Название: Auf Wiedersehen, Bastard! (Proshchay, ublyudok!) 3 – Showdown in Kroatien
Автор: Tino Hemmann
Издательство: Автор
Жанр: Триллеры
isbn: 9783957440648
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Todor lachte übertrieben herzlich und scheinbar zufrieden, als ihm eines Tages Stokan, einer der VRS-Soldaten, in einem Lager ganz in der Nähe von Potočari auf die Schulter klopfte und meinte: »Jetzt werden wir die bosnischen Mörderbanden endlich auslöschen! Ein für alle Mal! Diese verfluchten holländischen NATO-Soldaten scheißen sich ins Hemd. So groß ist ihre Angst. Wir kehren unsere Heimat sauber. Und du darfst uns dabei helfen, Todor.«
Wenige Tage später kam Stokan vorbei und winkte den Jungen zu sich. Todor fuhr daraufhin mit Stokan, dem er vertraute, in einem VW-Bus einem Tross aus Lkws und einem Linienbus hinterher.
Sie standen am Rand eines Wäldchens auf dem Feld, als Todor sich die Ohren zuhielt, denn mehrere ratternde Maschinenpistolen zersägten die nächtliche Ruhe.
Ein Mann, welcher kontrolliert hatte, ob die Gefangenen wirklich alle tot waren, näherte sich. »Da, nimm!«, forderte er plötzlich und reichte dem Zehnjährigen seine Waffe. »Schnell!«
Er zog den Jungen mit sich durch die Dunkelheit. Todor erblickte im Mondschein viele graue Körper von Männern, die mit aufgerissenen Mündern und Augen an Erdhaufen angelehnt saßen oder auf dem Boden lagen. Fast alle regten sich nicht, sie waren vermutlich tot. Todor sah sickerndes Blut, zerschossene Leiber, zerfetzte Köpfe oder aber bleiche Gesichter.
Ein bestialisches Brüllen ertönte! Der Junge sah sich für einen Augenblick um. Ein Radlader mit leuchtenden Scheinwerferaugen näherte sich mit gewaltigem Lärm.
Stokan Vujasinović ergriff Todors Jacke und zerrte ihn mit sich. »Es ist die Zeit deiner Rache! Da kommt schon der Bagger!« Er schob Todor vor sich her. »Hier! Der da!«, sagte er und zeigte auf einen jungen Burschen, welcher heulend seine zerfetzte Wange zeigte, zerrissen von einem Streifschuss, der den Jungen nicht hatte töten können. »Gib ihm den Gnadenschuss!«
Todor legte das Gewehr an die Schulter, entsicherte es und zielte auf den Kopf des Feindes. Er wartete noch, denn Kimme und Korn zitterten. Dann tauchten die Scheinwerfer des Radladers Todor und das Opfer in grelles Licht.
Einen Augenblick lang sah ihn dieser Fremde mit einem bekannten Gesicht an. Die Augen waren voller Schmerz. Er öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen. Tränen rannen über sein Gesicht. Er trug eine Jeans und ein buntes Kinder-T-Shirt. Erst jetzt begriff Todor, dass dieser Junge nicht viel älter war als er selbst.
»Denk an deine Eltern und schieß endlich!«, rief Stokan.
Todor schloss für einen Moment die Augen und bewegte den Finger. Der Rückschlag des Kolbens warf ihn fast um. Der andere Junge gab keinen Ton von sich. Er starb einfach.
»Das hast du nun davon!«, brüllte Todor den toten Jungen an. »Du Idiot hast dir die falsche Seite ausgesucht! Das hast du nun davon! Verfluchter Idiot!« Er gab dem Soldaten wütend die Waffe zurück.
Todor stand in der Nähe, als der Radlader Gräben für die Leichen öffnete, diese dann zusammenschob und hineinschaufelte oder überrollte. Er drehte sich um, kotzte sich fast den Magen aus dem Leib, doch echte Trauer verspürte er nicht. Immer wieder sah er die aufgebahrten, verkohlten, zerfetzten und zerquetschten Leichen seiner geliebten Eltern vor sich. Diese Bilder verließen ihn niemals. Sie kamen in den Tag- und Nachtträumen zu ihm. Auch das Bild des flehenden Jungen.
Auch noch, als Todor längst erwachsen war.
Leipzig
16. August
»Und das kommt tatsächlich von der NSA?« Sorokin blickte abwechselnd den alten Herrn und die Papiere in der offenen Mappe an.
»So ist es.« Dieser Herr berlinerte unüberhörbar.
»Das sind aber private E-Mails und Telefonate.«
Der Mann vom Bundesnachrichtendienst lief einmal durch den Raum, schob die altmodische Brille zurecht und raunte: »Warum nicht? Nichts spricht dagegen, dass die Nationale Sicherheitsbehörde der Amerikaner so etwas tut. Würden sie darauf verzichten, hätten wir diese Warnung jedenfalls nicht erhalten.«
Die Worte dieses Mannes klangen wie die eines Politikers in den Nachrichten, der die amerikanische Spionage in Schutz nehmen wollte. »Und was habe ich mit der Sache zu tun?« Sorokin war nicht wohl zumute bei der Sache.
»Sie? Sie sind doch aus Russland.«
»Was bitte hat Russland damit zu tun?« Erst schüttelte er das Haupt, dann hob Sorokin die Top-Secret-Mappe an und ließ sie zurück auf den Tisch fallen. »Das hier …«, er schaute abermals auf den oberen Zettel, »… spielt in Jugoslawien.«
»In Kroatien«, verbesserte der BND-Mann. »Jugoslawien gibt es bekanntlich nicht mehr. Kroatien können wir getrost als unser Handlungsgebiet bezeichnen. Und außerdem … Wir haben keinen besseren Mann als Sie gefunden. Das sollte Ihnen eine Ehre sein.« Er drehte wieder eine Runde durch das Büro. »Davon abgesehen: Die Ameise hat eine Familie, ein leicht südländisches Aussehen und reichlich Erfahrung.«
Die Ameise – das war Sorokins Pseudonym in SEK-Kreisen – beobachtete den alten Herrn, dem es dem Aussehen nach nicht schlecht zu gehen schien. »Was soll das heißen? Sie wollen meine Familie benutzen?«
»So ist es«, antwortete der Mann skrupellos.
»Das kann ich nicht zulassen.« Sorokin erhob sich jetzt. »Tut mir leid.«
»Nehmen Sie sofort wieder Platz!« Die tiefe Stimme schlug zu wie ein Befehl. Eine kurze Pause entstand, während dieser Mann in einem Kalender blätterte, ohne etwas finden zu wollen. Die Luft im Raum stand still. Sorokin ließ sich zurück auf den Stuhl fallen und wartete. Jetzt setzte sich der alte Herr ebenfalls auf einen Stuhl, allerdings auf der anderen Seite des Schreibtisches, drehte die Mappe zu sich herum und entnahm ihr einige Dokumente. »Vertrauen Sie mir. Ihre Familie hat damit nichts zu tun. Sie wird in Kroatien Urlaub machen wie tausende andere Familien, die dafür viel Geld bezahlen müssen. Sie fliegen gemeinsam mit Frau und Kindern nach Zadar, wohnen in einem erstklassigen Hotel und nehmen ganz allein Kontakt zu einem Mittelsmann auf, welcher Sie in die Nähe des Verdächtigen bringen wird. Sie werden sehen, Ihre Familie wird Ihnen für die schönen Tage dankbar sein. Und außerdem sind Sie der Bundesrepublik Deutschland noch einen Gefallen dafür schuldig, dass wir Sie und Ihre eingewanderte Familie so nett aufgenommen haben. In anderen Nationen zählen Ameisen zu den unerwünschten Parasiten.«
Während ihm das zuletzt Gesagte sauer aufstieß, starrte Sorokin das Bild an, das ihm der BND-Mensch unter die Nase hielt und schließlich auf den Tisch legte.
»Das Zielobjekt ist männlich, etwa neunundzwanzig Jahre alt. Einen Namen haben wir noch nicht. Er nennt sich selbst Pilot und ist kroatischer Serbe.«
»Pilot?«
»Nun ja. Auf Kroatisch Pilot.«
»Und was heißt Pilot auf Deutsch?«
»Pilot.«
Die Ameise fühlte sich veralbert. »Ist er etwa ein Flieger?«, fragte Sorokin erstaunt, doch der Mann zuckte nur mit den Schultern.
Er tippte stattdessen auf einen der Zettel. »Hier hatte er Telefonkontakt mit einem gewissen Božidar. Es ist von СКАЧАТЬ