Seewölfe Paket 9. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 9

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394982

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СКАЧАТЬ sich auf. Sie strich sich die nassen hellbraunen Haare aus dem Gesicht und fuhr sich mit beiden Händen über die Stirn und die Wangen. Ein paar Male atmete sie tief durch, dann setzte sie ihren Weg fort. Irgendwie gelang es ihr, neuen Mut zu fassen. Der Wille zu leben, der Selbsterhaltungstrieb waren stärker als die Ängste vor all dem, was sie sich in ihrer Phantasie ausmalte und was ihr noch zustoßen konnte.

      In welche Richtung sie sich bewegte, wußte sie inzwischen nicht mehr. Sie hatte die Orientierung verloren. Und auch jeglichen Zeitbegriff – sie wußte nicht mehr, ob Mitternacht schon vorbei war oder erst noch kommen mußte.

      So stolperte und tastete sie sich voran und hoffte, bald eine Anhöhe zu finden, auf der es eine Höhle oder eine andere Art von Unterschlupf gab.

      Als das Dickicht plötzlich aufbrach und den Blick auf eine Wasserfläche freigab, blieb Florinda überrascht stehen. Zunächst nahm sie an, sie wäre im Kreis gelaufen und hätte nun wieder den Strand erreicht, auf dem sie nach ihrer Flucht vom Schiff gelandet war. Dann aber stellte sie fest, daß es hier keine Brandung gab. Das Wasser war ruhig wie das eines Sees.

      War dies wirklich ein See im Inneren der Insel? Sie kniff die Augen zusammen und versuchte, mehr zu erkennen. Waren dort nicht die Umrisse von Booten?

      Ja, drei große Boote lagen auf dem Sandstrand, aber sie schienen, wie Florinda jetzt feststellte, nicht zur „Gran Duque de Almeria“ zu gehören. Die Galeone hatte keine Boote mit Masten, soviel hatte sie bei aller Unkenntnis doch behalten.

      Wem mochten diese Einmaster gehören? Den Bewohnern der Insel? Existierten sie wirklich? Was für Menschen waren sie? Friedfertige Eingeborene?

      Florinda hatte die verschiedensten Überlegungen über das Aussehen, die Sprache und das Benehmen dieser vorerst noch fiktiven Eingeborenen angestellt, aber eine konkrete Vorstellung nahm in ihrem Geist keine Gestalt an. Nur in einem Punkt war sie sicher: daß es nämlich für ein halbnacktes Mädchen wie sie auf keinen Fall ratsam war, sich diesen Menschen arglos zu nähern.

      Bei den drei Einmastern schien sich jedoch niemand aufzuhalten, verlassen lagen sie da. So faßte Florinda den mutigen Entschluß, sich die Boote aus der Nähe zu betrachten. Zwei Erwägungen brachten sie zu dieser Entscheidung. Erstens konnten sich in den Wasserfahrzeugen Waffen befinden, von denen sie gut die eine oder andere gebrauchen konnte, um sich gegen Tiere oder Wilde zu verteidigen. Zweitens kündigte ihr Magen durch intensives Knurren Hunger an, und sie wollte nachsehen, ob es unter den Duchten der Einmaster versteckt vielleicht etwas Eßbares gab. Früchte zum Beispiel.

      Sie bereute jetzt doch, im Kabelgatt der „Gran Duque“ nicht die letzte Apfelsine gegessen zu haben, die ihr verblieben war. Aber wer hatte ahnen können, was kam?

      Florinda raffte all ihren Mut zusammen und verließ das Dickicht. Sie pirschte auf die zwei Schaluppen und die eine Pinasse zu, blieb nur einmal kurz stehen und lauschte, als der Ruf eines Nachtvogels erklang. Nichts Übles ahnend, schlich sie dann weiter, langte an der Bordwand des ersten Einmasters an und betrachtete ziemlich verwundert die Drehbasse, die in dessen Bug auf einer Gabellafette montiert war.

      Hatten Eingeborene solche Geschütze?

      Zu spät bemerkte sie die Bewegungen hinter ihrem Rücken. Sie wurde erst richtig stutzig, als sich zwischen den Duchten der Schaluppe, die sie gerade genauer in Augenschein nehmen wollte, etwas regte. Da richtete sich eine menschliche Gestalt auf, da breiteten sich Arme aus, und Hände, gierigen Klauen gleich, streckten sich vor, um nach ihr zu greifen.

      Sie öffnete den Mund, brachte aber nur einen erstickten Laut hervor. Taumelnd ließ sie von der Bordwand der einmastigen Schaluppe ab und wich zurück.

      Dann aber vernahm sie Laute hinter sich. Sie fuhr herum und sah die Gestalten, die aus allen Richtungen vom Dickicht her über den Strande marschierten. Einer dieser Kerle fiel ihr besonders durch seinen wilden schwarzen Bart, das dunkle Kopftuch, das er trug, und seine stiernakkige, wuchtige Statur auf. Dieser Mann war es auch, der jetzt als erster sprach.

      „Seht ihr, es hat geklappt. Wie schnell wir das Weibsstück doch erwischt haben, nicht wahr? Wir haben uns nicht einmal sonderlich große Mühe geben zu brauchen.“

      „Ja“, entgegnete ein anderer. „Sie ist uns glatt in die Falle gelaufen. Das war eine gute Idee von dir, Jefe, sich gleich hier am Rand der Bucht zu verstecken.“

      Diese Männer sprachen spanisch! Wer waren sie? Florinda dachte überhaupt nicht darüber nach, sie richtete in ihrer spontanen Reaktion nur einen einzigen Appell an die Unbekannten.

      „Bitte, tut mir nichts an! Ich höre doch, ihr seid Landsleute. Laßt mich erzählen, was mir zugestoßen ist. Ich bin sicher, ihr werdet mir dann helfen!“

      Sie war drauf und dran, sich eine Geschichte auszudenken, die das Mitgefühl erregte, einen Bericht beispielsweise, in dem sie sich als Schiffbrüchige schilderte und mit keinem Wort erwähnte, daß sie als blinder Passagier an Bord der „Gran Duque de Almeria“ gereist war – aber da richtete der Schwarzbärtige auch schon seine rauhe, unangenehme Stimme direkt an sie.

      „Helfen? Ja, helfen werden wir dir, Mädchen, aber merk dir das eine: wir sind keine barmherzigen Samariter. Bei uns sieht die Nächstenliebe und freundschaftliche Unterstützung etwas anders aus als bei weichherzigen Christennaturen, besonders, wenn’s um ein herzhaftes Stück Weiberfleisch wie dich geht.“

      Die anderen lachten begeistert und amüsiert.

      Florinda wußte jetzt, daß sie vom Regen in die Traufe geraten war. Sie drehte sich rasch um, um an der Schaluppe vorbei ins Wasser zu laufen. Sie wollte den See oder die Bucht oder die Lagune – was immer es war – schwimmend überqueren, um die zerlumpten, wilden Kerle abzuhängen. Aber da sprang der, der sich vorher unter den Duchten versteckt hatte, auch schon auf, jumpte über das Dollbord und stürzte sich auf sie.

      Er packte ihre Schultern und riß sie hart am Rand des Wassers mit sich zu Boden. Sie biß und kratzte, aber es nutzte ihr nichts, er hatte sie hart im Griff und lachte nur über ihre verzweifelten Verteidigungsversuche.

      „Das genügt, El Grullo“, sagte der Schwarzbart. „Stell sie jetzt wieder auf die Beine.“

      El Grullo richtete sich wieder auf und zerrte Florinda mit sich hoch. Er betrachtete sie mit unverhohlener Begierde von oben bis unten und sagte heiser: „Laß mich ihr die paar Fetzen herunterreißen, die sie auf dem Leib trägt, Jefe. Ich will mir anschauen, wie sie gebaut ist.“

      Der Mann mit dem schwarzen Bart und dem dunklen Tuch um den Kopf trat dicht vor sie beide hin. „Nein, das sparen wir uns für später auf, Amigo. Vergiß nicht, was wir uns in den Kopf gesetzt haben. Wir wollen die Galeone in die Bucht locken, und wenn wir nicht gleich damit anfangen, läuft sie uns noch davon. Das Mädchen hier läuft uns aber nicht mehr davon.“

      „Darauf achten wir schon!“ rief El Grullo. „Du hast recht, Barbante, das Schiff ist jetzt wichtiger als jeder Spaß, den wir uns mit dem Weibsbild machen können.“

      „Außerdem werdet ihr sie zunächst mir überlassen“, erklärte Barbante in einem Tonfall, als sei das Mädchen sein Eigentum. „Ich als euer Anführer habe das Recht, sie als erster in meine Hütte zu holen. Danach habt ihr immer noch genug Zeit, euch mit ihr zu vergnügen.“

      Florinda Martinez Barrero wand sich unter dem Griff des bärenstarken El Grullo. Ihr Blick huschte über die Gestalten der Kerle, die alle näherrückten und sie grinsend betrachteten.

      „Barbante“, sagte sie. „Töte mich. Du wirst es nie schaffen, das mit СКАЧАТЬ