Die Ratten. Gerhart Hauptmann
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Название: Die Ratten

Автор: Gerhart Hauptmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Reclams Universal-Bibliothek

isbn: 9783159612058

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СКАЧАТЬ JOHN.

      I, Freilein Walburga, wer wird denn jleich Lärm machen! Sein Se man friedlich! Det bin ja bloß ick.

      WALBURGA.

      Gott, hab’ ich aber einen ganz entsetzlichen Schreck bekommen, Frau John.

      FRAU JOHN.

      Weshalb denn, Freilein? Wat suchen Se denn heit an Sonntag hier?

      WALBURGA

      (Hand auf dem Herzen). Mir steht noch immer das Herz ganz still, Frau John.

      FRAU JOHN.

      Wat hat’s denn, Freilein Walburga? Wer ängstigt Se denn? Sie missen det doch von Ihren Herrn Vater wissen, det ick Sonntag und Wochentag hier oben mang die Kisten und Kasten zu tun habe, mit Staub-Abbürsten und Motten-Auskloppen. In drei, vier Wochen, wenn ick jlicklich mit die zwölf- oder achtzehnhundert Theaterlumpen eemal rum bin und fertig bin, fängt et doch immer wieder von frischen an.

      [20]WALBURGA.

      Ich hab’ mich erschrocken, weil sich der Lampenzylinder noch ganz heiß anfaßte, Frau John.

      FRAU JOHN.

      Nu ja, de Lampe hat ebent jebrannt, un ick hab’ se vor eene halbe Minute ausjepustet. (Sie hebt den Zylinder ab.) Mir brennt et nich! Ick hab’ harte Hände! (Sie zündet das Docht auf.) Na, nu wird Licht! Nu hab’ ick se wieder anjestochen. Wat is nu Jefährliches los? Ick sehe nischt.

      WALBURGA.

      Hu, Sie sehen ja aus wie ein Geist, Frau John.

      FRAU JOHN.

      Wie soll ick aussehn?

      WALBURGA.

      Das ist, wenn man so aus der prallen Sonne ins Finstere kommt … in diese muffigen Kammern hinein, da ist man wie von Gespenstern umgeben.

      FRAU JOHN.

      Na, kleenet Jespenst, weshalb kommen Se denn? – Sind Se alleene, oder is noch jemand? – Kommt am Ende Papa noch nach?

      WALBURGA.

      Nein! Papa ist heute zu einer wichtigen Audienz nach Potsdam hinaus.

      FRAU JOHN.

      Und wat suchen denn also Sie nu woll hier?

      WALBURGA.

      Ich? Ich bin einfach spazieren gewesen.

      FRAU JOHN.

      Na, denn sehn Se man wieder, det Se fortkomm. In Papan seine Rumpelkammer scheint keene Pfingstsonne nich.

      WALBURGA.

      Sie sollten auch, so grau wie Sie aussehen, mal lieber raus an die Sonne gehn.

      FRAU JOHN.

      I, Sonne is bloß for feine Leite! Wenn ick man alle Dache meine paar Pfund Staub und Dreck uff de Lunge krieje – jeh man, Kindken, ick muß an de Arbeet! –, mehr brauch’ ick nich: ick lebe von Müllstoob und Mottenpulver. (Sie hustet.)

      [21]WALBURGA

      (ängstlich). Sie brauchen Papa nicht sagen, daß ich hier oben gewesen bin.

      FRAU JOHN.

      Ick? Ick habe woll sonst nischt besseret zu tun.

      WALBURGA

      (scheinbar leichthin). Und sollte Herr Spitta nach mir fragen …

      FRAU JOHN.

      Wer?

      WALBURGA.

      Der junge Herr, der bei uns im Hause Privatstunde gibt …

      FRAU JOHN.

      Na, und?

      WALBURGA.

      Sind Sie so freundlich und sagen Sie ihm, daß ich hier gewesen, aber gleich wieder gegangen bin.

      FRAU JOHN.

      Also Herrn Spitta soll ick et sagen, Papan nich?

      WALBURGA

      (unwillkürlich). Um Gottes willen nicht, liebste Frau John.

      FRAU JOHN.

      Na wacht du, wacht! Jib du bloß man Obacht. Manch eene hat ausjesehn wie du und is aus die Jejend jekomm wie du, wo nachher in de Drajonerstraße in Rinnsteen oder jar in de Barnimstraße hinter schwed’sche Jardinen zujrunde jejangen is.

      WALBURGA.

      Sie werden doch damit nicht sagen wollen, Frau John, oder glauben wollen, daß in meiner Beziehung zu Herrn Spitta etwas Unerlaubtes oder Ungehöriges ist?

      FRAU JOHN

      (in höchstem Schreck). Mund zu! – Et hat jemand dem Schlüssel im Schloß jestochen.

      WALBURGA.

      Auslöschen! (Frau John bläst schnell die Lampe aus.) Papa!

      FRAU JOHN.

      – Freilein, ruff uff’n Oberboden! (Sie und [22]Walburga verschwinden über die Treppe durch den Bodenverschlag, der verschlossen wird.)

      (Zwei Herren, der Direktor Harro Hassenreuter und der Hofschauspieler Nathanael Jettel, erscheinen durch die Flurtür im Gange. Der Direktor ist mittelgroß, glattrasiert, fünfzig Jahre alt. Er pflegt große Schritte zu nehmen und bekundet ein lebhaftes Temperament. Sein Gesichtsschnitt ist edel, das Auge von kühnem Ausdruck. Sein Betragen ist laut. Sein Wesen überhaupt durchaus feurig. Er trägt einen hellen Sommerüberzieher, den Zylinder nach hinten gerückt und übrigens Frackanzug und Lackschuhe. Der leger geöffnete Paletot enthüllt eine mit Ordensternen überdeckte Brust. – Hofschauspieler Jettel trägt unter dem leichtesten Sommerüberzieher einen weißen Flanellanzug. Er hat einen Strohhut nebst elegantem Stock in der linken Hand, gelbe Schuhe an den Füßen. Er ist ebenfalls glattrasiert und über die Fünfzig alt.)

      DIREKTOR HASSENREUTER

      (ruft). John! – Frau John! – Ja, das sind nun hier meine Katakomben, lieber Jettel! Sic transit gloria mundi! Hier hab’ ich nun alles, mutatis mutandis, untergebracht, was von meiner ganzen Theaterherrlichkeit übriggeblieben ist: alte Scharteken! alte Lappen und Lumpen! – John! John! Sie ist hier gewesen, denn der Lampenzylinder ist heiß! (Er zündet mit einem Streichholz die Lampe an.) Fiat lux, pereat mundus! So! Jetzt können Sie mein Motten-, Ratten- und Flohparadies bei Lichte besehen.

      NATHANAEL JETTEL.

      Haben Sie also meine Karte bekommen, bester Direktor?

      DIREKTOR HASSENREUTER.

      Frau John! – Ich werde mal sehn, ob sie auf dem Boden ist. (Er steigt sehr gewandt [23]die Treppe СКАЧАТЬ