Auf der anderen Seite der Schwelle. Raimund August
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Название: Auf der anderen Seite der Schwelle

Автор: Raimund August

Издательство: Автор

Жанр: Короткие любовные романы

Серия:

isbn: 9783957448019

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СКАЧАТЬ den Freund.

      „Weiß ich“, sagte der. „Die von nebenan“, dazu wies er mit dem Daumen gegen die Wand, „haben ja auch erklärt wir würden ins Zellenhaus kommen, als Langstrafer.“

      „Na schön, heute wird nichts mehr passieren“, sagte Totila, „das geht erst morgen richtig los. Wir werden uns bald ein Bett aussuchen müssen.“

      Beide saßen auf vorgefundenen Hockern. Sebastian lehnte sich gegen den Tisch, einen Arm flach auf der Tischplatte.

      Und Totila saß vorgebeugt, mit den Ellenbogen auf den Knien. „Wirklich nicht zu sagen“, erklärte er nach längerem Schweigen und richtete sich auf, „wie beschissen die Lage ist!“

      „Das wird uns erst langsam klar werden“, bestätigte Sebastian diese kohlrabenschwarze Einschätzung des Freundes. „Mir ist so als wäre das mit der Verhandlung schon viele Tage her, dabei war’s erst heute Nachmittag. Aber immerhin, Zeit haben wir ja genug.“

      Und wieder schwiegen beide. Jeder mit sich alleine und mit dem beschäftigt was in weiter Ferne lag, wie ein Nebel der noch undurchdringlich schien. Draußen stieg dunstig die Dämmerung auf, vom Scheinwerferlicht der Wachtürme diesig zerstrahlt und zurückgeworfen vom Weiß der Mauern und Werkstattgebäude.

      Totila war ans Fenster getreten. „Du meine Güte, da oben sieht man ja schon die Sterne“, und er wies mit der Hand in den Nachthimmel. Es ist spät …“

      „Bei dieser Lampenherrlichkeit da draußen wird’s eben nie dunkel in den Zellen.

      „Man wird sich daran gewöhnen müssen. Wir sollten uns auf ’s Ohr hauen.

      Morgen werden die uns bestimmt zeitig rausschmeißen.“

      „Kannst du denn schlafen?“, fragte Totila und sah den Freund zweifelnd an.

      „Ich denke schon. Das ganze Theater heute war doch anstrengend genug.“

      „Richtig, aber ich bin noch ganz schön aufgekratzt … mal seh’n ob’s klappt mit dem Einschlafen. Aber hinhauen sollten wir uns schon, da haste recht. Morgen kommt ja noch einiges auf uns zu. Und ob wir dann noch zusammenbleiben, steht auch in den Sternen.“

      „Damit sollten wir vielleicht besser nicht rechnen. Dann seh’n wir uns womöglich nur noch von weitem draußen bei der Freistunde.“

      Totila hob dazu nur kurz die Schultern.

       Kapitel 2

      Als die schrillen Schläge einer Glocke die beiden auf ihren Strohsäcken in die Höhe fahren ließen. sahen sie sich verstört um.

      „Scheiße“, entfuhr es Sebastian.

      „Bitte etwas vornehmer“, murmelte Totila noch nicht ganz wach. „Elend kalt heute Nacht“, sagte er und rieb sich die Hände. „Eiskalt und klamm die Pfoten …“

      „Und nicht nur die“, ergänzte Sebastian.

      „Also Decken hätten die uns schon geben müssen …“

      „Was heißt müssen? Deine bürgerlichen Rechte sind dir als Kriegsverbrecher vom Gericht gestern gerade eben aberkannt worden.“

      „Es gibt schließlich Menschenrechte.“

      Sebastian lachte. „Ja schon“, sagte er, „aber wo fangen die hier an und wo hören sie auf?“

      „Hörst du?“, unterbrach Totila Sebastians skeptische Ausführungen und hob dazu, den Kopf lauschend gegen die Tür gerichtet, die Hand: „Wir müssen machen“, sagte er dann, „die sind gleich hier. Angezogen sind wir zum Glück schon …“ Beide fuhren in die Schuhe ohne Schnürsenkel und standen in dem Moment im vorgeschriebenen Abstand vor der Tür, als diese krachend aufflog und ein ihnen vom Sehen noch nicht bekannter Schließer darin stand.

      Die beiden Freunde tauschten einen kurzen Blick und Totila meldete: „Zelle 25 belegt mit zwei Strafgefangenen, meldet Strafgefangener Kunzmann.“

      Der Schließer sah die beiden kurz an, hakte deren Anwesenheit in der Kladde ab und der Kalfaktor warf die Türe zu. Schloss und Riegel krachten fast gleichzeitig und beide atmeten erleichtert auf .

      „Das nächste Mal meldest du“, wandte Totila sich an den Freund.

      Der nickte. „Aber das war jetzt wohl ’ne Zählung. Mich interessiert, ob die uns irgendwas zu essen geben …“ Und wieder hörten sie nach einiger Zeit auf dem Gang draußen Schritte die sich näherten. Beide standen horchend in der Zelle, als wieder Schloss und Riegel krachten.

      Was woll’n die denn jetzt noch von uns, dachte Sebastian und begann angesichts eines Wachtmeisters auch gleich mit der Meldung: „Zelle 25 belegt mit zwei Strafgefangenen …“ Der Wachmeister winkte ab. „Hab’n Se alle Sachen bei sich?“

      „Welche Sachen?“

      „Na was Se am Leibe tragen“, gab der Wachmeister in nicht gerade freundlicher Stimmung den beiden zu verstehen.

      „Ja klar, haben wir alles.“

      Auch Totila blickte kurz an sich hinab und nickte. „Alles da.“

      „Dann kommen Se“, und der Wachmeister winkte dazu mit dem Schlüssel.

      Die beiden Neuzugänge traten durch die Tür auf den Gang.

      „Bleiben Se stehen.“, vernahmen sie hinter sich die Stimme des Wachmeisters, der noch die leere Zelle abschloss. Und dann wieder: „Gehen Se!“

      „Hierher kommen wir nicht mehr zurück“, murmelte Totila, als beide nebeneinander den langen Gang entlang und an den Zellentüren vorbei liefen.

      Dann ging’s durch Gittertüren hinaus auf den Hof.

      „Nach links“, hörten sie die Stimme hinter sich und folgten der Richtung über den weiten Hof, in dessen Mitte in einem Rechteck Rasen wuchs. Dahinter und rechts daneben flache weißgetünchte Werkstattgebäude mit hohen Fabrikfenstern und ein Stück weißer Zuchthausmauer mit Glasscherben oben auf der Schräge. Darüber erhob sich noch ein mit einem Posten besetzter Wachturm.

      „Weiter nach links“, hörten sie wieder die Stimme des Wachtmeisters. Sie steuerten auf ein zweistöckiges auch wieder weißgetünchtes Gebäude zu.

      „Dort durch die Tür“, vernahmen sie die leicht mürrische Stimme hinter sich, „da geben Se dann Ihre Sachen ab und werden eingekleidet.“

      Eingekleidet. Was für ein Wort, ging es Sebastian durch den Kopf. Auch Tote werden eingekleidet. Es ist zwar kein Totenhemd das man uns hier verpassen wird, sondern bloß eine Zuchthauskluft, in die wir für viele Jahre gesteckt werden. Man kleidet sich nicht, man wird gekleidet. Es ist das der Begriff für eine Uniform …

      Sebastian und Totila traten durch eine halb offen stehende Tür: Dort empfing sie ein langgestreckter Raum mit hohen Regalen an den Wänden, vollgestapelt mit diesen blassblauen zerschlissenen Anstaltsklamotten, die sie schon an anderen Häftlingen gestern Abend am Fenster und auch am Kalfaktor gesehen hatten. Durch den Raum reichte ein langer СКАЧАТЬ