Название: Reilly und Sunfrost: Chronik der Sternenkrieger 8 Romane
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Жанр: Научная фантастика
isbn: 9783956179884
isbn:
Niemand konnte sicher sein, von ihnen nicht wegen tatsächlicher oder vermeintlicher Glaubensabweichung angeklagt zu werden.
Ein Klima der Angst hatte sich in den letzten Qriidia-Jahren innerhalb der Tanjaj-Flotte ausgebreitet. Niemand konnte sich vor einer Denunziation sicher sein.
Es war besser, seine Gedanken für sich zu behalten. Das hatte Nirat-Son schon früh verinnerlicht.
Vielleicht hing die gegenwärtige Ketzer-Hysterie auch damit zusammen, dass der amtierende Aarriid schon sehr alt war und man die Zeit absehen konnte, dass ein weiteres Mal die Geschichte des Heiligen Imperiums von einem Interregnum gezeichnet sein würde.
Einer Zeit des Innehaltens und Atemholens.
Die Priester ließen manchmal Jahrzehnte vergehen, ehe sie unter Millionen von Schlüpflingen denjenigen bestimmt hatten, der die Merkmale des göttlichen Stellvertreters in sich trug.
Immer dann, wenn der Heilige Krieg eine Unterbrechung erfuhr, wurde er von ein paar Weichlingen in Frage gestellt. Aber Nirat-Son gehörte nicht zu diesen Sympathisanten. Im Gegenteil. Er verachtete sie und ordnete sie den Reihen des Feindes des Imperiums zu. Sie waren fast so verabscheuungswürdig wie die geheimnisvolle Rasse von Säugetierabkömmlingen, auf die man vor etwa zwei Qriidia-Jahren gestoßen war, als man die ebenso abscheulichen achtbeinigen Wsssarrr vernichtete.
3
Die KLEINE KRALLE landete in der Nähe jener Positionsdaten, die man zuletzt von den Mitgliedern des ersten, verschwundenen Bodenteams auf Korashan V erhalten hatte.
Nirat-Son ließ sich die Umweltdaten auf seiner Konsole anzeigen. Es herrschte eine Temperatur von Minus dreißig Grad – und das wohlgemerkt am Äquator. In der Nacht würde das Thermometer auf Minus sechzig Grad und tiefer sinken. Je nachdem, wie die Wetterverhältnisse waren.
Heftige Winde peitschten über die endlosen Ebenen.
Es wurden derzeit Windgeschwindigkeiten von hundert Stundenkilometern angezeigt, was in diesen Breiten nichts Ungewöhnliches war.
Das Wettersystem von Korashan V zeichnete sich durch sehr stabile Verhältnisse aus. Alternierende Tief- und Hochdruckgebiete sorgten für einen Druckausgleich in der Atmosphäre und schaufelten gigantische Luftmassen von Norden nach Süden oder umgekehrt vom Äquator zu den Polen.
„Ortung?“, fragte Bras-Kon, der Tanjaj-Nom und damit Kommandant der KLEINEN KRALLE.
An Bord von Beibooten dieser Größenordnung hatte der Pilot die Ortung mit zu bedienen und daher meldete sich Steuermann Ruu-Di zu Wort.
„Die Position entspricht ziemlich der den letzten gemeldeten Koordinaten unserer Vorgängermission. Im Augenblick habe ich hier sogar ein Signal auf dem Schirm, das starke Ähnlichkeiten zu den Signaturen eines Raumbootes vom Typ ANSTRENGUNG DES GLAUBENS der Tanjaj-Flotte besitzt.“
„Genau lokalisieren!“, befahl Bras-Kon.
Pilot Ruu-Di nahm einige Schaltungen vor und führte eine Feinkalibrierung der Systeme durch. Die Ungeduld seines Vorgesetzten war ihm sehr wohl bewusst. Seine Nervosität wurde schon dadurch deutlich, dass er immer wieder seine Schnabelhälften gegeneinander verschob, sodass ein schabender Laut entstand.
Ruu-Di aktivierte ein Display, auf dem eine Positionsübersicht des Landeplatzes der KLEINEN KRALLE und ihrer Umgebung angezeigt wurde.
„Die Signatur wurde etwa 200 Ptlaxan von hier entfernt gemessen.“
Ein Ptlaxan entsprach der durchschnittlichen Körperlänge eines männlichen Qriid – also etwa 1,80 m. Das Ptlaxan bezeichnete man auch als das Maß Gottes, denn schließlich hatte Gott die Qriid nach seinem Ebenbild erschaffen und daher hatten auch die dabei verwendeten Maße eine besondere Bedeutung. Zumindest war es nach dem Verständnis der qriidischen Religion nicht denkbar, dass diese Maße nur Produkte evolutionären Zufalls waren. Hinter allem was geschah, stand ein übergeordneter Plan Gottes. Und für den Gläubigen ging es darum, diesen Plan zu erkennen und zur Etablierung der Göttlichen Ordnung im Universum beizutragen.
Einer Ordnung unter Führung des auserwählten Volkes, der Qriid.
„Hinweise auf Lebenszeichen?“, fragte Bras-Kon.
Ruu-Di wog den Kopf zur Seite. „Negativ, Kommandant. Zumindest gibt es keinerlei Lebenszeichen qriidischer Herkunft.“
„Was soll das heißen?“, hakte Bras–Kon nach.
„Das bedeutet konkret, ich kann hier zwar mehrere Temperaturfelder orten, die sich bewegen und deren Niveau erheblich über dem der Umgebung liegt. Eigentlich ein deutlicher Hinweis auf Leben – aber es kann sich auf keinen Fall um Qriid handeln.“
„Sind es vielleicht diese primitiven Säugetierabkömmlinge?“
„Ebenfalls negativ. Es handelt sich um Organismen, deren Größe nur etwa ein Achtel Ptlaxan entspricht.“
„Wir werden uns den Ursprung dieser Signatur genauer ansehen“, erklärte Bras–Kon entschlossen. „Thermoanzüge, Antigrav-Pak und Hand-Traser anlegen! Pilot Ruu-Di, du bleibst an Bord. Eine Vierergruppe untersteht dem Tanjaj Re-Lim und sieht sich in der Umgebung um. Die anderen folgen mir zum Ursprung der Signatur. Ich hoffe, dass wir aufklären können, was mit unseren Tanjaj-Brüdern geschehen ist.“
Ein krächzender Bestätigungslaut ertönte unisono aus fast zwei Dutzend Schnäbeln.
„Außerdem geht der Befehl, das Proben aus dem Eis genommen werden. Beachtet dabei, dass diese Proben aus unterschiedlichen Höhen stammen müssen, um ein aussagekräftiges Bild zu geben.“
„Welche Befehle gelten für den Fall, dass wir auf die Säugetierabkömmlinge stoßen?“, fragte Nirat-Son.
„Wir werden prüfen müssen, ob sie sich möglicherweise als Arbeiter in Industriekomplexen für einfache Tätigkeiten anlernen lassen. Kontaktaufnahme – ja! Aber immer unter der Prämisse, dass die Heiden anerkennen müssen, wer die neuen Herren dieses Planeten sind. Andernfalls muss vom Traser Gebrauch gemacht und dem Wort Gottes der nötige Respekt verschafft werden.“
4
Nirat-Son wurde der Hauptgruppe um Bras-Kon zugeteilt, die das havarierte Raumboot untersuchen sollte.
Die Qriid trugen Thermoanzüge, die lediglich den kälteunempfindlichen Schnabel und die Augen freiließen. Mit Hilfe von Antigravpaks, die auf den Rücke geschnallt wurden, konnten sie sich schwebend bewegen.
Und mit den Hand-Trasern würden sie sich gegen eventuelle Überfälle der säugetierähnlichen Heiden zur Wehr zu setzen wissen.
Die zweite Gruppe unter dem Befehl von Re-Lim entfernte sich in nordwestliche Richtung. Bald war sie nur auf den Anzeigen der Ortungssysteme erkennbar und verlor sich in der grell weißen Ebene.
Die Qriid trugen Schutzbrillen, um sich vor Schneeblindheit zu schützen. Die helle Oberfläche СКАЧАТЬ