Gefundenes Fressen. Stephan Hähnel
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Название: Gefundenes Fressen

Автор: Stephan Hähnel

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783955522063

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СКАЧАТЬ Größe, hatten ihr den Spitznamen Matroschka eingebracht.

      Wie immer bei einem Todesfall hatten die Polizeibeamten das gesamte Terrain abgesperrt und mussten sich nun von wenig einsichtigen Bürgern wütende Bemerkungen gefallen lassen.

      Der Junge lag quer über dem Pfad auf dem Rücken und schien in den blauen Himmel zu starren, als suchte er in den Wolkengebilden nach Phantasiegeschöpfen.

      Ein paar Kärtchen mit Ziffern dokumentierten jene Stellen, an denen die Spurensicherung fündig geworden war. Routiniert machte ein Polizeifotograf Aufnahmen von einem demolierten Fahrrad. Bruno Biondi spulte nach einem Zeichen seines Chefs wie auf Knopfdruck eine erste Zusammenfassung herunter. Dabei wischte er über den Bildschirm eines iPad, um sicherzugehen, dass er auch keine Informationen vergaß.

      »Der Junge wurde von einem Punk gefunden. Eigentlich mehr von dessen Hund. Der Typ lief seine übliche Runde, um Flaschen zu sammeln. Nach seiner Aussage hat er anschließend Freunde besuchen wollen, die sich hier regelmäßig zum Morgenbier treffen. Als er mal pissen musste – seine Worte –, habe der Hund plötzlich komisch gejault. Besorgt habe er nach Bastard, so heißt der Köter, geschaut und dabei die Leiche entdeckt. Fünf Minuten später waren die Kollegen vor Ort.«

      Morgenstern drehte sich um und schätzte die Entfernung bis zum Eingangstor. Es konnten nicht mehr als zehn Meter sein. Außerdem wuchsen die Büsche hier nicht sehr hoch. »Woran ist der Junge gestorben?«

      »Wahrscheinlich wurde er vergiftet. Genaueres wissen wir nach der Obduktion.«

      Morgenstern schaute Biondi erstaunt an. »Deutet etwas auf Rauschgift hin?«

      »Nach meinem Wissensstand wurde bisher nichts Derartiges gefunden«, verneinte Biondi.

      Morgenstern rieb sich die Stirn und überlegte.

      Noch bevor er etwas sagen konnte, fuhr Biondi fort: »Glasige Augen hatte der Hund nicht.«

      »Der Hund von dem Punk?«

      »Von Tierärzten weiß ich, dass die Jungs sich um ihre Tiere ausgesprochen liebevoll kümmern. Wir dürfen davon ausgehen, dass unser Punk ab und an sein Bier mit Bastard teilt. Aber dass beide gemeinsam auf eine psychedelische Reise gehen, können wir sicherlich ausschließen.«

      Morgenstern verdrehte die Augen. »Ist der Mann noch da? Ich möchte gern mit ihm sprechen.«

      »Er ist unten bei den Kollegen und klagt über seinen Umsatzausfall.«

      »Wie bitte?«

      »Es geht um die Flaschen, die ihm die anderen Sammler inzwischen weggeschnappt haben. Der Typ ist ein bisschen neben der Spur. Er will nicht gehen, bevor er Finderlohn bekommt.«

      Dass jemand für den Fund einer Leiche Geld verlangte, ließ Morgenstern nur den Kopf schütteln. Er würde mit dem Kerl reden und ihm, wenn dabei etwas herauskam, ein Frühstück spendieren. »Ist schon ein Todeszeitpunkt bestimmt worden?«

      Erneut wischte Biondi über das iPad, bis er die entsprechende Angabe fand. »Wahrscheinlich ist der Junge zwischen 12 und 19 Uhr am gestrigen Tage gestorben. Genau lässt sich das aufgrund der Hitze nur im Labor bestimmen.«

      Morgenstern brauchte einige Sekunden, bis er begriff. »Im Mauerpark liegt fast einen Tag lang die Leiche eines Kindes – und niemand bemerkt etwas?«

      »Die Eltern haben um 21 Uhr eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Der Junge heißt Sebastian Eichner. Alles wurde nach Vorschrift behandelt. Das übliche Prozedere.«

      Das übliche Prozedere bestand darin, ein Formular auszufüllen und die Eltern zu beruhigen. Mehr als einhunderttausend Vermisstenanzeigen gab es pro Jahr. Die meisten Gemeldeten waren Ausreißer und tauchten wieder auf.

      »Seid ihr sicher, dass es sich um den vermissten Jungen handelt?«

      »Wir haben einen Brief in der Tasche gefunden. Der Absender ist eindeutig …« Biondi brach ab.

      Morgenstern wusste, dass sein Assistent selbst von einer Familie träumte. Biondi ließ keinen Zweifel daran, später einmal ein Kind zu adoptieren. Morgenstern hatte das mit Unverständnis zur Kenntnis genommen. Für ihn bestand die Familie aus Vater, Mutter und Kind. Dafür war er von Anna als hoffnungsloser Chauvi-Saurier bezeichnet worden.

      Inzwischen transportierten Mitarbeiter der Gerichtsmedizin die Leiche ab. Auf dem Boden blieb nur die nachgezeichnete Kontur des toten Körpers übrig.

      Morgenstern schaute sich um, wissend, dass es auf jedes Detail ankam. Auch wenn er es nicht hätte erklären können, sagte ihm sein Instinkt, dass etwas fehlte.

      Weiter unten gab es Tumult. An der Polizeiabsperrung versuchte jemand, sich Zutritt zu verschaffen. Morgenstern, der nichts mehr am Tatort tun konnte, begab sich zu der jungen Frau, die ungewöhnlich gekleidet war und mit wütendem Gesicht einem Polizisten gestenreich etwas zu erklären versuchte. Biondi folgte ihm, dankbar, den Hundeplatz endlich verlassen zu können.

      »Kann ich behilflich sein?«, fragte Morgenstern und schaute die Frau von oben bis unten an. Sie trug Anglerklamotten. Ein ausgeblichenes T-Shirt mit einem lachenden Hecht konnte an Lächerlichkeit kaum überboten werden. Die Hose, die mit einer Vielzahl von Taschen ausgestattet war, erinnerte an eine Kampfmontur. Außerdem trug die Frau Schuhe, die mit Metallgewebe verstärkt waren.

      »Mörike. Kommissarin Linda Mörike. Ich soll mich bei meinem Vorgesetzten melden, Herrn Morgenstern. Aber dieser sture Kerl lässt mich einfach nicht durch.«

      Der angesprochene Polizist hielt erneut die Hand vor ihren Körper, ohne sie zu berühren. Zweifelsfrei stand er regelmäßig wütenden Bürgern gegenüber. Mit der Zeit hatte er wie viele seiner Kollegen eine Art Lotuseffekt entwickelt, der alle Fragen und Beschimpfungen abperlen ließ.

      »Können Sie sich ausweisen?«, fragte Morgenstern.

      Die Frau schaute ihn entgeistert an. »Der Leiter des LKA 1 hat mich herzitiert. Ich werde erwartet.«

      »Können Sie sich auswei …«

      Sie unterbrach ihn. Morgensterns rechte Augenbraue zuckte kurz. »Wenn Sie mich nicht augenblicklich mit dem Leiter der Mordkommission reden lassen, garantiere ich Ihnen Ärger!«

      Kriminalrat Max Herting hatte Morgenstern telefonisch davon in Kenntnis gesetzt, dass er ab Montag als Mentor eingesetzt sei. Morgensterns Protest hatte er mit dem Kommentar abgetan, er habe einen ganzen beschissenen Schrank voller Beschwerden. Die Anweisung komme vom Polizeipräsidenten persönlich. Eine Diskussion verbiete sich daher von selbst.

      Hans Morgenstern betrachtete Linda Mörike und gab sich Mühe, ruhig zu antworten. »Für Sie Kriminalhauptkommissar Morgenstern. Und ehrlich gesagt, wollte ich mich erst ab Montag mit Ihnen herumärgern.«

       ° ° °

      Die Greenline 33 Hybrid glitt langsam an der Schilfkante entlang, bis sie zum Stehen kam. Mit einer schwungvollen Bewegung warf Alexander Tibur den Anker in die Havel und wartete, bis die Strömung die Yacht in die richtige Position gedrehte hatte. Gekonnt band er das Tau fest.

      Ian McCormik beobachtete interessiert das Geschick und die Ruhe seines Gesprächspartners.

      »Would you like a drink?«, erkundigte sich Alexander Tibur.

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