Organische Gemeinde. Neil Cole
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Название: Organische Gemeinde

Автор: Neil Cole

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783955781293

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СКАЧАТЬ unseren Predigten und Vorführungen zu „kaufen“? Ich denke, wir haben mit der ganzen „Sucherfreundlichkeit“ den Bogen überspannt. Wir haben ein Problem!

      Warum müssen Menschen sonntags früh aufstehen, sich fein anziehen, um zu einem Ort zu fahren, wo sie sich in Reihen hinsetzen und den restlichen Morgen auf den Hinterkopf ihres Vordermannes gucken müssen, während jemand, den sie nicht kennen, ihnen das neueste Rezept auftischt, wie man in drei Schritten zu einem besseres Leben kommt? Soll diese Erfahrung wirklich ihr Leben für immer verändern?

      Eine Missionarsfamilie, die in einer der gefährlichsten Gegenden der Welt organische Gemeinden gründet, machte einmal Heimaturlaub in den USA. An ihrem ersten Sonntag besuchten sie eine große Baptistengemeinde, von der sie unterstützt werden. Da der Missionar an diesem Tag im Gottesdienst sprechen sollte, kamen sie schon früh in ihren besten Kleidern an. Seine Frau saß mit den beiden Kindern in der ersten Reihe. Sie sahen beim Soundcheck und Stimmen der Instrumente zu. Das älteste Kind fragte: „Mama, wird es gleich eine Show geben?“ Die Kinder hatten Gemeinde bisher nur als familiäre Atmosphäre in Privathäusern und Wohnungen erlebt. Diese Art von Gemeinde erschien ihnen absolut fremd. Ich bin davon überzeugt, dass die meisten von uns mit unserer Art, Gemeinde zu leben, viel zu sehr vertraut sind, als dass wir noch erkennen könnten, wie seltsam unsere Bräuche eigentlich sind.

      Es erstaunt mich, wie viel Energie und Ressourcen (Zeit, Geld, Menschen) für eine einzige Stunde in der Woche verbraucht werden. Wir haben Kirche in eine religiöse, sonntägliche Show verwandelt. Nach der Show gehen wir dann alle wieder nach Hause, bis die Kirche eine Woche später zur selben Zeit und am selben Ort neu beginnt. Ist das wirklich die Braut Jesu?

      Laut Missionsbefehl ist es unsere Aufgabe, „in alle Welt zu gehen“, aber wir haben das Ganze umgedreht: „Kommt her und hört unsere Botschaft!“

      Wir erwarten, dass die Leute in die Kirche kommen, um zu Jesus zu kommen, aber die Menschen in der Welt wollen mit der Kirche nichts zu tun haben. Wir sind von unserem religiösen Club so eingenommen, dass wir denken, diejenigen, die nicht in die Kirche gehen, seien diejenigen, die keine Beziehung zu Jesus haben. Als würde es ausreichen, dass jemand sonntags eine Stunde im Gebäude sitzt, um zu sagen, er sei Christ. Aber unsere Errettung hängt nicht davon ab, was wir sonntags tun und ob unser Name im Mitgliederverzeichnis auftaucht. Natürlich ist uns das lehrmäßig klar, aber trotzdem teilen wir die Bevölkerung in Kirchgänger und Nicht-Kirchgänger ein, als würde alles davon abhängen, dass sie Teil unserer Organisation sind. Kein Wunder ist unsere Botschaft so verworren. Wir haben unseren Hauptauftrag vergessen und denken, die Menschen müssten so wie wir werden statt wie Jesus.

      Anstatt Menschen in die Kirche zu bringen, damit wir sie dann zu Jesus bringen, sollten wir doch besser Jesus zu den Menschen bringen, dorthin, wo sie sich aufhalten und leben. Dann erleben wir möglicherweise, dass daraus eine neue Art von Kirche entsteht, eine Kirche, die ihre Mitte mehr im Leben und am Arbeitsplatz hat, wo die Botschaft wirklich einen Unterschied machen sollte. Was wird geschehen, wenn wir den Samen des Reiches Gottes dort aussäen, wo sich das Leben abspielt und wo die Gesellschaft geformt wird. Ist es nicht genau das, was Jesus für seine Kirche beabsichtigt hat?

      Wie wäre es, wenn Gemeinden auf organische Weise entstünden, wie kleine geistliche Familien, aus dem Boden der Verlorenheit geboren, weil hier der Same Gottes ausgesät wurde? Diese Gemeinden könnten sich reproduzieren, wie es alle lebendigen und organischen Dinge tun.

      Wir haben erlebt, dass sich solche Gemeinden in Restaurants, Büros, in Privathäusern und -wohnungen, an Hochschulen, Schulen oder Stränden trafen. Andere hatten ihre Treffen in Bars, Kaffeehäusern, Parks oder Schließfachräumen. Eines unserer Gemeinde-Netzwerke hat sich zum Ziel gesetzt, dass es in Las Vegas für jeden Einwohner eine Gemeinde gibt, die er zu Fuß erreichen kann.“ Ein anderes proklamiert: „Jeder Christ ist ein Gemeindegründer, jedes Haus und jede Wohnung ist eine Gemeinde, und jedes Gemeindegebäude ist ein Trainingscenter.“ Das ist eine völlig neue Art, die Gemeinde Jesu zu sehen, und genau das passiert heute überall in der westlichen Welt. Ich glaube, dass dies eine ansteckende Bewegung ist, die mit den vielen Menschen in Kontakt kommt, die sich von der herkömmlichen Kirche gelöst haben, aber auf der Suche nach Jesus sind. Wir müssen Jesus in das Leben der Menschen bringen, und dies muss im Rahmen von Beziehungen geschehen.

      In der Zeitschrift eines bestimmten Gemeindeverbands fand ich einmal einen Artikel, in dem die Evangelisationsmethode einer örtlichen Gemeinde herausgestellt wurde. Zur Weihnachtszeit hatten sie ihren Chor in ein großes Einkaufszentrum geschickt, um dort durch Weihnachtslieder die Botschaft Jesu zu verkünden. Dies wurde als erfolgreiche Aktion dargestellt, obwohl sie niemand angesprochen, zu keinem eine Beziehung hergestellt hatten. Keiner der Besucher des Einkaufszentrums konnte diesen kirchlich-religiösen Menschen in den fremdartigen Roben eine Frage stellen. Sie hörten lediglich Lieder, mit denen sie ohnehin schon über die Lautsprecher berieselt wurden. Wie eine Flugbegleiterin vor jedem Abflug verkündete auch der Chor lebenswichtige Informationen, die aber von kaum jemand beachtet wurden. Und trotzdem waren die Mitglieder dieser Gemeinde davon überzeugt, dass sie eine großartige Arbeit für Gott geleistet hatten. Mann, wir haben wirklich ein Problem!

      Wenn wir diese Welt für Jesus gewinnen wollen, müssen wir uns wohl oder übel in die Raucherecken setzen, denn dort finden wir die verlorenen Menschen. Aber wenn wir verlangen, dass sie ihre Zigarette ausmachen, um die Botschaft zu hören, werden sie nur an eines denken, nämlich: „Wann kann ich wieder eine rauchen?“

      Der Kern unserer Botschaft ist doch, dass Gott von uns nicht erwartet, dass wir zu ihm in den Himmel kommen. Er kam zu uns. Er lebte sein Leben zu unseren Bedingungen und auf unserem Terrain. Er inkarnierte sich. Dies ist ein theologischer Begriff und bedeutet so viel wie, dass er „im Fleisch“ oder in „in einem menschlichen Körper“ war. Wenn ich mir Chili „con carne“ bestelle, bestelle ich Chili mit Fleisch, mit Substanz. Jesus war der inkarnierte Gott. Er war die Wahrheit im menschlichen Körper, sodass jeder sie sehen konnte. Er „… wurde Fleisch … und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14).

      Die Lieder des Chores hatten genau dies zum Inhalt, aber die Menschenmassen gingen einfach daran vorbei, ohne auch nur darüber nachzudenken. Als Jesus kam, trug er weder eine bunte Robe, noch blieb er distanziert, noch sang er den Leuten Lieder vor. Er kam genau wie wir nackt durch den Geburtskanal. Jemand musste seine Windel wechseln, und für eine gewisse Zeit konnte er sich wie alle anderen Menschen seit Adam und Eva nur durch Schreien verständigen. Er war arm und lebte unter uns. Er machte seine Hände schmutzig und diente den Menschen. Schließlich, nach seinem Leben, seinem Tod und seiner Auferstehung kam er irgendwann im 20. Jahrhundert auch zu mir. Wir müssen ihn auch heute zu den verlorenen Menschen kommen lassen.

      Jesus ist immer noch inkarniert: Jetzt sind wir seine Füße, seine Hände, seine Augen und sein Mund. Wir sind der Leib Christi. Wir sind sein Tempel, und der Heilige Geist wohnt in unserem Fleisch (vgl. 1 Kor 6,19). Wir sind nicht die Gottheit, aber die Gottheit wohnt in uns, und ich finde, dass diese Wahrheit eine Realität ist, die unser Leben so dramatisch verändert, dass andere dies bemerken sollten.