Seewölfe Paket 9. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 9

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394982

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СКАЧАТЬ er zu der Überzeugung, daß Admiral Drake völlig korrekt gehandelt hatte. Es war sogar seine Pflicht gewesen, den Vorfall in der Nordsee zu verschweigen. Denn diese Dreistigkeit, die auf Killigrews Konto ging, war ganz einfach eine Schande für die gesamte Navy.

      Ja, im Grunde konnte Killigrew froh sein, wenn niemand erfuhr, was er sich geleistet hatte. Der Mistkerl mußte sogar dankbar sein, daß Admiral Drake sich so generös verhielt und die Unverschämtheit eines Emporkömmlings nicht ans Tageslicht brachte. Immerhin hatte die Sache in der Nordsee allem die Krone aufgesetzt, was Killigrew sich vorher schon geleistet hatte.

      Robert Parsons’ Gedankengänge führten so weit, daß er nach einer Weile fest an das glaubte, was er sich selbst einredete.

      Aber natürlich würden diese Bastarde sich selbst wieder ins beste Licht rücken. Diese Hundesöhne, die sich selbst in maßloser Übertreibung als Seewölfe bezeichneten.

      Moses Bill blickte mit leuchtenden Augen zu seinem Kapitän auf, als dieser ihm einen ledernen Geldbeutel in die Hand drückte.

      „Ich verlasse mich auf dich, mein Junge“, sagte Philip Hasard Killigrew ernst. „Du wirst dir ein gutes Pferd nehmen und zu Doc Freemonts Landsitz am River Tavy reiten. Du übergibst ihm diese Botschaft.“ Hasard reichte dem Schiffsjungen einen zusammengerollten und versiegelten Brief. „Darin steht, daß ich den Doctor mit meinen Söhnen hier in Plymouth erwarte. Erledige deinen Auftrag gut, Bill.“

      „Ja, Sir.“ Strahlend verstaute Bill den Brief und den Lederbeutel unter seinem Hemd, das er sorgsam wieder zuknöpfte. Dann blickte er noch einmal in die Runde, voller Stolz.

      Die Augen der Männer spiegelten väterliches Wohlwollen, Freundschaftlichkeit und Güte. Sie alle ersetzten ihm, dem aufgeweckten schwarzhaarigen Jungen, den Vater. Sie wußten, welcher Vertrauensbeweis es war, daß Hasard ihn damit beauftragte, die Zwillinge zurück an Bord zu holen. Die Gedanken, die die Männer der „Isabella“ in diesem Moment bewegten, gerieten ins Melancholische. Bill verkörperte für sie ein Stück eigene Vergangenheit, und wenn sie auch oftmals fluchten und wetterten und ihre Wut an ihm ausließen, so wußten sie doch nur zu gut, wie schwer er es an Bord hatte. Sie alle hatten einmal auf diese oder ähnliche Weise angefangen, ein Seefahrer zu werden. Und Bill war fest entschlossen, sich an Bord von Philip Hasard Killigrews Schiff zu bewähren. Daß er jetzt diesen Auftrag erhalten hatte, bewies ihm, daß er auf dem richtigen Weg war. Seinen Traum, auch einmal ein richtiger Seewolf zu werden, träumte er seit damals. Seit die Männer ihn auf Jamaica aufgelesen hatten. Dort hatte er seinen Vater verloren, mit dem er zusammen auf dem englischen Schiff „Sea-Eagle“ gefahren war, bevor sie beide in spanische Gefangenschaft gerieten.

      Bill wandte sich mit einem entschlossenen Ruck ab, eilte mit langen Schritten über den Landgangsteg zum Kai und war kurz darauf in der Menschenmenge verschwunden, die dort noch immer ausharrte und das berühmte Schiff der nicht weniger berühmten Seewölfe bestaunte.

      Die Männer an Bord der „Isabella“ blickten dem Schiffsjungen noch minutenlang schweigend nach. Mit dem Auftrag, den er auszuführen hatte, würde sich eine bedeutsame Wende im Leben ihres Kapitäns vollziehen.

      Hasard hatte eine endgültige Entscheidung getroffen.

      Seine Söhne, die Zwillinge Philip und Hasard, sollten jetzt für immer bei ihm an Bord bleiben. Sie, die ihre Mutter durch ein tragisches Unglück verloren hatten, hatten für sich selbst ohnehin längst entschieden, daß sie keine Landratten werden wollten. Ihr Vater erfüllte nun ihnen und sich selbst den Wunsch, der ihnen als das einzig Vernünftige erschien. An Bord der „Isabella“ sollten sie die Seefahrt von Grund auf kennenlernen, sollten sich bewähren und ihr Handwerkszeug meisterlich beherrschen lernen. Daß sie die Fähigkeit dazu hatten, wußte Hasard schon lange. Kurze Zeit nachdem er sie in Tanger wiedergefunden hatte, hatten sie auf der Galeone bereits bewiesen, welcher Tatendrang und welche Zähigkeit in ihnen schlummerten – trotz ihres noch kindlichen Alters. Für die Dauer der Schlacht gegen die Armada hatte Hasard die Zwillinge wohlweislich in Doc Freemonts sichere Obhut gegeben.

      Nun, wenn sie ganze Kerle waren, würden sie es zum Kapitän bringen, wie ihr Vater.

      Hasard verscheuchte die Gedanken und wandte sich zu seinen Männern um.

      „Ben!“

      „Sir?“ Der erste Offizier der „Isabella“ trat einen Schritt vor.

      „Du wirst die Bordwache übernehmen. Zusammen mit Old O’Flynn und Will Thorne.“

      „Aye, aye, Sir.“

      Die Gesichter der übrigen Männer begannen zu leuchten. Dann stimmten sie ein begeistertes Gebrüll an, daß die Decksplanken zu erzittern schienen. Sie hatten gewußt, daß Hasard wieder einmal Verständnis zeigen würde. Denn auch sie wollten den Sieg feiern, für den sie selbst von den Stadtbewohnern gefeiert wurden. Für die Seewölfe war es indessen mehr die Tatsache, daß sie seit dem Monat Juli ununterbrochen im Einsatz gewesen waren. Strapazen und Entbehrungen waren Anlaß genug, jetzt endlich einmal wieder die Puppen tanzen zu lassen.

      In dem Gejohle winkte Hasard den Profos zu sich heran und zog ihn beiseite.

      „Hör zu, Ed. Ich erwarte von dir, daß du die Männer zur Ordnung rufst, wenn es sein muß.“

      „Aye, aye, Sir“, antwortete Carberry grinsend.

      „Ich will nicht, daß ihr wieder unnötiges Aufsehen erregt.“

      „Aye, Sir.“

      „Es ist noch nicht lange her, daß ihr Plymsons ‚Bloody Mary‘ zu Kleinholz zerlegt habt. Das soll nicht noch einmal passieren. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?“

      „Aye, Sir. Wenn diese Stinte nicht spuren, ziehe ich ihnen die Haut in Streifen von ihren Affenärschen. Darauf kannst du dich verlassen.“ Der Profos sagte es mit einem treuherzigen Augenaufschlag.

      Hasard mußte sich abwenden, denn er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

      Die Seewölfe gerieten in Bewegung. Eile war geboten. Denn bis zum Einbruch der Dämmerung hatten sie gerade noch genug Zeit, um sich landfein zu machen. Und dann – hol’s der Teufel, dann würde es rundgehen. Allerdings würde die Einrichtung der „Bloody Mary“ besonders liebevoll und schonend behandelt werden. Das nahmen sie sich alle fest vor.

      3.

      Da waren etliche fremde Gesichter an diesem frühen Abend, Gesichter, die sich sonst nie hierher verirrten.

      Nathaniel Plymson nutzte einen arbeitsfreien Moment, um sich nachdenklich am Hinterkopf zu kratzen. Der Ansatz seiner Perücke bewegte sich dabei rhythmisch auf und ab. Rostrot leuchtete seine käuflich erworbene Haarpracht jetzt. Er hatte beschlossen, daß diese Farbe gut zu ihm paßte.

      Die Erinnerung an seine letzte Perücke, die blond gewesen war, bescherte ihm Gedanken voller Unbehagen. Dieses Unbehagen wurde noch bestärkt durch jene fremden Gesichter. Bürger aus Plymouth zwar. Aber Leute, denen normalerweise die Zeit zu schade war für eine Schenke von der Art der „Bloody Mary“. Sie hatten sich abgesondert von Plymsons Stammkundschaft, den zwielichtigen Gestalten, die sich bei ihm stets wohlfühlten.

      Denn dies war nun einmal kein normaler Tag.

      Der dicke Plymson spürte es mit jeder Faser seiner Nerven. Auch die Stammkunden, die sich an der Theke niedergelassen hatten, waren weniger gesprächig als sonst. СКАЧАТЬ