Reilly und Sunfrost: Chronik der Sternenkrieger 8 Romane. Alfred Bekker
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Название: Reilly und Sunfrost: Chronik der Sternenkrieger 8 Romane

Автор: Alfred Bekker

Издательство: Автор

Жанр: Научная фантастика

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isbn: 9783956179884

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СКАЧАТЬ ungemütliche Lebensbedingungen auf, besitzen aber bedeutende Vorkommen an Rohstoffen, die für unsere Industrie notwendig sind“, erläuterte Tan-Balo. „Eine planetare Angleichung an die Qriidia-Norm könnte sich in dem einen oder anderen Fall durchaus lohnen.“

      „Dann plant das Oberkommando des Tanjaj-Mar einen Ausbau des Korashan-System als industrielle Basis?“, erkundigte sich der Erste Offizier. Sein Name war Dom-Tabun. Seine Uniform war voll von Orden- und Ehrenzeichen, die ihn als einen Tanjaj – Glaubenskrieger - auswiesen, der sich mit ganze Kraft dem Kampf gegen die Ungläubigen gewidmet hatte. Der Umstand, dass ein Auge und ein Bein durch Prothesen ersetzt worden waren, sprach in diesem Zusammenhang für sich. Dabei waren sowohl die Augen- als auch die Beinprothese so beschaffen, dass man ihren künstlichen Ursprung sofort erkennen konnte. Man hatte sich in keiner Weise bemüht, den natürlichen Zustand nachzubilden, sondern es war volle Absicht, für jeden Betrachter gleich erkennbar werden zu lassen, welch großes Opfer dieser Glaubenskrieger für den permanenten Krieg des Heiligen Imperiums und die Errichtung der Göttlichen Ordnung gebracht hatte. Zusammen mit den Orden an seiner Brust ergab dies für junge Tanjaj-Rekruten wie Nirat-Son ein fast schon einschüchterndes Bild.

      Nirat-Son hatte immer ein leichtes Schaudern bei diesem Anblick erfasst und er hatte sich gefragt, ob er zu denselben Heldentaten und dem hohen Grad an Selbstaufopferung fähig wäre wie Tan-Balo. Der Schmerz öffnet den Weg zum Glauben - dieses Axiom aus der qriidischen Weisheit des beinahe schon mythischen Ersten Aarriid, der vor vielen Zeitaltern auf dem Thron in Qatlanor als Stellvertreter Gottes residiert hatte, fiel Nirat-Son jetzt ein. Als Tanjaj war er nicht nur intensiv in Kampftechniken und Raumtechnik unterwiesen worden, sondern auch in der Glaubenslehre der qriidischen Religion.

      „Deine Vermutung ist vollkommen richtig“, bestätigte Tan-Balo. „Und darum spielt auch Korashan V eine so wichtige Rolle. Alle anderen Korashan-Welten sind extrem wasserarm. Aber Sie wissen selbst, dass die Anlage von Industriekomplexen ohne das Vorhandensein von ausreichend Wasser so gut wie unmöglich ist. Darum möchte ich, dass Tanjaj-Nom Bras-Kon sich mit einem Beiboot auf die Oberfläche begibt, zum dort die Lage zu erkunden.“

      Ein Tanjaj-Nom war ein niederer Offiziersrang innerhalb der sich selbst als gleichermaßen elitäre wie verschworene Gemeinschaft betrachtende Kaste der Gotteskrieger.

      „Es wird mir eine Ehre sein!“, meldete Bras-Kon und seine Haltung straffte sich dabei.

      „Du weißt, dass eure Expedition nicht die erste ist, die Korashan V anfliegt, und dass das letzte dort abgesetzte Außenteam unter mysteriösen Umständen verschwand. Zumindest brach der Kontakt ab und es wird unter anderem eure Aufgabe sein, nach dem Verbleib dieses Teams zu suchen. Letzte Meldungen besagten, dass unsere Glaubensbrüder auf Vertreter jener heidnischen und schnabellosen Spezies von Säugetierabkömmlingen trafen, von denen unsere Kundschafter vermuten, dass sie jenseits der unbekannten Zone ein großes Sternenreich besitzen.“

      Tan-Balo ballte seine beiden Krallen bewehrten Klauen zu den Qriid-Äquivalenten von Fäusten. „Irgendwann werden wir diesen schnabellosen Heiden begegnen und gezwungen sein, sie im Kampf niederzuringen, damit sie sich der Göttlichen Ordnung unterwerfen können. Und dazu brauchen wir hier im Korashan-System eine starke Basis…“ Tan-Balo ließ den Blick schweifen, was für einen Qriid nur eine minimale Kopfdrehung bedeutete. Schließlich besaßen die Vogelartigen Glaubenskrieger eine Rundumsicht von fast 270 Grad. Kommandant Tan-Balo fixierte schließlich Rekrut Nirat-Son auf eine Weise, die dieser als äußerst unangenehm empfand. „Zeige mehr Eifer, Nirat-Son! Ich habe in letzter Zeit den Eindruck, dass es Dinge in deinen Gedanken gibt, die dich von deiner wahren Bestimmung ablenken. Was auch immer das sein mag, verbanne es aus deinem Bewusstsein.“

      „Ja, Kommandant!“, gab Nirat-Son zurück, der sehr wohl wusste, dass es keinen Sinn hatte, irgendeinen Widerspruch zu äußern. Das hatte er während seiner Ausbildung zum Tanjaj vollkommen verinnerlicht. Der Gehorsam gegenüber den Vorgesetzten bildete die Grundlage der Kampfkraft, so hatte man es ihnen beigebracht. Kein Sieg für den Glauben ohne Disziplin. Mochte Nirat-Son als Tanjaj auch einem einfachen Industriearbeiter an gesellschaftlichem Ansehen haushoch überlegen sein, so hatte er sich und sein Leben doch vollkommen unterzuordnen. Aber Nirat-Son sah das als Selbstverständlichkeit an. Wie sonst hätte das Heilige Imperium seine permanente Expansion nun schon so lange fortsetzen können?

      Die Gedanken, die dich von deiner Aufgabe ablenken – du kennst sie genau, dachte Nirat-Son. Und du weißt auch, dass sie sich nicht so einfach verbannen lassen. Weder durch Meditationstechniken, noch durch eine rituelle Reinigung, wie sie dir dein Vorgesetzter mit Sicherheit gleich vorschlagen wird!

      „Du solltest unsere Bordpriester aufsuchen“, sagte Tan-Balo nun tatsächlich und in einem sehr viel versöhnlicheren Tonfall.

      Er galt als ein Kommandant, der sehr um das spirituelle Wohl seiner Tanjaj besorgt war.

      „Jawohl“, sagte Nirat-Son und senkte den Kopf nun so tief, dass der nach unten gebogene Schnabel beinahe die Uniformbrust berührte.

      „Manchmal kann es in deinem Alter vorkommen, dass man glaubt, die Reinigungsrituale ungestraft gering schätzen zu können. Mir ist es nicht anders gegangen.“

      „Ich danke dir für dein Verständnis, Kommandant. Aber ich habe mir in dieser Hinsicht nichts vorzuwerfen.“

      Jeder Tanjaj hatte in einem Tempel Reinigungs- und Läuterungsrituale zu vollführen, bevor es ihm gestattet war, an Bord seines Schiffs zu kommen. Das war fester Bestandteil des Tanjaj-Lebens. Den Glaubenskriegern wurde von Anfang an eingeimpft, wie wichtig nicht nur die Pflege der Waffen, sondern auch wie unerlässlich die Pflege des Glaubens und die Reinheit der eigenen Seele waren.

      Beides stand nach den Lehren der qriidischen Überlieferung, auf die sich die Tanjaj beriefen, gleichrangig nebeneinander. Das eine war ohne das andere nicht denkbar. Was nützte ein gut bewaffneter Glaubenskrieger, der seine Feinde mit Leichtigkeit besiegen könnte, wenn sein Geist und sein Glaube schwach waren und dafür sorgten, dass er den Mut verlor, den der Kampf für die Sache der göttlichen Ordnung nun einmal verlangte?

      „Geh zum Bordpriester, bevor du das Beiboot betrittst, das dich nach Korashan V bringen wird!“, verlangte Tan-Balo noch einmal. „Sonst wirst du Unglück über die Mission bringen.“

      „Ich werde tun, was du verlangst, mein Kommandant“, versprach Nirat-Son.

      1

      Fünf Qriidia-Stunden später hatte die KRALLE DER GLÄUBIGEN soweit abgebremst, dass sie ihr Beiboot ausschleusen konnte. Dabei war es nicht Tan-Balos Absicht, in ein Orbit einzuschwenken. Stattdessen ließ er die KRALLE DER GLÄUBIGEN auf einem Tangential-Kurs an Korashan V vorbei schnellen. Das Qriid-Schiff hatte zwar seit seinem Austritt aus dem Zwischenraum mit vierzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit bereits auf die Hälfte dieses Wertes abgebremst, wäre aber noch immer viel zu schnell gewesen, um in eine stabile Umlaufbahn einschwenken zu können. Stattdessen sollte das Mutterschiff möglichst viele Daten über die anderen Planeten des Systems zusammentragen und auf zwei von ihnen weitere Beiboote absetzen.

      Die KLEINE KRALLE, wie das Beiboot unter dem Kommando von Tanjaj-Nom Bras-Kon hieß, wurde bei 0,2 LG ausgesetzt und anschließend von der Gravitation des Eisplaneten eingefangen.

      Nirat-Son hatte einen der letzten von einem Dutzend Plätzen innerhalb der Passagierkabine eingenommen. Er blickte durch das Sichtfenster an seiner rechten Seite. Das Licht der Sonne Korashan wurde durch die weiße, schneebedeckte Oberfläche des Planeten stark reflektiert, sodass man ständig das Gefühl hatte, dass von dieser Welt ein eigentümliches Leuchten ausging.

      Denk СКАЧАТЬ