Hispanien. Michael Koch
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Название: Hispanien

Автор: Michael Koch

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783945751022

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СКАЧАТЬ Hasdrubal und Hannibal – fand es politisch–militärische Exponenten der neuen Zeit. Der letzte Hispanien-bezogene Vertrag des souveränen Karthago mit Rom vor Beginn des großen Krieges, den im Jahre 226 v. Chr. Hasdrubal, Hamilkars Nachfolger als weitgehend absoluter Herrscher im – jetzt – hispanischen Kolonialreich, schloss, zeigt die große Seemacht ebenso in der Defensive wie er die Römer als kühl kalkulierende Meister geo-strategischer Planung erweist. „Denn“, so Polybios, „als die Römer sahen, daß Hasdrubal dabei war, (in Hispanien) eine größere und furchtgebietendere Herrschaft zu gründen (d. h. als Karthago zuvor besessen hatte), beschlossen sie, sich in die iberischen Verhältnisse einzumischen“ (2, 13). Da sie aber zunächst die keltische Bedrohung abwenden wollten, schlossen sie den sogenannten Ebro-Vertrag, in dem sich die karthagische Seite verpflichtete, den Iberos (Ebro) nicht in kriegerischer Absicht zu überschreiten“. Rom hingegen scheint sich zu nichts verpflichtet zu haben. Der Polybios-Text vermittelt mindestens zwei wichtige Erkenntnisse: Rom wollte bereits vor 226 v. Chr. auf der Iberischen Halbinsel intervenieren und Hasdrubal – anders als sein Schwager Hannibal einige Jahre später – beabsichtigte nicht, strategischen Vorteil aus Roms Bedrohung durch die oberitalischen Kelten zu ziehen, sondern gab sich mit dem Ebro als Demarkationslinie zufrieden. Diesen Vertrag, bei dem die Forschung uneinig ist, ob er in Karthago überhaupt ratifiziert wurde, haben beide Seiten innerhalb weniger Jahre immer wieder gebrochen; er erledigte sich mit Kriegsbeginn. Jedenfalls rückte Rom ein gewaltiges Stück näher an die Iberische Halbinsel heran und gewann durch die Verbindung mit Massilia (Marseille) und dessen hispanischen Tochterstädten eine erste Operationsbasis, die wenig später prompt genutzt wurde, als im Jahre 218 v. Chr. die römische Kriegsflotte Emporion im Golf von Rosas anlief, um Hannibal und Karthago in der hispanischen Flanke zu treffen.

      Wir haben oben davon gesprochen, dass im Jahre 237 v. Chr. Hamilkar Barkas, Hannibals Vater, die „Machtverhältnisse“ auf der Halbinsel im Sinne Karthagos „wiederhergestellt habe“. Was das bedeutete, lässt sich vielleicht erschließen. Hamilkar betrieb sein Hispanien-Unternehmen im Rahmen der „libyschen Strategie“, woraus gefolgert werden kann, dass, wie die libyschen Besitzungen Karthagos, auch Tarschisch nun als Untertanenland betrachtet wurde, das unter Kontrolle gebracht werden musste. Wahrscheinlich ist, dass sich spätestens im Laufe des 3. Jhs. v. Chr., vielleicht auch schon früher, in Tarschisch Entwicklungen vollzogen hatten, die auf größere einheimische Herrschaftsbildungen hinausliefen. Solche Territorialherrschaften begegnen in den Quellen mehrfach im Zusammenhang mit dem Zweiten Krieg mit Rom, wo von Potentaten die Rede ist, die einmal mit den Karthagern, dann wieder mit Rom paktieren und je nach dem Ausgang der jeweiligen Schlachten Macht gewinnen oder verlieren. Diese Herren Culchas, Luxinius u. a. – Livius nennt sie allesamt reguli – hatten offenbar begonnen, ihre eigene Politik zu betreiben, am ehesten in Zeiten, wo das kriegserschütterte Karthago nicht stark oder nicht interessiert genug war, sich um die hispanischen Angelegenheiten zu kümmern. Jedenfalls sprach nun wieder Karthago für sein hispanisches Interessengebiet, so lange, bis der jüngere Scipio die karthagische Epikratie auf hispanischem Boden beseitigte.

      Darüber hinaus operierte Hamilkar an der nordöstlichen Grenze von Tarschisch, offenbar bestrebt, dessen Grenzen auszudehnen, was ihm, der 229 v. Chr. im Kampf, vermutlich gegen die Oretaner, fiel (Appian. Iber. 5), und seinen Nachfolgern auch gelang, wie Polybios ausdrücklich festhält (2,36). Die Forschung hat die hellenistische Prägung der Barkiden seit Hamilkar betont. Sowohl sein Schwiegersohn Hasdrubal, der Hamilkar nachfolgt, als auch dessen Nachfolger Hannibal erscheinen als hellenistisch geprägte Autokraten, jedenfalls in ihrem hispanischen Dominium. Nirgendwo ist diese Prägung deutlicher fassbar als in der 226 v. Chr. von Hasdrubal gegründeten Stadt mit dem programmatischen Namen Qrt Hadašt („Neustadt“, Carthago Nova, Cartagena), einer Kombination von Herrscher-Residenz und Garnison mit dem wohl besten Naturhafen des westlichen Mittelmeeres und in der Nähe reicher Silber- und Bleivorkommen gelegen. Polybios hat die Stadt in den 50er-Jahren des 2. Jhs. v. Chr. besucht und eine detaillierte Schilderung hinterlassen. Die intensiven archäologischen Bemühungen der beiden letzten Jahrzehnte in Cartagena haben nicht nur einen Teil der berühmten Stadtmauer freigelegt, sondern auch Hasdrubals Residenz [Abb. 10], die Polybios als basileia bezeichnet – beides hellenistische Musterbauwerke. Aber auch Städte geringerer Bedeutung wie Carmo (Carmona) oder Carteia tragen Züge hellenistischer Befestigung durch die Barkiden.

      Hasdrubal, der 221 v. Chr. ermordet wurde, und Hannibal, 247 v. Chr. geboren und hochbegabt, verkörpern die hellenistische Prägung in besonderem Maß. Hannibal betreibt die imitatio Alexanders in einer Weise, wie keiner der Diadochen es besser hätte machen können: Von Münzporträts bis zur diplomatischen Heirat mit einer Tochter des regulus von Castulo findet sich das gesamte Repertoire. Jetzt erst, seit 237 v. Chr., treiben die Gouverneure Karthagos in Hispanien eine ausdrücklich imperialistische Politik, wie bereits Lenin wusste; jetzt erst wird die Grenze, die vordem eher eine kulturelle als eine politische war, auf breiter Front nach Norden verschoben. Erst der Zweite Krieg mit Rom beendete die punische Unterwerfung größerer Teile des Landes; im Verlaufe des Italienzugs Hannibals wurde auch das Gebiet zwischen Ebro und Pyrenäen annektiert. Im Wesentlichen bedeutete dies: Unterwerfung der Bevölkerung, Ausbeutung der Bodenschätze, die außerordentlich wichtige Gewinnung von Söldnern sowie Geiselstellung durch einheimische chiefs, die bündnisbereit waren. Karl Christ hat das 1972 so formuliert: „Die von P. Grimal unterstrichene ‚Politik kolonialistischer Annexionen‘ (Karthagos) kostete den keltiberischen Stämmen jedenfalls ebenso ihre Freiheit wie später die auf Macht und Terror begründete Einrichtung der römischen Provinzialverwaltung“ (1974, 13).

      Exkurs 2

      Die Iberer

       „Die Leiber der Menschen sind auf Entbehrung und Arbeit eingestellt, ihr Geist auf den Tod“

       (Iustin. 44, 2,1)

      Bevor wir uns dem Großen Krieg und seinen Folgen zuwenden, ist es notwendig, einen Blick auf diejenigen Völkerschaften zu werfen, die mit dem Eintritt Hispaniens in die Geschichte der mittelmeerischen Welt eine Rolle zu spielen beginnen: Die sogenannten Iberer im Osten und Süden der Halbinsel. Dabei ist zunächst daran zu erinnern, dass dies eine Fremdbezeichnung ist: „Iberer“ waren für die frühen Griechen pauschal die Bewohner des Gebietes an den Ufern des großen Flusses Iberos; das Land, welches diese Iberes bewohnten, erhielt bald die Bezeichnung Iberia. Diese wurde mit zunehmender Kenntnis mehr und mehr zur Bezeichnung des gesamten Landes, die mit der Zeit nicht nur bei den Griechen, sondern in der gesamten hellenistischen Welt Anwendung fand. Die Selbstbezeichnungen dieser Ethnien – von den Ausetanern im Nordosten bis zu den Bastetanern im Südosten kennen wir erst aus späteren historischen Zusammenhängen, vielfach auch aus Münzlegenden. Teilweise bleiben sie bis zum Aufgehen der „Iberer“ und ihrer Kultur im Römisch-Hellenistischen gänzlich unbekannt. Die frühen Kolonialmächte subsumierten die iberischen Wohngebiete unter ihre Herrschaftsbezeichnungen: Während die Phoiniker für ihr Interessengebiet lange an der Bezeichnung Tarschisch festhalten und noch Hannibal in seinem Tatenbericht von dessen Bewohnern als Thersitai spricht, haben die späteren Punier eine neue, für seefahrerische Betrachtungsweise typische Bezeichnung gefunden: I Šephanim, „Gestade der Klippdachse“, woraus die Römer Hispania machten. Der Einwohnername Hispani wird in der erhaltenen lateinischen Literatur zuerst in einer Komödie genannt (Plaut. Menaechmi 235, Lindsay). Erst im Laufe СКАЧАТЬ