Ich wünsche mir ... einen Prinzen. Rachel Hauck
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ich wünsche mir ... einen Prinzen - Rachel Hauck страница 3

Название: Ich wünsche mir ... einen Prinzen

Автор: Rachel Hauck

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783961400089

isbn:

СКАЧАТЬ „Die Palasttüren öffnen sich. Ich kann das Leuchten aus dem Ballsaal sehen.“

      Michael konzentrierte sich darauf, die Glocke zu läuten, zog am Glockenstrang, ließ ihn durch die Hände gleiten, zog wieder, und das Seil flog immer höher.

      Der einzelne Glockenton klang heller und lauter.

      „Menschen verlassen den Ballsaal.“ Paulson schnappte sich sein Licht und strebte zur Treppe. „Überall auf dem Gelände tauchen Laternen auf. Sie kommen hierher, Mann.“

      Endlich war die Glocke in vollem Schwung. Michael ließ das Seil los und folgte dem schwankenden Laternenlicht.

      „Aus dem Weg, Paulson, ich muss zuerst unten ankommen.“

      „Nun gut, dann betrachte ich das als Herausforderung.“ Paulson wandte sich um und schubste Michael, sodass der gegen die Steinmauer fiel. Seine Füße glitten auf den Stufen aus, und er rang darum, das Geländer zu fassen zu bekommen und sein Gleichgewicht wiederzufinden.

      „Bleib stehen!“ Michael fand seine Balance und tastete sich die tückische Treppe hinunter, an deren Ende das Licht verblasste. „Ich weiß, was du vorhast, und es wird nicht funktionieren, das sage ich dir gleich. Ich habe diese Glocke geläutet.“

      Seit hundert Jahren läuteten Prinzen und Adlige mit vor Liebe überströmendem Herzen die Glocke. Diese Nacht gehörte ihm. Seiner Erklärung. Für Lady Charlene. Das würde er sich nicht von seinem sogenannten besten Freund rauben lassen.

      Michaels Herz raste, während er die Treppe hinabeilte, sich bei jedem schlüpfrigen Schritt fangen musste, doch als er um eine Biegung kam, traf ihn ein harter Schlag auf dem Kopf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht taumelte Michael gegen die Wand und versuchte mit aller Macht, sich aufrecht zu halten. „Paulson …“

      „Muss ich mich wiederholen? Wir befinden uns im Krieg, Mick.“ Paulson beugte sich zu ihm vor. „Ich werde der Erste sein, der durch die Tür der Kapelle tritt …“

      „Aus dem Weg!“ Ausatmend donnerte Michael seine Faust gegen Paulsons Unterkiefer. Der größere Mann krümmte sich und empfing den Schlag mit einem leisen Ächzen.

      Doch es reichte. Michael schoss um ihn herum, fand aber keinen Halt auf dem glatten Stein. Er rutschte aus, fiel, ruderte mit den Armen …

      Das Geländer … wenn er doch nur das Geländer erreichen könnte …

      Seine Finger streiften das alte, ausgetrocknete Holz. Im Ausstrecken bekam Michael den Handlauf endlich zu fassen. Seine Hände fuhren über das Holz, Splitter bohrten sich in seine Haut. Als er zum Halten kam, holte er tief Luft und richtete sich auf.

      „Paulson, wollen wir einen Pakt schließen?“ Michael suchte die tiefen Schatten hinter sich nach seinem Freund ab, während er erneut begann, die Treppe hinabzusteigen.

      Doch der Stein betrog ihn ein weiteres Mal. Sein Stiefel glitt aus. Dann brachte ihn ein leichter Schubs von hinten noch mehr ins Taumeln, und er krachte seitlich in das kümmerliche Geländer. Unter seinem Gewicht knackte das Holz.

      Das Geräusch berstenden Holzes füllte seine Ohren. Seine Brust dröhnte, als er kopfüber in das tiefe, schwarze Nichts des Glockenturms der Pembroke Chapel stürzte.

      Kapitel eins

       St. Simons Island, Georgia

       November, Gegenwart

      Wenn sie ihre Augen schloss, konnte sie so tun, als hätte sich im Rib Shack nichts verändert, seit Daddy gestorben war.

      Nicht das Klirren und Klackern des Geschirrs, das Summen der Spülmaschine, das Brutzeln der Fritteuse, Bristol, die Kommandos durch die Durchreiche brüllte, und Catfish, der „Nobody Knows the Trouble I’ve Seen“ sang, während Mama, die Königin des Shacks, ihn ermahnte, aufzuhören, sonst würde er eine ganz andere Art „trouble“ zu spüren bekommen.

      Catfish neigte einfach den Kopf und sang ein bisschen lauter.

      Avery lachte über den Schlagabtausch und war sich dennoch der Leere sehr bewusst, die sich in ihrer Brust breitgemacht hatte, seitdem ihr Held diese Erde viel zu früh verlassen hatte.

      Daddy war gerade sechzig gewesen, als sein Herz sagte, es hätte genug. Ohne ihn war nichts mehr wie vorher. Das Shack nicht, Zuhause nicht, Mama nicht und auch nicht das Leben. Für Avery waren es mehr als nur Worte, wenn sie sagte, sie vermisse ihn.

      Sie vermisste ihn, wie er an der Fritteuse stand und Mama sagte, sie solle ihn in Ruhe lassen. Vermisste ihn an der Anrichte, wo er seine berühmte Grillsoße machte. Vermisste seine weisen Antworten auf ihre ängstlichen Fragen.

      Schlimmer als die Tatsache, dass nichts mehr dasselbe war, war, dass alles sich verändert hatte. Selbst sie hatte sich verändert. Sie war sich ihrer selbst, ihrer Zukunft, nicht einmal mehr ihrer Gedanken sicher.

      Mama hatte sich am allermeisten verändert. Das Feuer hatte ihre Seele verlassen. Tag um Tag versickerte ihr mutiges Selbstbewusstsein mehr. Sie bewegte sich langsamer, redete langsamer, kümmerte sich weniger.

      „Avery?“ Mama blieb bei ihr stehen, die mehlbepuderten Hände auf den beschürzten Hüften. „Du hast noch gar nicht erzählt, wie dein Arzttermin war.“

      „Gut.“ Ohne groß darüber nachzudenken, berührte Avery ihre Schulter. „Der Arzt sagt, es verheilt alles gut.“

      „Aber deine Zeit als Spielerin ist vorbei?“ Mama warf einen Blick auf die neue Kellnerin. „LuEllen, stell das Geschirr einfach in die Spülmaschine. Ich lass die gleich durchlaufen. Geh du zurück in den Gastraum.“

      „Ich kann die Spülmaschine beladen, Mama.“ Avery wollte um den Vorbereitungstisch herumgehen, doch Mama hielt sie sanft am Arm fest.

      „Beantworte meine Frage.“

      Sie erwiderte Mamas Blick, und Tränen stiegen ihr in die Augen. „Ja, meine Zeit als Spielerin ist vorbei. Jedenfalls die als aktive, professionelle Spielerin.“

      „Also keine Chance, was Beachvolleyball angeht?“

      Alleine dass sie Mama die Worte sagen hörte, die sie sich selbst weigerte, laut auszusprechen, brachte noch mehr Tränen hervor. Kopfschüttelnd duckte sich Avery an Mama vorbei.

      Als Spielerin des Jahres der Big Ten Conference hatte ihr die Zukunft zu Füßen gelegen. Als starke Außenangreiferin mit 1,80 m Größe hatte eine Profikarriere auf sie gewartet.

      Sie hatte einen Agenten gehabt. Ein Weilchen. Und das Interesse der Olympiasiegerin Ella Watson.

      Aber die Rotatorenmanschette, die sie sich während ihrer Zeit als Jugendspielerin verletzt hatte, verfolgte sie noch in ihrem Abschlussjahr bei den Collegemeisterschaften. Es folgten eine Operation und die strenge Erklärung des Arztes: „Sie sind fertig.“

      „Wie geht es dir damit?“ Mama hatte überhaupt keine Skrupel, sich in anderer Leute Angelegenheiten einzumischen, СКАЧАТЬ