Miss Sara Sampson. Gotthold Ephraim Lessing
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Название: Miss Sara Sampson

Автор: Gotthold Ephraim Lessing

Издательство: Bookwire

Жанр: Учебная литература

Серия: Reclam XL – Text und Kontext

isbn: 9783159617367

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СКАЧАТЬ Erwarten der nahenden Wollust; an die Trunkenheit ihrer Freuden; an das süße Erstarren nach der Fülle des Genusses, in welchem sich die ermatteten Geister zu neuen Entzückungen erholten. An alles dieses will ich Sie erinnern, und dann Ihre Knie umfassen, und nicht aufhören um das einzige Geschenk zu bitten, das Sie mir nicht versagen können, und ich ohne zu erröten annehmen darf, – um den Tod von Ihren Händen.

      MELLEFONT.

      Grausame! noch wollte ich selbst mein Leben für Sie hingeben. Fordern Sie es; fordern Sie es; nur auf meine Liebe machen Sie weiter keinen Anspruch. Ich muss Sie verlassen, Marwood, oder mich zu einem Abscheu der ganzen Natur machen. Ich bin schon strafbar, dass ich nur hier stehe, und Sie anhöre. Leben Sie wohl! leben Sie wohl!

      MARWOOD

      (die ihn zurückhält). Sie müssen mich verlassen? Und was wollen Sie denn, das aus mir werde? So wie ich itzt bin, bin ich Ihr Geschöpf; tun Sie also, was einem Schöpfer zukömmt; er darf die Hand von seinem Werke nicht eher abziehn, als bis er es gänzlich vernichten will. – Ach, Hannah, ich sehe wohl, meine Bitten allein sind zu schwach. Geh, bringe meinen Vorsprecher her, der mir vielleicht itzt auf einmal mehr wiedergeben wird, als er von mir erhalten hat. (Hannah geht ab.)

      MELLEFONT.

      Was für einen Vorsprecher, Marwood?

      MARWOOD.

      Ach, einen Vorsprecher, dessen Sie mich nur allzugern beraubet hätten. Die Natur wird seine Klagen auf einem kürzern Wege zu Ihrem Herzen bringen – –

      MELLEFONT.

      Ich erschrecke. Sie werden doch nicht – –

      [31]Vierter Auftritt

      Arabella. Hannah. Mellefont. Marwood.

      MELLEFONT.

      Was seh ich? Sie ist es! – Marwood, wie haben Sie sich unterstehen können – –

      MARWOOD.

      Soll ich umsonst Mutter sein? – Komm, meine Bella, komm; sieh hier deinen Beschützer wieder, deinen Freund, deinen – Ach! das Herz mag es ihm sagen, was er noch mehr, als dein Beschützer, als dein Freund sein kann.

      MELLEFONT

      (mit abgewandtem Gesichte). Gott! wie wird es mir hier ergehen?

      ARABELLA

      (indem sie ihm furchtsam nähertritt). Ach, mein Herr! Sind Sie es? Sind Sie unser Mellefont? – Nein doch, Madam, er ist es nicht. – Würde er mich nicht ansehen, wenn er es wäre? Würde er mich nicht in seine Arme schließen? Er hat es ja sonst getan. Ich unglückliches Kind! Womit hätte ich ihn denn erzürnt, diesen Mann, diesen liebsten Mann, der mir erlaubte, mich seine Tochter zu nennen?

      MARWOOD.

      Sie schweigen, Mellefont? Sie gönnen der Unschuldigen keinen Blick?

      MELLEFONT.

      Ach! – –

      ARABELLA.

      Er seufzet ja, Madam. Was fehlt ihm? Können wir ihm nicht helfen? Ich nicht? Sie auch nicht? So lassen Sie uns doch mit ihm seufzen. – Ach, nun sieht er mich an! – Nein, er sieht wieder weg! Er sieht gen Himmel! Was wünscht er? Was bittet er vom Himmel? Möchte er ihm doch alles gewähren, wenn er mir auch alles dafür versagte!

      MARWOOD.

      Geh, mein Kind, geh; fall ihm zu Füßen. Er will uns verlassen; er will uns auf ewig verlassen.

      ARABELLA

      (die vor ihm niederfällt). Hier liege ich schon. Sie uns verlassen? Sie uns auf ewig verlassen? War es nicht schon eine kleine Ewigkeit, die wir Sie jetzt vermisst haben? Wir sollen Sie wieder vermissen? Sie haben ja so [32]oft gesagt, dass Sie uns liebten. Verlässt man denn die, die man liebt? So muss ich Sie wohl nicht lieben: denn ich wünschte, Sie nie zu verlassen. Nie; und will Sie auch nie verlassen.

      MARWOOD.

      Ich will dir bitten helfen, mein Kind; hilf nur auch mir – Nun, Mellefont, sehen Sie auch mich zu Ihren Füßen – –

      MELLEFONT

      (hält sie zurück, indem sie sich niederwerfen will). Marwood, gefährliche Marwood – Und auch du, meine liebste Bella (hebt sie auf), auch du bist wider deinen Mellefont?

      ARABELLA.

      Ich wider Sie?

      MARWOOD.

      Was beschließen Sie, Mellefont?

      MELLEFONT.

      Was ich nicht sollte, Marwood; was ich nicht sollte.

      MARWOOD

      (die ihn umarmt). Ach, ich weiß es ja, dass die Redlichkeit Ihres Herzens allezeit über den Eigensinn Ihrer Begierden gesiegt hat.

      MELLEFONT.

      Bestürmen Sie mich nicht weiter. Ich bin schon, was Sie aus mir machen wollen: ein Meineidiger, ein Verführer, ein Räuber, ein Mörder.

      MARWOOD.

      Itzt werden Sie es einige Tage in Ihrer Einbildung sein, und hernach werden Sie erkennen, dass ich Sie abgehalten habe, es wirklich zu werden. Machen Sie nur, und kehren Sie wieder mit uns zurück.

      ARABELLA

      (schmeichelnd). O ja! tun Sie dieses.

      MELLEFONT.

      Mit euch zurückkehren? Kann ich denn?

      MARWOOD.

      Nichts ist leichter, wenn Sie nur wollen.

      MELLEFONT.

      Und meine Miss – –

      MARWOOD.

      Und Ihre Miss mag sehen, wo sie bleibt! – –

      MELLEFONT.

      Ha! barbarische Marwood, diese Rede ließ mich bis auf den Grund Ihres Herzens sehen – – Und ich Verruchter gehe doch nicht wieder in mich?

      MARWOOD.

      Wenn Sie bis auf den Grund meines Herzens gesehen hätten, so würden Sie entdeckt haben, dass es mehr wahres Erbarmen gegen Ihre Miss fühlt, als Sie [33]selbst. Ich sage, wahres Erbarmen: denn das Ihre ist ein eigennütziges, weichherziges Erbarmen. Sie haben überhaupt diesen Liebeshandel viel zu weit getrieben. Dass Sie, als ein Mann, der bei einem langen Umgange mit unserm Geschlechte, in der Kunst zu verführen ausgelernt hatte, gegen ein so junges Frauenzimmer sich Ihre Überlegenheit an Verstellung und Erfahrung zu Nutze machten und nicht eher ruhten, als bis Sie Ihren Zweck erreichten: das möchte noch hingehen; Sie können sich mit der Heftigkeit Ihrer Leidenschaft entschuldigen. Allein, dass Sie einem alten Vater sein einziges Kind raubten; dass Sie einem rechtschaffnen Greise die wenigen Schritte zu seinem Grabe noch so schwer СКАЧАТЬ