Die Jagd nach der silbernen Feder. Jan Hanser
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Jagd nach der silbernen Feder - Jan Hanser страница 5

Название: Die Jagd nach der silbernen Feder

Автор: Jan Hanser

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783865067913

isbn:

СКАЧАТЬ die Luft aus seinen Lungen. Dann blickte er in den tiefschwarzen sternenbehangenen Himmel. Die Luft war klar und kalt.

      Er fuhr auf. Jisah rannte und sprang, sprang und rannte. Sein Herzschlag erfüllte ihn von den Fußspitzen bis zum Hals. Sein Kopf prickelte, als lebte ein Ameisenvolk darin. (Und Winter würde sagen, wenn ihr ihn fragen würdet, dass da wirklich eines lebt!) Ein langer Schritt über eine der schlafenden Hyänen. Die nächste Hyäne übersprang er. Sie drehte sich im Moment seiner Landung. Er trat auf ihre Läufe und sie sprang jaulend auf. Hinter ihm, aus dem Zelt, klang ein tiefes, langsam ansteigendes Grollen, das sich zu einem wutentbrannten Gebrüll steigerte und dann plötzlich endete.

      Jisah pumpte aus seinem Körper heraus, was er zu leisten im Stande war. Er konnte sich selbst nicht erinnern, ob er jemals so schnell gerannt war. Er schlug Haken, wich aus, stemmte ein Bein in den Boden, sprang ab, weiter, als er je glaubt hatte, springen zu können. Immer mehr Hyänen um ihn herum erwachten. Er sah eine riesige Masse vor sich, die wie in Zeitlupe in Bewegung geriet. Hinter sich vernahm er ein gleichmäßiges Schnaufen. Dann spürte er den heißen Atem in seinem Nacken.

      Winter richtete sich ruckartig auf. Er stand dicht am Schilf und beobachtete scharf, wie Jisah über die Leiber der Hyänen sprang. Jede einzelne Hyäne schien er im selben Moment im Auge zu haben. Er sah, wie Jisah sprang, landete, weiterrannte. Dann hätte das Geschehen fast seine Wahrnehmung überrannt, so schnell passierte alles. Doch Welfen haben Augen wie Luchse.

      Der schwarze Wolfshund jagte aus dem Zelt. Ihm folgte das schreckliche Grollen Hundrrits. Es schwoll an, wurde tiefer und rasselte, erhob sich zu einem wilden Getöse und blieb dann abrupt in der Luft stehen. Stille.

      Der Wolfshund nahm die Verfolgung auf. Aus Winters Blickwinkel war er mindestens doppelt so schnell wie Jisah und die Hyänen machten ihm Platz. Der Wolfshund spannte seine Muskeln an, seine Hinterläufe stießen in den sandigen Boden, sein drahtiger Körper straffte sich und schnellte durch die Luft.

      Da erwachten auch endlich Winters Beine. Er startete durch und flog, beinahe aus dem Stand, über die Leiber der Hyänen.

      Eine keuchend knurrende Hyäne entblößte ihr Gebiss und hielt Jisahs Lauf auf. Jisah stockte, stolperte und fiel über seine eigenen Füße. Seine Hände fassten in Sand und Fell, er rutsche mit dem Gesicht über den Boden. Dann sah er einen schwarzen Schatten über sich. Weiße Zähne blitzten auf. Jisah drehte sich auf den Bauch und rollte sich zur Seite. Der Wolfshund landete neben ihm, drehte sekundenschnell seinen Kopf. Seine Augen waren zorngerötet, seine Reißzähne entblößt. Seine Schnauze bebte und sein Kopf bewegte sich ruckartig.

      Winters Vorderpfoten kamen mit Wucht neben Jisahs Kopf auf dem sandigen Boden auf. Sein Hinterleib rutschte erst seitlich weg, aber das mittlere Paar seiner Läufe beschleunigte schon wieder, während Jisah sich verzweifelt an das Fell des Welfen klammerte, sich auf seinen Rücken schwang und ihm die Arme um den Hals schlang. Seine Beine zitterten. Winter tat das, wofür er geschaffen wurde. Er rannte.

      Jisahs Herz raste immer noch zum Zerspringen. Der Atem des Welfen pendelte sich langsam ein. Die Bäume und Sträucher flogen so schnell an Jisah vorbei, dass er sie nur als huschende Schatten wahrnahm. Hatte ich bereits erwähnt, dass Welfen die schnellsten Tiere in diesem Teil der Erde sind? Nun, wie auch immer. Nur, falls ihr mir vorhin nicht geglaubt habt. Hier ist der Beweis.

      Als sie die Meute hinter sich gelassen hatten, griff Jisah unter sein Hemd.

      Die Feder war da.

      Winter verlangsamte sein Tempo und blieb unter den ausladenden Ästen einer Tanne stehen. Weit vor ihnen lag das hügelige Vorland, an dessen Ende sich das Siebengebirge dunkelblau vom Himmel abhob. Ein frischer Nachtwind zerzauste ihre Haare und ließ Jisah frösteln. Der kernige Geruch frischgetrockneten Heus durchzog, zart wie seidene Fäden, die Luft.

      „Warum bleibst du stehen?“ Jisah keuchte die Frage in Winters Ohr.

      „Was hast du getan, Junge?“ Unsanft stieß Winter die Worte durch seine Reißzähne. Er drehte seinen Kopf nach hinten und blickte Jisah an. „Hast du den Verstand verloren?“

      Hinter sich glaubte Jisah den rasselnden Atem der Hyänen zu hören. Doch was er wirklich hörte, war das Geräusch von Hunderten von Pfoten, die auf dem Boden aufschlugen und einen Rhythmus erzeugten, der dem Hufgetrappel von Wildpferden sehr ähnlich war.

      „Jetzt lauf schon!“, japste Jisah.

      „Was hast du getan, Jisah?“

      Jisah blickte hektisch nach hinten. „Ich war in dem Zelt. Da lag nur eine Feder rum. Nichts Besonderes. Hab sie eingesteckt.“ Jisah zuckte mit den Schultern.

      Ein Grollen durchlief Winter. „Ich sollte dich ihnen zum Fraß vorwerfen, Junge! Eine Feder, sagst du?“

      „Ja, sie war in einer komischen braunen Schatulle.“

      Ein paar Sekunden lang war Winter wie erstarrt. „Wir müssen sicher sein, dass sie unserer Spur folgen“, antwortete er hektisch. „Sie dürfen nicht Wald und Pepe folgen. Die beiden haben – so wie du dummer Junge – keine Ahnung, in welcher Gefahr sie schweben. Wald wird der Bracht folgen. Das ist der einfachste Weg zum Siebengebirge. Darum reisen wir in einem Bogen zuerst nach Osten und schlagen uns bis nach Ferris durch, wo wir …“

      Winter konnte den Satz nicht zu Ende sprechen. Wildes Kriegsgeheul verriet ihnen, dass die Meute ihre Spur entdeckt hatte. Sie jagte jetzt in wildem Durcheinander geradewegs auf die Tanne zu.

       DIE JAGD DURCH DAS FELSENMEER

      Wald und Pepe brachen auf. Pepe war noch immer vom Schrei der Hyäne aufgewühlt. Wald hatte nicht viele Worte gemacht. Schweigend ritten sie durch weitläufiges und saftiges Heideland. Die Bracht schlängelte sich mit tiefem Glucksen rechts von ihnen durch ihr breites Bett. Eine Herde Wiesenden hob kurz skeptisch die Köpfe, als die beiden Gefährten an ihnen vorbeiritten. Kaninchen stoben auseinander und ein Fuchs bellte ihnen heiser nach. Wald wandte seinen Lauf näher zur Bracht und ging einige Schritte ins Flussbett hinein, um ihre Spuren zu verwischen.

      Hier floss der Fluss träge und flach. So konnten sie ohne größere Kraftanstrengung durch die Strömung laufen. Auf dem Grund des Flusses schimmerten Kieselsteine im Licht des Mondes. Die Strömung kräuselte sich, wo größere Steine unter der Wasseroberfläche lagen. Forellen stoben auseinander, wenn Walds Läufe ins Wasser eintauchten. Pepe fühlte die Feuchtigkeit von unten heraufsteigen. Am Horizont deuteten dunkle Linien die Vorläufer des Siebengebirges an.

      Sie entschieden, noch während der Nacht einen möglichst großen Abstand zwischen sich und die Meute der Hyänen zu bringen.

      Nach ungefähr einer Stunde erreichten sie eine kleine, von niedrigem Gebüsch eingegrenzte Bucht. Wald stieg aus dem Wasser. Pepe glitt vorsichtig von Walds Rücken, damit sich dessen Pfoten nicht zu tief ins Kiesbett eingruben. Hinter Wald gehend, setzte er sanft einen Fuß vor den anderen. So hinterließen die beiden eine Spur, die nur ein geübter Fährtenleser würde entdecken können. Wind und Wetter würden den Rest erledigen und in kürzester Zeit sämtliche Abdrücke unsichtbar machen.

      Die Bucht mündete in einem ausgetretenen Pfad. Pfennigkraut, Sumpfdotterblumen und Schilf säumten seine Ränder. Pepe stieg auf Walds breiten Rücken.

      Bereits СКАЧАТЬ