Thor. Martin Arnold
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Название: Thor

Автор: Martin Arnold

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783944180168

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СКАЧАТЬ der anderen Götter mit Baldur nicht teilhaben kann. Loki gibt ihm den Pfeil, lenkt seinen Flug, und Baldur wird auf der Stelle getötet. Am heiligen Ort der Versammlung darf keine Vergeltung geübt werden. Die Trauer der Götter, besonders Odins, ist beispiellos. Der Gott Hermod wird zur Hel gesandt, damit er um Baldurs Freigabe ersuche. Diese würde ihm auch gewährt werden, doch nur unter einer Bedingung: dass alle Lebewesen und Dinge um Baldur trauern. Doch eine einzige, in einer Höhle wohnende Riesin verweigert dies, und so scheitert die Mission. Es wird angenommen, dass es sich bei jener Riesin um Loki in anderer Gestalt handelt.

      Baldur wird unter Lokis Anleitung von Hödur mit einem Mistelzweig getötet.

      Aus einer isländischen Handschrift des 18. Jahrhunderts.

      Baldurs Tod markiert den Anfang vom Ende der Götter. Durch das Ableben des einzigen aus ihren Reihen, der ohne Laster war, erscheint ihre Lage hoffnungslos. Loki, der zurückgekehrt war und mit seinen Zankreden (wie im Eddalied ‚Lokasenna’ erzählt) die Götter erzürnt hatte, wurde zur Strafe in Fesseln gelegt, aus welchen er sich jedoch in der Ragnarök befreien wird, um zusammen mit seiner riesischen Sippe seine einstigen Gefährten in Asgard zu belagern. Nach dem Lied ‚Baldrs Draumar’ (Baldurs Traum), in welchem Odin der Tod Baldurs prophezeit wird, nimmt Odins erst einen Tag alter Sohn Vali, der einzig für diese Aufgabe gezeugt zu sein scheint, unnachgiebige Rache an Hödur.4 Neben den kosmischen Auswirkungen der boshaften und gehässigen Taten Lokis treten nun das wahre Gesicht und die riesische Natur dieses größten Unruhestifters unter den Göttern zutage. Obwohl er sich häufig geistreich und erfinderisch zeigt und er Thor auf seinen Reisen gelegentlich sogar als Gehilfe zur Seite steht, wird Loki zum Feind in den eigenen Reihen und, so betrachtet, zu Thors Gegenspieler. In der Tat liegt das dunkle Mysterium Lokis am Grunde der unbeständigen Welt der Mythologie verborgen.

      Charakteristische Merkmale der altnordischen Mythen sind die allgegenwärtige Gewalt und die schicksalhaften Verstrickungen. Während die Feinde der Götter eindeutig mit bösartiger, lebensverneinender Negativität behaftet sind, gibt es – mit Ausnahme Baldurs, dessen Tod eine Katastrophe, dessen Rolle im Leben aber eine eher passive ist – keine Schilderung des absolut Guten. Stattdessen wird das moralische Ideal dargestellt als praktischer Verhaltenskodex, der in umfassender Weise im Eddalied ‚Havamal’ (Das Hohe Lied) beschrieben ist. In diesem Gedicht gibt Odin Helden weise Ratschläge zu Themen, die sich von Fragen der Treue und des Vertrauens bis hin zum richtigen Verhalten bei der Ausübung von Vergeltung erstrecken. Nahezu alle Götter, Odin eingeschlossen, bleiben oft hinter diesen Anforderungen zurück und zeigen sich betrügerisch, zügellos, eitel und ungestüm. In der ‚Lokasenna’ zählt Loki, provokant zugespitzt, die schwachen Seiten der einzelnen Götter auf, und als Ragnarök sich nähert, zeigt sich ihre moralische Verworfenheit im Bruch der innigsten sozialen Bindungen. Wie in der ‚Völuspa’ vorausgesagt:

      Brüder kämpfen und bringen sich Tod,

      Brudersöhne brechen die Sippe;

      Arg ist die Welt, Ehbruch furchtbar,

      Schwertzeit, Beilzeit, Schilde bersten,

      Windzeit, Wolfzeit, bis die Welt vergeht –

      nicht einer will des andern schonen.5

      Auf der verhängnisvollen Reise von der Schöpfung bis zur Ragnarök ist Thor der einzige der Hauptgötter, der beständig deren Aufgabe erfüllt, jene Gewalten, die auf ihre Auslöschung drängen, zu bezwingen. Unbelastet von emotionaler oder intellektueller Komplexität, kommt Thor zuverlässig seiner Bestimmung nach, Gefahren entgegenzutreten. Er ist gleichsam der Held des Helden, der dem Ideal aggressiver Männlichkeit in autoritären Patriarchaten entspricht.

       Thors Familie

      In der Aussage, dass Thor, oder Asa-Thor (Thor der Asen) der älteste Sohn Odins ist, stimmen die Eddas überein.6 Sein vielleicht bekanntester Bruder, oder vielmehr Halbbruder, ist der vom Unglück verfolgte Baldur, obwohl auch dem Wächter Heimdall, Baldurs unabsichtlichem Töter Hödur, sowie dem sogenannten ‚schweigsamen Asen’ Vidar wichtige Funktionen zukommen. Thors Mutter ist die Riesin Jörd, von welcher auch als Fjörgyn erzählt wird; beide Namen bezeichnen ‚Erde’ und ‚Land’. Diese Mutterschaft könnte auf eine altertümliche Tradition hinweisen, in der Thor ursprünglich mit einem Fruchtbarkeitskult in Verbindung gebracht wurde. Nach Snorri wird Jörd den Asinnen zugerechnet, den mächtigsten Göttinnen. Ein unklarer Hinweis in der ‚Skáldskaparmál’ spielt darauf an, dass Thor von Vingnir – gemeint ist möglicherweise der gleichnamige Riese – und Hlora aufgezogen wurde, die mit ‚Glora oder Lora’7 verwandt sein könnte, der Ziehmutter, die in Snorris Prolog neben dem Ziehvater Loricus von dem ‚Thraker’ Thor getötet wurde.

      Der Name von Thors Gattin ist Sif, was so viel wie ‚Verwandte’ oder ‚Gesippin’ bedeutet.8 Aus einer früheren Verbindung, über die keine Einzelheiten bekannt sind, brachte Sif einen Sohn namens Ullr mit in die Ehe. Ullr ist sportlich, kämpferisch und ein glänzender Bogenschütze, darum ist es stimmig, dass er in Ydalir (Eibental) lebt, wie in dem Eddalied ‚Grímnismál’ (Das Lied von Grimnir) beschrieben. Wie Snorri erzählt, ist Ullr der Gott der Skifahrer und Eisläufer. Auch mit dem Meer, das er auf einem Schild überquert, wird er verbunden; ‚Ullrs Schiff ’ ist auch eine Kenning für Schild. In dem Eddalied ‚Atlakviða’ (Das Atlilied) wird auf Ullrs Ring geschworen. Das Ortband einer Schwertscheide, die in Thorsberg in Schleswig in einem Waffenlager aus dem zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung gefunden wurde, trägt die Inschrift Wulþuþewaz, was so viel wie ‚Diener des Ullr’ bedeutet.9 In der dänischen Überlieferung, wie die Gesta Danorum (Geschichte der Dänen) des Saxo Grammaticus aus dem zwölften Jahrhundert belegen, setzt Ullr vorübergehend einen in Schande gefallenen Odin ab, der aber später zurückkehrt und ihn tötet. Vieles deutet darauf hin, dass Ullr einmal ein bedeutender altnordischer Gott gewesen ist, dessen Glanz im Laufe der Zeit verblasste.

      Auch wenn über Sif wenig bekannt ist, deutet die wahrscheinliche Wichtigkeit Ullrs darauf hin, dass sie selbst ebenfalls eine Göttin von eigenständiger Bedeutung war. ‚Sifs Haar’ lautet eine Kenning für Gold – was einige Gelehrte zu der Mutmaßung veranlasst hat, Sif stehe im Zusammenhang mit reifen Kornfeldern und entstamme daher einem Vegetations- oder Fruchtbarkeitskult.10 Eine Erzählung, nach der Loki Sifs Haar stiehlt und schließlich wieder zurückbringt, taucht ausschließlich bei Snorri auf (siehe auch im Abschnitt ‚Mjöllnir’ dieses Kapitels). Vorausgesetzt, diese Geschichte ist keine Erfindung Snorris, um die Kenning zu erklären, untermauert sie die Annahme, dass Sif kultische Urprünge hat. Ferner ist da noch Lokis geschmacklose Behauptung in der ‚Lokasenna’, er habe Thor zum Hahnrei gemacht, welche aber auch rein provokativ gemeint und daher vernachlässigbar sein kann, auch wenn sie möglicherweise von einer kryptisch verfassten Textstelle im ‚Hárbarðsljóð’ (Harbard-Lied) der Edda gestützt wird, an der Harbard, der in Wahrheit Odin ist, zu Thor sagt: ‚Einen Buhlen hat Sif daheim … ’.11

      Thor hat zwei Söhne, Magni (Der Zornige) und Modi (Der Starke), sowie eine Tochter, Thrud (Kraft). Nach Snorri stammt Magni aus der Verbindung Thors mit der Riesin Jarnsaxa, die demnach eine Rivalin Sifs ist, aber es ist unsicher, ob Modi derselben Verbindung entstammt. Je nachdem, wie man die Verbindungen in Bezug auf Sifs Charakterzüge in der ‚Skáldskaparmál’ interpretiert, kann Thrud sowohl die Tochter von Sif als auch die von Jarnsaxa sein, wobei die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass Sif ihre Mutter ist. Alle drei Kinder Thors verkörpern Aspekte seines Wesens und seiner Stärke. Dennoch ist Thrud relativ unbekannt und spielt keine eindeutige Rolle in den erhaltenen Mythen. Gleichwohl taucht sie in dem Eddalied СКАЧАТЬ