Название: Seawalkers (5). Filmstars unter Wasser
Автор: Katja Brandis
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Детские приключения
Серия: Seawalkers
isbn: 9783401809625
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»Klar, mache ich«, versprach ich.
Dann mussten wir beide in den Unterricht. Es war ein Donnerstag und ich tat mein Bestes, um mich auf Englisch und Mathe zu konzentrieren. Nur ganz kurz zeichnete ich einen Delfin und einen Tigerhai, die nebeneinanderschwammen, und schob Shari das Blatt zu. Shari strahlte mich an.
Wie durch einen Glücksnebel hörte ich Mr Garcías Stimme: »Tiago, kommst du bitte mal an die Tafel und rechnest uns diese Gleichung vor?«
Ich unterdrückte ein Ächzen. Seit wir Mr Williams verjagt hatten – den Möchtegern-Schulleiter, den uns Lydia Lennox aufgezwungen hatte –, war Mr García wieder unser strengster Lehrer. Zum Glück schaffte ich es, mich an der Tafel nicht komplett zum Deppen zu machen. Finny wirkte erleichtert, dass sie nicht drangekommen war. Wie wir inzwischen wussten, hatte sie eine Rechenschwäche und drückte sich vor allem, was irgendwie mit Zahlen zu tun hatte.
Sobald das Muschelhorn die erste Pause verkündete, ging ich sofort mein Handy holen und schrieb eine lange SMS an Rocket, meinen Rattenfreund aus Miami. Das U-Boot für Jasper UND MICH umbauen? Coole Idee!, kam es sofort zurück. Ich könnte übers Wochenende zu euch kommen, ihr habt in der Schule ’ne viel bessere Werkstatt als ich daheim.
Geniale Idee!, antwortete ich. Wenn du schon am Freitag kommen kannst, darfst du bestimmt zu unserer Wild-Thing-Party.
Inzwischen war Jasper wieder in seiner etwas moppeligen Menschengestalt, das sahen die Lehrer im Unterricht lieber. »Was schreibste denn?«, fragte er neugierig und beugte sich über mein Display.
Spontan beschloss ich, Jasper mit dem umgebauten U-Boot zu überraschen – ich wusste, dass er am Wochenende bei seinen Eltern sein würde. Wenn ich ihm nichts versprach, war er wenigstens auch nicht enttäuscht, falls Rocket und ich es doch nicht hinbekamen. Also sagte ich schnell »Ach, nichts« und Jasper warf mir einen anklagenden Blick zu, während er sich mit dem Zeigefinger die Brille auf der Nase hochschob.
»Über nichts schreibt man nich’ so lange«, sagte er.
»Na gut, es ist nicht nichts, aber dafür eine Überraschung«, gab ich zu und damit war er zum Glück zufrieden. Überraschungen liebte Jasper fast so sehr wie Kreuzworträtsel.
Als wäre er völlig übernächtigt, hatte Chris während der ersten Stunden auf seinem Stuhl gehangen.
Woran das lag, erfuhren wir in der Pause. »Ich hab letzte Nacht zehn Seiten Drehbuch geschafft«, verkündete unser Seelöwen-Wandler.
»Ernsthaft?« Shari wirkte beeindruckt. »Also weißt du schon, worum es im Film gehen wird?« Ein paar Leute in der Nähe spitzten die Ohren.
»Ja – es wird ein Fantasy-Agententhriller«, kam zur Antwort, mehr wollte Chris nicht verraten.
»Hast du dir schon überlegt, wer die Hauptrollen spielen soll?«, fragte ich, während ich meine Klassenkameraden musterte. Dabei dachte ich allerdings weniger an irgendwelche Rollen als daran, ob sich tatsächlich jemand hier von üblen Gestalten hatte anwerben lassen. Wer konnte so blöd sein? Klar, diese Leute hatten jede Menge Kohle, aber so was war doch ein Pakt mit dem Teufel!
»Ich finde, wir sollten abstimmen, damit es fair zugeht«, sagte Blue. »Schließlich arbeiten am Film viele Leute mit, wieso sollte nur Chris entscheiden, wer die wichtigen Rollen übernehmen darf?«
»Ja genau!« Izzy strich sich das braune, halblange Haar zurück und lächelte uns an. »Wenn ihr mögt, organisiere ich eine anonyme Online-Abstimmung, getrennt nach ›männliche‹ und ›weibliche Hauptrolle‹.«
Produzent und Regisseurin sahen ein bisschen überrumpelt aus, aber schließlich sagte Finny: »Von mir aus, okay«, und auch Chris nickte. Er reichte einen Block herum, auf den jeder, der mitspielen wollte, seinen Namen eintragen konnte. Jede Menge Leute rissen sich darum und erstaunt sah ich, dass auch Shari, Blue und Noah dabei waren.
»Aber du hast doch furchtbares Lampenfieber«, sagte ich zu Shari und ärgerte mich gleich darauf, dass ich es gesagt hatte – ich wollte sie nicht entmutigen!
»Ach so, ja stimmt.« Shari grapschte nach dem Block, um ihren Namen wieder auszuradieren, aber Blue zog ihn ihr weg. »Wieso probierst du es nicht wenigstens? Vielleicht merkst du, dass es dir Spaß macht!«
»Na gut – Lust hätte ich schon darauf.« Shari lächelte schief.
Blue hatte recht und ich fühlte mich schlecht, weil ich meine Freundin nicht in ihrem Plan bestärkt hatte. Abwesend kritzelte ich meinen Namen ebenfalls hin, obwohl ich wusste, dass das eine miese Idee war. Leider waren meine schauspielerischen Fähigkeiten noch begrenzter als mein Wandler-Gespür – wir hatten an der Grundschule mal ein Weihnachtstheaterstück aufgeführt und mich hatten sie nicht mal für die Rolle des Herbergstypen genommen, der nur zwei Sätze zu sagen hat. Zum Schluss hatte ich einen Baum spielen müssen.
Deswegen verdrängte ich den Gedanken an die Abstimmung fast sofort. Doch beim Mittagessen wunderte ich mich, wieso mich so viele Leute angrinsten oder anlächelten. »Was ist eigentlich los, habe ich eine Nudel am Kinn hängen?«, stellte ich Izzy schließlich zur Rede.
»Hast du noch nicht in die Abstimmung geschaut? Du und Shari, ihr liegt vorne!«
»Was?« Ich hatte tatsächlich vergessen, selbst abzustimmen. Also ging ich mein Handy aus der Hütte holen und klickte auf den Abstimmungslink. Tatsächlich. Oje. In der Rubrik »Männliche Hauptrolle« hatte ich deutlich mehr Stimmen als Toco – der erstaunlich gut im Rennen lag –, Noah, Ralph und Linus. Der arme Nestor war auf dem letzten Platz. Schnell stimmte ich für ihn.
Am Nachmittag war klar, dass Shari die weibliche Hauptrolle bekommen würde. Im Gegensatz zu mir war sie begeistert. »Ist das nicht meerig?«, fragte sie, drückte meine Hand und sah mir tief in die Augen. »Wir beide spielen bald zusammen in einem Film mit, ich kann’s noch gar nicht glauben.«
»Äh, ja«, sagte ich skeptisch. »Ich auch nicht. Wieso haben die alle mich gewählt?«
Juna musste lachen. »Wann hast du das letzte Mal in den Spiegel geschaut?«
»Außerdem mag dich jeder – äh, fast jeder – hier an der Schule«, fügte Leonora hinzu und ein warmes Glühen breitete sich in meiner Magengegend aus. Wer hätte das gedacht? Nach meiner heftigen ersten Verwandlungsstunde, bei der ich allen Angst eingejagt hatte, bestimmt niemand.
Erst als auch Chris zu mir kam und mir gratulierte, begriff ich, dass ich mich diesmal wirklich tief in die Algenpampe geritten hatte.
»So etwa am Montag sollte ich das Drehbuch fertig haben, dann kannst du anfangen, deinen Text für die ersten Szenen zu lernen«, kündigte er an und schlug mir auf die Schulter. »Heute Nachmittag spreche ich mit Barry und frage ihn, ob wir seine Kamera ausleihen dürfen.«
»Meinen Text lernen …«, wiederholte ich etwas betäubt. »Chris, jetzt ganz im Ernst, ich hab mich nur zum Spaß angemeldet. So was kann ich nicht.«
»Was genau?«
»Schauspielern!« Ich erklärte ihm, Finny, Shari und Jasper die Sache mit dem Krippenspiel und meiner Rolle als Baum. Alle schmissen sich weg vor Lachen.
»Tiago, das war in der Grundschule«, erklärte mir Finny so langsam und geduldig, als hätte sie СКАЧАТЬ