Название: Thor
Автор: Martin Arnold
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783944180168
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Gleichwohl sind die Popularität und die zentrale Stellung der Mythen von der heidnischen bis in die christliche Zeit an ihren Darstellungen auf Bildsteinen zu erkennen. Die ältesten sind Szenen auf einem Stein aus dem achten Jahrhundert, der in Ardre auf Gotland entdeckt wurde, und Thor eingerahmt mit einem Ochsen und in einem weiteren Rahmen Thor mit einer Gestalt in einem Boot zeigt. Etwa 300 Jahre jünger ist der Altuna-Stein in Schweden, welcher, wie der stark ausgewaschene und daher nicht genau datierbare Hørdum-Stein in Dänemark, Thor zeigt, dessen Füße durch den Boden des Bootes ragen, genau wie von Snorri erzählt. Von besonderem Interesse ist indes eine Steingravur, die außerhalb Skandinaviens entdeckt wurde und den angelnden Thor mit einem Ochsenkopf als Köder darstellt. Es handelt sich um den sogenannten Angelstein, der heute in der St. Mary’s Kirche in Gosforth steht, in der alten Wikingersiedlung im englischen Lake District. Nebenbei bemerkt: während das bemerkenswert detailliert ausgeführte Gosforth-Kreuz deutlich eine christliche Verfeinerung heidnischer Symbolik anzeigt, ist der Angelstein ein klares Zeichen für das Überdauern heidnischer Ideen im christlichen Zeitalter.
Lassen wir Snorris ziemlich gewundene Bemühungen in der ‚Skáldskaparmál’, diesen Mythos als eine Verfälschung der Schlacht zwischen Hektor und Achilles während des Trojanischen Krieges zu erklären, einmal beiseite, bekommen wir wenig später, im Hinblick auf die den Mythos von Thors Fischzug umgebenden Einzelheiten, durch zahlreiche Stellen in der Skaldendichtung Klarheit, die allesamt vorchristlich sind. Snorris früheste und ausführlichste Anführungen behandeln den Kern der Erzählung vom Fischzug und stammen aus Bragi Boddasons Gedicht ‚Ragnarsdrápa’ (Ragnar Lodbroks Totenlied) aus dem neunten Jahrhundert. In diesem beschreibt Bragi die Verzierungen auf einem Schild, den er von einem Ragnar als Geschenk bekam – es heißt, dass es sich um den legendären Kriegsherrn Ragnar Lodbrok gehandelt habe – in Gedichtform. Diesem sind die Zitate von Ulf Uggason in seinem Gedicht ‚Húsdrápa’ (Hausfeier) an die Seite zu stellen, das im Jahre 983 u. Ztr. entstand. Dieses Gedicht wurde bei einem Bankett des wohlhabenden Isländers Olaf dem Pfau vorgetragen, einem Ereignis, das in der Laxdæla saga (Die Saga von den Bewohnern von Laxardal) beschrieben wird, die aus dem letzten Teil des dreizehnten Jahrhunderts stammt und reichlich mit historisch glaubhaften Einzelheiten ausgeschmückt ist. Das Gedicht malt Olafs prächtigem Festsaal in eindrucksvollen Worten aus, der aufwändig mit Holzschnitzereien mythischer Szenen dekoriert war – darunter auch Thors Kampf mit der Midgardschlange. Weitere verstreute Referenzen finden wir in den Versen von Olvir Hnufa aus dem neunten, sowie bei Eystein Valdason und Gamli Gnævadarskald, beide aus dem zehnten Jahrhundert. Nur in Ulfs ‚Húsdrápa’ wird angedeutet, dass Thor das Ungeheuer tötet, jedoch sind die Verse dermaßen komplex, dass es Zweifel darüber gibt, ob dies auch tatsächlich so gemeint ist. In klarem Widerspruch zu der Behauptung, Thor habe die Midgardschlange getötet, steht jener Mythos, der von ihrer gegenseitigen Auslöschung in der Ragnarök erzählt.
Ragnarök entgegen
Im abschließenden Prosateil der ‚Lokasenna’ heißt es, dass Loki vor Thor flieht und sich, in Gestalt eines Lachses, in einem Wasserfall versteckt. Snorri hingegen berichtet, dass die Asen Loki bis zu einem Versteck am Ufer verfolgen, er aber in Lachsgestalt entkommt, kurz bevor sie ihn einholen. In der Asche an Lokis Feuerstelle finden die Götter die Reste eines geschickt geknüpften Fischernetzes, nach dessen Muster sie ein neues fertigen. Mit dem durch den Fluss gespannten Netz nähern sie sich Loki. Dieser bemerkt die Gefahr und versucht, über das Netz zu springen, wobei er von Thor gefangen wird. Danach wird Loki mit den Gedärmen eines seiner Söhne gefesselt, und eine Gift speiende Schlange wird über seinem Gesicht aufgehängt. Sigyn, Lokis Gattin, fängt das Gift in einer Schale auf, doch immer wenn sie ihren Platz verlassen muss, um die Schale zu leeren, windet sich Loki so sehr in Schmerzen, dass davon die Erde bebt. Lokis Betrug an den Göttern mag erschreckend genug gewesen sein, um seine Bestrafung zu rechtfertigen, doch das größte Verbrechen hatte er bereits begangen: seine Anstiftung zu Baldurs Tötung. Von einem Anteil Thors an den Bemühungen, die Auswirkungen dieser Katastrophe zu verringern, kann kaum die Rede sein; in der Tat ist sein gewöhnliches Repertoire an Drohungen und Gewalt der Situation derart unangemessen, dass er geradezu tölpelhaft erscheint, als er bei Baldurs Bestattung die Beherrschung verliert und beinahe die grauenvolle Riesin Hyrrokkin attackiert, die von den Göttern herbeigerufen worden war, um das Schiff mit Baldurs Leichnam ins Wasser zu stoßen. Schlimmer noch, tritt er verdrossen einen unglückseligen Zwerg in die Flammen, weil dieser vor ihm her gerannt ist, als er den Scheiterhaufen mit seinem Mjöllnir segnete. Nun, da Ragnarök unvermeidlich bevorsteht, erscheint es ausgeschlossen, dass Thor seiner Aufgabe als Hauptverteidiger der Grenzen von Asgard und Midgard nachzukommen vermag. Er kann – vielleicht sogar mehr zur Untätigkeit verdammt als die anderen Götter – nichts anderes tun, als warten, da sich nun die Horden der Riesen sammeln, und ebenso wie er nach seinen alten Feinden sucht, werden diese nach ihm suchen.
Die Vorstellung einer altnordischen Apokalypse ist weitgehend belegt in den Gedichten der Lieder-Edda und stand offenbar im Mittelpunkt der heidnischen Zeitauffassung. Etwa die Hälfte der ‚Völuspa’ ist dem Weg zur Ragnarök und den dann eintretenden Ereignissen gewidmet, und vieles davon findet sich auch in der ausführlichen Darstellung der ‚Gylfaginning’. Auf drei Jahre zerstörerischen Kampfes, in dem alle verwandtschaftlichen Verhältnisse verwirrt werden, folgt der Fimbulwinter (welcher, laut Snorri, drei Jahre lang unablässig Kälte und Frost mit sich bringt); der Wolf Fenrir wird die Sonne verschlingen, während seine Artgenossen den Mond einfangen und die Sterne auslöschen werden; der Riese Hrym wird mit seinen Heerscharen die Segel setzen, und die Midgardschlange wird den Himmel und das Meer vergiften. Dann wird Surt, von Flammen umlodert, die Brücke Bifröst überqueren, die Midgard und Asgard miteinander verbindet, und diese wird in sich zusammenstürzen. So wird es geschehen, dass die Götter mit all ihren Feinden zusammentreffen, Loki eingeschlossen, der die Mächte von Muspellheim anführt.
Ragnarök von W.G. Collingwood, 1908
Die Götter ziehen mit den Heerscharen Walhallas ins Feld, angeführt von Odin und Thor. Freyr wird von Surt getötet, da er, wie eine andere Erzählung über seine Torheit berichtet, kein Schwert mit sich führt, und Surt wird eine alles verzehrende Feuersbrunst entfachen. Odin wird von Fenrir verschlungen, doch wird er von seinem Sohn Vidar gerächt; und Loki und Heimdall werden sich gegenseitig töten. Thor, der Odin nicht mehr zu Hilfe kommen kann, wird gegen die Midgardschlange anstürmen und sie töten, aber er wird ihrem Gift erliegen, nachdem er noch neun Schritte gegangen ist:
Der hehre Sproß der Hlodyn naht.
Der Lande Gürtel gähnt zum Himmel:
Gluten sprüht er, und Gift speit er;
entgegen geht der Gott dem Wurm.
Der Erde Schirmer schlägt ihn voll Zorn –
die Menschen müssen Midgard räumen;
weg geht wankend vom Wurm neun Schritt
der СКАЧАТЬ