Название: Seewölfe Paket 6
Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
isbn: 9783954394951
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Morros Blick wanderte zu Batuti. „Und du? Bist du genauso stur wie der da? Überlege es dir! Ein Haufen Gold für ein paar Auskünfte!“
Batutis Augen rollten.
„Nix Auskünfte“, knurrte er tief in der Kehle. „Du dummy im Schädel! Steck dir Gold an Hut!“
Jean Morro sog scharf die Luft durch die Zähne. Einen Moment sah es so aus, als wolle er sich auf seine wehrlosen Opfer stürzen, dann zuckte er mit den Schultern und lächelte matt.
„Ihr werdet anders reden, wenn ich euch erst einmal eine Weile an den Füßen aufgehängt habe“, versprach er. „Das ist eine äußerst wirksame Methode, um …“
„Verdammtes Affenarsch!“ schrie Batuti aufgebracht. „Ich dich fressen zum Frühstück, wenn du …“
„Pepe, Burgunder“, sagte Morro knapp. „Ihr könnt anfangen.“
Die beiden Angesprochenen grinsten erwartungsvoll. Batuti fletschte die Zähne und schnitt furchterregende Grimassen. Wenn jemand „kleines O’Flynn“ ein Haar krümmte, pflegte der riesige Gambia-Neger zum reißenden Tiger zu werden. Wahrscheinlich wäre er trotz der Fesseln dem Meuterer-Kapitän an die Kehle gesprungen, wenn einer der Kerle Dan angefaßt hätte, aber so weit kam es nicht mehr.
„Jean!“ brüllte plötzlich eine Stimme. „Jean!“
Zweige knackten, irgendwo oberhalb der Mulde brachen Schritte durch die Büsche. Ein Mann kletterte die Felsen hinunter, so hastig, daß er ein paarmal abzurutschen drohte. Stolpernd rannte er durch die flache Mulde und blieb zwischen den anderen stehen.
„Ein Schiff!“ keuchte er. „Mastspitzen! Sie halten auf die Insel zu!“
„Ein Schiff“, wiederholte Jean Morro flüsternd.
Seine Augen begannen zu funkeln. Er starrte dorthin, wo sich jenseits der Felsenbarriere der Pazifik dehnte.
„Sollen sie kommen“, sagte er leise. „Wir werden sie gebührend in Empfang nehmen.“
Wie eine Vision tauchte die Insel aus den Hitzeschleiern.
Hasard stand vorn auf der Back und spähte durch das Spektiv. Sie lagen über Backbordbug am Wind, und zufrieden stellte der Seewolf fest, daß sie das Eiland mit dem nächsten Kreuzschlag erreichen würden.
„Klar zum Wenden!“ befahl er. „Etwas voller halten! Ruder hart über! Anluven!“
Pete Ballie legte Ruder. Die „Isabella“ ging über Stag, die Segel füllten sich wieder. Die Insel lag jetzt genau voraus, und wenig später war sie auch ohne Spektiv zu sehen.
Nichts hatte sich verändert.
Immer noch lag das Wrack auf dem Riff. Ob ein paar von den verstreuten Trümmern nicht von dem zerschmetterten Schiff, sondern vom Beiboot der „Isabella“ stammten, ließ sich beim besten Willen nicht erkennen. Hasard biß die Zähne zusammen. Sein Blick folgte dem Bogen des weißen Schaumstreifens und tastete die Felsenzacken ab, die in unregelmäßigen Abständen die Wasserfläche durchstießen. Die Brandung zeigte, daß das Riff nirgends tief genug abfiel, um eine gefahrlose Einfahrt in die Lagune zu gestatten. Unter Vollzeug rauschte die Galeone auf die Insel zu, und wenig später waren die palmengesäumten Strände und die beiden Felsenkegel zum Greifen nahe.
„Abfallen!“ befahl Hasard. „Wir umsegeln die Insel! Haltet die Augen offen!“
Die Seewölfe hätten diese Aufforderung nicht gebraucht.
Wer Freiwache hatte, stand am Schanzkleid und starrte zum Strand hinüber. Auch die Männer an den Brassen warfen immer wieder Seitenblick zu dem Riff und dem Palmengürtel, und nicht einmal der eiserne Profos dachte diesmal daran, sie deswegen mit sämtlichen Höllenstrafen zu bedrohen.
Daß er nicht fluchte und brüllte, war ein Gradmesser für die gedrückte Stimmung an Bord.
Und es war wirksamer als jedes Geschrei. Ein Profos, der alle zwei bis drei Minuten versprach, jemandem die Haut in Streifen von seinem verdammten Affenarsch zu ziehen – das hieß, daß die Welt in Ordnung war. Bei einem Edwin Carberry, der nur finstere Blicke um sich schleuderte, zog jeder den Kopf ein und bemühte sich, noch schneller zu arbeiten als gewöhnlich. Unter anderen Umständen hätte Hasard vielleicht gelächelt, aber im Augenblick hatte er nicht den geringsten Sinn für komische Aspekte.
Die „Isabella“ schwenkte elegant nach Steuerbord herum und lief an dem Riff entlang zum östlichen Ende der Insel. Rote Klippen sprangen dort ins Meer vor, auf der Nordseite fiel die Küste steil ab. Nichts war zu sehen. Keine Spur von Dan, Batuti oder dem Irren, keine Spur von dem Beiboot. Die Männer der Freiwache starrten sich vergeblich die Augen aus, und am westlichen Zipfel der Insel ließ Hasard schließlich beidrehen.
Er war überzeugt davon, daß er Dan und Batuti finden würde. Sie konnten sich nur auf diese Insel gerettet haben. An die andere Möglichkeit, daß die beiden längst nicht mehr lebten, wollte der Seewolf nicht denken.
Mit einer unbewußt wilden Bewegung warf er das Haar zurück.
„Beiboot abfieren“, befahl er scharf. „Ferris, Matt, Gary, Smoky und Pete – wir werden hinüberpullen und auf dieser verdammten Insel das Unterste zuoberst kehren.“
7.
Dan O’Flynn knirschte mit den Zähnen.
Seine Handgelenke brannten wie Feuer, die Haut hing in Fetzen. Wieder und wieder rieb er die Stricke über die scharfe Steinkante in seinem Rücken, und neben ihm tat Batuti mit zusammengepreßten Lippen das gleiche.
Viel Hoffnung hatten sie nicht.
Wenn sie es schafften, sich von den Fesseln zu befreien, konnten sie die beiden Wachtposten, die im Camp zurückgeblieben waren, mit Leichtigkeit überwältigen. Im Augenblick kümmerte sich keiner der beiden um die Gefangenen. Pepe le Moco stierte stumpfsinnig vor sich hin: er hatte den Schlag auf den Kopf noch nicht richtig verdaut.
Der zweite Mann, ein drahtiger, finsterer Typ mit nur einem Auge, der Esmeraldo hieß, war zwischen die Felsen geklettert in der Hoffnung, etwas von den Ereignissen mitzubekommen. Aber es würde sicher nicht lange dauern, bis er sich wieder umschaute.
Dan fluchte innerlich, als er die Bewegung sah, mit der sich der Kerl abwandte.
Sein Blick wanderte zu den Gefangenen, und das gesunde Auge funkelte auf. Mit einem Ruck riß er die Radschloß-Pistole aus dem Gürtel und sprang von den Felsen hinunter.
Sein tückisch glitzerndes Auge glitt zwischen Dan und Batuti hin und her, die Waffenmündung vollführte die gleiche Bewegung. Mit einem abfälligen Grinsen holte Esmeraldo aus und kickte Dan die Stiefelspitze zwischen die Rippen.
Batutis schwarzes Gesicht wurde fast grau vor Wut.
Was er schrie, konnte niemand verstehen, da er seine Heimatsprache benutzte. Und was er tat, ging so schnell, daß der Einäugige erst begriff, als es zu spät war.
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