Название: Kate Glory Lie
Автор: Stefan Scheufelen
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Debütromane in der FVA
isbn: 9783627022778
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»Nein. Ja, doch! Ich glaub, der ist von Susi. Oder doch von Cesar. Ach, was weiß ich.«
»Du bist so durch. Wenn ich in Zukunft einen Auftragskiller brauche, melde ich mich bei dir. Du warst nicht zufällig … wie heißt noch gleich diese kriminelle Bande, da, wo du herkommst?«
»Du meinst Yakuza? Das ist Japan! Ich komme aus Südkorea.«
»Ach so. Stimmt.«
Er verdreht die Augen.
»Tut mir leid.«
»Ja, ist schon okay.«
»Überleg dir besser mal, was wir mit dem Hund machen sollen.«
Er kratzt sich im Schritt.
»Es tut immer noch weh.«
Ich nicke verständnisvoll. Dann plötzlich Geräusche aus dem Wohnzimmer.
»Schnell, beeil dich. Der Schuss muss sie geweckt haben. Mach was!«
»Was denn?«
»Na irgendwas!«
Er dreht sich verzweifelt im Kreis. Plötzlich hält er sich den Revolver an die Schläfe und kneift die Augen zusammen. Ich springe auf.
»Wow. Wow. Komm runter!«
Reiße ihm die Waffe aus der Hand und lege sie zurück in den Schrank.
»Du Spinner, ey.«
Schnappe mir den Köter, öffne das Fenster und werfe ihn so weit weg, wie ich nur kann. Schließe schnell wieder das Fenster. Plötzlich hören wir einen lauten Knall auf der Straße. Verdammt. Verstecke mich unter dem Fenstersims. Erhebe mich leicht, um etwas sehen zu können.
»Das sind wirklich zwei Autos gewesen. Scheiße.«
»Habt ihr das gehört? Draußen muss wohl ’n Unfall gewesen sein.«
Wir erschrecken und drehen uns um. Es ist Odette, die die Küche betritt.
»Wie seht ihr denn aus?«
Sie lacht.
»Wart ihr etwa die ganze Zeit wach?«
Kibum nickt angespannt mit dem Kopf. Odette schaut ihn mit abwertendem Blick an. Den hat sie drauf. Dann richtet sie ihre Augen auf mich. Und schon ändert sich das ganze Gesicht. Was für eine Diva!
Ich lächle sie an und sage: »Ach, Süße. Die Pille, die du mir gegeben hast, die lässt mich ja gar nicht mehr schlafen.«
»Das ist merkwürdig. Eigentlich sollte die Wirkung nicht so lange dauern.«
»Das nennt man anhalten.«
»Das machen doch der Zug oder das Auto?«
»Ja, so ist nun mal die deutsche Sprache. Manche Wörter haben mehrere Bedeutungen.«
Okay. Dann eben – anhalten.«
Giftig, die Kleine. Ich mache eine Klaue und fauche ihr zu. Sie lächelt. Auf der Straße schreien Menschen entsetzt durch die Gegend.
»Ich sollte mich wieder hinlegen.«
Kibum steht völlig fassungslos da. Eigentlich ein lustiger Anblick. Rauche ich noch eine Zigarette? Ja. Greife mir die Schachtel, die auf dem Küchentisch liegt. Die beiden schauen mir zu. Drücke die Slim auf die heiße Herdplatte und verteile den Rauch in der Luft. Gebe Kibum ein High Five und Odette einen Kuss auf den Mund.
»Mach’s gut, meine Süße.«
Sie zwinkert mir zu.
Als ich die Küche verlassen will, hält sie mich zurück.
»Kate.«
»Ja?«
»Ich hab ’nen Auftrag für dich.«
»Einen Auftrag? Schon wieder?«
»Ja. Außer es ist dir zu viel gerade?«
»Nein. Nein. So hab ich das nicht gemeint. Ich brauch das Geld.«
»Sehr gut. Ich hab Fabio schon alle Informationen gegeben. Sprich mit ihm, wenn du wieder fit bist.«
»Okay.«
Sie wirft mir einen Luftkuss zu. Ich erwidere ihn und gehe in mein Zimmer. Werfe alle aus meinem Bett und lege mich schlafen. Auch wenn ich nicht wirklich müde bin, will ich wenigstens so tun. Dann verschwinden sie endlich. Ich habe für heute genug von Menschen. Und besonders von Simon! Trete ihm noch einmal in die Kniekehle, so dass er hinfällt. Ich lasse es so aussehen, als hätte ich mich im Schlaf gedreht. Lache in mein Kissen.
Nach ein paar Stunden
Ich könnte mich direkt übergeben. Dieser Alkoholgeschmack auf der Zunge. Appetitlich. Doch das muss man in Kauf nehmen. Auf das eine folgt das andere. Stehe auf und ersticke fast an dem Qualm, der sich in meinem Zimmer angesammelt hat. Ganz schön bedeckt hier. Wedle mir mit der Hand ein wenig Luft zu. Das erinnert mich an die Geschichte von gestern. Oder vorgestern? Diese Chaoten. Laufe als Leiche ins Bad. Meine Augen sitzen drei Zentimeter tiefer als sonst. Meine Mundwinkel zeigen nicht nach oben, sondern nach unten. Meine Haare, ach, meine Haare. Damit will ich gar nicht erst anfangen. Sie sehen aus wie diese vorbeirollenden Steppenläufer in den Westernfilmen. Das genügt. Ziehe die Nase hoch und kratze mich am Bein. Sebastião stürmt durch die Badtür herein und wirft sich über die Toilettenschüssel.
»Du hast es ja eilig.«
Er übergibt sich. Ich mache weiter vorm Spiegel.
»Ist es nicht beeindruckend, wie viel in so einen Magen passt?«
Er muss wieder würgen.
»Ich sollte zur Kosmetik gehen und alles machen lassen. Schau mich mal an. Das geht so nicht. Ich sehe aus wie ’ne Vogelscheuche.«
Er dreht sich zu mir und schaut mich an. Gleich darauf ist sein Kopf wieder in der Kloschüssel, und er kotzt weiter.
»Na, Dankeschön! Das hätte man auch ein wenig sanfter ausdrücken können.«
Verdrehe die Augen und schnappe mir zwei Einwegrasierer. Ziehe mich aus. Stelle mich unter die Dusche und rasiere mich.
»Sebastião. Hast du mal wieder Lust auf Waxing?«
Er gibt leidende Geräusche von sich.
»Ja, ich weiß. Es tut ziemlich weh. Aber es lohnt sich.«
Keine Reaktion. Ich dusche weiter und erhole mich ein wenig von der Nacht. Als ich die Dusche verlasse, sehe ich Sebastião mit dem Kopf auf der Kloschüssel. Er ist eingeschlafen. Herrlicher Anblick. Ich schleiche in mein Zimmer und hole die Polaroid-Kamera. СКАЧАТЬ