Название: Gegendiagnose II
Автор: Группа авторов
Издательство: Автор
Жанр: Социальная психология
isbn: 9783960428138
isbn:
damit ich anfangen kann
Mir zu
Ver_trauen
Give me a word
Da
Give me a word
an excuse
to behave the way I do
I‘ll let go of
my self-concepts
if you want me to
Because
you‘re the person
who knows me best
right?
And this person before
And this person before
I‘ve learned
to dis_trust myself
because
you know me the best
right?
You looked at me
like society does
There‘s something wrong
with me
personality disorder
Anpassungsstörung
because I didn‘t manage
to work
to perform well
Give me a word
an excuse
to behave the way I do
a diagnosis
because that describes me the best
that will help me out
right?
Let‘s forget who i was meant to be
Let‘s forget that I don‘t fit in
Heal me
Cure me
Let my symptoms fade
Analyse me
Dis_trust my story
Looking for faults in my personality
Dis_trust me
because
That‘s my story
the loss of trust
in myself
Because being me
doesn‘t exist
society says
Because being me
is wrong
society says
If you want me to heal
listen
Just listen
and let it count
so I can start learning
to Re_trust
Myself
Nicht-binär_trans* in Therapie? Eine (Selbst-)Reflexion aus zwei Perspektiven
Kalle H. und Blu D.
Der Zugang zu geschlechtsangleichenden Maßnahmen ist für alle Personen, die sich nicht mit dem bei ihrer Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren, bis heute beschränkt. Um Zugang zu Hormonen oder Operationen zu erhalten, müssen sich binäre wie nicht-binäre trans* Personen in Psychotherapie begeben.14 Gegenüber Psychiater_innen oder Psychotherapeut_innen müssen sie immer wieder eine binäre Trans*identität nachweisen, bis ihnen am Ende ein Schreiben ausgestellt wird, dass ihnen diese bestätigt und somit den Zugang zu medizinischen Maßnahmen ermöglicht. Diese Situation ist für alle trans* Personen eine starke Einschränkung der Entscheidungsfreiheit und persönlichen Autonomie und sollte als ein Ausdruck von struktureller Trans*feindlichkeit verstanden werden. Inwieweit nicht-binäre trans* Personen in der Auseinandersetzung mit therapeutischen Settings jedoch noch einmal spezifische Erfahrungen (von Diskriminierung) machen, möchte der folgende Beitrag aus autobiographischer Perspektive untersuchen. Hierfür werden die Erfahrungen zweier Personen, die sich als nicht-binär trans* verorten, in ihren Verbindungen, Brüchen und Widersprüchen nebeneinander und miteinander vorgestellt. Wir verzichteten darauf, deutlich zu markieren, wer an welcher Stelle spricht, um einerseits diese Verbindungen aufzuzeigen. Andererseits hoffen wir, dass durch Verwirrung und Momente der Irritation alte Geschlechtervorstellungen und -bilder bewusster werden und ein Raum entsteht, um diese zu hinterfragen.
Unser erstes Treffen findet in einem spärlich eingerichteten Zimmer statt. Blick auf den Hinterhof. Weiße Wände, abstrakte Gemälde. Wir sitzen uns in unbequemen Kunstledersesseln gegenüber. Zwischen uns ein kleines IKEATischchen, auf das die Therapeutin ein Formular nach dem anderen legt. Ich unterschreibe ihr eine vorbereitete Erklärung zur Berichtspflicht gegenüber meines Hausarztes, eine Behandlungsvereinbarung, eine Honorar-Ausfallvereinbarung, eine Einverständniserklärung zur Bild- und Tonaufzeichnung für Ausbildungszwecke, eine Aufklärung nach dem Patientenrechtegesetz und eine Einverständniserklärung zur Behandlung. Wir haben wenig Blickkontakt und unser Gespräch ist auf die Erklärung zu den Formularen beschränkt.
Nach einer halben Stunde ist der bürokratische Teil unseres Kennenlernens beendet. In den letzten Minuten bekomme ich den Raum um zu reden. Nun möchte sie wissen: »Warum möchten Sie eine Therapie beginnen?« Meine Worte sind bereits zurechtgelegt, bevor ich zu sprechen beginne. Ich erzähle ihr m_eine Geschichte und merke, dass es für mich doch eine Überwindung ist, mich so verletzlich vor ihr zu zeigen. Ich erzähle ihr davon, dass ich mich als trans* verorte, dass ich seit mehr als eineinhalb Jahren einen selbstgewählten, männlich* gelesenen Namen für mich benutze, dass ich keine ›Frau‹ bin, nicht als ›Frau‹ in meinem Alltagsleben wahrgenommen werden möchte. Ich spreche davon, wie viel Energie es mir zieht, wenn mich Personen dennoch als ›Frau‹ wahrnehmen und z.B. mit dem Pronomen ›sie‹ über mich sprechen. Ich unterlasse es bewusst zu sagen, dass ich ein ›Mann‹ bin oder als ›Mann‹ in meinem Alltag wahrgenommen werden möchte. Stattdessen vertraue ich auf die binäre Logik der Gesellschaft, dass ich als Nicht-Frau dann wohl ein ›Mann‹ sein müsste. Ich verschweige meine nicht-binäre СКАЧАТЬ