Seewölfe Paket 6. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 6

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394951

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СКАЧАТЬ Daniel O’Flynn hatte das Gefühl, einen völlig verrückten Traum zu erleben.

      Er wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, als er wieder aus der Bewußtlosigkeit erwachte, und im ersten Augenblick hatte er auch keine Ahnung, wo er sich befand. Solide hölzerne Gitterstäbe zerteilten sein Blickfeld.

      Er sah eine Tempelpyramide ganz ähnlich der, in der sie den Schatz gefunden hatten. Aber hier wucherte kein Urwald um den Fuß des gewaltigen Bauwerks, hier gab es andere Gebäude, fremdartige Häuser, Straßen, Menschen. Gerade marschierte ein langer Zug von den braunhäutigen Männern mit den seltsamen Haarzöpfen vorbei. Als Dan den Kopf wandte, um ihnen mit den Augen zu folgen, beobachtete er, wie sie durch einen weiten, gemauerten Torbogen im grünen Schatten des Urwalds verschwanden.

      Noch etwas bemerkte Dan: daß er selbst ganz schlicht in einem Käfig hockte, einem einfachen, sinnreichen und ungemein stabilen Holzkäfig. Einem in einer ganzen Reihe, wie Dan mit dem nächsten Blick erkannte, und für ein paar Sekunden verschlug es ihm glatt die Sprache.

      „Kleines O’Flynn wach?“ dröhnte Batutis grollende Stimme von links.

      Dan vergaß sogar, gegen den Ausdruck „kleines O’Flynn“ zu protestieren.

      Er drehte sich um. Unmittelbar neben ihm kauerte Batuti ebenfalls im Käfig. Er hielt zwei hölzerne Gitterstäbe mit seinen Pranken umfaßt, fletschte die Zähne und rollte so furchterregend mit den Augen, daß die Maya sich vermutlich schon gefragt hatten, ob ihnen da wirklich ein Mensch oder nicht vielmehr ein unheimlicher schwarzer Dämon in die Hände gefallen war.

      „Mann!“ flüsterte Dan erschüttert. „Wo, zum Teufel, sind wir denn hier gelandet?“

      „Batuti weiß nicht. Weiß nur, daß vermaledeites Krieger wieder ausgezogen sind, Rest von dämliches Piraten jagen. Maya-Kerls haben gefangen vier Mann und gehauen bretonisches Bastard auf Kopf. Boing!“

      Letzteres freute den schwarzen Herkules offenbar. Dan konnte auch nicht behaupten, daß er Jean Morros Halsabschneider bedauerte. Er drehte sich um und musterte die Käfige auf der rechten Seite, um zu sehen, wer außer ihm und Batuti in Gefangenschaft geraten war.

      Jacahiro!

      Der Maya hatte sich mit halb geschlossenen Augen zusammengekauert, schien in sich hineinzulauschen und seine Umgebung kaum wahrzunehmen. Neben ihm stand Jean Morro aufrecht in seinem Käfig und umklammerte die Gitterstäbe.

      Das Gesicht des Bretonen war blutverschmiert, in seinen grauen, zusammengekniffenen Augen lag ein ungläubiger Ausdruck. Außer ihm waren noch der einäugige Esmeraldo da und der „andere Burgunder“, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den linken Arm hielt.

      Die Männer wirkten wie betäubt, als glaubten sie zu träumen. Sie konnten nicht fassen, was ihnen passiert war, und daß es hier, mitten in der weglosen Wildnis des Urwalds, eine uralte, prachtvolle Stadt mit kriegerischen Bewohnern gab. Die neugierigen, aus sicherer Entfernung herüberstarrenden Frauen und Kinder, die die Gefangenen wie seltene Tiere im Zoo betrachteten, taten ein übriges, um die Situation noch unwirklicher werden zu lassen.

      „Jacahiro!“ Die Stimme des Bretonen klang drängend. „Jacahiro! Schläfst du, verdammt noch mal?“

      „Der Maya hob den Kopf. Seine Augen schienen durch alles hindurchzugehen, seine Stimme klang dunkel wie ein Orakel.

      „Jacahiro schläft nicht.“

      „Was, zum Teufel, wird passieren?“ Morro wartete ein paar Sekunden, dann kauerte er sich an den Gitterstäben des Käfigs auf die Fersen. „Was wird passieren?“ wiederholte er. „So sprich endlich!“

      „Jacahiro hat euch gewarnt.“

      „Das weiß ich, verdammt! Aber wir sind nicht dem Fluch irgendeiner obskuren Gottheit zum Opfer gefallen, sondern einer verdammt realen Übermacht von Menschen aus Fleisch und Blut. Und davor hast du uns nicht gewarnt, wenn ich mich richtig erinnere.“

      „Ich wußte nichts davon. Jacahiro wußte nicht, daß das Volk der Maya in die alten Königsstädte zurückgekehrt ist. Der Oberste Priester lebt. Er wird Gericht halten.“

      „Heiliger Bimbam“, murmelte Morro. Dan O’Flynn hatte den Eindruck, daß auch der Bretone erst vor Minuten aus der Bewußtlosigkeit erwacht war, denn allmählich kehrte in die grauen Augen wieder der Ausdruck von Nüchternheit und Härte zurück. „Er wird also Gericht halten“, wiederholte Morro heiser. „Und was bedeutet das genau?“

      Jacahiro hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. „Ich weiß nicht. Die Priester befragen das Orakel. Jacahiro wird als Abtrünniger sterben. Ihr anderen …“ Er breitete die Arme aus und kehrte die Handflächen nach oben. „Der schwarze Mann wird im Käfig bleiben, für immer.“

      Der „schwarze Mann“ fuhr senkrecht in die Höhe. „Batuti in Käfig? Du dummy im Kopf! Warum Batuti in Käfig bleiben?“

      „Als Ausstellungsstück, was sonst?“ knurrte Dan sarkastisch. Er starrte den Maya an. „Und wir? Haben wir auch Chancen, dem Zoo einverleibt zu werden?“

      „Vielleicht. Vielleicht habt ihr auch Glück, vielleicht will ein Mädchen euch zum Mann. Viele Maya-Mädchen lieben es, einen Mann mit einer weißen Haut zu nehmen. Oder einen Mann mit hellen Haaren, wie du oder der Bretone.“

      „Na denn“, murmelte Dan ergriffen.

      Batuti als Ausstellungsstück im Käfig, er selbst als Ehemann eines Maya-Mädchens, das auf helle Haut und blondes Haar versessen war – die Aussichten hätten erheiternd sein können, wenn die Lage nicht so ernst gewesen wäre. Auch dem Bretonen schien jeder Funke Humor abhanden gekommen zu sein. Er biß die Zähne zusammen, bis seine Kiefernmuskeln wie Stränge unter der Haut hervortraten.

      „Und wenn wir Pech haben?“ fragte er leise.

      „Dann wird man uns alle opfern, um die Götter zu versöhnen. Oder vielleicht auch nur einige. Dich, Jean! Oder den blonden jungen Teufel! Auch die Götter ziehen Opfer mit einer hellen Haut und hellem Haar vor.“

      Für einen Moment blieb es still.

      Dan O’Flynn war zumute, als habe ihn ein Maultier getreten. Sein Blick wanderte wieder zu den Neugierigen, die die Käfige aus sicherer Entfernung begafften, und widerwillig gestand er sich ein, daß sie sich tatsächlich ganz besonders für ihn und den hellhaarigen Bretonen interessierten.

      Unter den gegebenen Umständen war das eine ziemlich zweifelhafte Ehre. Genauso zweifelhaft wie das Wohlwollen von Maya-Göttern oder Maya-Mädchen, die beide blond liebten. Wenn schon, dann war es immer noch besser, unter der Haube zu landen als auf dem Opferstein, aber da hatten die Betroffenen ja leider nicht mitzureden.

      Mist, dachte Dan O’Flynn mit Inbrunst und schloß die Augen, um das verdammte Käfiggitter nicht mehr sehen zu müssen.

      „Halt!“ sagte Hasard leise.

      Dicht neben Yuka, der mit seinem ausgefransten Strohhut völlig verändert wirkte, verharrte der Seewolf auf dem schmalen Urwald-Pfad. Hinter ihm hob Ed Carberry die Hand und brachte den Rest des Zugs zum Stehen. Hasard kniff die Lider zusammen, lauschte – und im nächsten Augenblick konnte er das Geräusch, das ihn alarmiert hatte, ganz deutlich hören.

      Hastende Schritte.

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