Die Jagd nach der silbernen Feder. Jan Hanser
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Название: Die Jagd nach der silbernen Feder

Автор: Jan Hanser

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783865067913

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СКАЧАТЬ Passt auf. Die Strömung ist schnell. Mit etwas Glück erreicht ihr gegen Morgen den Ausgang.“

      Die modrigen Planken ächzten, als Wald seine schweren Vorderpfoten auf ihnen platzierte. Das Floß neigte sich zur Seite. Pepe folgte ihm vorsichtig.

      „Gib uns wenigstens deine Lampe!“ Bittend sah er den dürren Knochensammler an. Geiswind wühlte in seiner Tasche, kramte einen Kerzenstummel heraus und entzündete ihn an der Lampe. Dann reichte er Pepe seine Grubenlampe und stieß das Floß mit seinem Knochen ab. „Die Lampe hat genug Öl bis zum Ausgang. Greif unter dich, Junge. Dort findest du einen Stecken. Ihr werdet ihn brauchen, um euch abzustoßen.“

      Wald drehte sich bedächtig um die eigene Achse. „Ich habe dich gewarnt, Knochensammler. Du solltest keine Spiele mit uns treiben!“ Sein Ruf hallte zum Ufer. Keine Regung war im Gesicht des Alten zu erkennen. Dann, das Floß hatte sich schon um fünf Längen vom Ufer entfernt, sah Pepe ein Lächeln über das Gesicht des Knochensammlers huschen. Auch dieses konnte er nicht deuten.

      Die Strömung packte das Floß und trug sie schnell aus dem Gewölbe hinaus. Die Kerze Geiswinds wurde kleiner und verschwand. Der Nebenarm der Bracht trug sie in einen niedrigen Tunnel hinein. Pepe kauerte fast liegend auf dem Floß, um sich nicht an den spitzen Felsen zu stoßen, die aus der niedrigen Decke ragten. Die Nässe zog sich durch seine Kleidung und weil er sich nicht bewegen konnte, begann er nach kurzer Zeit erbärmlich zu frieren. Er konnte seine Fußspitzen und seine Hände vor Kälte kaum noch spüren.

      Misstrauisch blickte Wald in die Schwärze und murmelte: „Sollte mich wundern, wenn das gutgeht. Entweder wir brechen uns auf dieser letzten Reise das Genick und der dürre Vogel sammelt später unsere Knochen auf. Oder aber er ist der erste ehrliche Knochensammler, den ich in meinem Welfenleben getroffen habe. Dann, aber ich halte das nicht für wahrscheinlich, kommen wir hier wirklich an einem Stück hinaus.“

      Pepe und Wald kauerten wie versteinert am Boden des Floßes und verloren jedes Zeitgefühl. Die nasse Fahrt schien sich über Stunden zu ziehen. Pepe wusste nicht mehr, ob es draußen Tag oder Nacht war. Der schwache Schein der eisernen Grubenlampe erleuchtete immer nur den nächsten Meter und sie schienen in einem endlosen Labyrinth aus schwarzem Wasser und herabragenden Felsen gefangen zu sein.

      Pepe spürte, dass die Strömung stärker und ihr Floß von der Flussmitte zum linken Ufer gezogen wurde. Er meinte, in der Ferne ein leises Rauschen zu hören. Pepe richtete sich auf und hob den Stecken an. Täuschte er sich oder war das Rauschen lauter geworden? Glitschig lag der feuchte Knochen in seiner Hand. Doch – da. Das Rauschen schwoll an und wurde bald zu einem ohrenbetäubenden Tosen.

      Pepe kroch gebückt auf den vorderen Teil des Floßes. Das alte Floß schwankte bedrohlich. Kniend begann Pepe sich mit aller Kraft gegen die Strömung zu stemmen und versuchte, das Floß zurück in die Mitte des Flusses zu steuern.

      Wald blickte beunruhigt in die tanzenden Schaumkronen vor sich. „Bring uns zurück in die Mitte, Pepe!“, keuchte er. „Schaffst du das?“

      Pepe blickte sich hektisch um. Der Fluss schien sich zu teilen. Während der Hauptstrom weiter beharrlich geradeaus floss, hatte sich das Bild zu ihrer Linken verändert. Eine Nebenströmung hatte sie erfasst und zog sie unwiderstehlich mit sich.

      Ihr Floß schwankte bedrohlich, als Wald versuchte, sich aufzurichten. „Pepe!“, brüllte er. „Du musst uns in die Mitte bringen!“

      Pepe war wie versteinert. Walds Brüllen drang nur wie ein leises Flüstern in seine Ohren. Gebannt starrte er auf den Schlund, der sich auf der linken Seite öffnete. Nicht weit vor ihnen stürzten die Wassermassen mit einem Höllenlärm in die Tiefe. Seine Ohren dröhnten. Aus den Augenwinkeln und wie in Zeitlupe sah er Wald ins Wasser springen. Er verlor das Gleichgewicht, schwankte nach hinten, tat einen Schritt und stürzte auf die Knie. Walds Kopf tauchte neben dem Floß auf und wie durch einen Nebel nahm er wahr, dass Wald etwas rief.

      „Hilf mir!“, brüllte Wald. „Stoß uns ab!“

      Jetzt war Pepe hellwach. Nur noch wenige Bootslängen trennten ihn von dem Schlund. Nur noch Sekunden trennten ihn und Wald von einem Sturz in die undurchdringliche schäumende Schwärze. Wald drückte mit der Macht seines stämmigen Körpers gegen das Floß und Pepe stieß den langen Knochen mit aller Kraft dicht neben ihm in den Grund des Flusses. Der Stecken griff. Pepes Arme brannten. Wieder und wieder stieß er den Stab ins schwarze Nass. Dann, Pepe hatte die Hoffnung schon tausendmal aufgegeben, vergrößerte sich der Abstand zu dem Schlund und der Sog ließ nach. Sie waren aus der Strömung heraus.

      „Das hätte dem Knochensammler gefallen“, keuchte Wald mit der Schnauze auf dem Floß. „Hübsch zerschellt wären wir da unten in der Tiefe.“

      Pepe stieß das Floß mit einem letzten Ruck ab und zog den Stecken ein. Wald paddelte neben ihm. Pepe schloss die Augen. „He, sieh nach vorne!“, hörte er Wald neben sich. Pepe versuchte seine Augenlieder aufzuschlagen. Sie waren schwer wie Blei und ihn beschlich das albtraumhafte Gefühl, sie nie wieder öffnen zu können. Doch als er sich mit aller Kraft zwang und sie einen Schlitz weit aufdrückte, sah er einen hellen Sonnenschein am Ende des Tunnels. Das schreckliche Tosen lag hinter ihnen. Der Strom floss wieder ruhig und gluckerte friedlich.

      „Gleich haben wir es geschafft“, murmelte Wald. „Ich glaube, du musst abbremsen, Pepe.“

      Pepe ging in die Knie und verlangsamte mit dem Knochen die Fahrt.

      Wald tauchte unter dem Floß hindurch und schob es mit kräftigen Paddelstößen langsam ans linke Ufer. Nass, durchfroren und müde erreichten sie die warme helle Öffnung, durch die sich der Fluss ins Freie ergoss.

      Zitternd vor Kälte verließen Wald und Pepe das Floß und fanden Platz auf einem kleinen Felsvorsprung. Pepe verknotete das Floß mit dem modrigen Seil. Völlig erschöpft standen die zwei auf dem nassen Felsen, der aus der Höhle hinaus ins friedliche Tal hineinragte. Das kalte Wasser umspülte ihre Knöchel. Rechts von ihnen, aber weit genug weg, um ihnen nicht mehr gefährlich werden zu können, ergoss sich der unterirdische Seitenarm mit kräftigen Stromschnellen und Strudeln in einem breiten Wasserfall ins weite Flussbett der Bracht.

      Die Sonne hatte den Horizont gerade erst erklommen und spiegelte sich auf der glitzernden Oberfläche des Flusses in Tausenden Farben. Das freundliche Zwitschern munterer Vögel klang durch das Rauschen des Wassers hindurch. Forellen tummelten sich im kristallklaren Flussbett und Libellen begrüßten den neuen Morgen mit schnellen Flügen dicht über der Wasseroberfläche.

      Vor ihnen lag die weite Ebene des Brachtlandes, gespickt mit Obstbäumen, ausladenden Eichen und durch Hecken begrenztem Weideland. Pepe atmete tief ein.

      Als Wald in die Weiten des Brachtlandes blickte, kannte er kein Halten mehr. „Spring auf, Junge!“, rief er ungeduldig.

      Kaum saß Pepe auf seinem Rücken, stieß sich Wald mit seinen Hinterläufen vom Felsvorsprung ab. Er flog langgestreckt durch die Luft. Pepe klammerte sich an seinen Hals. Dann setzte er mit den Vorderläufen auf dem Boden auf. Er federte den waghalsigen Sprung ab und landete den Bruchteil einer Sekunde später auch mit seinen Hinterläufen. Wald drehte sich um und blickte nach oben zum Felsvorsprung.

      „Verfluchter Knochensammler“, murmelte er. „Damit hättest du nicht gerechnet!“

      Pepe klammerte sich an Walds warmes Fell. Der Welfe warf den Kopf in den Nacken, stieß einen kehligen Jauchzer aus und ließ seine Läufe weit ausgreifen. Immer schneller und schneller jagte er durch das satte Grün des morgendlichen Brachtlandes.

      Die Sonne СКАЧАТЬ