Die Ratten. Gerhart Hauptmann
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Название: Die Ratten

Автор: Gerhart Hauptmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Reclams Universal-Bibliothek

isbn: 9783159612058

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СКАЧАТЬ de fortkommst, und fackel nich lange. (Frau John begleitet die entsetzte Walburga den Gang hinunter und läßt sie hinaus. Dann kommt sie wieder.) Det Mächen weeß, Jott sei Dank, von hellichten Dache nischt. (Sie nimmt die entkorkte Weinflasche, gießt einen der Römer voll und nimmt ihn mit auf den Boden, wo sie verschwindet.)

      (Kaum ist das Zimmer leer, so erscheint der Direktor wieder.)

      DIREKTOR HASSENREUTER

      (noch an der Tür, singend). »Komm herab, o Madonna Teresa!« (Er ruft.) Alice! (Noch immer an der Tür.) Komm mal! Hilf mir mal die eiserne Stange mit dem doppelten Schloß vor die Tür legen. Alice! (Er kommt nach vorn.) Wer jetzt noch unsere Sonntagsruhe zu stören wagt: anathema sit! – Heda! Kobold! Wo steckst du, Alice? (Er wird auf die Weinflasche [36]aufmerksam und hebt sie in die Höhe.) Was? – Halb leer? – Schlingel! (Man hört eine hübsche weibliche Singstimme hinter der Bibliothekstür sich in Koloraturen ergehen.) Ha ha ha ha! Himmel! sie hat sich schon einen Schwips angetrunken.

      [37]Zweiter Akt

      Die Wohnung der Frau John im zweiten Stock des gleichen Hauses, in dessen Dachgeschoß der Fundus des Direktors Hassenreuter untergebracht ist: ein weitläufiges, ziemlich hohes, graugetünchtes Zimmer, das seine frühere Bestimmung als Kasernenraum verrät. Die Hinterwand enthält eine zweiflügelige Tür nach dem Flur. Über ihr ist eine Schelle angebracht, die von außen an einem Draht gezogen werden kann. Rechts von der Tür beginnt eine etwas mehr als mannshohe Tapetenwand, die geradlinig nach vorn geht, hier einen rechten Winkel macht und wiederum geradlinig mit der rechten Seitenwand verbunden ist. So ist eine Art von Verschlag abgeteilt, über den einige Schrankgesimse hervorragen und der das Schlafzimmer der Familie ist.

      Tritt man durch die Flurtüre ein, so hat man zur Linken ein Sofa, überzogen mit Wachsleinwand. Es ist mit der Rücklehne an die Tapetenwand geschoben. Diese ist über dem Sofa mit kleinen Familienbildchen geschmückt: Maurerpolier John als Soldat, John und Frau als Brautpaar usw. Vor dem Sofa steht ein ovaler Tisch, mit einer verblichenen Baumwolldecke. Man muß von der Tür aus an Tisch und Sofa vorübergehen, um den Zugang zum Schlafraum zu erreichen. Dieser ist mit einem Vorhang aus buntem Kattun verschlossen.

      An der nach vorn gekehrten Schmalwand des Verschlages steht ein freundlich ausgestatteter Küchenschrank. Rechts davon, an der wirklichen Wand, der Herd. Wie denn der hier verfügbare kleine Raum vornehmlich zu Küchen- und Wirtschaftszwecken dienen muß.

      Ein etwa auf dem Sofa Sitzender blickt gerade gegen die [38]linke Zimmerwand und zu den beiden großen Fenstern hinaus. Am vorderen Fenster ist ein saubergehobeltes Brett als eine Art Arbeitstisch angebracht. Hier liegen zusammengerollte Kartons (Baupläne), Pausen, Zollstock, Zirkel, Winkelmaß usw. Am hinteren Fenster ein Fenstertritt, darauf ein Stuhl und ein Tischchen mit Gläsern. Die Fenster haben keine Gardinen, sind aber einige Fuß hoch mit buntem Kattun bespannt.

      Das ganze Gelaß, dessen dürftige Einrichtung ein alter Lehnstuhl aus Rohr und eine Anzahl von Holzstühlen vervollständigen, macht übrigens einen sauberen und gepflegten Eindruck, wie man es bei kinderlosen Ehepaaren des öfteren trifft.

      Es ist gegen fünf Uhr am Nachmittag, Ende Mai. Die warme Sonne scheint durch die Fenster.

      Maurerpolier John, ein vierzigjähriger, bärtiger, gutmütig aussehender Mann, steht behaglich am vorderen Fenstertisch und macht sich Notizen aus den Bauplänen.

      Frau John sitzt mit einer Näharbeit auf dem Fenstertritt des anderen Fensters. Sie ist sehr bleich, hat etwas Weiches und Leidendes an sich, zugleich aber einen Ausdruck tiefer Zufriedenheit, der nur zuweilen von einem flüchtigen Blick der Unruhe und der lauernden Angst unterbrochen wird. An ihrer Seite steht ein Kinderwagen – sauber, neu und nett –, darin ein Säugling gebettet ist.

      JOHN

      (bescheiden). Mutter, wie wär’ det, wenn ick det Fenster ’n Ritzen uffmachen däte und ick machte mir dann ’n bißken de Piepe an?

      FRAU JOHN.

      Mußte denn rauchen? sonst laß et man lieber.

      [39]JOHN.

      I, ick muß ja nich, Mutter! Ick mechte bloß jern! Aber laß man! ’n Priem, Mutter, tut et am Ende in selbijenjleichen ooch.

      (Er präpariert sich mit behaglicher Umständlichkeit einen neuen Priem.)

      FRAU JOHN

      (nach einigem Stillschweigen). Wat? Du mußt noch ma hin uff’t Standesamt?

      JOHN.

      Det hat er jesacht, det ick noch ma hin müßte und janz jenau anjeben … det ick det müßte janz jenau anjeben Ort und Stunde, wo det Kindchen jeboren is.

      FRAU JOHN

      (Nadel am Mund). Warum haste denn det nich anjejeben?

      JOHN.

      Weeß ick et denn? Ick weeß et doch nich.

      FRAU JOHN.

      Det weeßte nich?

      JOHN.

      Bin ick dabei jewesen?

      FRAU JOHN.

      Na, wenn de mir hier in meine Berliner Wohnung sitzen läßt und liechst det janze jeschlagene Jahr in Altona, kommst heechstens ma monatlich mir besuchen: wat wiste denn wissen, wat in deine Behausung vorjehn dut.

      JOHN.

      Wo soll ick nich jehn, wo der Meester de mehrschte Arbeet hat? Ick jeh’ dorthin, wo ick scheen verdiene.

      FRAU JOHN.

      Ick ha et dir doch in Briefe jeschrieben, det unser Jungeken hier in de Wohnung jeboren is.

      JOHN.

      Det weeß ick. Det hab’ ick ihm ooch jesacht! Det is doch janz natierlich, hab’ ick jesacht, det et in meine Wohnung jeboren is. Da hat er jesacht: Det is jar nich natierlich! – Na denn, sach’ ick, mag et meinswegen uff’n Oberboden bei de Ratten und Mäuse jewesen sind! Su kreppte ick mir, weil er doch sachte, det et womeechlich jar nich sollte in meine eijene Wohnung sind jewesen. [40]Denn schrie er: Wat sind det for Redensarten! – Wat? sag’ ick, ick bin for Lohn un Brot! for Redensarten, Herr Standesbeamter, bin ick nich! Un nu sollte ick Tag und Stunde anjeben …

      FRAU JOHN.

      Ick hab’ et dir doch sojar jenau uff’n Zettel jeschrieben, Paul.

      JOHN.

      Wenn eener jekreppt is, denn is er verjeßlich. Ick jloobe, wenn er mir hätte jefracht: sind Sie Paul John, der Mauerpolier?, ick hätte jeantwort: ick weeß et nich. Na, nu war ick doch’n bißken verjnügt jewesen un hatte mit Fritzen eenen jekippt; denn war noch Schubert und Schindler Karl zujekomm; denn hieß et: ick muß nu ’ne Lage jeben, weil ick doch Vater jeworden bin! – Na! un die Brieder wollten mir ooch nich loslassen un warteten unten an de Tür von’t Standesamt. Un nu dachte ick, det se unten stehen! und wo er mir frachte, an welchen Dache det meine Frau entbunden is, denn wußte ick nischt un mußte laut loslachen.

      FRAU JOHN.

      Häste man nachher jetrunken, Paul, un häste vorher besorcht, wat neetig is!

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