Название: Menschliches Maß und Königliche Kunst
Автор: Jens Oberheide
Издательство: Автор
Жанр: Изобразительное искусство, фотография
isbn: 9783962851613
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Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791), Mitglied der Wiener Loge «Zur Wohltätigkeit», war häufig Gast in der «wahren Eintracht» und wurde dort auch durch Ignaz von Born zum freimaurerischen Gesellen befördert. Zu den Mitgliedern der Loge «Zur wahren Eintracht» zählte neben vielen Wiener Persönlichkeiten auch Joseph Haydn (1732–1809).
Zauner, Schöpfer des Wiener Kaiser-Joseph-Denkmals und des Grabmals für Leopold II. in der Augustinerkirche, hat übrigens später auch ein Denkmal für Ignaz von Born gestaltet und am Sockel freimaurerische Symbolik untergebracht.
Schadow hatte die freimaurerisch inspirierte Ausrichtung des Salons von Henriette Herz in bester und frischer Erinnerung. Er hatte sich möglicherweise auch in Gesprächen mit Marcus Herz über Ideale des Bundes ausgetauscht. Nun war Franz Anton von Zauner ein weiterer Stichwortgeber. Vier Wochen lang weilte Schadow in der Donaumetropole. In dieser Zeit traf er sich immer wieder mit Zauner, und zwischen den beiden entwickelte sich eine herzliche Freundschaft.
«Mit dem Bildhauer Franz Zauner verbündet er sich innig, so dass sie lange nach Schadows Abreise noch einen fruchtbaren Gedankenaustausch führen. Dieses Bündnis hat tiefreichende menschliche und künstlerische Wurzeln.» (Joachim Lindner: «Wo die Götter wohnen», Berlin, 2008)
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Italienische Impressionen
Es war «die heftigste Erschütterung, welche aus Bewunderung für die Schönheiten der Kunst in ihm erregt wurde …»
Johann Gottfried Schadow
Zwischenstation auf dem Weg nach Rom war Florenz. Schadow begab sich begeistert auf die Spuren der «alten Meister», wie die der Renaissance, die immer wieder die Proportionierung nach den Maßverhältnissen des menschlichen Körpers gesucht haben. «Als er nach Florenz kam», schrieb er in seinen Erinnerungen, «und die kolossalen Arbeiten des Michelangelo und Giovan di Bologna auf offenem Platze sah, liefs ihm eiskalt über den Rücken». Er verfolgte die künstlerischen Gedanken von Johann Joachim Winckelmann, der die «edle und stille Größe» als Schönheitsideal des «archäologischen Klassizismus» aufgefasst hatte (1755). Er durchstreifte die Kirchen und Paläste, besuchte die Gemäldegalerien und fühlte sich nahezu heimisch in den Uffizien. Das war seine Welt. Kunst zu sehen, zu erleben, in sich aufzunehmen und sich anregen zu lassen. Es war «die heftigste Erschütterung, welche aus Bewunderung für die Schönheiten der Kunst in ihm erregt wurde» (Schadow). Schadow war ständig mit dem Skizzenbuch unterwegs, hielt fest, was die alten Meister geschaffen hatten und interpretierte sie. Marianne war seine geduldige Begleiterin.
Römische Inspirationen: Michelangelos «Die Erschaffung des Adam» (Detail)
Im Juli 1785 trafen sie in Rom ein, und die «Ewige Stadt» faszinierte ihn über alle Maßen. Mit dem Empfehlungsbrief von Zauner aus Wien wurden die Reisenden herzlich durch Alexander Trippel (1744–1793) empfangen. Trippel, ein Schweizer Bildhauer, wohnte und arbeitete seit 1778 in Rom, wo er mit seiner Bildhauerwerkstatt großes Ansehen genoss. Bekannt wurde Trippel vor allem durch zwei von ihm geschaffene Marmorbüsten Goethes.
Trippel, dem sich die Unverheirateten anvertrauten, nutzte seine Verbindungen zur Kirche, um das Ersehnte – eine legitimierte Hochzeit – wahr werden zu lassen. Trippel knüpfte klerikale Fäden. Da Mischehen natürlich auch in Rom nicht erlaubt waren, musste Schadow zum Katholizismus konvertieren. Über Trippels Netzwerke war das ein kurzer formeller Akt. Damit stand der Hochzeit nichts mehr im Wege, und so konnte am 24. August 1785 die Ehe geschlossen werden. Da war Schadow gerade 21 Jahre alt (aber damit «volljährig»).
Alexander Trippel, nach einer Zeichnung von Joh. Friedr. Clemens, 1775
Auf die Gelegenheit, den «zweckgebundenen» Übertritt zum Katholizismus zurückzunehmen und wieder zum Protestantismus zurückzukehren, hoffte er nach der Rückkehr in die Heimat.
Die Schadows wohnten in Rom in der Nähe der Spanischen Treppe, in der Via Babuino, wo am 10. Juli 1786 ihr erster Sohn geboren wurde, getauft auf den Namen Carolus Zenon Ridolfus, genannt Ridolfo (Rudolf).
Schadow zeichnete während seines Romaufenthaltes unentwegt, auch seine Familie, seine schwangere Frau beispielsweise und nach der glücklichen Geburt auch seinen kleinen Sohn.
Schadow arbeitete auch plastisch. Er beteiligte sich sogar an einem Wettbewerb und gewann mit der Skulptur «Perseus befreit Andromeda» den zweiten Preis. Schadow: «… das ganze Schauspiel, wozu sich fast alle Einwohner Roms, Vornehme und Geringe, versammelt haben, ist mit viel Pomp begleitet …» Viele «Günstlinge» seien wohl unter den Preisträgern gewesen, umso «schmeichelhafter» war es für Schadow, «dass ihm die Akademie den Preis zuerkannte, da er ihn ohne alle vornehme Beschützer einzig und allein seinem Talente zu verdanken hatte».
Zum ersten Mal wurde ein Preuße von der Römischen Akademie mit dem begehrten Balestrapreis ausgezeichnet. Das sorgte für Furore.
Schadow schloss Bekanntschaft mit Antonio Canova (1757–1822), dem Hauptvertreter des italienischen Klassizismus. «Am engsten verband Canova und Schadow die übereinstimmende Auffassung von der Kunst. Beide fühlten sich der Antike verpflichtet, aber sie waren sich darin einig, dass die Harmonie und Schönheit der Alten nicht durch bloße Nachahmung zu erreichen sei, dabei leide die Lebensfrische und Natürlichkeit.» (Joachim Lindner: «Wo die Götter wohnen», Berlin 2008)
Antonio Canova, Selbstbildnis, 1792
So arbeitete Schadow in Rom weiter an der menschlichen Vertiefung des Abbildlichen. Einige seiner «römischen Blätter» zeugen davon.
Es gab viel Beifall, aber es gab auch ganz persönliche Kritik. Die durfte sich einer seiner engsten Freunde erlauben: Karl August Böttiger (1760–1835): Der bemängelte in einem Brief beispielsweise Schadows «Künstlerstolz», der ihm in Rom «viel Achtung», aber «wenig Liebe» einbrächte.
Kritik von Böttiger konnte Schadow selbstkritisch ertragen, manchmal fühlte er sich aber auch herausgefordert, wenn Böttiger Schadows Kunstwerke analysierte (es gibt eine ganze Reihe überlieferter Kritiken und gegenseitiger Argumente). Andererseits waren die beiden so gut befreundet, dass Schadow so ganz nebenbei auch intime Details aus seiner täglichen Arbeit ausplaudern mochte. Kleine Randnotiz für Böttiger: Da saß ihm beispielsweise ein Prominenter Modell. Dieser
«… machte sich jung, frisé, poudré, cacadou … Alle seine Gesichtsbewegungen Grimasse …» Und das ihm, Schadow, der doch stets um die Darstellung des rein Menschlichen und Ungeschminkten bemüht war.
Karl August Böttiger, Gemälde von Joh. F. August Tischbein, 1795
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