Miss Sara Sampson. Gotthold Ephraim Lessing
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Название: Miss Sara Sampson

Автор: Gotthold Ephraim Lessing

Издательство: Bookwire

Жанр: Учебная литература

Серия: Reclam XL – Text und Kontext

isbn: 9783159617367

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СКАЧАТЬ und weint – – Aber, gnädiger Herr, warum [8]weinen Sie? Das Frauenzimmer muss Ihnen sehr nahe gehen. Sie sind doch wohl nicht – –

      WAITWELL.

      Halt ihn nicht länger auf.

      DER WIRT.

      Kommen Sie. Nur eine Wand wird Sie von dem Frauenzimmer trennen, das Ihnen so nahe geht, und die vielleicht – –

      WAITWELL.

      Du willst es also mit aller Gewalt wissen, wer – –

      DER WIRT.

      Nein, Waitwell, ich mag nichts wissen.

      WAITWELL.

      Nun so mache, und bringe uns an den gehörigen Ort, ehe noch das ganze Haus wach wird.

      DER WIRT.

      Wollen Sie mir also folgen, gnädiger Herr? (Geht ab.)

      Dritter Auftritt

      Der mittlere Vorhang wird aufgezogen.

      Mellefonts Zimmer.

      Mellefont und hernach sein Bedienter.

      MELLEFONT

      (unangekleidet in einem Lehnstuhle). Wieder eine Nacht, die ich auf der Folter nicht grausamer hätte zubringen können! – Norton! – Ich muss nur machen, dass ich Gesichter zu sehen bekomme. Bliebe ich mit meinen Gedanken länger allein: sie möchten mich zu weit führen. – He, Norton! Er schläft noch. Aber bin ich nicht grausam, dass ich den armen Teufel nicht schlafen lasse? Wie glücklich ist er! – Doch ich will nicht, dass ein Mensch um mich glücklich sei. – Norton!

      NORTON

      (kommend). Mein Herr!

      MELLEFONT.

      Kleide mich an! – O mache mir keine sauern Gesichter! Wenn ich werde länger schlafen können, so erlaube ich dir, dass du auch länger schlafen darfst. [9]Wenn du von deiner Schuldigkeit nichts wissen willst, so habe wenigstens Mitleiden mit mir.

      NORTON.

      Mitleiden, mein Herr? Mitleiden mit Ihnen? Ich weiß besser, wo das Mitleiden hingehört.

      MELLEFONT.

      Und wohin denn?

      NORTON.

      Ah, lassen Sie sich ankleiden, und fragen Sie mich nichts.

      MELLEFONT.

      Henker! So sollen auch deine Verweise mit meinem Gewissen aufwachen? Ich verstehe dich; ich weiß es, wer dein Mitleiden erschöpft. – Doch, ich lasse ihr und mir Gerechtigkeit wiederfahren. Ganz recht; habe kein Mitleiden mit mir. Verfluche mich in deinem Herzen, aber – verfluche auch dich.

      NORTON.

      Auch mich?

      MELLEFONT.

      Ja; weil du einem Elenden dienest, den die Erde nicht tragen sollte, und weil du dich seiner Verbrechen mit teilhaft gemacht hast.

      NORTON.

      Ich mich Ihrer Verbrechen teilhaft gemacht? durch was?

      MELLEFONT.

      Dadurch, dass du dazu geschwiegen.

      NORTON.

      Vortrefflich! in der Hitze Ihrer Leidenschaften, würde mir ein Wort den Hals gekostet haben. – Und dazu, als ich Sie kennen lernte, fand ich Sie nicht schon so arg, dass alle Hoffnung zur Bessrung vergebens war? Was für ein Leben habe ich Sie nicht, von dem ersten Augenblicke an, führen sehen! In der nichtswürdigsten Gesellschaft von Spielern und Landstreichern – ich nenne sie, was sie waren und kehre mich an ihre Titel, Ritter und dergleichen, nicht – in solcher Gesellschaft brachten Sie ein Vermögen durch, das Ihnen den Weg zu den größten Ehrenstellen hätte bahnen können. Und Ihr strafbarer Umgang mit allen Arten von Weibsbildern, besonders der bösen Marwood – –

      MELLEFONT.

      Setze mich, setze mich wieder in diese Lebensart: sie war Tugend in Vergleich meiner itzigen. Ich vertat mein Vermögen; gut. Die Strafe kömmt nach, und [10]ich werde alles, was der Mangel Hartes und Erniedrigendes hat, zeitig genug empfinden. Ich besuchte lasterhafte Weibsbilder; lass es sein. Ich ward öfter verführt, als ich verführte; und die ich selbst verführte, wollten verführt sein. – Aber – ich hatte noch keine verwahrlosete Tugend auf meiner Seele. Ich hatte noch keine Unschuld in ein unabsehliches Unglück gestürzt. Ich hatte noch keine Sara aus dem Hause eines geliebten Vaters entwendet, und sie gezwungen, einem Nichtswürdigen zu folgen, der auf keine Weise mehr sein Eigen war. Ich hatte – Wer kömmt schon so früh zu mir?

      Vierter Auftritt

      Betty. Mellefont. Norton.

      NORTON.

      Es ist Betty.

      MELLEFONT.

      Schon auf, Betty? Was macht dein Fräulein?

      BETTY.

      Was macht sie? (Schluchzend.) Es war schon lange nach Mitternacht, da ich sie endlich bewegte, zur Ruhe zu gehen. Sie schlief einige Augenblicke, aber Gott! Gott! was muss das für ein Schlaf gewesen sein! Plötzlich fuhr sie in die Höhe, sprang auf, und fiel mir als eine Unglückliche in die Arme, die von einem Mörder verfolgt wird. Sie zitterte, und ein kalter Schweiß floss ihr über das erblasste Gesicht. Ich wandte alles an, sie zu beruhigen, aber sie hat mir bis an den Morgen nur mit stummen Tränen geantwortet. Endlich hat sie mich einmal über das andre an Ihre Türe geschickt, zu hören, ob Sie schon auf wären. Sie will Sie sprechen. Sie allein können sie trösten. Tun Sie es doch, liebster gnädiger Herr, tun Sie es doch. Das Herz muss mir springen, wenn sie sich so zu ängstigen fortfährt.

      MELLEFONT.

      Geh, Betty, sage ihr, dass ich den Augenblick bei ihr sein wolle – –

      [11]BETTY.

      Nein, sie will selbst zu Ihnen kommen.

      MELLEFONT.

      Nun so sage ihr, dass ich sie erwarte – Ach! – – (Betty geht ab.)

      Fünfter Auftritt

      Mellefont. Norton.

      NORTON.

      Gott, die arme Miss!

      MELLEFONT.

      Wessen Gefühl willst du durch deine Ausrufung rege machen? Sieh, da läuft die erste Träne, die ich seit meiner Kindheit geweinet, die Wange herunter! – Eine schlechte Vorbereitung; eine trostsuchende Betrübte zu empfangen. Warum sucht sie ihn auch bei mir? – Doch wo soll sie ihn sonst suchen? – Ich muss mich fassen. (Indem er sich die Augen abtrocknet.) Wo ist die alte Standhaftigkeit, СКАЧАТЬ