Seewölfe Paket 28. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 28

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954399963

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СКАЧАТЬ antwortete nicht sofort. Minutenlang konnte er sie nur staunend ansehen. Ihr Englisch war nahezu akzentfrei. Sie mußte aus einer guten Familie stammen und den Luxus genossen haben, nicht nur Lesen und Schreiben, sondern auch noch fremde Sprachen zu lernen. Nichts Ungewöhnliches in Adelskreisen und in reichen Kaufmannsfamilien.

      Wie aber gelangte eine solche junge Frau in den Schlupfwinkel eines türkischen Küstenhaies? Hasard zwang sich, die Frage, die ihm auf der Zunge lag, nicht zu stellen.

      Noch nicht.

      „Keine besonderen Wünsche“, sagte er und wich ihrem Blick dabei nicht aus. „Ich habe andere Gedanken als an Essen und Trinken.“

      „Das verstehe ich sehr gut“, erwiderte Günel und senkte für einen Moment den Kopf.

      Sie hob den Kopf wieder, und der Seewolf glaubte einen Hauch von Tränen in diesen großen dunklen Augen zu erkennen. Etwas wie das Feuer der Erkenntnis traf sein Innerstes. Er spürte es mit allen Fasern seiner Sinne. Denn er konnte es in ihren Augen lesen.

      Sie hatte auf ihn gewartet.

      Sie hatte auf ihn gewartet, obwohl sie bis zu dieser Minute nichts von seiner Existenz geahnt hatte. Aber nun erkannte sie ihn als den Mann, der ihrem Traumbild entsprach. Hasard hatte solche Blicke schon früher erlebt. Er wußte, welche Konsequenzen daraus erwuchsen. Nach allem, was in seinem Leben geschehen war, wollte er niemals wieder eine Frau an sich binden, geschweige denn, sie auf etwas hoffen zu lassen.

      „Verstehen deine Gefährtinnen meine Sprache?“ fragte er.

      „Nein, Mister Killigrew.“

      „Ich heiße Hasard.“

      Sie lächelte. In ihre Augen trat ein anderer Ausdruck, der etwas von einer gelösten Heiterkeit spiegelte.

      „Ich freue mich. Aber ich darf dich nicht beim Vornamen nennen – solange andere in der Nähe sind. Verstehst du, Mister Killigrew?“ Sie lachte jetzt, denn das, immerhin, konnten ihre Gefährtinnen nicht sehen.

      Abermals mußte sich der Seewolf anstrengen, sein Erstaunen nicht zu zeigen. Günel, diese gebildete junge Frau, offenbarte ihm ohne Umschweife, daß sie Heimlichkeiten gegenüber anderen im Schlupfwinkel hatte. Das konnte nur eins bedeuten: Sie war gegen ihren Willen hier. Aber sie hatte sich in ihr Schicksal ergeben.

      „Ich verstehe“, sagte er und räusperte sich. „Darf ich einen anderen Wunsch äußern?“

      „Natürlich.“

      „Werde ich meine Fesseln los?“

      „Aber natürlich. Deshalb sind wir hier.“ Günel trat zur Seite und gab ihren Begleiterinnen einen Wink.

      Hasard trug nur noch die Handfesseln.

      Die Frauen befreiten ihn davon. Sie brauchten kein Messer. Mit geschickten Fingern lösten sie die Knoten der straffsitzenden Lederschnüre. Anschließend massierten sie ihm die Handgelenke, und das Stechen und Kribbeln der wieder einsetzenden Blutzirkulation ließ rasch nach.

      „Es wundert mich, daß ihr so furchtlos seid“, sagte der Seewolf. „Ich nehme an, ihr tragt keine Waffen bei euch. Ich könnte euch überwältigen und hätte danach auch mit dem Wachtposten leichtes Spiel.“

      Die Frauen beendeten die Massage und traten zurück.

      „Du irrst, Mister Killigrew“, entgegnete Günel lächelnd. Sie griff unter ihr Seidengewand. Durch die rasche Bewegung verursachte der kostbare Stoff ein Funkeln. Und aus diesem Funkeln löste sich das Blitzen einer Klinge. Es war ein schlanker Krummdolch, den die junge Frau in der Hand hielt.

      Die drei anderen folgten ihrem Beispiel.

      Der Seewolf verzog beeindruckt das Gesicht.

      „Ihr seht so aus, als ob ihr mit diesen gefährlichen Dingern auch umgehen könnt. Würdet ihr es wirklich tun?“

      „Wir müßten es tun“, erwiderte Günel und verstaute das Messer wieder unter dem Gewand. „Üzürgül hat uns angewiesen, uns notfalls zur Wehr zu setzen. Wir dürfen dich aber nicht töten, Mister Killigrew. Wir würden …“ Sie zögerte.

      „Ich weiß“, sagte er mit einem Nicken. „Ihr würdet mit euren Klingen so verteufelt schnell sein, daß ich kampfunfähig wäre, bevor ich richtig zur Besinnung gelangte. Und dann wäre auch schon der Posten zur Stelle.“

      Günel biß sich auf die Unterlippe und bewegte ernsthaft den Kopf auf und ab. Sie wandte sich zu ihren Gefährtinnen um.

      „Er ist ein vernünftiger Mann“, sagte sie auf türkisch. „Ein richtiger Gentleman, wie die Engländer das nennen. Er weiß, daß es keinen Sinn hat, uns in eine unverantwortliche Lage zu bringen.“

      Die drei Frauen lächelten. Sie konnten ihren Stolz dabei nicht verbergen.

      „Danke für das Kompliment“, sagte Hasard, an Günel gewandt. „Aber auch Gentlemen vergessen manchmal ihre guten Manieren.“

      Günel sah ihn verdutzt an.

      „Du beherrschst unsere Sprache, Mister Killigrew?“

      „Es reicht, um mich zu verständigen“, antwortete er auf türkisch.

      Die drei anderen Frauen waren nun ebenfalls überrascht. Der Ausdruck des Respekts wurde in ihren Gesichtern abermals deutlich. Es mußte an der Erkenntnis liegen, daß sie vor diesem hochgewachsenen Engländer nichts, aber auch gar nichts verheimlichen konnten.

      Günel schüttelte energisch den Kopf.

      „Du bist nicht der Mann, der seine Überlegenheit gegenüber Frauen ausnutzt. Wenn du einen Fluchtversuch unternimmst, würdest du es dann tun, wenn wir nicht in Reichweite sind.“ Sie übersetzte es für ihre Gefährtinnen. „Habe ich recht?“

      „Du hast die Begabung, einen Mann bis auf die Knochen zu durchschauen“, entgegnete er lächelnd.

      „Wollen wir uns gegenseitig mit Komplimenten überhäufen?“ Sie übersetzte erneut, und die drei anderen kicherten und tuschelten.

      „Nein“, sagte Hasard. Er wurde ernst. „Es läßt einen nur die wirkliche Situation ein wenig vergessen. Dir brauche ich es nicht zu erklären, nicht wahr, Günel?“

      Ihr Blick verschleierte sich.

      „Ich möchte mit dir reden“, hauchte sie. „Allein mit dir reden! Verstehst du? Niemals in meinem Leben habe ich mir etwas so sehr gewünscht wie dies.“

      „Und wird es in Erfüllung gehen?“

      „Ja. Ich bin für deine Betreuung verantwortlich. Die drei anderen sind meine Helferinnen. Irgendwann, sehr bald, werde ich mit dir allein sein.“ Sie erschrak ein wenig. „Du liebe Güte, bilde dir nur nichts Falsches ein! Manchmal klingt das, was man sagt, anders als das, was man meint.“

      Hasard nickte, erwiderte ihren tiefen Blick und gab ihr damit zu verstehen, daß sie nichts zu erklären brauche.

      Ihren Helferinnen erklärte Günel, daß sie mit dem Gefangenen Einzelheiten des weiteren Tagesablaufs besprochen СКАЧАТЬ