Thor. Martin Arnold
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Thor - Martin Arnold страница 8

Название: Thor

Автор: Martin Arnold

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783944180168

isbn:

СКАЧАТЬ Thors Präventivschlag – all das sorgt für Feindschaft für alle Zeiten. Der Vorwand, der in der ‚Gylfaginning’ dieser Erzählung vorausgeschickt wird, ist ebenso wichtig, da bestimmte Bildsteine aus dem achten Jahrhundert, die auf der schwedischen Insel Gotland gefunden wurden, ein achtbeiniges Tier mit Reiter abbilden. Diese Bilder wurden interpretiert als mythisches Symbol eines Sarges, der von vier Männern getragen wird (daher die acht Beine).15 Wenn Odin auf Sleipnir ein Symbol des Todes – besonders seines Todes als Anführer der Götter – ist, dann würde Odins Ende die Auslöschung von allem herbeiführen, was mit ihm verbunden wird.

      Sowohl in ‚Baldurs Traum’ wie auch in der ‚Gylfaginning’ wird erwähnt, dass Sleipnir, in dem gescheiterten Bemühen, Baldur zu retten, zu Hel in das Totenreich geritten wird – ein Scheitern, das die hoffnungslose Verwundbarkeit der Götter vor Augen führt. In der Tat finden wir diese Verwundbarkeit auch im Zentrum der Erzählung vom Baumeister symbolisiert, da Asgards Wehrmauer niemals vollendet wird. Diese Idee von einer dauerhaften Bruchstelle in der Befestigung finden wir auch in den Überlieferungen isländischer Volksmärchen, in denen die Baufälligkeit einer Kirchenmauer damit erklärt wird, dass ein gefräßiger Troll, oder sogar der Teufel selbst, in den heiligen Raum eingedrungen sei und, vom für ihn furchtbaren Klang der Kirchenglocken erschreckt, bei seiner Flucht das Mauerwerk beschädigt habe.16 Die Kirche sei deshalb auch weiterhin anfällig für das Eindringen bösartiger, ungebetener Gäste. Was die Götter betrifft, sind ihre Tage langfristig gezählt, denn nicht nur die Riesen arbeiten auf ihre Vernichtung hin, sondern auch ihr Vermögen, sich selbst zu verteidigen, ist begrenzt. Thors Aufgabe ist daher definiert, und in Anbetracht dieser Andeutungen über die Sterblichkeit der Götter kann die Erzählung vom Baumeister als erster Schritt in Richtung Ragnarök gesehen werden.

       Mjöllnir

      Wenn es möglich wäre, eine vollständige Chronologie von Thors Rolle in der Mythologie zu erstellen, müsste in der Erzählung vom Baumeister eine Sache auf jeden Fall bedacht werden: nämlich, dass Thor sich bereits im Besitz von Mjöllnir befindet, da ein anderer Mythos berichtet, wie er den Hammer erhalten hat und dass dessen Hauptaufgabe darin besteht, Riesen zu bezwingen. Die Geschichte vom Ursprung Mjöllnirs wird ausführlich in Snorris ‚Skáldskaparmál’ erzählt, aber sie wird von den erhaltenen Eddaliedern nicht bestätigt. In einem typischen Anflug von Boshaftigkeit hat Loki Sif das Haar abgeschnitten. Thor gerät daraufhin in mörderische Wut und ist festen Willens, Loki zu erschlagen, bis dieser verspricht, Sif als Ersatz Haare aus purem Gold zu bringen, die wie gewöhnliches Haar wachsen sollen. So kommt es, dass Loki bestimmte Zwergenbrüder beauftragt, die Haare zu schmieden; und die Zwerge schmieden nicht nur diese, sie fertigen auch das magische Schiff Skidbladnir, das groß genug ist, alle Asen unterzubringen, und dennoch so zusammengefaltet werden kann, dass es in eine Tasche passt, und schließlich den Speer Gungnir, der den Ausgang von Schlachten vorherbestimmen kann und später Odin übergeben wird. Loki hingegen verlangt mehr und setzt seinen eigenen Kopf bei einer Wette mit zwei anderen Zwergenbrüdern ein, dass diese nicht im Stande seien, drei noch kostbarere Dinge herzustellen als diese. Die Zwerge akzeptieren diesen Wetteinsatz und fertigen daraufhin den goldenen Ring Draupnir, von dem in jeder neunten Nacht acht gleichermaßen wertvolle Ringe abtropfen, einen Eber mit goldenen Borsten, der später den Gott Freyr durch den Himmel und über das Meer tragen wird, und den Hammer Mjöllnir, eine Waffe von großer Macht, die nach jedem Wurf wieder in die Hand ihres Besitzers zurückkehrt. Doch bei der Fertigung wurde derjenige Bruder, der in den Glutofen blasen musste, von einer lästigen Fliege abgelenkt, weshalb der Griff Mjöllnirs etwas kurz geraten ist. Trotzdem wird der Hammer als schönste aller Waffen angesehen, und die Götter entscheiden, dass nur Thor, der Beschirmer vor den Riesen, sein Besitzer sein solle. Als Loki anschließend versucht, der Begleichung seiner Wettschuld bei den Zwergenbrüdern zu entgehen, kann er zwar seinen Hals retten, aber zur Strafe werden seine Lippen zusammengenäht.

      Bei einem kritischen Blick würde sich dieser Mythos in hohem Maße als Erfindung Snorris entlarven. Doch die aufwendigen Details der Erzählung sind bestechend, zum Beispiel, dass dem Werkzeug Namen gegeben werden, und dass Lokis Lippen schließlich mit einem Riemen zusammengenäht werden. Dass der Griff Mjöllnirs zu kurz geraten sei, war eine weit verbreitete Annahme, die auch in einer separaten dänischen Überlieferung zu finden ist, wie bei Saxo Grammaticus, wo der Fehler als Folge einer Schlacht zwischen Göttern und Riesen erklärt wird, bei welcher der Hammer beschädigt wurde. Auch für den Namen ‚Mjöllnir’ werden mehrere Erklärungen geboten: eine ist, dass sich der Name vom altnordischen Wort mjöll ableitet, was ‚Neuschnee’ bedeutet; eine andere, besonders ansprechende Erklärung besagt, dass er eine Verfälschung des altslawischen Wortes mluniji (russisch: molnija) sei, was „Blitz“ bedeutet, einen der wesentlichen Aspekte Mjöllnirs.

      Mjöllnir ist Gegenstand noch eines anderen Mythos, in welchem seine heilige, rituelle Funktion beschrieben wird; aber auch hier sind bereits Zweifel an der Authentizität dieses Mythos aufgekommen. In diesem Falle liegt das Problem allerdings genau umgekehrt, da dieser Mythos nur in einem einzigen Eddalied auftritt und bei Snorri keine Erwähnung findet. Die ‚Þrymskviða’ (Thryms Lied) erzählt vom Diebstahl von Thors Hammer durch einen Riesen und von der List, die sich die Götter erdachten, um ihn zurückzuerlangen. Es ist eine ausgesprochen witzige Erzählung, in deren Verlauf Thor tief erniedrigt wird. Diese Respektlosigkeit veranlasste einen Wissenschaftler anzunehmen, dass es sich um die Verballhornung eines altnordischen Mythos durch einen christlichen Verfasser handelt, der möglicherweise auch Snorri selbst gewesen sein könnte.17 Gegen diese Behauptung wurde angeführt, dass das Bild der Götter in heidnischer Zeit nicht zwangsläufig auf den feierlichen Ernst beschränkt war, der für den christlichen Glauben charakteristisch ist; in der Tat wurde das Possenspiel an sich in den altnordischen Mythen durchaus geachtet. Ein komisches, respektloses Verhalten der Götter ist durchaus ein besonderes Merkmal einiger Eddalieder, bei denen man von einer Niederschrift vor der Bekehrung ausgeht.

      In der ‚Þrymskviða’ stellt Thor beim Erwachen fest, dass sein Hammer fehlt. Daraufhin borgt sich Loki von der Fruchtbarkeitsgöttin Freyja einen magischen Umhang, der ihn befähigt zu fliegen. Im Land der Riesen trifft er auf Thrym, der zugibt, Mjöllnir gestohlen und acht Meilen unter der Erdoberfläche vergraben zu haben. Thrym will den Hammer nur dann zurückgeben, wenn er Freyja zur Braut bekommt – ein Antrag, den die Göttin bei Lokis Rückkehr erbost zurückweist. Die Götter beratschlagen, was zu tun sei, und Heimdall schlägt vor, Thor als Freyja zu verkleiden, damit er seinen Besitz zurückholen und gebührende Rache nehmen könne. Thor ist wenig begeistert über diesen Vorschlag, aber als Loki ihn daran erinnert, dass ‚bald Riesen im Ratersaal [sitzen], holst du nicht heim den Hammer dir’, gibt er nach.18 Thor, als Freyja verkleidet, macht sich mit Loki, der wie eine Magd gekleidet ist, in seinem Streitwagen auf den Weg. Sie kommen an, begleitet von einer Feuersbrunst und einem die Erde erschütternden Lärm, und der Riese glaubt, es sei seine Braut, die sich nähert. Auf Thryms Hof wird Thor mit einem Festmahl begrüßt, bei dem er einen Appetit zeigt, der dem Riesen etwas merkwürdig erscheint. Nachdem Thrym versichert wurde, dass Freyja tagelang so aufgeregt gewesen sei, dass sie nichts habe essen können, fragt er nach ihren Furcht erregenden, feurigen Augen, worauf ihm wiederum versichert wird, dass Freyja seit längerer Zeit auch nicht geschlafen habe. Thryms Schwester kommt herein und fordert ein Geschenk von der zukünftigen Braut. An diesem Punkt besteht Thrym darauf, Mjöllnir auf Thors Schoß zu legen, um die Ehe zu segnen und damit – vermutlich – der Braut Fruchtbarkeit zu bringen. Thor hingegen hat anderes mit Mjöllnir im Sinn und richtet verheerende Verwüstungen an, wobei er Thrym, dessen Schwester und die ganze Sippe des Riesen tötet.

      Obwohl nirgendwo sonst auf diese possenhafte Erzählung Bezug genommen wird, ist die Existenz eines Riesen namens Thrym mit ziemlicher Gewissheit keine Erfindung Snorris, da Thrym in der Namensliste der Riesen in der ‚Skáldskaparmál’ erwähnt wird, und ein Ort namens Thrymheim (‚Thryms Heim’ oder – wörtlicher –‚Haus des Donners’) wird sowohl in der ‚Gylfaginning’ als auch in dem Lied ‚Grímnismál’ genannt, wenngleich es in diesen Fällen heißt, dass er der Wohnsitz eines Riesen namens Thjazi sei. Ein möglicher und spannender Hinweis auf Thrym könnte hinter der Kenning stehen, die der Dichter СКАЧАТЬ