Название: Organische Gemeinde
Автор: Neil Cole
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783955781293
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Diese Worte blieben bei uns nicht ohne Wirkung und es entstand eine lange Pause in unserem Gespräch. Einige gaben ein unbehagliches, leises Lachen von sich, als sie begriffen, wie bedeutsam ihre Worte waren. Mir fiel in diesem Moment nichts Besseres ein, als zu sagen: „Hoffentlich nicht!“
Dies macht uns deutlich, welche Folgen es hat, wenn die Kirche in einer passiven, defensiven Haltung verharrt. Wenn wir uns vor lauter Angst, was uns bedrohen könnte, in unserer Festung zurücklehnen, bleiben zahllose Seelen an die Mächte der Hölle gebunden. Wir müssen in die Offensive gehen, die Pforten bestürmen und die Gefangenen befreien. Das ist die Gemeinde, die Jesus sich vorstellt.
Als wir nach Long Beach in Kalifornien gingen, um eine Gemeinde zu gründen, wollten wir zunächst ein Kaffeehaus eröffnen. Gott zerstörte aber unsere Pläne, indem er uns vorschlug, stattdessen in die bestehenden Kaffeehäuser zu gehen, in denen schon verlorene Menschen waren. Wir begannen, regelmäßig ein lokales Kaffeehaus mit dem Namen „Coffee Tavern“ aufzusuchen. Dort lernten wir Sean kennen.
Eine Frau aus unserem Team erkannte Sean, weil sie zusammen in einer Band am College der Stadt spielten. Sean war ein außergewöhnlicher Musiker, bis er durch seine Drogensucht alles verloren hatte. Später vertraute er mir an, er habe bei unserem ersten Treffen gerade auf seinen Drogendealer gewartet. Sean ging es ganz offensichtlich schlecht. Seine Kleidung war schmutzig, seine Haare fettig und er sah ungepflegt aus.
Sean hatte seine ganzen Instrumente verkauft, um sich Speed kaufen zu können. Er hatte immer wieder seinen Job verloren, weil er oft stahl, um seinen Drogenkonsum finanzieren zu können. Er war kurz davor, ganz unterzugehen.
Wir luden Sean zu mir nach Hause in die Gemeinde ein. Ehrlich gesagt war ich sehr überrascht, als er dann tatsächlich kam und seine Besuche schließlich immer häufiger wurden. Mit der Zeit taute er auf und fing an, auf uns einzugehen.
Bei unserer ersten Taufe war er dabei und machte Fotos. Das zeigte mir, dass er kurz davor war, selbst ein Teil der Familie Gottes zu werden. Ich fragte ihn, ob er getauft werden wolle. Er antwortete: „Nein, ich habe ja Jesus noch nicht angenommen, aber das werde ich bald tun.“ Einige Wochen später taufte ich ihn im Meer.
Nach seiner Taufe feierte er mit Speed. Wir beide trafen uns jede Woche, um einander Rechenschaft über unser Leben zu geben. Bei jedem Treffen bekannten wir uns gegenseitig unsere Sünden, und jede Woche erzählte er davon, dass er wieder einmal seiner Sucht nachgegeben hatte. Gerichtlich war ihm schon die Teilnahme an einem 12-Schritte-Programm auferlegt worden, auch musste er sich regelmäßig auf Drogen überprüfen lassen. Der Erfolg blieb aber aus. Jüngerschaft und unsere Rechenschaftstreffen funktionierten ebenfalls nicht, weshalb wir die Sache eine Stufe intensiver angingen und ihn einige Zeit bei uns wohnen ließen. Er ließ die Finger von den Drogen, solange er bei uns wohnte, sobald er aber wieder in seine eigene Wohnung ging, wurde er rückfällig. Ich wusste nicht, wie ich ihm helfen konnte, sodass ich ein Rehabilitationszentrum vorschlug. Diese Idee gefiel ihm überhaupt nicht und er bettelte um eine andere Möglichkeit. Ich sagte: „Nun, es gibt noch einen anderen radikalen Weg, den wir versuchen könnten.“
Er sagte: „Super, und das ist?“
Ich sagte: „Wir beide setzen uns jetzt ins Auto und fahren zu deinem Dealer und erzählen ihm von Jesus.“ Mit einem Lächeln fügte ich hinzu: „Sollte dein Dealer Jesus annehmen, würde dadurch deine Drogenquelle wegfallen.“
Sean lächelte, weil er nicht wusste, ob er mich ernst nehmen sollte – aber ich meinte es todernst. Ich sagte zu ihm: „Bruder, hör jetzt mal zu. In deinem Leben gibt es eine dunkle Stelle! Wie können wir dich davon befreien? Können wir sie mit dem Staubsauger wegsaugen? Können wir sie einfach beiseite wischen? Nein, Dunkelheit kann nur auf eine Weise beseitigt werden: Wir brauchen Licht! Paulus sagt in Römer 12,21: Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten!“ Sean erkannte nun, dass ich es ernst meinte.
Er antwortete: „Ok, in Ordnung, aber es geht nicht, dass du dabei bist. Ich ziehe das besser alleine durch.“ Offensichtlich sehe ich eher wie ein Drogenfahnder als ein Süchtiger aus. Ich stimmte zu, verlangte aber, dass er es bis zum nächsten Tag erledigte. Ansonsten würde ich ihn doch begleiten müssen.
Er fand seinen Dealer (nicht schwer für einen Süchtigen) und erzählte ihm von Jesus. Sie stellen sich diesen Dealer wahrscheinlich als einen finsteren Mann vor. Es war aber eine Frau, sogar eine Mutter. Drogen sind eine Möglichkeit, leicht Geld zu verdienen. Sie lebte nebenan im Ghetto und verkaufte Drogen an die Jugendlichen in der Umgebung.
Von dem Zeitpunkt an nahm Sean keine Drogen mehr. Er war frei. Die Kraft des Evangeliums, das er selbst empfangen und schon an andere weitergegeben hatte, veränderte sein Herz. Es ist Gottes Kraft zum Heil für die, die glauben (vgl. Rö 1,16). Indem Sean das Evangelium an die weitergab, die Einfluss auf ihn hatten, verinnerlichte er es und konnte es noch besser glauben. Oft sind wir sehr schnell dabei, nach anderen Wegen zu suchen, den Menschen zu helfen, und übersehen das, was am wirksamsten ist: die einfache Botschaft von Jesus, verinnerlicht und an andere weitergegeben.
Seans Dealerin wurde an jenem Tag noch keine Christin, dafür aber ihr 14-jähriger Sohn. Sean taufte ihn. Nach rund einem Jahr war auch die Mutter so weit, nachdem man ihr ihren Sohn weggenommen und sie ins Gefängnis gesteckt hatte. Schließlich führte Sean auch noch einige Freunde des Jungen zu Jesus und taufte sie. Er begann in seinem Stadtviertel eine neue Gemeinde, eine Gemeinde für Jugendliche, die nach etwas Besserem für ihr Leben suchen. Heute ist er immer noch wie ein Hirte für sie und stellt mir immer wieder junge Menschen vor, die Jesus kennengelernt haben.
Eines Abends kam Sean in die Gemeinde und verkündete, er habe eine neue Gemeinde gegründet. Sie treffen sich mittwochs um drei Uhr morgens auf dem Parkplatz eines Supermarktes im Stadtzentrum von Long Beach. Warum hatte er eine Gemeinde gegründet, die sich zu einer derart ungewöhnlichen Uhrzeit und an einem solchen Ort trifft? Sean arbeitete damals als Sicherheitsbeauftragter in Long Beach. Er fand einige an Jesus hingegebene Christen, die nachts arbeiteten und tagsüber schliefen. Nun gab es auch für sie eine Gemeinde.
Die Gemeinde ist eine lebendige, authentische Demonstration der Liebe und Wahrheit Jesu in dieser dunklen Welt, und mit Jesus am Steuer ist sie unaufhaltbar. Wir sollten vor Drogendealern und der Dunkelheit nicht flüchten. Denn wenn wir tatsächlich das Licht der Welt sind, dann sollten wir in die Dunkelheit hineinrennen – und zwar mit dem Verständnis, dass uns die Dunkelheit nichts anhaben kann. Wir sollten das Licht nehmen und es der Dunkelheit direkt in den Rachen stoßen.
Dana, meine Frau, ist Lehrerin von Beruf. Früher arbeitete sie in einer christlichen Schule, aber in den vergangenen Jahren wollte sie lieber in einer öffentlichen Schule arbeiten – in einer üblen Gegend von Los Angeles. In ihrer ersten Woche an dieser Schule kam sie mit einem breiten Lächeln und einem Leuchten in den Augen nach Hause. Sie sagte diese unvergesslichen Worte, die mich noch immer stolz machen: „Es macht so viel mehr Spaß, ein Licht in der Dunkelheit zu sein als ein Licht im Licht!“
Ich denke, wir sollten alle lernen, mehr Spaß zu haben!
Jesus hat gesagt: „Ihr СКАЧАТЬ