Stimmen von Moskau. Tino Hemmann
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Название: Auf Wiedersehen, Bastard! (Proshchay, ublyudok!) 2 - Die Stimmen von Moskau

Автор: Tino Hemmann

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783954888993

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      »He, mein Schatz. Ganz ruhig. Du hast wieder geträumt.« Sorokin saß auf der Bettkante und strich schwarze Locken aus der schweißgetränkten Stirn seines Sohnes. Er sprach in der russischen Muttersprache, was er oft tat, damit Fedor diese Sprache besser beherrschen lernte. Deutsch sprach der Junge ohnehin perfekt, er verbesserte oft sogar das Deutsch des Vaters. »Khorosho. Khorosho. Alles ist okay.«

      »Papa«, flüsterte Fedor und ergriff die Hand des Vaters, als wollte er sie niemals wieder loslassen.

      »War es wieder der verfluchte Brand in Moskau?«

      »Es ist immer der gleiche Traum. Ich wache meistens auf, wenn ich von diesem blöden Dach falle.«

      Sorokin lächelte. »Du bist aber nicht gefallen. Die Feuerwehrleute haben dich gerettet, meine kleine Zuckernase.« Mit dem Zeigefinger der linken Hand stupste er Fedors Nase.

      »Das sollst du nicht sagen«, flüsterte der Junge und zog sich am kräftigen Arm des Vaters hoch. »Ich habe Durst.«

      »Warum darf ich dich neuerdings nicht mehr ›Zuckernase‹ nennen?«, fragte Sorokin erstaunt. »Ist es dir peinlich?«

      »Weil das nur Mama durfte«, raunte Fedor. Und er setzte flüsternd hinzu: »Und Jekaterina vielleicht. Die darf es auch.«

      »Du denkst manchmal an Katie?«

      »Oft.« Fedor kuschelte sich an den Vater, als wäre er wieder der kleine Junge von vor zehn Jahren. »Ich mag sie sehr. Schade, dass sie nie anruft.«

      Kurz darauf saß der Junge am Küchentisch und wartete auf die Bedienung durch Sorokin.

      »Wohin fahren wir in den Ferien?«, fragte Fedor schließlich.

      »Zu den Eskimos.«

      »Wirklich?«

      »Natürlich nicht. Wohin wir fahren? Das ist ein Geheimnis«, antwortete Sorokin und goss sich einen kleinen Wodka ein, »das ich noch ein wenig für mich behalten will.«

      »Was hast du heute gemacht?«

      »Papierkram.«

      »Papierkram? Und was für einen Papierkram?«

      Sorokin trank den Wodka aus und verdrehte die Augen. Die Fragerei hatte begonnen und es würde kein Zurück mehr geben. »Ich musste den Bericht vom Einsatz am Dienstag schreiben.«

      »War das der peinliche Einsatz mit dieser Oma?«

      »Was ist, wollen wir Currywurst essen?«

      »Von mir aus Currywurst. War das nun der peinliche Einsatz mit der Oma?«

      Sorokin nahm zwei Packungen mit Mikrowellen-Wurstscheiben in Tomatensoße aus dem Kühlschrank, riss sie erst unten auf, nahm die kleinen Tütchen mit Curry-Pulver heraus, riss die Wurstpackung oben auf, gab den Inhalt auf zwei tiefe Teller, streute etwas von dem Curry-Pulver darüber, deckte beide Teller mit zwei weiteren flachen Tellern ab, stellte sie übereinander in die Mikrowelle, schaltete das Gerät ein, nahm vier Toastscheiben aus einer Packung im Hängeschrank und steckte die ersten beiden in den Toaster. »So richtig peinlich wurde der Einsatz schließlich erst durch die dämlichen Medienberichte.«

      Fedor grinste. »Ich wusste es. Du musstest den Papierkram machen, weil ihr eine arme, alte Oma überfallen habt.«

      »Fedor! Wir haben die Frau nicht überfallen. Es hätte auch eine äußerst ernste Geschichte werden können.«

      »War es aber nicht.« Fedor grinste noch immer. »Sie hat tatsächlich nur ganz laut einen Fernsehkrimi angeschaut?«

      Die ersten beiden Toastschnitten flogen auf die Arbeitsplatte. Die nächsten wanderten in den Toaster. »Ja. Hat sie.«

      »Und einer von nebenan hat die Polizei gerufen, weil er Schüsse gehört hat?«

      Die Mikrowelle gab ein »Bing« von sich. Sorokin nahm die Teller heraus, verbrannte sich fast die Fingerkuppen, deckte die Teller ab und stellte sie mit Hilfe eines Topflappens auf den Tisch. Dann nahm er zwei Gabeln aus dem Besteckkasten und legte sie zwischen die Teller. »Ja«, sagte er wieder. »Warte noch, die Teller sind sehr heiß.«

      »Ich weiß.« Fedor beschäftigte die Oma mehr als die Currywurst. »Und ihr habt die Wohnung der Oma gestürmt, die vor Schreck fast gestorben wäre?«

      Sorokin griff sich das linke Ohr von Fedor, der ihn herzlich auslachte, während die nächsten beiden Toastscheiben aus dem Toaster flogen. »Du Halunke bist schlimmer als all die aufgeblasenen Zeitungsreporter.« Er gab dem Jungen einen Kuss auf die Wange, klaubte das Brot zusammen und setzte sich.

      Mit der rechten Hand griff Fedor gezielt zu einer Gabel, dann nahm er einen Toast in die linke Hand und biss hinein. Mit vollem Mund fragte er: »Habt ihr in der Wohnung auch geschossen?«

      Sorokin stocherte in der Currywurst-Mahlzeit herum, die er hasste und doch immer wieder kaufte. »Natürlich nicht.«

      »Und hättet ihr?« Fedor schob sich die winzigen Currywurstscheiben auf dem Teller zurecht, um sie dann einzeln aufzuspießen, anzupusten und in den Mund zu stecken. Selbstverständlich fiel auch mal eine von der Gabel.

      »Nur im Notfall. Stell dir vor, jemand hätte die Frau wirklich überfallen und tatsächlich in der Wohnung geschossen. Was dann?«

      »Und?« Fedor schwieg zunächst. »Wirst du jetzt dafür bestraft?«, fragte er schließlich.

      »Nein. Unsere Einheit hatte einen klaren Auftrag, den sie ordnungsgemäß ausgeführt hat. Bei der Oma hat man sich entschuldigt. Fertig.« Sorokin kaute. »Stell dir vor, jetzt wird ein riesiger Aufriss um die Sache gemacht. Und nächste Woche überfällt ein Verrückter oder ein Kopfkranker eine Familie, erschießt den Vater und bringt vier Kinder und die Mutter in seine Gewalt. Wir werden gerufen und alle machen sich in die Hose, aus Angst, wieder einen peinlichen Fehler zu begehen. Was dann?«

      Schweigend suchte Fedor nach den letzten Wurststückchen. »Wahrscheinlich wäre das nicht gut für die Frau und die Kinder.«

      »So ist es. Eben deshalb sollte die Sache nicht so aufgebauscht werden. Manchmal fahren Krankenwagen zu einem Unfall, obwohl niemand verletzt ist, weil aber jemand dachte, dass es Verletzte geben könnte. Sollten sie deshalb bei jedem Notruf überlegen, ob sie überhaupt losfahren?« Sorokin wartete auf den üblichen Satz seines Sohnes, der diesen Gesprächsabschnitt abschließen würde.

      »Nein, sollten sie nicht. Sonst kommen sie bei anderen vielleicht zu spät.« Nun kam tatsächlich der obligatorische Satz: »Jedenfalls kann ich mir jetzt alles gut vorstellen.«

      Erleichtert atmete Sorokin auf. »Willst du noch was trinken?«

      »Ja, gern.« Fedor lächelte und räumte die Teller und die Gabeln vom Tisch in den Geschirrspüler. An diesem Abend hatte er noch nicht ein einziges Mal geklickt. Im Haus war das nur selten notwendig, hier kannte Fedor jeden Winkel.

      »Onkel Hans kommt!«, rief Fedor plötzlich.

      Sorokins Stirn bildete kleine Falten des Erstaunens, auch wenn ihn die Fledermausohren seines Sohnes häufig erstaunten. Er ging zum Fenster und schaute hinaus. Tatsächlich, der BMW des Hauptkommissars war vorgefahren. Gerade СКАЧАТЬ