Miss Sara Sampson. Gotthold Ephraim Lessing
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Название: Miss Sara Sampson

Автор: Gotthold Ephraim Lessing

Издательство: Bookwire

Жанр: Учебная литература

Серия: Reclam XL – Text und Kontext

isbn: 9783159617367

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СКАЧАТЬ ja. Er kann vielleicht den Augenblick kommen.

      MARWOOD.

      Wo er nur gar kömmt! Wo er sich nur nicht entschlossen hat, mich festes Fußes bei sich zu erwarten! – Aber weißt du, Hannah, worauf ich noch meine meiste Hoffnung gründe, den Ungetreuen von dem neuen Gegenstande seiner Liebe abzuziehen? Auf unsere Bella.

      HANNAH.

      Es ist wahr; sie ist sein kleiner Abgott; und der Einfall, sie mitzunehmen, hätte nicht glücklicher sein können.

      [23]MARWOOD.

      Wenn sein Herz auch gegen die Sprache einer alten Liebe taub ist; so wird ihm doch die Sprache des Bluts vernehmlich sein. Er riss das Kind vor einiger Zeit aus meinen Armen, unter dem Vorwande, ihm eine Art von Erziehung geben zu lassen, die es bei mir nicht haben könne. Ich habe es von der Dame, die es unter ihrer Aufsicht hatte, itzt nicht anders als durch List wiederbekommen können; er hatte auf mehr als ein Jahr vorausbezahlt, und noch den Tag vor seiner Flucht ausdrücklich befohlen, eine gewisse Marwood, die vielleicht kommen und sich für die Mutter des Kindes ausgeben würde, durchaus nicht vorzulassen. Aus diesem Befehle erkenne ich den Unterschied, den er zwischen uns beiden macht. Arabellen sieht er als einen kostbaren Teil seiner selbst an, und mich als eine Elende, die ihn mit allen ihren Reizen, bis zum Überdrusse, gesättiget hat.

      HANNAH.

      Welcher Undank!

      MARWOOD.

      Ach Hannah, nichts zieht den Undank so unausbleiblich nach sich, als Gefälligkeiten, für die kein Dank zu groß wäre. Warum habe ich sie ihm erzeigt, diese unseligen Gefälligkeiten? Hätte ich es nicht voraussehen sollen, dass sie ihren Wert nicht immer bei ihm behalten könnten? Dass ihr Wert auf der Schwierigkeit des Genusses beruhe, und dass er mit derjenigen Anmut verschwinden müsse, welche die Hand der Zeit unmerklich, aber gewiss, aus unsern Gesichtern verlöscht?

      HANNAH.

      O, Madam, von dieser gefährlichen Hand haben Sie noch lange nichts zu befürchten. Ich finde, dass Ihre Schönheit den Punkt ihrer prächtigsten Blüte so wenig überschritten hat, dass sie vielmehr erst darauf losgeht, und Ihnen alle Tage neue Herzen fesseln würde, wenn Sie ihr nur Vollmacht dazu geben wollten.

      MARWOOD.

      Schweig, Hannah! Du schmeichelst mir bei einer Gelegenheit, die mir alle Schmeichelei verdächtig [24]macht. Es ist Unsinn von neuen Eroberungen zu sprechen, wenn man nicht einmal Kräfte genug hat, sich im Besitze der schon gemachten zu erhalten.

      Zweiter Auftritt

      Ein Bedienter. Marwood. Hannah.

      DER BEDIENTE.

      Madam, man will die Ehre haben, mit Ihnen zu sprechen.

      MARWOOD.

      Wer?

      DER BEDIENTE.

      Ich vermute, dass es eben der Herr ist, an welchen der vorige Brief überschrieben war. Wenigstens ist der Bediente bei ihm, der mir ihn abgenommen hat.

      MARWOOD.

      Mellefont! – Geschwind, führe ihn herauf! (Der Bediente geht ab.) Ach Hannah, nun ist er da! Wie soll ich ihn empfangen? Was soll ich sagen? Welche Miene soll ich annehmen? Ist diese ruhig genug? Sieh doch!

      HANNAH.

      Nichts weniger als ruhig.

      MARWOOD.

      Aber diese?

      HANNAH.

      Geben Sie ihr noch mehr Anmut.

      MARWOOD.

      Etwa so?

      HANNAH.

      Zu traurig!

      MARWOOD.

      Sollte mir dieses Lächeln lassen?

      HANNAH.

      Vollkommen! Aber nur freier – Er kömmt.

      Dritter Auftritt

      Mellefont. Marwood. Hannah.

      MELLEFONT

      (der mit einer wilden Stellung hereintritt). Ha! Marwood –

      MARWOOD

      (die ihm mit offnen Armen lächelnd entgegenrennt). Ach Mellefont –

      MELLEFONT

      (beiseite). Die Mörderin, was für ein Blick!

      MARWOOD.

      Ich muss Sie umarmen, treuloser, lieber [25]Flüchtling! – Teilen Sie doch meine Freude! – Warum entreißen Sie sich meinen Liebkosungen?

      MELLEFONT.

      Marwood, ich vermutete, dass Sie mich anders empfangen würden.

      MARWOOD.

      Warum anders? Mit mehr Liebe vielleicht? mit mehr Entzücken? Ach ich Unglückliche, dass ich weniger ausdrücken kann, als ich fühle! – Sehen Sie, Mellefont, sehen Sie, dass auch die Freude ihre Tränen hat? Hier rollen sie, diese Kinder der süßesten Wollust! – Aber ach, verlorne Tränen! seine Hand trocknet euch nicht ab.

      MELLEFONT.

      Marwood, die Zeit ist vorbei, da mich solche Reden bezaubert hätten. Sie müssen itzt in einem andern Tone mit mir sprechen. Ich komme her, Ihre letzten Vorwürfe anzuhören, und darauf zu antworten.

      MARWOOD.

      Vorwürfe? Was hätte ich Ihnen für Vorwürfe zu machen, Mellefont? Keine.

      MELLEFONT.

      So hätten Sie, sollt’ ich meinen, Ihren Weg ersparen können.

      MARWOOD.

      Liebste wunderliche Seele, warum wollen Sie mich nun mit Gewalt zwingen, einer Kleinigkeit zu gedenken, die ich Ihnen in eben dem Augenblicke vergab, in welchem ich sie erfuhr? Eine kurze Untreue, die mir Ihre Galanterie, aber nicht Ihr Herz spielet, verdient diese Vorwürfe? Kommen Sie, lassen Sie uns darüber scherzen.

      MELLEFONT.

      Sie irren sich; mein Herz hat mehr Anteil daran, als es jemals an allen unsern Liebeshändeln gehabt hat, auf die ich itzt nicht ohne Abscheu zurücksehen kann.

      MARWOOD.

      Ihr Herz, Mellefont, ist ein gutes Närrchen. Es lässt sich alles bereden, was Ihrer Einbildung ihm zu bereden einfällt. Glauben Sie mir doch, ich kenne es besser, als Sie. Wenn es nicht das beste, das getreuste Herz wäre, würde ich mir wohl so viel Mühe geben, es zu behalten?

      [26]MELLEFONT.

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