Название: Reilly und Sunfrost: Chronik der Sternenkrieger 8 Romane
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Жанр: Научная фантастика
isbn: 9783956179884
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Vor dem eisigen Wind dieser endlosen arktischen Ebene, die nur durch vereinzelte Anhöhen unterbrochen wurden, merkte Nirat-Son nichts. Die Ausrüstung verhinderte dies.
Schwer vorstellbar, dass hier Leben existieren kann!, überlegte er. Aber es widersprach jeder Erfahrung, daran zu zweifeln. Das Leben war äußerst hartnäckig und konnte sich auch unter ungünstigsten Bedingungen festsetzen. Dies hatten die Tanjaj im Lauf ihres Heiligen Krieges, der sie immer in die Weiten des Kosmos hineingeführt hatte, erkennen müssen. Das Universum war ein Ort des Chaos – das Heilige Imperium bildete darin eine winzige, sich ausdehnende Blase. Und nur innerhalb dieser Blase konnte die Göttliche Ordnung etabliert werden. Eines Tages, so formulierte es die Überlieferung der Qriid, würde die Blase mit dem Kosmos identisch sein. Der Augenblick der absoluten Gottesherrschaft war dann gekommen und die Zeit der Prüfungen zu Ende.
Doch bis dahin würden noch Tausende von Generationen Schlüpflinge zu mutigen Tanjaj heranwachsen müssen.
Bras-Kons Gruppe hatte den Ursprungsort der Signaturen rasch erreicht.
Die schwebenden Qriid setzten auf dem Boden auf.
Eigenartig – unsere Vorfahren sollen einst Flügel besessen haben, um sich in der Luft zu halten – wir hingegen brauchen diese Maschinen auf unserem Rücken…
Die Oberflächenstruktur wies eine leichte Wölbung auf.
Einer der Tanjaj hatte einen Hitzestrahler dabei, der auf ähnlichen physikalischen Prinzipien wie die Traser basierte, allerdings nicht als Waffe konzipiert war, sondern als eine Art Schneidbrenner oder auch als Wärmeaggregat in besonders kalter Umgebung.
Der Qriid, dessen Aufgabe es war, dieses Gerät mitzuführen und zu bedienen, hieß Gran-Teron. Nirat-Son mochte ihn nicht. Gran-Teron war ein Karrierist, der stets vor den Vorgesetzten buckelte wie eine Sharrak-Katze auf Qriidia. Wenn es jemanden gab, dem Nirat-Son eine Denunziation zutraute, dann ihm. Gran-Terons Weg hatte ihn nicht auf gerader Strecke an die Tanjaj-Akademie geführt. Er war zunächst einer von Millionen Tugendwächtern gewesen, die überall im Heiligen Imperium die Glaubens- und Sittentreue der einfachen Qriid überwachten. Offenbar hatte er diese Haltung verinnerlicht und fühlte sich auch an Bord seines Kriegsschiffs als eine Art heimlicher Tugendwächter, obwohl er in dieser Hinsicht nicht die geringsten Kompetenzen besaß.
Die Tatsache, dass man aber bereits Tugendwächter zu Tanjaj-Kämpfern umschulte, sprach nach Nirat-Sons Meinung Bände über die gegenwärtige Verfassung der Flotte. Die Gefahr der Überdehnung der militärischen Möglichkeiten bestand. Die Verluste konnten zwar ersetzt werden und es hatte während der langen Regentschaft des gegenwärtigen Aarriid auch keine größeren Niederlagen gegeben. Aber dennoch forderte schon die einfache Expansion ihren Tribut. Immer größere Flottenverbände mussten das sich erweiternde Territorium sichern. Das Transportwesen lag inzwischen schon fast vollständig in den Händen der Methan atmenden Naarash, deren Kult um den so genannten Verborgenen Gott dem Glauben der Qriid immerhin so ähnlich war, dass sie nicht als Heiden im eigentlichen Sinn bezeichnet und daher toleriert wurden.
So konnte sich die Flotte der Qriid auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren, nämlich neue Territorien zu unterwerfen und ihre industriellen Kapazitäten in den Dienst des Glaubenskrieges zu stellen.
Aber die Kapazitäten ließen sich nicht im gleichen Maß erhöhen, wie es erforderlich gewesen wäre. Allen Verantwortlichen war das im Grunde bewusst. Aber eine Unterbrechung des Krieges ohne den vorherigen Tod des in Qatlanor residierenden Stellvertreter Gottes, wäre einem Frevel gleichgekommen.
Schließlich war die permanente Expansion keine Frage der augenblicklichen Opportunität. Sie erwuchs vielmehr aus dem einzigartigen Auftrag, den das Volk der Qriid vom Schöpfer des Universums erhalten hatte. Ein Auftrag, der für die Qriid einer Prüfung gleichkam. Was geschehen mochte, wenn die Qriid den hohen Maßstäben, die dabei zu Grunde gelegt wurden, nicht gerecht wurden, das mochten sich selbst die Theologen der Priesterkaste nicht wirklich auszumalen.
5
Gran-Teron schaltete den Hitzestrahler auf eine breit gefächerte Wirkung. Das Eis und der verfestigte Schnee tauten recht schnell weg. Darunter kam das massive Metall zum Vorschein, das so typisch für die Außenhaut eines Qriid-Schiffes gleich welcher Größe war.
Die wenigen Qriidia-Wochen, in denen die Verbindung zur Besatzung des Raumbootes abgebrochen war, hatten vollkommen ausgereicht um es vollständig zu begraben. Irgendwann wäre das Raumboot dann Meter für Meter hinab gesunken und vielleicht gar nicht mehr zu orten gewesen.
Nirat-Son bemerkte einige kanalartige Löcher im Eis, die kaum größer als die Innenfläche einer Qriid-Kralle waren.
Er richtete sein Ortungsgerät auf eines dieser Löcher und ließ sich die Daten auf dem Brillendisplay anzeigen.
„Da ist irgend etwas!“, stellte er fest. „Das müssen diese sich bewegenden Objekte sein, von denen der Pilot sprach!“
Bras–Kon wandte sich herum. „Spezifizieren!“
Nirat-Son konnte lediglich verfolgen, wie sich ein bewegendes, quasi lebendiges Objekt etwa zwei Meter unter der Oberfläche seine Bahn durch das Eis bohrte – und das mit einer Geschwindigkeit, die frappierend war.
„Ich messe starke elektrische Entladungen“, stellte Nirat-Son fest. „Sie erzeugen mit Hilfe von Elektrizität Hitze und schmelzen das Eis in ihrer unmittelbaren Umgebung!“
„Objekt nähert sich der Oberfläche!“, stellte einer der anderen Tanjaj fest.
Das fiel auch Nirat-Son auf.
Das Ding hatte plötzlich die Bewegungsrichtung radikal geändert und strebte nun an die Oberfläche.
Bras–Kon zog seinen Handlaser.
„Achtung! Bereit machen zur Verteidigung!“
Mit einem knarzenden Geräusch entstand plötzlich ein Loch im Eis. Etwas zischte. Funken sprühten. Ein augenloses, aber dafür mit zahllosen Extremitäten ausgestattetes Wesen von der Größe einer Qriid-Kralle sprang empor. Der eigentliche Körper war wie ein Ellipsoid geformt. Es gab mehrere Öffnungen mit Beißwerkzeugen. Ein optisches Orientierungsorgan war nicht zu erkennen, für eine Spezies, deren Angehörige sich die meiste Zeit über jedoch unter der Eisoberfläche in lichtlosen Räumen aufhielten, war das sicher kein Mangel.
Das Wesen landete auf einem Teil seiner sowohl zum Laufen als auch zum Greifen geeigneten Extremitäten.
An der größeren der zwei Mundöffnungen waren Beißwerkzeuge zu finden. Außerdem Antennen artige Fortsätze, zwischen denen immer wieder Funken sprühten.
Das Wesen sprang auf Bras–Kon zu.
Dieser reagierte sofort und feuerte seinen Hand-Traser ab.
Der blassgrüne Strahl erfasste das Wesen sofort.
Es taumelte zu Boden. Seine Oberfläche wirkte verkohlt, noch regte sich leicht. Sein Überlebenswille schien noch nicht СКАЧАТЬ