Название: 50 Dinge, die ein Steirer getan haben muss
Автор: Reinhard M. Czar
Издательство: Автор
Жанр: Книги о Путешествиях
isbn: 9783990404089
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Oben: Panoramagondel & Skywalk,
unten: Hängebrücke
Und natürlich kann man auf dem Dachsteingletscher außerdem Ski fahren, Touren gehen oder klettern, womit wir wieder bei den bereits erwähnten Steiner-Brüdern gelandet wären. Sie waren zwar die Ersten, die sich durch die Dachstein-Südwand quälten, oben auf dem Berg hat aber bereits einige Jahrzehnte vor ihnen ein bekannter Alpinist seine Spuren hinterlassen: Friedrich Simony. Der böhmische Geograf, der im obersteirischen St. Gallen gestorben ist, erforschte ab den 1840er-Jahren das Dachsteinplateau. Die ihm gewidmete Schutzhütte, die Simonyhütte, erinnert an seine Aktivitäten.
Man sieht, der steirische Paradeberg bietet für jeden Geschmack etwas, egal ob man gerne in die Eisen steigt oder es lieber gemütlich angeht. Wie es sich eben für einen Berg geziemt, der in der Landeshymne besungen wird. Wobei das mit der „Landeshoheit“ so eine Sache ist. Denn der Dachstein liegt hart an der Grenze zu Oberösterreich, was ihm in den vergangenen Jahren einen veritablen, aber letztlich nicht ganz ernst gemeinten Grenzstreit zwischen den zwei Bundesländern beschert hat. So wurden einstmals steirische Anteile, wie zum Beispiel der Eispalast, nach einer neuerlichen Vermessung Anfang 2014 den Oberösterreichern zugeschlagen. An Attraktivität hat das Ausflugsziel dadurch allerdings nichts eingebüßt …
Messungen auf des Messers Schneide scheinen immer schon das Schicksal des Dachsteins gewesen zu sein. So galt früher der Grimming als höchster steirischer Berg – mons altissimus Styriae, wurde er genannt, wohl wegen seiner imposanten Gestalt als alleinstehender Block. In Wahrheit fehlen dem Grimming aber an die 600 Höhenmeter, um es mit dem Dachstein aufnehmen zu können. Wurde anfangs der Dachstein in seiner Höhe gewaltig unterschätzt, so wurde er später gerne überschätzt. Einen Dreitausender nannte man ihn, was ebenfalls nicht stimmt. Da dürfte wohl der Wunsch, auch im Steirerland einen Dreitausender zu haben, Vater des Gedankens gewesen sein. Exakt 2995 Meter hoch ist er, knapp kein Dreitausender also, aber eindeutig der höchste Berg der Steiermark.
Von Schladming kommend durch den Ort Ramsau fahren. Nach dem Ortsende zweigt rechts die Mautstraße zur Talstation der Dachstein Gletscherbahn ab.
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WO DER WILDBACH RAUSCHT
Ennstal, Gesäuse
Zwischen Admont und Hieflau gibt die Enns so richtig Gas. Im Gesäuse, dem einzigen steirischen Nationalpark, zeigt der obersteirische Fluss, was Wasser alles kann, wenn es einmal losgelassen ist.
Gesäuse – schon der Name ist Programm. Denn das Zischen, Sausen und Brausen, das die Enns knapp nach Admont im rund 16 Kilometer langen, teils extrem engen Tal namens Gesäuse aufnimmt und bis Hieflau nicht mehr bleiben lässt, wird mit der Lautmalerei bestens beschrieben. Da der Fluss auf den wenigen Kilometern beachtliche 150 Höhenmeter überwindet, tost er dementsprechend wild durch das eng eingeschnittene Tal, dessen Felswände links und rechts bis zu 1800 Meter in die Höhe ragen. Die Charakterisierungsversuche des Gesäuses sind reich an Superlativen und erstrecken sich von der „größten Felsschlucht Europas“ bis hin zur „tiefsten“; von urgewaltigen Felswänden ist auf den unzähligen Seiten, die dem Gesäuse gewidmet sind, die Rede, von wilden Bächen, aber auch von atemberaubender Schönheit, die mit unbändiger Natur einherzugehen pflegt.
Heute kann man die Schlucht auf einer Straße durchfahren, die – wie ein Schienenstrang – gerade noch neben dem Wasser Platz gefunden hat. Das Gesäuse ist also auch für Ausflügler und Wanderer, die es lieber gemütlich angehen, bestens geeignet. Zumindest bei schönem Wetter, das als Voraussetzung für einen Besuch anzuraten ist. Wenn nämlich die Elemente umschlagen, dann tun sie dies im Gesäuse doppelt stark, und es wird rasch ungemütlich.
Bis 2009 fuhr noch die Eisenbahn tagtäglich durchs Gesäuse, bevor der Betrieb eingestellt wurde. An schneereichen Wintertagen mussten wir früher des Öfteren erfahren: Nichts geht mehr. Lawinengefahr machte ein Weiterkommen unmöglich. Bergtourengeher können ebenfalls ein Lied von den Wetterkapriolen im Gesäuse singen. Und die Extremfolgen des Versuchs, die wilde Natur in den Gesäusebergen auf Biegen und Brechen bezwingen zu wollen, sind auf drastische Weise im Bergsteigerfriedhof in Johnsbach dokumentiert, wo viele verunglückte Bergfexe ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.
Oben rechts: Die Enns als Wildbach,
unten rechts: Gesäuseeingang
Zeitgleich mit der Entdeckung der Gesäuseberge für den Alpinismus begannen die zivilisatorischen Zähmungsversuche der Schlucht. Es war um die Mitte des 19. Jahrhunderts, als man sich in etlichen Regionen der k. u. k. Monarchie mit dem Gedanken trug, eine Erschließung mittels Eisenbahnstrecke zu versuchen. So auch im Gesäuse, das als schwierigster Abschnitt der Kronprinz-Rudolf-Bahn angesehen wurde, die als eine von mehreren Alpenüberquerungen von St. Valentin nach Tarvisio geführt werden sollte. Im Jahr 1872 war es so weit, die Bahnstrecke durch die wilde Gebirgsschlucht wurde eröffnet, und plötzlich war das Gesäuse auch von Wien aus relativ leicht zu erreichen. Nicht von ungefähr stammte einer der bedeutendsten Alpinisten, die sich an die bis dato mehr oder weniger unberührten Gesäuseberge heranwagten, aus Wien: Heinrich Heß. Ihm gelangen etliche Erstbesteigungen im Gesäuse, er verfasste einen Reiseführer zum Gebiet, und ihm zu Ehren hat man eine Hütte benannt: die Ende des 19. Jahrhunderts erbaute Heßhütte in der Hochtorgruppe.
Seit dem Jahr 2002 ist das Gesäuse ein Nationalpark, wobei die Grenzen des Nationalparks Gesäuse weiter gefasst sind als das eigentliche Durchbruchstal des Flusses ausmachen würde. So gehören auch die Gesäuseberge zu dem mit über 11 000 Hektar drittgrößten österreichischen Nationalpark, übrigens der einzige der Steiermark. Naturschutz und die Erhaltung der landschaftlichen Urtümlichkeit sind Hauptgegenstand im Nationalpark, es gibt zudem etliche Attraktionen, in deren Rahmen den Besuchern der Reiz der unberührten Natur vermittelt wird. Zentrum diesbezüglicher Aktivitäten ist der sogenannte Weidendom, direkt an der Gesäusestraße bei der Abzweigung Richtung Johnsbach gelegen. Von dort aus erstrecken sich einige frei begehbare Themenwege, auf denen Aulandschaft, die Problematik der Bachregulierung und Besonderheiten der Gesäuse-Vegetation auf anschauliche Art und Weise nähergebracht werden. Dort lädt außerdem der begehbare ökologische Fußabdruck ein, etwas über das eigene Verhalten nachzudenken. Für individuelle Touren lassen sich Nationalpark-Ranger buchen, die seltene СКАЧАТЬ