Seewölfe Paket 9. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 9

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394982

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      Erst jetzt fiel ihr ein, was ihr Andrés einmal über die Tiburónes, die gefürchteten Haie, erzählt hatte. Sie war diesen gefährlichen Jägern der See entgangen. Sie hatte Glück gehabt und war von ihnen nicht angegriffen worden. Oder schliefen die Haie bei Nacht?

      Sie wußte es nicht. Sie betete inständig darum, daß auch Andrés soviel Glück haben möge wie sie.

      Sie blickte an sich nieder. Ihres grobleinenen Rockes hatte sie sich im Wasser entledigen müssen, um beim Schwimmen nicht behindert zu werden. Natürlich hatte sie ihn nicht bergen und sich etwa um die Hüfte knoten können – dazu war bei ihrer überstürzten Flucht weiß der Himmel nicht die Zeit gewesen.

      So saß sie praktisch nur mit ihrer durchnäßten Unterwäsche da, abgesehen von der weißleinenen Bluse, die ihr wie eine zweite Haut am Leib klebte. Ihre Beine waren nackt, ungeschützt, den Blicken eventueller Beobachter preisgegeben.

      Plötzlich schämte sie sich. Aber das war nicht das Schlimmste. Auch die Angst stellte sich wieder ein. Scheu schaute sie sich nach allen Seiten um.

      Beobachter – gab es die hier? War die Insel etwa bewohnt? Und wenn nicht, gab es doch sicherlich wilde Tiere, die sie bedrohen oder sie angreifen konnten.

      Sie wollte nicht zittern, aber es war übermächtig in ihr. Mit einemmal bebte sie am ganzen Leib, fröstelte und schlug mit den Zähnen aufeinander, obwohl es eine verhältnismäßig warme Nacht in einer milden Klimazone war, die der Andalusiens vergleichbar war.

      Existierten auf dieser Insel Raubkatzen? Luchse? Panther? Oder vielleicht sogar Wölfe? Selbst wenn sie hier nicht lebten, gab es doch sicherlich alle jenen scheußlichen Kreaturen, die Florinda so sehr fürchtete: Schlangen, giftige Spinnen, Skorpione, alle möglichen Arten von Echsen, vermutlich sogar Alligatoren.

      Sie sprang auf, als wäre sie gebissen worden. Wieder hielt sie Umschau, bemerkte aber nichts Verdächtiges, Erschreckendes. Trotzdem hielt sie nichts mehr in dem Dikkicht. Verstört setzte sie ihren Weg ins Inselinnere fort. Sie drang immer tiefer in den Urwald ein und hoffte, bald die Hügel zu erreichen. Sie wollte nach einer Höhle suchen, in der sie unterkriechen konnte, oder nach einer übersichtlichen Anhöhe, von dessen höchstem Punkt aus sie überblicken konnte, ob sich ihr etwas näherte.

      Andrés, wo bist du nur? dachte sie immer wieder.

      Sie hätte am Strand entlanglaufen können, um nach ihm zu suchen, aber sie fürchtete sich davor, es zu tun, weil sie Angst hatte, wieder mit den Männern der „Gran Duque de Almeria“ zusammenzutreffen. Lieber versteckte sie sich und wartete zunächst einmal das Morgengrauen ab.

      Würde Kapitän Don José Manuel Ramos seine Männer auf der Insel landen lassen, um weiter nach ihr zu fahnden? Würde er wirklich soweit gehen?

      Oder segelte er mit seinem Schiff weiter?

      Aber wenn Andrés die Flucht von der Galeone nicht geglückt war, wenn er sich noch an Bord befand, vielleicht in Gefangenschaft, weil er ihr hatte helfen wollen und sich so verraten hatte – sah sie ihn dann vielleicht niemals wieder?

      Florinda schlug die Hände vors Gesicht, schluchzte und ließ ihren Tränen freien Lauf.

      Die Bucht war von einer Laune der Natur in das nördliche Ufer der Insel Sao Miguel hineingeschnitten worden. Ihre Zufahrt war sehr schmal, erlaubte aber nahezu jedem Schiffstyp, sie zu passieren. Hatte man diese halbe Kabellänge Strecke, die wie ein Kanal war, zurückgelegt, gelangte man in die eigentliche Bucht, die in ihrer Form wie ein riesiger Tropfen wirkte. Der südliche, halbkreisartige Uferrand des Tropfens bestand aus bewaldeten Hängen, alle anderen Küstenstreifen der Bucht waren fast völlig flach und stellenweise mit weißem oder gelbem Sand bedeckt.

      Barbante, der Pirat und Glücksritter, stand ganz vorn am Abbruch eines der höchsten Punkte der Hänge. Über seinem fast kahlen, von einem dunklen Tuch umwickelten Kopf breiteten sich die eigentümlich geformten Wipfel von Schirmpinien aus. Zwischen den Stämmen hindurch konnte Barbante auf das Wasser der Bucht blicken. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und versuchte, Bewegungen auf der glatten schwarzen Fläche des Tropfens zu erkennen.

      Neben ihm hatten sich Corona und Anselmo aufgebaut, seine ranghöchsten Kumpane. Alle drei standen sie rechts neben dem Geschütz, das Barbante unter viel Aufwand von Zeit und Kraft hier hatte heraufschaffen lassen. Es war eine Serpentine, ein 4-Pfünder-Hinterlader, mit dem man dank einer drehbaren Gabellafette, die fest in den Untergrund gerammt worden war, auf nahezu jede Stelle Stelle der Bucht feuern konnte.

      Von diesen Serpentinen gab es noch vier weitere Exemplare auf den Hängen. Alle waren gut versteckt zwischen den Bäumen und Büschen und konnten von der Bucht aus selbst bei Tag nicht entdeckt werden.

      Von dem Platz unter den Pinien hatte Corona vor kurzem die Lichter eines Schiffes unweit der Küste entdeckt. Wenig später hatten die Piraten das Krachen von Handfeuerwaffen vernommen – und Schreie. Ihre Neugier war geweckt, sie hatten zwei Späher zur Einfahrt der Bucht geschickt.

      „Die Pinasse kehrt zurück“, sagte Anselmo in diesem Augenblick. „Gleich geben sie sicherlich auch das Zeichen.“

      Barbante konnte den Einmaster noch nicht erspähen, und das ärgerte ihn insgeheim. Dann aber war ihm doch so, als gleite etwas schräg unter ihnen auf das Süfufer der Bucht zu, und im selben Moment ertönte auch schon der Schrei eines Nachtvogels.

      „Gehen wir ’runter“, sagte er. „Falls es etwas für uns zu tun gibt, entern wir gleich in die Pinasse und kreuzen zurück zur Buchteinfahrt. Vielleicht ist jede Minute kostbar.“

      Er eilte den recht steilen Hang auf einem Pfad hinunter, den er auch mit geschlossenen Augen hinter sich gebracht hätte, ohne einen einzigen Fehltritt zu tun.

      Unten trat er zu den Männern der Pinasse, die jetzt bereits angelegt hatten und bedeutungsvoll zu ihm herüberwinkten. Sie hießen El Grullo und Josefe und galten als die besten, raffiniertesten Kundschafter der Freibeuterbande.

      „Eine spanische Galeone“, erklärte El Grullo. „Sie hat zwei Beiboote abgefiert, aber das eine liegt kieloben im Wasser, was offenbar auf den Angriff einer zweiten Galeone zurückzuführen ist, die inzwischen nach Westen abläuft. Der Capitán des spanischen Schiffes tobt. Seine Kerls sind dabei, die Narren aus der umgekippten Jolle zu übernehmen. Mehr haben wir nicht gesichtet.“

      Barbante hatte die Fäuste in die Seiten gestemmt. „Eine zweite Galeone? Was ist das für ein Kahn? Woher kommt er? Was für eine Flagge, was für einen Namen führt er?“

      „Das alles ist in dieser Finsternis nicht zu erkennen“, erwiderte Josefe. „Wir haben wirklich die Augen aufgesperrt, aber wir können uns auf das Erscheinen und die Bedeutung dieser Schiffe auch keinen Reim bilden. Nur eins scheint gewiß zu sein – sie sind Feinde. Der eine hat dem anderen das Beiboot zum Kentern gebracht.“

      „Durch Schüsse?“

      „Weiß der Teufel wodurch“, entgegnete nun El Grullo. „Jedenfalls reckt die Jolle ihren Bauch nach oben, soviel haben wir gesehen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Spanier hier auf der Insel landen wollten, und vielleicht tun sie’s auch noch, wenn sie von ihrem Gegner nicht wieder gestört werden. Wir sollten ruhig abwarten, bis die Burschen den Weg in unsere Bucht gefunden haben.“

      Barbante war mit dieser Meldung ganz und gar nicht zufrieden.

      „Hört mal zu“, sagte er. „Corona ist sicher, vorhin auch einen Frauenschrei vernommen zu СКАЧАТЬ