Название: Auf Wiedersehen, Bastard! (Proshchay, ublyudok!) 3 – Showdown in Kroatien
Автор: Tino Hemmann
Издательство: Автор
Жанр: Триллеры
isbn: 9783957440648
isbn:
»Fedor!«, dröhnte Sorokins Bass, der selbst Anton für Sekunden schweigen ließ. »Entschuldige dich augenblicklich bei deinem kleinen Bruder! Jetzt und sofort!«
»Vergiss es! Du hast dich auch nicht richtig bei mir entschuldigt!« Fedors Zimmertür krachte zu.
Vorsichtig setzte Sorokin einen Fuß vor den anderen, was nicht einfach war, denn Anton hing noch immer kreischend an seinem rechten Bein. »Fedor, ich …!«
Genau in diesem Moment tauchte Jekaterina auf. »Das sind die besten Voraussetzungen für einen harmonischen Urlaub zu fünft.« Ihr gutmütiges Lächeln bedeutete Sorokin, dass er sich um Antons Auto-Problem kümmern sollte, während sie durch die Kinderzimmertür in Fedors Reich schlüpfte und die Tür von innen zudrückte.
Der blinde Junge lag auf dem Bett, das Gesicht zwischen den Armen vergraben, und er schluchzte herzerweichend.
Nun setzte sich Jekaterina auf den Bettrand und begann, sanft den Hals des Fünfzehnjährigen zu kraulen. »Zuckernäschen, denkst du, mit uns zusammen am Meer, das wird dir nicht gefallen?«
»Doch, aber …«
»Aber was? Hast du etwa Angst, dass dir Stefan die Freundschaft kündigt?«
Fedor drehte sich zwar um, schwieg jedoch.
»Ich rufe bei Stefans Mutti an und kläre das. Okay?«
»Wir haben schon Zeug gekauft.«
Wahrscheinlich Software und Elektronikbauteile. Jekaterina lächelte, denn Fedor saß nun dicht neben ihr und kuschelte sich an die Stiefmutter heran. Er hielt ihre rechte Hand fest und fuhr unablässig mit den Fingerkuppen über den Handrücken. »Zeug?«, fragte sie.
»Software und Elektronikbauteile. Wir wollen an unserem neuen Computer bauen.«
»An deinem neuen Computer«, verbesserte Jekaterina Sorokin. »Das Zeug wird dir nicht weglaufen.«
»Aber nach dem Urlaub sind die Ferien vorbei.«
»Es gibt immer Zeit und Möglichkeiten. Glaub das mir.«
»Glaub mir das«, verbesserte Fedor.
Die Mutter fuhr über den Hinterkopf durch Fedors Haare. »Du kleiner Besserwisser!«
»Trotzdem ist es gemein von Papa.«
»Von Papa?« Jekaterina sprach flüsternd und mit einer geheimnisvollen Stimme. »Glaubst du Dummkopf tatsächlich, dein Papa hätte sich für unseren Urlaub entschieden? So ganz plötzlich?«
Fedors Fingerspitzen berührten das Gesicht der Frau, als wollte er an ihrer Mimik erkennen, was sie gerade dachte. »Wie meinst du das?«, hauchte er.
Jekaterina Sorokin spürte Fedors Fingerkuppen auf den Lippen, während sie ebenso leise antwortete: »Ich will doch wetten, dass dein Papa einen Auftrag in Kroatien hat. Er kann mich nicht gut anlügen. Genauso wenig, wie du mich gut anlügen kannst.«
Gedanken surrten durch Fedors Kopf. Noch immer fuhren seine Fingerkuppen über das Gesicht der Mutter, die sich an diese Form von Fedors »Sehen« längst gewöhnt hatte. »Du meinst, Papa hat einen Geheimauftrag in unserem angeblichen Urlaub?«
»Hast du etwa nicht seinen neuen Aktenkoffer bemerkt?«, flüsterte Jekaterina.
»Doch. Ich habe den Koffer gerochen.« Nun ließ Fedor die Hände sinken.
»Den hatte dein Papa heute Morgen jedenfalls noch nicht, als er nach Dresden gefahren ist.« Sie beugte sich zu Fedors rechtem Ohr und hauchte: »Und er lässt auch niemanden an diesen Koffer ran. Er ist mit einem Zahlenschloss … Wie sagt man zu ›zablokirovannyy‹?«
»Verschlossen oder verriegelt«, antwortete Fedor sogleich. »Mama! Hast du es etwa ausprobiert?«
»Aber natürlich habe ich das. Jedenfalls wird dein Papa gute Gründe haben, uns nichts davon zu erzählen.«
Sekundenlang schwieg der Junge. Dann nahm er flink und geschickt das Handy aus der Halterung.
»Was hast du vor?«, fragte die Mutter. Sie lächelte, denn sie kannte Fedors Antwort bereits.
»Ich muss Stefan anrufen.«
»Und dann entschuldigst du dich bei Anton. Okay?«
»Okay.« Fedor legte das Handy rasch zurück und erhob sich. »Das mach ich zuerst.«
Jekaterina hielt den Jungen, der bereits das Zimmer verlassen wollte, noch zurück. »Ich habe eine Frage, Fedor. Was ist ein Dämlack?«
»Ein Dämlack?« Nun kicherte Fedor. »Das ist so was wie im Russischen ein Glupets. Eben ein Dussel oder ein Trottel.«
»Antoschka ist doch aber noch so klein.«
Fedor spürte die Traurigkeit im Gesicht der Mutter, die er über alles mochte. »Es tut mir ja auch leid.« Er umarmte und drückte sie. »Wirklich.«
*
Hans Rattner blickte ungläubig drein. »Wie? Was? Urlaub? Du?«
Ohne zu zögern, antwortete der ungleich jüngere und größere Sorokin: »Ja, Hans. Gewissermaßen ein verordneter Urlaub. Eine Auszeichnungsreise.«
Die Blicke des Hauptkommissars der Leipziger Mordkommission, einem humanoiden Oldtimer der Polizei, wanderten zunächst zu seinem Kaffee schlürfenden Kollegen Kriminalobermeister Paul Meisner und dann zurück zu Sorokin. »Deine Gewerkschaft will ich auch mal haben.« Er schüttelte den Kopf. »Meine letzte Auszeichnung habe ich als siebzehnjähriger Stift in Empfang genommen. Fünf Tage Ukraine, delegiert von der Berufsfachschule, gereist im FDJ-Hemd und im Domizil als Nazi beschimpft. Und heute wollen sie zur EU gehören.« Meisner grinste, worauf Rattner ihn in ruhigem Ton belehrte: »Da musst du nicht drüber lachen, Paul. Die Kiewer hatten einfach noch nicht kapiert, dass die DDR ihre sozialistische Schwester war.« Er setzte sich. »Wohin geht’s denn?«
»Kroatien«, antwortete Sorokin, wie aus der Pistole geschossen. »Ich wollte nur Auf Wiedersehen sagen. Und schau bitte mal nach dem Haus. Und falls was mit mir passiert, dann …« Sorokin stockte.
»Mit dir?« Der alte Rattner lachte auf. »Erwartest du einen Atomkrieg? Ich wüsste nicht, was dich sonst aus den Schuhen hebeln sollte. Mit dir was passieren? Jetzt verarschst du mich aber.« Nach vier Sekunden setzte er hinzu: »Oder?«
»Man kann nie wissen, was solch eine Reise mit sich bringt.« Es klang wieder selbstsicher, was Sorokin zuletzt gesagt hatte.
»Mensch, mal den Teufel nicht an die Wand! Das wird bestimmt ein prima Urlaub. So lange warst du noch nie an einem Stück mit deiner ganzen Familie zusammen, Tolik. Genieß es einfach und vergiss deinen Job für ein paar Tage.«
»Weißt du, Hans …« Sorokin schaute Rattner von oben herab in die Augen. »Ich wollte noch … Was sehr Privates … Mit dir …«
Meisner trank den restlichen Kaffee aus seiner Tasse, erhob sich ruckartig und raunte: »Hab schon verstanden. Ich bin СКАЧАТЬ